Der erste Tag des ökumenischen Kirchentags gehörte ihr: Gut drei Monate nach ihrem Rücktritt von allen kirchlichen Führungsämtern lässt sich Margot Käßmann von jubelnden Christen in München feiern. Die ehemalige Bischöfin hat offenbar eine neue Rolle gefunden: Sie gefällt sich als verachtete Prophetin.
Neue Provokation von Margot Käßmann: Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Vorteile der Anti-Baby-Pille gelobt - ausgerechnet im Münchner Liebfrauendom, einem der bekanntesten katholischen Gotteshäuser Deutschlands. Nach der katholischen Sexualmoral sind künstliche Verhütungsmittel verboten.
Jubel brandet auf unter hunderten Regenschirmen, als sich Margot Käßmann und Nikolaus Schneider am 13. Mai auf das Podium der Kirchenpresse beim Ökumenischen Kirchentag in München begeben. Das Kirchenvolk beider Konfessionen beklatscht die wegen ihrer Trunkenheitsfahrt Ende Februar zurückgetretene hannoversche Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende.
Seit ihrem Rückzug von der EKD-Spitze war es ruhig um Margot Käßmann. In München zeigte sie sich erstmals wieder auf großer Bühne - und wurde gefeiert.
Auf dem Kirchentag hat Bundesinnenminister de Maizière die christlichen Kirchen dafür kritisiert, dass sie unter Verweis auf die staatliche Islamkonferenz auf eigene Anstrengungen im Dialog mit den Muslimen verzichteten.
Am zweiten Tag des 2. ÖKT fanden die Besucherströme schon zu den Bibelarbeiten um 9.30 Uhr an vielen Hallen Wärter mit dem Schild: Halle überfüllt. Ob Pfarrer Hirschahausen oder Margot Kässmann - die 6.000 Teilnehmermarke wurde schnell erreicht.
Deutschland hat kapituliert. An diesem Montag sind die Deutschen in einem neuen Europa aufgewacht: mit einer keiner demokratischen Kontrolle unterworfenen Wirtschaftsregierung à la française, einer zum Lakaien politischer Manipulationen degradierten Europäischen Zentralbank und einer zum baldigen Untergang verurteilten schlappen Inflations-Weichwährung namens Euro.
Horst Köhler über die Notwendigkeit der Ökumene, die Missbrauchsfälle, einen gewaltfreien Islam und ein Burka-Verbot, über kirchliche Dogmen und seinen Wunsch nach einer Abendmahlsgemeinschaft der Christen.
Ein Abtreibungsgegner hat einen Platzverweis vom Ökumenischen Kirchentag in München erhalten. Klaus-Günter Annen (Weinheim bei Heidelberg) hatte, wie er idea mitteilte, am 13. Mai auf dem Zugang zum Messegelände - wie etliche andere Personen - Flugblätter verteilt.
Es ist ihr erster Auftritt nach dem Rücktritt: Margot Käßmann wurde auf dem Ökumenischen Kirchentag von 6000 begeisterten Besuchern empfangen. Andächtig lauschten Protestanten und Katholiken der Rede der ehemaligen Bischöfin.
Die Religionskritiker demonstrieren auf dem Kirchentag in München für ein Leben ohne Kirche. Und sparen dabei weder an sachlicher noch an polemischer Kritik.
Die Familie von Amina Busekros, deren Geschichte als sogenannte Schulverweigerer 2007 monatelang für Schlagzeilen sorgte, ist auf dem Sprung ins Ausland. Dort ist der umstrittene Hausunterricht in aller Regel erlaubt. Manfred Schreiner, bis zu seinem Ruhestand vor einem Jahr Chef des Nürnberger Volksschulamtes, bekennt heute: »Wir machen im Umgang mit Homeschooling-Eltern Fehler.«
Monatelang hatte sie nach ihrer Alkoholfahrt die Öffentlichkeit gemieden. Nun ist Margot Käßmann zurück und stellte ihr neues Buch vor - ihren Job hat sie verloren, nicht jedoch ihr Charisma.
Knapp drei Stunden vor seinem offiziellen Beginn hat der Ökumenische Kirchentag in München bereits seinen ersten Höhepunkt: „Käßmanns Comeback", jubelt eine Pastorin aus dem Norddeutschen und meint damit den ersten öffentlichen Auftritt von Margot Käßmann nach ihrem spektakulären Rücktritt vom Bischofsamt und vom Ratsvorsitz der Evangelischen Kirche in Deutschland im Februar.