Der Synodale Weg benutzte die manifeste sexuelle Übergriffigkeit von Klerikern und die unzureichende Aufarbeitung ihrer Verbrechen, um eine besondere Art von Machtfrage zu stellen. Statt die realen Ursachen von Missbrauch zu untersuchen, wurde die Theorie in Umlauf gebracht, Missbrauch sei allein die Folge klerikaler Ignoranz, mangelnder Partizipation und fehlender Demokratie; daher müsse die Macht von Bischöfen und Priestern gebrochen und sie unter Kuratel von Laien(‐Funktionären) gestellt werden. Tatsächlich gibt es auch Machtmissbrauch in der Kirche, und es fehlt an Wertschätzung und echter Partizipation von Laien, insbesondere von Frauen. Wir wollen aber keine Kirche der Beamten und Funktionäre, der aufgeblähten Apparate und des dauerinstallierten Geschwätzes. Die Kirche leidet unter einem Mangel an Geist und einem Zuviel an Institution. Niemand braucht eine Kirche, in der Berufungen durch Anstellungen, Hingabe durch Vertrag und Vertrauen durch Kontrolle ersetzt werden. Wir wollen eine einfache, dienende und betende Kirche in der Nachfolge Christi. Wir wollen eine Kirche, in der die Ausübung geistlicher Vollmacht transparent und klar an der Ermöglichung geistlicher Selbständigkeit und der Subjektwerdung im Glauben orientiert ist. Dazu ist sie notwendig. Darin liegt aber auch ihr kritisch unterscheidendes Kriterium.
Nichts zieht die Kirche mehr in die Tiefe als der sexuelle Missbrauch durch Kleriker, Ordensleute und Gemeinschaftsleiter und seine Vertuschung durch Verantwortungsträger und Mitwisser. Manche behinderten seine Aufklärung, weil sie das Ansehen der Kirche nicht beschädigen wollten; dadurch leisteten sie aber einer weiteren Ausbreitung übergriffigen Verhaltens Vorschub.
Der Synodale Weg - nur um diesen geht es hier, nicht aber um alle seriösen Bemühungen, um Prävention und Aufarbeitung - wurde angekündigt als ein Reform- und Erneuerungsprojekt, das endlich die nötigen Konsequenzen aus Missbrauch und Vertuschung ziehe. In Wahrheit wurde dort Missbrauch zur Durchsetzung einer lang bekannten, kirchenpolitischen Agenda instrumentalisiert. Man kann das mit Fug und Recht „Missbrauch mit dem Missbrauch“ nennen. Denn Sexueller Missbrauch wird auf dem Synodalen Weg benutzt, um sachfremde Ziele und Positionen kirchlich durchzusetzen. Dies jedoch führt zu einer völlig unverantwortlichen Verzerrung bei einer Diskussion, die größte Sorgfalt braucht.
Bis heute wurde der Tatsache nicht Rechnung getragen, dass ca. 80 Prozent der Übergriffe im „katholischen“ Raum gleichgeschlechtlicher Natur sind (wie das international vorliegende Zahlenmaterial zeigt). Überhaupt ist an dieser Stelle die Verweigerung gegenüber Fakten ein Merkmal der Diskussionen auf dem synodalen Weg. Etwa wird nicht berücksichtigt, dass andere Kirchentypen (auch theologisch liberale und solche ohne hierarchische Struktur) in ähnlichem Umfang von - allerdings überwiegend heterosexuellem - Missbrauch betroffen sind.
Die Reaktion auf den Missbrauch wurde zum Stellvertreterkrieg, auf dem es in Wahrheit um Claims einer liberalen Kirchenagenda ging. Damit aber wird eine angemessene kirchliche Reaktion auf den Missbrauch behindert und gleichzeitig die Möglichkeit tiefer Reform und Erneuerung der Kirche verstellt. Letztlich zeigt sich auch hier wieder die um sich selbst kreisende Kirche, der es mehr um ihr Image als um die Opfer geht. Darin nämlich liegt der tatsächliche, systemische Hintergrund der Vertuschung! Der Synodale Weg und seine Vorschläge haben das nicht aufgebrochen, sondern eher noch verstärkt. Die hier immer noch wirksamen Logiken kirchlicher Selbsterhaltung führen nicht zur Reform, sondern in letzter Konsequenz in den ekklesialen Atheismus – in ein Handeln als gäbe es keinen Gott, der sich in Jesus Christus als Liebe lebendig offenbart hat und im Geist gegenwärtig ist. Dagegen hilft nur Erneuerung aus der Tiefe des Evangeliums. „Was er euch sagt, das tut!“
Frauen dürfen in der Kirche nicht Menschen zweiter Klasse sein. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Frauen auf allen Ebenen in der Kirche die gleichen Rechte und Pflichten wie Männer haben und selbstverständlich auch an leitender Stelle handeln können. Der Synodale Weg setzte sich dafür ein, ‐ leider setzt er sich jedoch auch über eine altkirchliche, durch Konzilien gedeckte und von allen Päpsten der Neuzeit mitgetragene bindende Lehraussage aus Ordinatio sacerdotalis hinweg, „die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft“, dass nämlich „die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“ Diese finale Lehräußerung ist keine Diskriminierung von Frauen. Nach der Heiligen Schrift ist das Volk Gottes die Braut, Christus der Bräutigam. Dass der Priester, der Christus symbolisch repräsentiert, Mann sein muss, ist stimmig. Wir weisen die Einlassungen des Synodalen Weges zurück, als handle es sich um die Wahrung einer reaktionären Männerbastion und als gebe es eine Art von Gleichstellungsrecht für Frauen auf das Amt. Für die Kirche wird es freilich die Nagelprobe echter Erneuerung sein, sich zur spezifischen Berufung von Frauen in der Kirche zu bekennen, ihre Stärke dankbar anzunehmen und die Schönheit des weiblichen Elementes in der Kirche neu zu entdecken. Frauen sind auf eigene Weise Abbild Gottes; und ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Immer mehr Menschen leben in geschlechtlichen Gemeinschaften, die aus dem Bild herausfallen, das uns von der Hl. Schrift und der Kirche vorgegeben ist. Sei es, dass sie nach einer gescheiterten Ehe geschieden und wiederverheiratet sind, sei es, dass sie in „wilder Ehe“ leben, sei es, dass sie voreheliche Beziehungen unterschiedlichen Charakters eingegangen sind. Im Versuch, nicht nur die Mängel oder die Sündhaftigkeit dieser Verbindungen zu sehen, sondern auch die Not und die Suche an sich gläubiger Menschen (was unbedingt notwendig ist!), fällt der Synodale Weg in eine Tonlage beschönigender Wertschätzung. Statt Wege der Heilung und Weisung für Wachstum im guten Leben zu bieten, geht es nur um Anpassung an den kulturellen Mainstream. Damit dient man verletzbaren und verletzten Menschen nicht, sondern, im Gegenteil, man enthält ihnen das heilende Licht des Evangeliums vor und verstellt ihnen die Möglichkeit menschlichen Glückens. Konkreter: Im Konzept einer „neuen Sexualmoral“ soll die „Alleingeltung der Ehe“ durch ihre „Höchstgeltung“ ersetzt werden. Dadurch verkommt das Ehesakrament aber zu einem lebensfernen Ideal, das nur noch von einer fragwürdigen Elite angestrebt wird. Nach wie vor ist aber die christliche Ehe der eigentliche und legitime Ort von Sexualität und die normative Form, in der Kinder die dauerhafte Liebe ihrer leiblichen Mutter und ihres leiblichen Vaters erfahren. Sie ist der einzige Ort, an dem menschliche Sexualität zur heilen Integration gelangen kann. Die verschleiernde Rede von der „Höchstgeltung“ überlässt bei Licht gesehen menschliche Sexualität ihrer Fragmentierung. Sie ist deshalb letztlich menschenfeindlich.
In „Amoris Laetitia“ zeigt Papst Franziskus großes Verständnis für Menschen, die in „irregulären Situationen“ leben. Er meint damit Situationen, die „objektiv“ Sünde sind, Menschen in bestimmter Hinsicht aber subjektiv gerade überfordern; so sagt er: "Daher ist es nicht mehr möglich zu behaupten, dass alle, die in irgendeiner sogenannten ‚irregulären‘ Situation leben, sich in einem Zustand der Todsünde befinden und die heiligmachende Gnade verloren haben. (...) Ein Mensch kann, obwohl er die Norm genau kennt, große Schwierigkeiten haben im Verstehen der Werte, um die es in der sittlichen Norm geht oder er kann sich in einer konkreten Lage befinden, die ihm nicht erlaubt, anders zu handeln und andere Entscheidungen zu treffen, ohne eine neue Schuld auf sich zu laden.“ (Nr. 301) Der Synodale Weg überdehnt diese Perspektive der Barmherzigkeit und pastoralen Sorge um das Heil aller Menschen, indem er die Gebrochenheit der menschlichen Natur (und damit die Sünde) nicht mehr in Rechnung stellt. Tendenziell wird „ein Recht auf Lust für alle“ propagiert, das die fruchtbare Komplementarität der Geschlechter in der Schöpfungsordnung Gottes verschweigt und die Normativität der Ehe unterminiert.