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  • Büchertisch

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    NEU → Die verlassene Generation

    Eine alarmierende Neuerscheinung von Gabriele Kuby im Fe-Medienverlag


      Auf den Spuren des Apostels Paulus in Griechenland

    Historischer, philosophischer und theologischer Reisebegleiter
    von Harald Seubert und Jacob Thiessen


    → Wie der Genderismus krank machen kann

    Gehirnforscher Manfred Spreng: "Es trifft Frauen und Kinder zuerst."


    → Kann die Moderne das Christentum überleben?  

    Rohrmosers Plädoyer für eine christliche Religionsphilosophie und Kulturwende


    Einst opferte Jerobeam ..."

    → Häresie – Aufstand des Zeitgeists gegen Gottes Ordnung

    Ein Aha-Erlebnis besonderer Art zum Thema Glauben und rechte Lehre


    Vergewaltigung der menschlichen Identität - Über die Irrtümer der Gender-Ideologie  

    Gehirnforscher Manfred Spreng und Religionsphilosoph Harald Seubert zerlegen
    das Konstrukt des Gender Mainstreaming


    Zum Thema Aufklärung und "sexueller Kindesmissbrauch":

    Die missbrauchte Republik - Aufklärung über die Aufklärer


     ... und schuf sie als Mann und Frau

    Ein Beitrag zur Debatte um das neue Pfarrdienstgesetz
    der Evangelischen Kirche in Deutschland.


     „ZURUFE und EINSPRÜCHE”

    Kritik an landeskirchlichen postmodernen Anpassungen im Rückblick (2. Auflage)


    Die globale sexuelle Revolution. Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit

    von Gabriele Kuby


  • Erzbischof Zollitsch gegen AfD - Eine Wahlempfehlung

    Titel: 
    Erzbischof Zollitsch gegen AfD - Eine Wahlempfehlung
    Quelle: 
    FAZ
    vom: 
    17.08.13
    Zum Inhalt: 

    Üblicherweise halten sich Bischöfe mit eindeutigen (Nicht)wahlempfehlungen zurück. Nicht so Robert Zollitsch: Der Erzbischof von Freiburg hat der AfD den Segen entzogen. Kann Euroskepsis Sünde sein?

  • Offener Brief von Christine Schirrmacher an Aiman Mazek

    Offener Brief von Christine Schirrmacher an Aiman Mazek

    Bonn, 18.8. 2013

    Sehr geehrter Herr Mazyek,

    ich war mehr als erstaunt, kürzlich in der WELT lesen zu müssen, dass Sie mich in einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur als „sogenannten Islamexperten“ mit einer „fundamentalistischen Lesart des Islam“ bezeichnet haben. Mir ist unklar, wie Sie auf so ein Fehlurteil verfallen konnten. Vermutlich geschah dies, weil Sie mein Buch „Islam und Demokratie – ein Gegensatz?“ nicht gelesen haben, sondern sich auf Gerüchte und Hörensagen stützen.

    1. Ich bin habilitierte Islamwissenschaftlerin und lehre seit vielen Jahren an verschiedenen deutschen und ausländischen Universitäten, bin beratend in verschiedenen Gremien der Politik, Kirche und Gesellschaft tätig – was wohl kaum mit Ihrem Feindbild eines „sogenannten Islamexperten“ in Einklang zu bringen sein dürfte.
    2. Ich habe keine „fundamentalistische Lesart“ des Islam. In meinen zahlreichen Büchern, Schriften und Artikeln (s. eine Aufzählung hier) setze ich mich unermüdlich für eine differenzierte Lesart des Islam ein, die zwischen den einzelnen Strömungen klar unterscheidet. Ich vertrete uneingeschränkt die Prinzipien von universaler Religionsfreiheit, Menschen-, Frauen- und Minderheitenrechten.
    3. Sie liegen sachlich falsch, dass ich in meinem Buch „Islam und Demokratie – ein Gegensatz?“ behauptet hätte, „dass der Islam nicht zur Demokratie passe“. Bevor Sie sich ein solches Urteil erlauben, wäre es wirklich angebracht gewesen, mein Buch zu lesen. Dort steht etwa: „Der Islam als private Religionsausübung oder ethisches Wertegerüst wird einer Demokratie kaum entgegenstehen. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass die Ausübung des Islam als Religion, zum Beispiel durch Gebet und Fasten, im unversöhnlichen Widerspruch zu einer Demokratie stehen sollte.“ (Christine Schirrmacher. Islam und Demokratie – ein Gegensatz? Hänssler: Holzgerlingen, 2013, S. 36)

    Und auch, wenn Sie der Presse sagen: „Auch wenn es im Islam nur wenige Hinweise zur Gestaltung des Staatswesens gebe“, aber das „Prinzip der Schura, der politischen Beratung und Abstimmung“, so hätten Sie genau das in meinem Buch gefunden: Dort steht etwa: „Wie bei vielen anderen Fragen, die die Ordnung des politischen Gemeinwesens zur Zeit Muhammads betreffen, gibt der Korantext selbst so wenig konkrete Auskunft darüber, dass ihm kaum Regieanweisungen für eine als ideal betrachtete Herrschaftsform entnommen werden können“ (S. 21) … „Der Begriff ‚beraten‘, der im Koran im Arabischen in beiden Versen Verwendung findet, besitzt dieselbe Wurzel wie der heute im politisch-islamischen Bereich oft verwendete Terminus der ‚Schura‘ (‚Beratung‘). Aus der Sicht islamischer Apologeten soll die Schura als eine Art ‚islamische Demokratie‘ im Laufe der islamischen Geschichte etabliert worden sein.“ (Christine Schirrmacher. Islam und Demokratie – ein Gegensatz? Hänssler: Holzgerlingen, 2013, S. 23)

    Mein Buch liefert ein differenziertes Bild von Demokratiebefürwortern und -gegnern unter muslimischen Gelehrten, enthält aber nichts von dem, was Sie mir unterstellen. Ihre sehr allgemein gehaltene Argumentation, dass der Islam mit den Prinzipien der Demokratie nicht in Konflikt stände, kann allerdings doch leicht die Tatsache verdecken, dass im internationalen Bereich in den wenigsten islamisch geprägten Ländern bisher Demokratien etabliert werden konnten und die islamische Theologie hier großen Nachholbedarf in der Diskussion hat.

    Ich erwarte von Ihnen eine Entschuldigung, Herr Mazyek; ihre Aussagen sind unzutreffend, herabsetzend und rufschädigend. Gerade einem Mann wie Ihnen, der sich unermüdlich für den Abbau von Feindbildern einsetzt, der die deutsche Öffentlichkeit stets mahnt, sich nicht vom Hörensagen her ein Urteil über andere (besonders Muslime) zu bilden und der sich beständig und sehr entschieden wehrt gegen falsche Unterstellungen gegen Muslime, gerade Ihnen müsste nichts wichtiger sein als bei der Wahrheit und den Fakten zu bleiben. Wenn es Ihnen also mit diesem Prinzip der fairen Auseinandersetzung ernst ist, nehmen Sie Ihre Anschuldigungen zurück und setzen sich sachlich mit meinem Buch auseinander.

    Ihrer Antwort entgegensehend verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,

    Prof. Dr. Christine Schirrmacher

  • Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher weist Feindbild von Aiman Mazyek zurück


    19.08.13

    Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher weist Feindbild von Aiman Mazyek zurück

    In ihrem neuesten Buch "Islam und Demokratie - ein Gegensatz?" zeichnet Schirrmacher - entgegen der Behauptung von Aiman Mazyek - ein differenziertes Bild der Vorstellungen, die im Islam anzutreffen sind

    Image(MEDRUM) Im Stile eines von Sachkenntnis unbeeinflussten Propagandisten ist der Vorsitzende des Zentralsrates der Muslime (ZDM), Aiman Mazyek, über die Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher (Bild links) hergefallen. Schirrmachers "fundamentalistische Lesart" des Islam gehöre zum Geschäft "sogenannter Islamexperten", meinte Mazyek. Schirrmacher hat in einer Entgegnung an Mazyek nachgewiesen, dass der Funktionär des ZDM mit derartigen Äußerungen sachlich falsche Aussagen über sie verbreitet, und forderte ihn auf, seine unzutreffenden, "rufschädigenden" und "herabsetzenden Fehlurteile" zu korrigieren.


    Schirrmachers Lesart: differenziert statt fundamentalisch

    ImageEinem Artikel der Zeitung "DIE WELT" über die aktuelle Situation in Ägypten (Ausgabe vom 15.08.13) zufolge, hat Mazyek die angebliche Kritik der Bonner Wissenschaftlerin Christine Schirrmacher, dass der Islam nicht zur Demokratie passe, zurückgewiesen. Die KNA hatte im Interview mit Mazyek unzutreffender Weise behauptet: "Die Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher behauptet, dass der Islam nicht zur Demokratie passe." DIE WELT zitiert als Entgegnung von Mazyek: "Es gehört zum Geschäft sogenannter Islamexperten, dass sie einer fundamentalistischen Lesart des Islam stets das Wort reden."

    Zuvor hatte Schirrmacher bereits in einem Interview, das unter anderen von der Katholischen Nachrichtenagentur veröffentlicht wurde, zur Fragestellung ihres neuesten Buchtitels "Islam und Demokratie – ein Gegensatz?" (Bild links) Stellung genommen. Schirrmacher beleuchtete in ihrem Buch und Interview verschiedene Aspekte dieser Frage durch differenzierte Aussagen und stellte deswegen in einem Offenen Brief an Mazyek jetzt fest, dass seine Behauptungen nicht zutreffen. Die Wissenschaftlerin forderte nun in ihrem Brief den islamischen Funktionär auf, seine "rufschädigenden" Aussagen zurückzunehmen und sich bei ihr zu entschuldigen. Ihr neuestes Buch, so Schirrmacher, könne Mazyek nicht gelesen haben, sonst hätte er nicht solche Fehlurteile abgegeben.

    Mazyeks Feindbild im Widerspruch

    In ihrem Brief stellte Schirrmacher insbesondere fest:

    1. Ich bin habilitierte Islamwissenschaftlerin und lehre seit vielen Jahren an verschiedenen deutschen und ausländischen Universitäten, bin beratend in verschiedenen Gremien der Politik, Kirche und Gesellschaft tätig – was wohl kaum mit Ihrem Feindbild eines „sogenannten Islamexperten“ in Einklang zu bringen sein dürfte.
    2. Ich habe keine „fundamentalistische Lesart“ des Islam. In meinen zahlreichen Büchern, Schriften und Artikeln setze ich mich unermüdlich für eine differenzierte Lesart des Islam ein, die zwischen den einzelnen Strömungen klar unterscheidet. Ich vertrete uneingeschränkt die Prinzipien von universaler Religionsfreiheit, Menschen-, Frauen- und Minderheitenrechten.
    3. Sie liegen sachlich falsch, dass ich in meinem Buch „Islam und Demokratie – ein Gegensatz?“ behauptet hätte, „dass der Islam nicht zur Demokratie passe“. Bevor Sie sich ein solches Urteil erlauben, wäre es wirklich angebracht gewesen, mein Buch zu lesen. Dort steht etwa: „Der Islam als private Religionsausübung oder ethisches Wertegerüst wird einer Demokratie kaum entgegenstehen. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass die Ausübung des Islam als Religion, zum Beispiel durch Gebet und Fasten, im unversöhnlichen Widerspruch zu einer Demokratie stehen sollte.“

    Unterstellungen statt Sachkenntnis bei Mazyek

    Bei seiner Unterstellung, Schirrmacher verbreite  ein angeblich  fundamentalistisches Bild vom Islam, stellte Mazyek laut WELT heraus, dass eine Diktatur durch den Islam schwerlich zu begründen sei. Auch wenn es im Islam nur wenige Hinweise zur Gestaltung des Staatswesens gebe, ließen sich Prinzipien wie freie Wahlen, Gewaltenteilung oder Meinungsfreiheit aus der islamischen Lehre ableiten. Dabei verwies Mazyek auf das Prinzip der Schura, der politischen Beratung und Abstimmung. In welch hohem Maße seine Kritik an Schirrmacher unberechtigt und irreführend ist, zeigt die Entgegnung der Islamwissenschaftlerin gerade zu diesem politischen Aspekt des Islam. Sie teilt ihm dazu mit, dass er genau das in ihrem Buch hätte finden können. Schirrmacher: "Dort steht etwa: ‚Wie bei vielen anderen Fragen, die die Ordnung des politischen Gemeinwesens zur Zeit Muhammads betreffen, gibt der Korantext selbst so wenig konkrete Auskunft darüber, dass ihm kaum Regieanweisungen für eine als ideal betrachtete Herrschaftsform entnommen werden können’ (S. 21) … ‚Der Begriff ‚beraten‘, der im Koran im Arabischen in beiden Versen Verwendung findet, besitzt dieselbe Wurzel wie der heute im politisch-islamischen Bereich oft verwendete Terminus der ‚Schura‘ (‚Beratung‘). Aus der Sicht islamischer Apologeten soll die Schura als eine Art ‚islamische Demokratie‘ im Laufe der islamischen Geschichte etabliert worden sein.

    Schirrmacher: bei der Wahrheit und den Fakten bleiben

    Es ist nicht verwunderlich, wenn Schirrmacher festhält: "Mein Buch liefert ein differenziertes Bild von Demokratiebefürwortern und -gegnern unter muslimischen Gelehrten, enthält aber nichts von dem, was Sie mir unterstellen. ... Gerade Ihnen müsste nichts wichtiger sein als bei der Wahrheit und den Fakten zu bleiben. Wenn es Ihnen also mit diesem Prinzip der fairen Auseinandersetzung ernst ist, nehmen Sie Ihre Anschuldigungen zurück und setzen sich sachlich mit meinem Buch auseinander."

    Offener Brief im Wortlaut: → Christine Schirrmacher an Aiman Mazyek

    Interwiew: Christine Schirrmacher im Interview

    __________________

    AimanMazyek

    Aiman Mazyek ist ein in Aachen geborener Medienberater und Vorsitzender des Zentralrates der Muslime. Seine Vorfahren stammen aus Syrien. Mazyek gehört u.a. zum Beirat der Deutsch-Arabischen Gesellschaft und ist Mitglied der staatlichen "Deutschen Islamkonferenz".

     

    Christine Schirrmacher

    Christine Schirrmacher habilitierte sich in Islamwissenschaften und lehrt an verschiedenen Universitäten als Professorin für Islamwissenschaft: seit 2001 jährlich an der „Akademie Auswärtiger Dienst“ (ehemals Diplomatenschule) des Auswärtigen Amtes, Berlin, sowie seit 2007 fortlaufend als Gastdozentin bei Landes- und Bundesbehörden der Sicherheitspolitik. Als Professorin für „Islamic Studies“ lehrt sie seit 2005 an der Evangelisch-Theologischen Fakultät (ETF) in Leuven, Belgien, sowie seit 2012 als Professorin für Islamwissenschaft an der Universität Bonn. 2013 übernahm sie eine Gastprofessur an der Universität Erfurt und vertrat dort den Lehrstuhl für Islamwissenschaft, 2013/14 lehrt sie als Gastprofessorin an der Universität Tübingen am Institut für Humangeographie (Schwerpunkt Politische Geographie und Konfliktforschung).

    Als Leiterin des „International Institute of Islamic Studies“ (IIIS) der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) ist sie auf nationaler wie internationaler Ebene an Dialoginitiativen und Diskursen mit muslimischen Theologen beteiligt, wie etwa der Nachfolgekonferenz zum „Offenen Brief der 138 muslimischen Theologen an Papst Benedikt XVI und die ganze Christenheit“ der Yale University New Haven, USA (2008), oder dem „Berlin Forum for Progressive Muslims“ (2011+2013), einer Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin.

    Seit Januar 2013 gehört Christine Schirrmacher zum Geschäftsführenden Vorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, der etwa 1,5 Mio. Christen zugerechnet werden können.

    Christine Schirrmacher wurde in der Vergangenheit bereits Zielscheibe ungerechtfertigter Angriffe. Auf Einladung des „Personenkomitees Aufeinander zugehen" sollte Schirrmacher 2008 zum Thema „Islam in Europa als Herausforderung für Staat, Gesellschaft und Kirche" in der oberösterreichischen Stadt Traun vortragen. Gegen diesen Vortrag soll insbesondere der Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Omar Al-Rawi (Wien), protestiert haben. Schirrmacher war daraufhin wieder ausgeladen worden (MEDRUM berichtete Christine Schirrmacher ausgeladen ). Die Ausladung hatte einen Sturm des Protestes ausgelöst. Islamwissenschaftler, Politologen und österreichische Tageszeitungen stellten sich vor Christine Schirrmacher und hatten ihre international anerkannte wissenschaftliche Kompetenz hervorgehoben.

    Das neueste Buch: Christine Schirrmacher. Islam und Demokratie – ein Gegensatz? SCM Hänssler: Holzgerlingen, 2013. Pb. 101 S. 7,95 € [D], 5,99 € [Kindle Edition]


    15.08.13 "Furchtbar die vielen Toten und Verletzten" WELT
    05.06.08 Islamwissenschaftler, Politologen und österreichische Tageszeitungen stellen sich vor Christine Schirrmacher MEDRUM
    24.05.08 Christine Schirrmacher ausgeladen MEDRUM

  • Interview mit Christine Schirrmacher

    Interview mit Christine Schirrmacher

    Frau Professor Schirrmacher, die Arabellion macht Ihr neues Buch Islam und Demokratie – ein Gegensatz? höchst aktuell. Welche Antworten geben heutige muslimische Theologen darauf?

    Schirrmacher: Etliche muslimische Meinungsführer und Theologen lehnen die Demokratie rundheraus ab. Sie halten sie nicht nur für „unislamisch", sondern warnen auch Muslime in westlichen Gesellschaften vor einer zu weitgehenden Integration. Sie rufen sie dazu auf, sich abzuschotten und sich ihrer endgültigen Beheimatung in Europa zu verweigern. Besonders die in die Schlagzeilen geratenen Salafisten fallen durch ihre lautstarke Ablehnung der Demokratie und westlichen Gesellschaft auf.

    Andere Theologen und Sprecher der muslimischen Gemeinschaft bejahen die Demokratie zwar als ureigenes islamisches Prinzip, begründen dann jedoch nur Teilaspekte der Demokratie mit dem Islam, während sie andere ablehnen, wie zum Beispiel den freien Religionswechsel auch für Muslime. Damit vereinnahmen sie die Demokratie und deuten sie um, bis sie in ihren vorgegebenen Deutungsrahmen hineinpasst: Demokratie darf für sie nur das sein, was ihnen nützt (wie etwa die Freiheit zur Verbreitung des Islam), aber nicht, was ihren von der Scharia, dem islamischen Recht, geprägten Auffassungenwiderspricht (wie die westliche Pressefreiheit, die auch die Veröffentlichung von Karikaturen mit einschließt).

    Wieder andere Intellektuelle, Theologen oder Autoren haben verschiedene Modelle der Vereinbarkeit des Islam mit Freiheits- und Gleichheitsrechten sowie der Begründung der Demokratie aus dem Islam entworfen. Demokratien und demokratische Prinzipien vollständig zu bejahen ist jedoch nur möglich, wenn das klassische Schariarecht nicht als heute verbindlich anzuwendendes Recht betrachtet wird.

    Sind Demokratien „christlich" und daher nicht mit dem Islam kompatibel?

    Schirrmacher: Eine Demokratie ist keine religiös legitimierte Herrschafts- oder Staatsform, von daher kann sie per se nicht „christlich" sein. Sie besitzt allerdings einige Kennzeichen, die man als politische Umsetzung einiger christlicher Grundprinzipien bezeichnen könnte, auch wenn nicht alle Demokratien – das gilt vor allem für Indonesien und die Türkei – kulturell vom Christentum geprägt sind.

    Inwiefern setzen Demokratien „christliche" Prinzipien um?

    Schirrmacher: Zum Beispiel die christliche Grundannahme, dass Menschen fehlbar sind und Macht zum Machtmissbrauch verleiten kann. Der Versuch, die Macht der Machthabenden zu beschränken, kommt innerhalb der Demokratie durch die Möglichkeit der Abwahl aller demokratisch gewählten Volksvertreter sowie durch das Vorhandensein von Kontrollgremien (wie etwa dem Parlament) zum Ausdruck.

    Das Prinzip des allgemeinen und gleichen Wahlrechts, das jedem Bürger dieselbe Anzahl an Stimmen und dasselbe Gewicht seiner Stimme zumisst, kann als politische Umsetzung des biblischen Gedankens der Gleichheit aller Menschen vor Gott und der daraus abgeleiteten Menschenwürde betrachtet werden.

    So wie der einzelne Mensch vor Gott frei ist in seiner Entscheidung und in erster Linie seinem Gewissen verpflichtet, so ist es auch der Bürger in einer Demokratie, in der freie und vor allem geheime Wahlen eine Manipulationen der Wahlentscheidung verhindern sollen.

    Was bedeutet das in Bezug auf die Frage legitimer Herrschaft?

    Schirrmacher: Vom Alten und Neuen Testament her kommt die Ablehnung der Auffassung her, dass sich in der weltlichen Herrschaft eine unhinterfragbare, quasi göttliche Autorität manifestiert. Herrscher unterstehen dem Gesetz und der für alle geltenden Ethik. Herrschende sind in Demokratien keine unfehlbaren und unhinterfragbaren Gottkönige, sondern korrekturbedürftige Verwalter in herausgehobener Position, deren Macht begrenzt und kontrolliert werden muss. Dies entspricht der biblischen Erkenntnis von der Anfälligkeit aller Menschen für Versuchungen sowie dem generellen Verbot, Menschen an die Stelle Gottes zu setzen.

    Dass der Regierende hinsichtlich seines moralischen und strafrechtlichen Handelns nach denselben Maßstäben wie seine Bürger beurteilt wird, kann als politische Umsetzung des christlichen Menschenbildes betrachtet werden, das jedem Menschen dieselbe unveräußerliche Gottesebenbildlichkeit zuspricht. Wenn Machthaber zur Rechenschaft für ihr Handeln gezogen werden, könnte dies auch als Umsetzung des biblischen Gedankens der Haushalterschaft betrachtet werden, dem zufolge sich alle Menschen ohne Ansehen der Person vor Gott und Menschen für ihr Handeln verantworten müssen (Lukas 12,20). Logische Konsequenz aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen, seiner Würde und Freiheit ist auch seine Gewissens- und Religionsfreiheit.

    Können im Islam Staat und Religion getrennt werden?

    Schirrmacher: Der Korantext gibt selbst so wenig konkrete Auskunft über diese Frage, dass ihm kaum Regieanweisungen für eine als ideal betrachtete Herrschaftsform entnommen werden können. Zwar könnte aus der Rolle Muhammads als Heerführer, Gesetzgeber und Prophet geschlussfolgert werden, dass die ideale islamische Herrschaft geistliche und weltliche Herrschaft zugleich sein soll. Vor allem Führer aus dem islamistischen Spektrum haben dieses Modell als einzig legitime Herrschaftsform propagiert und auf die Umsetzung dieses Ideals mit allen Kräften hingewirkt.

    Allerdings handelt es sich bei diesem Gedanken der Einheit von Staat und Religion vor allem um ein in die islamische Geschichte zurückprojiziertes Ideal. In Wirklichkeit musste sich die islamische Gemeinschaft spätestens nach der Regierungszeit der Muhammad nachfolgenden vier Kalifen (sie regierten 632–661 n. Chr.) in ihrer gesamten Geschichte mit der Tatsache auseinandersetzen, dass es einen einzigen Herrscher über die Gesamtheit der Muslime und eine Einheit von weltlicher und geistlicher Macht niemals mehr gegeben hat. Realität war vielmehr eine Vielzahl miteinander um die Macht ringender rivalisierender Familien, Dynastien und theologischer Gruppierungen, die sich gegenseitig bekämpften und sich den Herrschaftsanspruch beziehungsweise die Deutungshoheit über den Islam erbittert streitig machten.

    Wie sah das konkret aus?

    Schirrmacher: Schon unmittelbar nach Muhammads Tod 632 n. Chr. brach unter seinen Anhängern ein grundsätzlicher theologischer (und machtpolitischer) Streit um seine Nachfolge aus: Spätestens mit dem Jahr 680 n. Chr. – der für die muslimische Gemeinschaft so folgenschweren Entscheidungsschlacht von Kerbela im heutigen Irak – gilt die Gruppierung der Schiiten neben der Mehrheit der Sunniten als fest etabliert und die Gemeinschaft der Muslime als in grundsätzlichen Fragen gespalten. Sunniten wie Schiiten spalteten sich über die Jahrhunderte hinweg in weitere zahlreiche Gruppierungen und Untergruppierungen auf.

    Während das Kalifat unter den vier ersten Nachfolgern Muhammads bis zum Jahr 661 n. Chr. noch eine gewisse Einheit von weltlicher und geistlicher Macht repräsentiert hatte, wurde in späteren Jahrhunderten die immer stärkere konfessionelle und machtpolitische Spaltung Realität. Von einer Einheit von weltlicher und religiöser Herrschaft oder auch nur von einer einheitlichen Beantwortung der Frage, wer berechtigt ist, die gesamte Gemeinschaft der Muslime zu regieren oder auch nur zu repräsentieren, kann vom ersten islamischen Jahrhundert an nicht mehr die Rede sein.

    Wie begründen islamische Theologen die „Wiederfindung" der Demokratie im Islam?

    Schirrmacher Zur „Wiederfindung" der Demokratie im Islam weisen muslimische Wortführer heute immer wieder darauf hin, dass schon der Koran eine Beratung des Herrschers befürworte, also die Einbeziehung mehrerer Stimmen in politische Entscheidungsprozesse von der Zeit Muhammads an. Zumeist werden für diese Sichtweise die Suren 3,159 und 42,38 angeführt, die empfehlen, dass sich die gläubigen Muslime untereinander „beraten" sollen. Der Begriff „beraten", der im Koran im Arabischen in beiden Versen Verwendung findet, besitzt dieselbe Wurzel wie der heute im politisch-islamischen Bereich oft verwendete Terminus der „Schura" („Beratung"). Aus der Sicht islamischer Apologeten soll die Schura als eine Art „islamische Demokratie" im Laufe der islamischen Geschichte etabliert worden sein.

    Ist dem zuzustimmen?

    Schirrmacher: Es ist zwar richtig, dass in der Geschichte des Islam die ersten vier Kalifen nach Muhammad aus einer Wahl hervorgingen; aber schon die Dynastie der Umayyaden machte das Kalifat ab dem Jahr 661 n. Chr. erblich. Sicher hat sich, wie die islamische Geschichtsschreibung erläutert, auch Muhammad mit seinen Vertrauten über Kriegszüge und Friedensschlüsse beraten. Realistisch betrachtet sind jedoch weder in der islamischen Geschichte noch in der Gegenwart – zumindest in arabischen Ländern – Elemente einer echten Demokratie nach oben beschriebener Definition nachweisbar. Es finden sich auch heute dort nicht einmal Gremien, die die Macht wirksam kontrollieren und einem westlich-demokratischen Parlament auch nur annähernd vergleichbar wären. Zwar tragen die Konsultativgremien einiger Länder, insbesondere in den Golfstaaten, den Titel »majlis ash-shura« (Konsultativrat; beratendes Gremium); dennoch sind gerade die Golfmonarchien in der Regel absolute Monarchien, in deren „Beratergremien" die einflussreichen Familien des Landes Vertreter entsenden.

    Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Gremien die absolute Macht der Herrscherfamilie begrenzen, kontrollieren, den Herrscher bei Rechtsverstößen zur Verantwortung ziehen oder sogar absetzen könnten. Die Herrschaftsform der Frühzeit des Islam ist das Kalifat, später die Autokratie, die absolute Monarchie oder das autokratische Präsidialsystem (ein de facto allmächtiger Präsident herrscht mit einem Scheinparlament), sowie in einigen wenigen Fällen die Theokratie. Echte Demokratien sind im arabischen Raum bisher jedoch nicht entstanden.

    Können islamische Gesellschaften demokratisch sein?

    Schirrmacher: „Der Islam" als private Religionsausübung oder ethisches Wertegerüst wird einer Demokratie kaum entgegenstehen. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass die Ausübung des Islam als Religion, zum Beispiel durch Gebet und Fasten, im unversöhnlichen Widerspruch zu einer Demokratie stehen sollte. Allerdings gilt das nur in Bezug auf den Islam als persönlicher Glaube, nicht in Bezug auf den Islam als Rechtssystem, das Gesetze, Werte und Normen bestimmt.

    Wo das Schariarecht Gesetz, Gesellschaftsordnung und Rechtsprechung prägt, können keine umfangreichen Freiheitsrechte im Sinne der UN-Charta der Menschenrechte von 1948 zugelassen werden, denn das Schariarecht kann nach seiner traditionellen Auslegung weder Männern und Frauen noch Muslimen und Nichtmuslimen noch Religionswechslern oder Atheisten Gleichberechtigung zubilligen. Daher ergeben sich in Bezug auf eine islamische Gesellschaft, in der Scharianormen das Rechtssystem prägen, erhebliche Schwierigkeiten auf dem Weg in die Demokratie, so etwa auf den Gebieten des Ehe- und Familienrechts, in Bezug auf umfassende Menschenrechte, das Strafrecht sowie die Meinungs-, Gewissens- und Religionsfreiheit.

    Ein Wort zum Schluss?

    Schirrmacher: Bisher wird das Schariarecht als ein Kompendium von Geboten aus der Zeit des 7. bis 10. Jahrhunderts n. Chr. als unaufgebbares Gottesgesetz gelehrt und Muhammad gilt als nicht hinterfragbares zeitloses Vorbild, nicht nur in religiösen Belangen, sondern auch in seiner Funktion als Gesetzgeber und Heerführer. Solange das der Fall ist, werden Meinungs- und politische Freiheiten, Gleichheitsrechte von Frauen und Männern oder Muslimen und Nicht-Muslimen sich nicht entwickeln können, ebenso wenig wie Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Gewissens- und Religionsfreiheit.

    Demokratie entsteht nicht einfach von selbst und kann von außen zwar unterstützt, aber nur sehr bedingt in eine Region hineingetragen werden. Demokratie braucht wirtschaftliche Entwicklungen, aber vor allem einen weltanschaulichen Humusboden, um wachsen und gedeihen zu können. Demokratien brauchen ideengeschichtliche Ableitungen und Begründungen, die auf übergeordneten, von einer Mehrheit anerkannten weltanschaulichen Grundlagen basieren und aus diesen heraus erklärt werden können – nur dann werden sie sich bei einer Mehrheit durchsetzen und gesellschaftlich etablieren können.

    Herzlichen Dank für das Interview!


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