11.09.09
Gender-Aufruhr in Hamburg
Traditionelles Familienbild in Grundschullehrbuch stößt auf massive Kritik bei Kersten Artus von der Linken
(MEDRUM) Spiegel-TV berichtete Ende August über die Empörung Hamburger Politiker, die das Schulbuch mit dem Titel "Politik und Demokratie" ausgelöst hat. Es soll angeblich "vor Diskriminierung, Sexismus und Rassismus strotzen".
Hamburger Politiker schlagen seit Wochen eine Anti-Diskriminierungs-Schlacht gegen das PIXI-Schulbuch "Politik und Demokratie". Das geht aus einem Beitrag "Voll doof und inkorrekt: Das Wissensbuch" von SPIEGEL-TV-Magazin vom 31.08.09 hervor. Das Buch soll Dritt- bis Fünftklässlern politisches Grundverständnis auf einfach erklärte Weise vermitteln. Doch das Buch ist in große Ungnade gefallen. Es errege seit Wochen die politischen Gemüter in Hamburg, so SPIEGEL-TV. An vorderster Front stehe Kersten Artus von der Partei DIE LINKE. Spiegel-TV zufolge lautet ihr Vorwurf, dass das Buch "vor Diskriminierung, Sexismus und Rassismus nur so strotze". Auch die Vertreterin von der Fraktion der Grün-Alternativen Liste (GAL) und Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Nebahat Güçlü, blase ins gleich Horn.
SPIEGEL-TV verdeutlicht die Kontroverse am Beispiel eines Bildes, das junge Menschen zeigt; SPIEGEL-TV: "Auf den ersten Blick ist davon wenig zu erkennen. Doch der politisch Korrekte sieht das Problem sofort. Es fehlen Menschen mit anderer Hautfarbe. Der fehlende Multi-Kulti-Faktor zieht sich durch alle Seiten. Sogar bei der Wahl des Klassensprechers gibt es einen skandalösen Fall von rassistischer Ausgrenzung." Die Vertreterin der Hamburger GAL erläutert zur Abbildung eines Tafelanschriebs für die Klassensprecherwahl im PIXI-Buch, auf dem die Namen Nadine, Max und Bruno stehen: "Hier ist zum Beispiel deutlich erkennbar, dass kein ausländischer Name vorkommt."
Noch schlimmer sei das PIXI-Familienbild, für die emanzipierte Politikerin ein Horror-Szenario, so SPIEGEL-TV. Kersten Artus von der Partei DIE LINKE. "Dort sitzt die Mutter, die Kinder sitzen rechts und links von ihr und der Vater sitzt gegenüber. Das ist ein sehr traditionelles Bild. Das vermittelt erst Mal: Es gibt Mami und Papi in der Familie. Und Mami spricht mit den Kindern und gegenüber dem Vater. Das ist eine sehr traditionelle Situation." Wäre es Kersten Artus, ehemals Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei, lieber gewesen, wenn statt Mutter, Vater und zweier Kinder, zwei lesbische Frauen mit vier Kindern mitsamt dreier biologischer Väter abgebildet worden wären? Diese Frage bleibt im Sendebeitrag unbeantwortet.
Spiegel-TV: "Doch nicht nur die Bilder schockieren. Der Text, ein frauenfeindliches Machwerk männlicher Dominanz." Die Vertreterin der GAL macht dies am Beispiel von Begriffen wie "der Schulleiter", "die Bewohner" und "der Wähler" deutlich. Es gebe auch Schulleiterinnen. Sie stellt fest: "Also das durchzieht wirklich das ganze Buch, dass die Sprache nicht gegendert (gedschendert) ist.
Verantwortlich für das PIXI-Buch sei, so SPIEGEL-TV, wie der Zuschauer schon ahne: ein Mann. Er müsse den ganzen Schlammassel jetzt ausbaden. Marco Wiesner von der Hamburgischen Bürgerschaft zeigt sich allerdings lernbereit. Er erklärt im Beitrag: "Bei den Abgeordneten werden wir es jetzt so machen, dass wir einen Abgeordneten mit schwarzer Hautfarbe zeichnen, einfach um Migrationshintergrund nochmal zu zeigen." Er zeigt sich auch in der Geschlechterfrage gutwillig und einfallsreich. An einer Stelle des Buches will er schlicht den Kopf eines Jungen durch einen Mädchenkopf mit Zöpfen und den Jungennamen durch den Namen Swetlana ersetzen und meint dazu: "So dass wir eben auch wieder Migrationshintergrund und auch die Geschlechterfrage dann da auch wieder gleich ein bißchen verbessert haben. Doch dabei ist ihm offenbar ein gravierender Fehler unterlaufen. Kersten Artus von der LINKEN: "Das ist zum Beispiel auch meine Kritik. Sie soll Zöpfe kriegen. Aber nicht alle Mädchen haben Zöpfe. Auch Kinder mit kurzen Haaren sind Mädchen."
Das Fazit von SPIEGEL-TV aus dem ganzen Geschehen:
"Angesichts der politischen Brisanz bleibt eigentlich nur: ein PIXI-Untersuchungsausschuß."
Den beiden Hamburger Lokalpolitikerinnen ist bei ihrer Kritik allerdings einiges entgangen: zum Beispiel, dass Nadine kein deutscher Name ist, und dass nicht alle Kinder mit kurzen Haaren Mädchen sind. Aber das könnte PolitikerInnen, die von ihrer Gender-Mission beseelt sind, möglicherweise nicht interessieren. Es wäre ihnen wohl ebenso zuzutrauen, bald auch den Struwwelpeter oder gar Goethes Faust zu verbieten, zumindest ihre Sprache stünde bei Nebahat Güclü wohl in der Gefahr, dschenderisiert zu werden. Denn auch sie strotzen nur so vor Diskriminierung, Sexismus und Rassismus. Vielleicht steht uns bald eine neue Bücherverbrennung bevor. In der Hamburger Schildbürgerschaft scheint ein solches Unterfangen nicht völlig aussichtslos zu sein.
Welcher Eifer ist am Ende bedrohlicher? Der angebliche Eifer evangelikaler Christen, die doch nichts anderes tun wollen, als ein Leben in christlicher Verantwortung vor Gott und in Nächstenliebe zu führen, oder der sich geradezu missionarisch-fundamentalistisch gebärdende Eifer von Gender-Ideologen, die den Menschen mit verbissener Gründlichkeit von seiner natürlichen Geschlechtlichkeit entkernen wollen? Die Soziologin Gabriele Kuby sieht jedenfalls in letzterem die konkrete Gefahr eines sexuellen Totalitarismus, der Christen und Andersdenkende seinem Diktat unterwerfen will, wie sie in ihrem Buch die Gender-Revolution aufgezeigt hat.