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Der Glaube und der heilige Raum

Die leidenschaftliche Diskussion um die „Entweihung" des Michel durch das Wirtschaftsforum der „ZEIT" offenbart das Bedürfnis nach Wahrung von heiligen Räumen. Es ist bemerkenswert, dass Laien bei diesem Thema offensichtlich sensibler reagieren als Theologen. Man stemmt sich zu Recht gegen eine Profanisierung des Heiligen - und sei es nur auf Zeit. Themen von hohem ethischen Rang können überall behandelt werden. Sie sind nicht abhängig von sakralen Räumen.
Das Gotteshaus dagegen sollte vorzugsweise dem Gottesdienst, der stillen Einkehr, dem Gebet und der Begegnung mit Gott vorbehalten bleiben.
Im Widerstand gegen die profane Nutzung des Michel offenbart sich im Übrigen, dass der Glaube neben der theologisch-rationalen auch eine tief emotionale Seite hat. Und für diese hat die Kirche als sakraler, „durchbeteter" Raum einen unaufgebbaren Stellenwert. Dies sollte die Kirche nicht ignorieren, sondern im Gegenteil hochschätzen und würdigen.
Gerade in einer Gesellschaft, in der Glaube und Religiosität an Boden verlieren, tut man gut daran, der Spiritualität ihre heiligen Räume zu lassen und nicht auch noch diese letzten Refugien des Glaubens zu profanisieren.
Der „Michel" und die Kirche insgesamt brauchen Geld. Was sie aber noch mehr brauchen, ist die bleibende Sensibilität für spirituelle Räume und Räume emotionaler Glaubenspraxis. Der Preis für Säkularisierung und Profanisierung ist zu hoch.
Pastor Ulrich Rüß
Vorsitzender der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche