12.09.18
Martin Schulz (SPD) erklärt im Bundestag, Alexander Gauland (AfD) gehöre auf einen Misthaufen aus Vogelschiss
Ex-Kanzlerkandidat der SPD verliert bei Generaldebatte im Plenum des Deutschen Bundestages die Nerven
(MEDRUM) Martin Schulz erhielt kräftigen Applaus, nachdem er dem Fraktionsvorsitzenden der AfD, Alexander Gauland, entnervt entgegengeschrien hatte, er gehöre auf einen Misthaufen aus Vogelschiss.
Martin Schulz spricht von einem tradierten Stilmittel des Faschismus
Die "Misthaufen"-Äußerung von Martin Schulz fiel unmittelbar nach dem Redebeitrag von Alexander Gauland, der die heutige Plenardebatte im Deutschen Bundestag mit einer etwa 10-minütigen Rede eröffnete, in der er die Außen- und Innenpolitik der Bundesregierung mit deutlichen Worten kritisierte. Da Gauland während seiner Rede keine Zwischenfrage von Martin Schulz zuließ, ließ sich Schulz unmittelbar nach Gaulands Rede vom Präsidenten des Bundestages, Wolfgang Schäuble, das Wort erteilen, um mit einer Zwischenbemerkung zu Alexander Gauland und seine Rede zu abzuurteilen.
Ohne zu sagen, auf welche Erkenntnisse er sich bezieht, hielt Martin Schulz dem Vorsitzenden der AfD-Fraktion zunächst vor, er habe ein tradiertes Stilmittel des Faschismus vorgeführt, die Reduzierung komplexer politischer Sachverhalte auf ein Thema, in der Regel bezogen auf eine Minderheit im Land - die Migranten seien an allem schuld. Beim Wort "Faschismus" setzte Beifall der SPD-Fraktion ein. Schulz fügte mit lautstarker Stimme und großem Pathos an, er fände, es sei an der Zeit, dass die Demokraten in diesem Lande sich gegen diese Art der rhetorischen Aufrüstung, deren Resultat Gewalttaten auf der Straße seien, dass sich die Demokratie gegen diese Leute wehre.
Martin Schulz verweist Alexander Gauland auf einen Misthaufen aus einer Menge von Vogelschiss
Nach starkem, teilweise stehendem Applaus, vor allem aus der SPD-Fraktion, setzte Martin Schulz fort: "Die Zwischenfrage, die ich stellen wollte, bezog sich auf eine Äußerung des Herrn Gauland, das Zeigen des Hitlergrußes sei unappetitlich." Schulz, dem offenbar entgangen war, dass Gauland den Hitlergruß nicht nur als unappetitlich sondern auch als strafbar bezeichnet und Gauland falsch zitiert hatte, hob dann in einem belehrenden Tonfall hervor: "Das Zeigen des Hitlergrußes ist eine Straftat, die strafrechtlich verfolgt werden muß. Die Art, die Art der Rede, die wir hier gehört haben, noch einmal, die Eindimensionalität komplexer Strukturen im 21. Jahrhundert, die Reduzierung auf ein einziges Thema, das ist ein Stilmittel, das bekannt ist. Das wird kombiniert mit Aussagen wie das Tausendjährige Reich sei ein Vogelschiss." Schulz schloß seine Zwischenbemerkung mit den Worten ab: "Herr Gauland, die Menge von Vogelschiß ist ein Misthaufen und auf den gehören Sie in der deutschen Geschichte."
Gauland warnt vor Gefährung des äußeren Friedens
Was war passiert? Was hatte Gauland gesagt, dass Martin Schulz seine Selbstbeherrschung verlor und in Rage geriet?
Gauland hielt eine Rede, in der er zunächst auf den äußeren Frieden zu sprechen kam und kritisierte, dass in der Bundesregierung gegenwärtig offenbar Überlegungen zu einer Beteiligung der Bundeswehr an einem Kriegseinsatz in Syrien angestellt werden. Er warnte vor einem völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Einsatz der Bundeswehr für das es kein UNO-Mandat gebe und bei dem eine Auseinandersetzung mit russischen Streitkräfte drohe, wodurch weitere Fluchtursachen geschaffen werden könnten. Gauland riet stattdessen zu Verhandlungen und einer Beteiligung am Wiederaufbau.
Die Union 2002 zur Gefährung des inneren Friedens
Im folgenden Teil seiner Rede ging Gauland auf die Wahrung des inneren Friedens ein und zitierte einleitend, was die CDU/CSU im Wahlprogramm im Jahr 2002 sagte: "Wir erteilen einer Ausweitung der Zuwanderung aus Drittstaaten eine klare Absage, denn sie würde die Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft überfordern. Verstärkte Zuwanderung würde den inneren Frieden gefährden und radikalen Kräften Vorschub leisten." Gauland dazu weiter: "So steht es geschrieben im Wahlprogramm der CDU/CSU von 2002." Den Blick auf die Union gerichtet stellte Gauland dazu fest: "Aber Sie haben nicht geklatscht! Das war eine korrekte Prognose, die Frage ist nur, verehrte Kollegen der Union, warum haben Sie das nicht beherzigt. - Der innere Friede in unserem Land ist in der Tat gefährdet. Ein Riss geht durch unsere Gesellschaft. Ich glaube, da gibt es keinen Dissenz. Ich fürchte allerdings, das es erheblichen Dissenz in der Frage gibt, von wem diese Gefährdung ausgeht." Gauland zählte dann eine Reihe von Gewalttaten aus den letzten Tagen auf, bei denen Ausländer unter Tatverdacht stehen. Daran knüpfte er die rhetorische Frage an, wer den inneren Frieden gefährde.
Merkels "Zusammenrottungen" in der DDR ein Straftatbestand
Im Blickfeld seiner Kritik stand danach auch die Wortwahl von Kanzlerin Merkel, die anlässlich der Demonstrationen in Chemnitz von "Zusammenrottungen" gesprochen hatte (MEDRUM berichtete). Gauland erinnerte, dass der Begriff Zusammenrottungen in der DDR ein Straftatbestand im Strafgesetzbuch der DDR gewesen ist. Wenn Bürger von ihrem Grundrecht Gebrauch machten, und dies die Regierungschefin im Duktus eines totalitären Staates brandmarke, so Gauland, sollten die Alarmglocken bei uns allen in diesem Hause läuten.
Bluttat schlimmer als widerliche und strafbare Hitlergrüße
Gauland bezog ebenso klar Stellung zu extremistischen Geschehnissen in Chemnitz und sprach davon, dass aggressive Hohlköpfe unter den Demonstranten gewesen seien, die "Ausländer raus" gerufen und den Hitlergruß gezeigt hätten. Das habe gar keiner bestritten. Gauland, dem Martin Schulz vorgehalten hatte, den Hitlergruß nur als unappetitlich bezeichnet zu haben, war von Martin Schulz falsch zitiert worden. Denn Gauland sagte wörtlich: "Das ist unappetitlich und stafbar. Aber es handelte sich um eine Minderheit, die weder repräsentativ für die gesamte Demonstration war noch das Anliegen der Mehrheit der Demonstranten delegitimieren kann. ... Und so widerlich Hitlergrüße auch sind, ich erlaube mir ins Gedächtnis zu rufen: die wirklich schlimme Tat in Chemnitz war die Bluttat zweier Asylbewerber. Doch statt die Bürger zu beruhigen und ihnen zuzuhören, goß ausgerechnet die Bundesregierung Öl ins Feuer."
Der Fraktionsschef der AfD wies den Vorwurf von Hetzjagden mit folgenden Worten zurück: "Sowohl die Kanzlerin als auch ihr Sprecher verbreiteten die fakenews, in Chemnitz sei es zu Hetzjagden auf Ausländer gekommen. Und die Medien zogen mit. Der Nachrichtenkanal ntv, um nur ein Beispiel zu nennen, meldete: bürgerkriegsgeile Neonazis hätten in Chemnitz ein Trümmerfeld aus Angst und Blut hinterlassen. Unschuldige Menschen werden gehetzt und gejagt wie wilde Tiere. ntv, ohne jeden Beleg. ... Die Wahrheit ist: es hat in Chemnitz keine Menschenjagden gegeben. Der sächsische Generalstaatsanwalt hat das bestätigt, der Ministerpräsident hat das bestätigt, die Polizeiberichte haben das bestätigt, die Lokalpresse, der Chefredakteur der Freien Presse Chemnitz. ja und am Ende hat ja selbst Herr Seibert im Namen seiner Chefin die Unterstellung halb zurückgenommen."
Gauland lädt Verfassungsschutz zur Beobachtung der AfD ein
Tatsächlich, meinte Gauland, sei die Polizeibilanz in Chemnitz am Ende nicht anders als bei einem mittleren Bundesligaspiel gewesen. Angriffe von Linksextremisten auf Polizisten im Hambacher Forst mit Steinen und Molotow-Cocktails am gleichen Sonntag seien sehr viel härter gewesen. Gauland: "Ein Beamter musste ins Krankenhaus. Weder Frau Merkel noch Herr Seibert hielten das auch nur für erwähnenswert. Stattdessen werden demonstrierende Bürger unterschiedslos kriminalisiert." Es sei aus dieser Perspektive folgerichtig, wenn die politischen Mitbewerber der AfD den Verfassungsschutz nötigen wollten, die AfD zu überwachen. Gauland hierzu: "Wissen Sie was? Wir haben kein Problem damit. Wir haben nichts zu verbergen. Je mehr sich der Verfassungsschutz mit uns beschäftigt, desto klarer wird sein, dass nicht die AfD die Verfassung gefährdet. ... Liebe Kollegen, Sie versuchen, die Opposition zu kriminalisieren, indem Sie eine Art Volksfront gegen die AfD aufbauen. Darf ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass noch nie in der Geschichte eine Volksfrontpolitik Erfolg gehabt hat? Sie tun so, als hätte man nur die Wahl zwischen Multikulturalismus und Faschismus. Dass man auch leben kann wie die Schweizer oder die Dänen oder die Schweden kommt Ihnen anscheinend nicht in den Sinn. ... Frau Bundeskanzlerin, Sie haben diesem Lande und seinen Bürgern nichts mehr anzubieten, außer Sturheit, Rechthaberei und Beschimpfung. Verbarrikadieren Sie sich im Bundeskanzleramt nur weiter von der Wirklichkeit. Gauland schloß seinen Redebeitrag mit folgenden Worten: "Ich wiederhole meine Frage: Wer gefährdet den inneren Frieden in diesem Land? Wir nicht!"
Gaulands Antwort auf die Zwischenbemerkung von Martin Schulz
Nachdem Martin Schulz seine Zwischenbemerkung beendet hatte, gab der Bundestagspräsident dem angegriffenen Fraktionsvorsitzenden der AfD Gelegenheit zu antworten. Gauland entgegnete, dass er nicht bereit sei, sich auf dem Niveau von Martin Schulz mit ihm auseinander zu setzen. Er fügte hinzu, dass seine Rede überhaupt nichts mit Faschismus zu tun habe und das wisse Schulz.
In der Huffington Post auf den Kopf gestellt
Die Huffington Post stellt das Redegeschehen auf den Kopf. Die Zeitung titelt: "AfD-Chef Gauland pöbelt im Bundestag – SPD-Mann Schulz hält flammende Gegenrede." Denn, wer die Beiträge beider Personen unbefangen verfolgt hat, konnte unzweideutig feststellen, das es nur eine Person gab, deren Einlassung mit Pöbeln bezeichnet werden konnte, und das war Martin Schulz. Alexander Gauland hingegen trug seine Rede mit großer Ruhe und sachlicher Klarheit vor. Herausgeber der Huffington Post ist der Fernsehmoderator Cherno Jobatey.
FAZ und Rheinische Post halten Schulz den Spiegel vor
Die FAZ schrieb zur Wutattacke von Schulz, die Entrüstung sei kaum zu überhören gewesen. Martin Schulz habe sich echauffiert und zum Rundumschlag gegen Alexander Gauland ausgeholt (Schulz platzt nach Gauland-Rede der Kragen). Selbst die Rheinische Post, die in einem Kommentar davon sprach, dass die AfD zu Recht Außenseiter im Bundestag sei, hielt Martin Schulz vor, dass sein Duktus zum Bumerang geworden sei und das, was er zuvor gesagt hatte, entwertet hätte. Der Kommentator wörtlich an die Adresse von Schulz: "Doch wer sich über die AfD empört, sollte selbst die Grenzen kennen."
Darf Martin Schulz ìm Deutschen Bundestag ungerügt die Menschenwürde eines Alexander Gauland verletzen?
Obwohl Martin Schulz einen Abgeordneten des Deutsches Bundestages mit seiner Äußerung, er gehöre auf einen Misthaufen, in schwerwiegender Weise persönlich herabgewürdigt und damit die Menschenwürde von Alexander Gauland in einer Weise verletzt hat, die beispielsweise in der Bundeswehr Grund für disziplinare Maßnahmen wäre und einen prominenten Platz im Bericht des Wehrbeauftragten finden würde, wurde Martin Schulz von Wolfgang Schäuble entgegen der Geschäftsordnung keine Rüge erteilt. Der Bundestagspräsident wies Martin Schulz nach der Entgegnung von Alexander Gauland lediglich darauf hin, dass es üblich sei, dass Fragesteller im Bundestag bei der Antwort stehenbleiben, anstatt sich hinzusetzen. Diese parlamentarische Gepflogenheit hatte Martin Schulz ignoriert.
13.09.18 | Wer sich über die AfD empört, sollte selbst die Grenzen kennen | Rheinische Post |
12.09.18 | Schulz platzt nach Gauland-Rede der Kragen | FAZ |
09.09.18 | Zentralkomitee der Deutschen Katholiken ruft zum Widerstand gegen AfD auf | MEDRUM |
07.09.18 | Merkel bekräftigt Bilder von Verfolgung in Chemnitz | MEDRUM |
04.09.18 | Bundestrend: Keine Mehrheit mehr für Große Koalition | MEDRUM |
02.09.18 | Dunja Hayali trifft in Chemnitz auf frustrierte Bürger, "Teil eines rechten Mobs" (Barley) ? | MEDRUM |
31.08.18 | Für die SPD-Politikerin Barley sind die Chemnitzer Demonstranten Teil des rechten Mobs | MEDRUM |
31.08.18 | Chemnitzer Bürger lehnen Darstellungen der Medien als unwahr ab | MEDRUM |
30.08.18 | Merkel spricht Angehörigen in Chemnitz ihr Mitgefühl aus und bekräftigt Hilfe des Bundes | MEDRUM |
13.10.17 | Tiefer Fall des Kanzlerkandidaten Martin Schulz | MEDRUM |
Die Entrüstung des damaligen Kanzlerkandidaten war kaum zu überhören. Martin Schulz echauffierte sich schlagfertig über die Rhetorik der AfD und holte zum Rundumschlag gegen Alexander Gauland aus.
13.09.18
Islam, christlicher Glaube und Evangelische Allianz
Vortragsabend der Deutschen Evangelischen Allianz am 28.09.18 und Allianztag am 29.09.18 in Bad Blankenburg
(MEDRUM) Die Deutsche Evangelische Allianz lädt Ende September zu zwei Veranstaltungen ein, die sich mit Aspekten aus dem Themenkreis Islam, Kirchen und Gemeinden in Europa sowie Perspektiven für das christliche Zeugnis in der Gesellschaft befassen.
Vortragsabend: „Islam als Weckruf für schlafende Kirchen und Gemeinden in Europa“
Am Freitag, 28. September, veranstaltet die Deutsche Evangelische Allianz einen Vortragsabend, an dem Dr. Carsten Polanz, Hochschuldozent für Islamwissenschaft über die Frage sprechen wird, inwiefern der „Islam als Weckruf für schlafende Kirchen und Gemeinden in Europa“ verstanden werden kann. Nach seinem Referat wird es anschließend auch die Möglichkeit zur Aussprache und Diskussion geben. Beginn: 19.30 Uhr im Evangelischen Allianzhaus in Bad Blankenburg.
Allianztag: "Perspektiven für das christliche Zeugnis in einer geistlich sprachlosen Gesellschaft"
Herzlich willkommen sagt Hartmut Steeb, Generalsekretär der DEA, auch zum Allianztag am Samstag, 29. September, 10.00 Uhr, mit einem weiteren Vortrag von Dr. Carsten Polanz und einer Podiumsdiskussion über das komplexe Thema: „Die Angst vor der Islamisierung in einer Zeit der Säkularisierung - Perspektiven für das christliche Zeugnis in einer geistlich sprachlosen Gesellschaft“ .
Danach lädt der Veranstaltung die Gäste kostenfrei zu einem Imbiss ein. Anschließend geht es mit Themen rund um die Deutsche Evangelische Allianz, einem Plenum und Gesprächsrunden weiter, mit Ausblicken auf die künftige Arbeit der Allianz. → Deutscher Evangelischer Allianztag. Gedruckte Flyer zum Weitergeben können bestellt werden unter → Materialien oder über E-Mail: info@ead.de
Start am Freitag, 28. September, um 19:30 Uhr mit dem öffentlichen Bad Blankenburger Abend,
Abendessen von 18.00 Uhr bis 19.00 Uhr.
Der Allianztag beginnt am Samstag, 29. September, um 9.30 Uhr und endet um 16.30 Uhr.
Kosten
Freitag, 18 Uhr einschließlich Übernachtung, Frühstück, Vollverpflegung bis Samstag, 16.30 Uhr im EZ 50 Euro pro Person, im DZ 40 Euro pro Person.
Anmeldung
Die Anmeldung, auch im Blick auf Übernachtung im Allianzhaus, ist über die Internetseite der Allianz möglich unter URL: https://allianzhaus.de/termine-allianzhaus/2018/september/deutscher-evangelischer-allianztag/
Berlin Im Bundestag lieferten sich die Parteien in der Generaldebatte einen Schlagabtausch wie lange nicht. Doch leider war der Ton der Parlamentarier untereinander bedenklich. Und Kanzlerin Merkel blieb blass.
13.09.18
Jusovorsitzender Kühnert fordert Amtsenthebung von Hans-Georg Maaßen
Bundesvorsitzender der Jungsozialisten spricht sich in ZDF heute für ein Ultimatum an Kanzlerin Merkel aus
(MEDRUM/kjh) Die heute-Nachrichten des ZDF brachten es groß heraus: Der Jusovorsitzende fordert die Amtsenthebung von Hans-Georg Maaßen.
Kevin Kühnert will Ultimatum an Angela Merkel
Wie in den Hauptnachrichten des ZDF in der Sendung "heute" um 19.00 Uhr zu sehen war, fordert der Jusovorsitzende der SPD, Kevin Kühnert (29), dass der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz des Amtes enthoben wird. Nach Auffassung von Kühnert ist Hans-Georg Maaßen nicht mehr tragbar. Kühnert in den ZDF-Hauptnachrichten: "Der Blick geht jetzt zu Angela Merkel. Ich gehe aber davon aus, dass von ihr keine klare Aussage zu erwarten ist, und wenn das der Fall ist, dann sollte die SPD ein Ultimatum stellen." Im heute-Journal bei Claus Kleber um 21.45 Uhr durfte Kevin Kühnert nachlegen: "Am Ende des Tages geht es darum, ob die Koalition noch Bestand haben kann. ... Wir sprechen über den höchsten Verfassungsschützer in Deutschland. Dessen Glaubwürdigkeit ist irreparabel beschädigt. Und unseren Koalitionspartner, den schert das einen feuchten Kehricht im Moment."
Offenbar messen die Sendeverantwortlichen für die Nachrichtensendungen des ZDF dem Jusovorsitzenden hohe Relevanz bei, obwohl es umstritten sein dürfte, dass der Funktionär der Jugendorganisation einer Partei auf Augenhöhe mit der Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland angesiedelt werden kann.
Ex-Bürgermeister von Hamburg, Olaf Scholz, fordert Konsequenzen
Gleichwohl kann festgehalten werden, dass neben Kühnert auch der Finanzminister der Bundesregierung, Olaf Scholz, sich in der selben Sendung distanziert zum Festhalten an Hans-Georg Maaßen geäußert hat. Wer an der Spitze einer Sicherheitsinstitution unseres Landes stünde, müsse absolutes Vertrauen haben, das existiere aber ganz offensichtlich nicht mehr, und das müsse Konsequenzen haben, meinte Scholz.
Was Kühnert und Scholz vermutlich nicht in den Sinn gekommen ist oder was ihnen nicht in den Sinn kommen will, ist die Tatsache, dass es bei Hans-Georg Maaßen letzlich um eine Sache von verhältnismäßig geringem Gewicht ging. Nämlich um die Äußerung und Formulierung einer Einschätzung darüber, ob in Chemnitz Hetzjagden stattgefunden haben, und ob das dafür vielfach angeführte Video einer antifa-Gruppe als belastbarer Beleg angesehen werden konnte. Nachdem Hans-Georg Maaßen erklärt hatte, dass der Verfassungsschutz dafür keine belastbaren Belege habe und Zweifel äußerte, ob das in die öffentliche Diskussion gebrachte Video ein belastbarer Beleg für Hetzjagden gewesen war, wird seitdem als Widerspruch zur Erklärung des Regierungssprechers und der Bundeskanzlerin dargestellt, die beide von Hetzjagden, Zusammenrottungen und Hass auf den Straßen in Chemnitz sprachen. Völlig unabhängig davon, welche Einschätzung die zutreffendere ist, obliegt es weder der Kanzlerin noch dem Chef des Bundesverfassungsschutzes, Ermittlungen zur Ahndung von Straftaten anzustellen. Dies ist ausschließlich Aufgabe der Justiz.
Das Verhältnis der SPD zum G20-Gipfel in Hamburg
Im Verhältnis zu der Frage, ob das antifa-Video als belastbarer Beleg für Hetzjagden angesehen werden konnte, sollte gerade Finanzminister und Vizekanzler Scholz nicht übersehen, dass es 2017 in seinem eigenen Fall als dem hauptverantwortlichen Politiker als Gastgeber des G20-Gipfels in Hamburg um unvergleichlich gewichtigere Dinge gegangen war. In Hamburg ging es um eine für große Teile der Stadt verhängnisvolle Fehleinschätzung des Politikers Scholz, der das Potential der Gewaltbereitschaft von Linksextremisten im Vorfeld des G20-Gipfels falsch eingeschätzt hatte. Die überaus schlimmen Folgen für die Bürger in Hamburg - insbesondere mehr als 400 Verletzte und mehr als 10 Millionen Euro Sachschäden - sind bekannt. Scholz beschränkte sich mit Blick auf die schweren Schäden und das zeitweise völlige Versagen des Rechtstaates auf eine Entschuldigung. An seinen Rücktritt hat weder er noch der SPD-Vorstand gedacht. Auch der Juso-Vorsitzende Kühnert sah keinen Anlaß, den Rücktritt oder die Abwahl des Hamburger Bürgermeisters zu fordern.
Heute ist Olaf Scholz, auf dessen Urteilsfähigkeit sich die Bürger diese Landes erwiesenermaßen nur bedingt verlassen können und zu dem alles andere als absolutes Vertrauen bestehen kann, sogar Vizekanzler, Finanzminister und stellvertretender SPD-Vorsitzender.
Kronzeugen im politischen Meinungskampf durch das ZDF
Die Eingebungen der deutschen Sozialdemokratie scheinen, wie an diesen Beispielen zu sehen ist, kaum noch von rationaler Sachargumentation und vernunftgemäßer Abwägung beiflussbar zu sein, wenn es um die parteipolitische Profilierung gegenüber Angela Merkel und der Union geht. Doch dies scheint Medien wie dem ZDF gleichgültig zu sein und so werden Kevin Kühnert und Olaf Scholz durch das ZDF quasi zu Kronzeugen eines parteipolitischen Machtkampfes mit der Bundeskanzlerin, ohne dass sich ein Claus Kleber offensichtlich berufen fühlt, dieses Geschehen zutreffend einzuordnen, obwohl Kleber gerade diese Aufgabe bei seiner Antrittsvorlesung als Honorarprofessor an der Universität Tübingen 2015 wiederholt als wichtige Aufgabe unterstrichen hat.
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Ergänzung vom 14.09.18:
Der Jungsozialist Kühner erhielt vom ZDF im Morgenmagazin vom 14.09.18 eine weitere Gelegenheit, seine Forderungen nach dem Rücktritt von Hans-Georg Maaßen unters Fernsehvolk zu bringen.
Auch der gemeinsame Dokumentationskanal von ZDF und ARD erwiesen dem Jusovorsitzenden die Ehre, seine Forderungen an die Bundeskanzlerin umfassend darzustellen.
Für die schreibende Zunft hat dies die Zeitung DIE WELT erledigt. Dort hieß es am 13.09.18: "Juso-Chef fordert Entlassung Maaßens". Und BILD schießt sich am 14.09.18 an: "Kühnert: „Merkel deckt Maaßen durch ihr Schweigen".
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