22.04.11
Predigerseminar Heidelberg fordert Diskurs über Homo-Partnerschaften im Pfarrdienst
Martin Treiber: Pfarrerinnen und Pfarrer sollen in Evangelischer Kirche in Baden in homosexuellen Partnerschaften zusammenleben können
(MEDRUM) Der Direktor des Predigerseminars Heidelberg, Martin Treiber, kritisierte, daß die Synode der Evangelischen Kirche in Baden keine öffentliche Debatte über die Möglichkeit des homosexuellen Zusammenlebens von Pfarrerinnen und Pfarrern im Pfarrdienst geführt hat. Dies geht aus einer Pressemitteilung einer Gruppe von elf ehemaligen und jetzigen Amtsträgern hervor, die sich zuvor in einem Offenen Brief für die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften im Pfarrdienst der Evangelischen Kirche ausgesprochen hatten.
Martin Treiber und zehn weitere Unterzeichner erklärten zur Entscheidung der badischen Landessynode: "Wir bedauern, dass eine öffentliche Debatte des Kirchenparlaments über dieses kontroverse Thema nicht stattgefunden hat. Wir halten auch künftig daran fest, dass ein offener, konstruktiver und theologisch fundierter Diskurs Teil innerkirchlich gelebter Demokratie und versöhnter Verschiedenheit ist." Andererseits begrüßten die Unterzeichner, daß auf Grund des Beschlusses der Landessynode die Möglichkeit zum Zusammenleben von Pfarrerinnen und Pfarrern, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, künftig gegeben wird. Damit sei es künftig "in allen Fällen einer Pfarrwahl Sache des Ältestenkreises, sich für eine Pfarrperson zu entscheiden, gleichgültig und unabhängig davon, ob sie hetero‐ oder homosexuell geprägt ist und in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt", heißt es in der Pressemitteilung. In ihrem Offenen Brief hatten Treiber und die Mitunterzeichner zu ihrer Forderung an die Landessynode im Januar 2010 festgestellt: "Es kann nicht zu einer angemessenen Entscheidung in der jetzigen Debatte führen, auf Sichtweisen zu beharren, die sich überholten Einsichten schulden."
Neben Treiber gehören sieben weitere, im aktiven Dienst der Evangelischen Kirche tätige Personen zu den Unterzeichnern, insbesondere Helmut Schwier, Professor für Neutestamentliche und Praktische Theologie an der Universität Heidelberg, Heike Springhart, Studienleiterin des Theologischen Studienhauses Heidelberg, Rainer Starck, Schuldekan, Karlsruhe, und Hans‐Georg Ulrichs, Pfarrer der Universitäts‐ und Studierendengemeinde Heidelberg.
Wie MEDRUM berichtete, entschied sich die badische Landessynode bei ihrer Frühjahrstagung in Bad Herrenalb gegen eine vorbehaltlose Übernahme des neuen Kirchenrechtes, wie es von der EKD-Synode im November 2010 verabschiedet wurde. Umstritten war in der Landessynode und ihrem Hauptausschuss die Frage, ob Pfarrerinnen und Pfarrer in einer homosexuellen Partnerschaft in Pfarrämtern generell zusammenleben können. Die Synode verzichtete nach ausführlicher Beratung im Hauptausschuß, eine gesetzliche Regelung zu treffen und einigte sich darauf, daß im Einzelfall vom Oberkirchenrat unter Beteiligung der Betroffenen entschieden werden soll. Eine Übernahme des vom Rat der EKD empfohlene Definition des Begriffes "familiäres Zusammenleben", unter dem besonders auch das Zusammenleben von Pfarrerinnen und Pfarrern in homosexuellen Partnerschaften verstanden werden soll, wurde nicht beschlossen. Die badische Landessynode ist damit in diesem Punkt nicht der Empfehlung des Rates der EKD gefolgt, die dort auch vom badischen Landesbischof Fischer unterstützt wurde.
Die von Martin Treiber mitunterzeichnete Presserklärung zur Entscheidung der badischen Landessynode wird im Internetportal der Evangelischen Kirche in Baden verbreitet. Dort findet sich ebenso die Pressemitteilung des Lesbisch-Schwulen Konvents.
Aufgabe des Predigerseminars und seines Direktors ist die Ausbildung der Lehrvikare der Evangelischen Landeskirche in Baden. Das Seminar ist eine landeskirchliche Einrichtung. Unter der Leitung der Evangelischen Landeskirche in Baden werden die Lehrvikare der Evangelischen Landeskirche in Baden während der Dauer ihres Dienstverhältnisses zur praktisch-theologischen Ausbildung zwischen der ersten und zweiten theologischen Prüfung (Kandidatengesetz) in das Seminar aufgenommen. Das Seminar und die Ausbildung der Lehrvikare wird von Martin Treiber als Seminardirektor geleitet, der zugleich regelmäßig in einem Fach der Praktischen Theologie zu lehren hat. Die Dienstaufsicht über das Predigerseminar fällt in die Aufgaben des Oberkirchrates.