Berlin - Angesichts der anhaltenden Kritik an Bundespräsident Christian Wulff bereitet sich die Berliner Politik auch auf einen Rücktritt vor! SPD-Chef Sigmar Gabriel macht deshalb bereits Vorschläge in Richtung Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Bei einem Wulff-Rücktritt wäre die SPD bereit, „auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten und gemeinsam mit Union und FDP einen parteiübergreifenden Kandidaten für dieses wichtige Amt zu finden", so Gabriel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Würdelos bleibt Christian Wulff im Amt. Doch was bedeutet das nicht bloß für das Ansehen der Regierung, sondern für die Zukunft unserer Demokratie?
Hans Leyendecker ist Chef-Rechercheur der „Süddeutschen Zeitung". In einem WDR-2-Interview hat er seine Beurteilung zum Anruf des Bundespräsidenten auf der Mailbox von BILD-Chef Kai Diekmann abgegeben. BILD dokumentiert das Gespräch:
Der Druck auf Christian Wulff hält unvermindert an, doch der Bundespräsident denkt offenbar nicht an Rücktritt. Bei einem internen Neujahrsempfang für Mitarbeiter am Freitag habe er sich zuversichtlich gezeigt, „dass dieses Stahlgewitter bald vorbei ist".
Christian Wulff hat zwei Möglichkeiten: Er kann zurücktreten oder seine Präsidentschaft in einer Agonie versanden lassen. Zu retten ist sie nicht mehr. Ein Bundespräsident, der aus dem Palast eines ausländischen Staatsoberhaupts bei einer heimischen Boulevardzeitung keifend interveniert, um Meldungen über Kreditmauscheleien zu verhindern, macht den Staat, den er repräsentieren soll, lächerlich. Sich selber hat er damit den politischen Todesstoß versetzt, sein Amt hat er diskreditiert - wahrscheinlich dauerhaft.