22.09.08
Gorber-Töchter auf Begutachtungsfahrt
Nach Tübingen und zurück
(MEDRUM) Heute ist für Familie Gorber aus Überlingen wieder "Begutachtungstag". Die minderjährigen Töchter - ausgenommen die halbjährige Anna - werden dem Gutachter in Tübingen vorgestellt, der sich ein Bild über die Erziehung im Hause der Gorber-Eltern machen soll.
Nachdem sich die Eltern bereits zu Anfang dieses Monats vorgestellt hatten und Gespräche über Bibel, Glauben und Erziehungsziele führten, sind heute ihre Töchter an der Reihe, das prächtige Ergebnis einer christlichen Erziehung sozusagen an ihrem eigenen, "lebenden Objekt" vorzuzeigen. Werden sie die Bibel nun wörtlich oder nicht wörtlich auslegen, könnte eine der Kontrollfragen des Gutachters sein, der diese Frage bereits den Eltern gestellt hat.
"Ein wahre Freude ist es" jedenfalls, diese Kinder zu erleben, ist eine der Entgegnungen aus rechtsanwaltschaftlichem Munde, mit der Eindrücke über diese Kinder beschrieben werden. Sie haben sich schon gestern auf den Weg gemacht, übernachteten bei Freunden, und waren gespannt auf das, was sie bei der erneuten Begutachtung erwartet. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, wären sie heute lieber zur Schule gegangen. "Dann versäume ich ja einen ganzen Schultag, muss ich da wirklich hin?", so die Frage einer Tochter, der es weniger wichtig erscheint, sich erneut begutachten zu lassen als in der Schule am Ball zu bleiben.
Eine solche Einstellung sollte auch vor den kritischen Augen eines Gutachters ein gutes Omen sein. Vielleicht will er ja auch gar nicht kritische Kontrollfragen stellen, sondern sich nur das freudige Erlebnis gönnen, einmal Kinder beguchtachten zu können, die erfrischend, unverbraucht und einfach liebenswerte junge Menschen sind, weil sie aus einer christlichen Familie stammen, die ihnen christliche Werte vorlebt: keine Opfer sexuellen Mißbrauchs oder ähnlicher Übergriffe, wie wohl sonst manche Kinder und Jugendliche, die dieser Gutachter zu sehen bekommt. Hier kommen keine Gefangene eines Systems, in dem die materiellen Werte einer konsumorientierten Gesellschaft und das eigene "Ich" zum Maßstab aller Dinge gemacht werden, sondern Kinder, die gelernt haben, in christlicher Gemeinschaft zu leben und den Mitmenschen mit Respekt und Nächstenliebe zu begegnen. Es sind Kinder, die von ihren Eltern zehn Jahre lang selbst unterrichtet wurden und nicht den Strömungen und Turbulenzen an staatlichen Schulen ausgesetzt waren. Dennoch sind diesen Kindern auch Handies nicht fremd. Sie durften sie im Heim allerdings nicht benutzen, um etwa mit den Eltern zu telefonieren. Auch in diesem Punkt irrte also der
Schwarzwälder Bote ebenso wie so viele, denen es verdächtig vorkommt,
wenn es Menschen gibt, die nicht dem Mainstream folgen.
"Lasset die Kindlein zu mir kommen", sagte einst Jesus. Lasset die Kindlein zum Gutachter gehen, beschloß der Richter nach der Verhandlung am 29. Juli, der an diesem Tage nicht das Vergnügen hatte, diese Kinder zu sehen, weil sie mit ihren Heimgruppen in Ferienaufenthalten unterwegs waren. Sie werden heute hoffentlich das letzte Mal auf Geheiß staatlicher Instanzen unterwegs sein, um dann endgültig wieder in das normale Leben ihrer Familie nach Überlingen zurückkehren zu können. Es besteht aller Grund zur Zuversicht, dass die Gorber-Töchter heute die Rückfahrkarte dafür lösen, denn der Gutachter heißt nicht Mehdorn. Er erhebt also sicher keinen weltfremden Bedienzuschlag, verlangt aber erfahrungsgemäß auch einen Preis, der die heutige Fahrt zwar nicht zu einer Freifahrt, aber sicher zu einer Fahrt in die Freiheit werden lässt.
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