11.08.08
Freya Klier kritisiert die alte Garde SED-treuer Lehrer
(MEDRUM) Die Schule in den neuen Bundesländern ist noch keine Stätte kritischer Reflexion geworden. Das geht aus einem Gespräch hervor, dass die Zeitung „Die Welt“ mit der ehemaligen DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier am 9. August 2008 veröffentlichte.
Klier schildert, daß ein wichtiger Teil der Schullehrer in den neuen
Bundesländern kein Interesse habe, Kritik am kommunistischen System der ehemaligen DDR zu üben. Nach ihrer Auffassung sei vielleicht ein Drittel der Lehrer an den staatlichen Schulen für
kritische Reflexion offen. Sie sieht die Ursache dafür darin, dass es in den Schulen der neuen Bundesländer keine Demokratisierung gegeben habe. Die
Systemträger unter den Lehrern seien nicht, wie es vielfach von Initiativen zu Demokratisierung gefordert worden sei, entlassen worden. Diese Lehrer blockierten eine kritische Auseinandersetzung, ja, sie hätten ihren Einfluss
sogar wieder enorm ausgebaut.
Dies könnten die Ursachen dafür sein, dass Schüler aus "Ost-Schulen" bei einer neueren Untersuchung des geschichtlichen Wissens deutscher Schüler besonders schlecht abgeschnitten haben. MEDRUM berichtete über die Erkenntnisse aus eine Studie der Freien Universität Berlin, die teilweise katastrophale Defizite offenlegte. Daraus ging hervor: Zahlreiche deutsche Schüler
Dies sind deutliche Indikatoren dafür, dass es nicht gelungen ist, die Schulen in den neuen Bundesländern demokratisch zu reformieren. Wer kann vor diesem Hintergrund seine Kinder staatlichen Schulen, die solche Ergebnisse produzieren, wirklich mit gutem Gewissen anvertrauen?
Auch wenn sich Freya Klier darum bemüht, solchen Defiziten durch zahlreiche Vorträge zur DDR-Geschichte in den Schulen abzuhelfen, scheint es notwendig zu sein, weit mehr zu tun, als einzelnen Personen möglich ist. Hier sind die Bildungspolitiker auf Bundes- und Landesebene gefragt, um dem Unwillen und Unvermögen zur kritischen Auseinandersetzung Einhalt zu gebieten und eine Wende in der Schule herbeizuführen. Das wäre auch ein Thema, dass wertvoll genug erscheint, auf die Tagesordnung des Bildungsgipfels gesetzt zu werden, den die Bundesregierung im Oktober veranstalten will.
11.08.08
Erschossen Fanatiker jungen Mann in Türkei wegen Homosexualität?
(MEDRUM) Eine "neue Qualität der Gewalt" nennt es SPIEGEL ONLINE, was mitten in Istanbul auf der Straße passierte. Ein junger Mann soll wegen seiner Homosexuellen Orientierung erschossen worden sein.
Wie Ferda Ataman in dem gestern bei T-Online erschienenen Artikel berichtet, habe der homosexuelle Student Ahmet Y. einen Artikel über sein Coming-out für das türkische Schwulenmagazin "Beargi" verfasst und ist zwei Monate später durch eine brutale Gewalttat ums Leben gekommen. Der Partner von Ahmet vermutet dem Bericht zufolge, dass die Tat von seiner Familie als "Ehrenmord" verübt worden ist. Sein Freund Tosun habe erklärt, dass Ahmet vor seinem Tod eine eMail von einem
Onkel erhalten habe, in der dieser ihm gedroht habe: "Du wirst mit dem Leben bezahlen,
wenn du nicht normal wirst." Die laufenden Ermittlungen haben noch nicht zur Überführung eines Täters geführt.
Der Artikel stellt fest, dass Homosexualität und Verbrechen dieser Art kein Thema in den türkischen Medien sei. Es gebe jedoch immer wieder solche Fälle. Neu sei die Qualität, dass ein solches Verbrechen auf offener Straße und durch Schüsse verübt worden sei, bei denen das Opfer offenbar durch Schüsse aus mehreren Waffen niedergestreckt worden sei.
-> publiziert in T-Online am 10.08.08 "Du wirst mit dem Leben bezahlen,
wenn du nicht normal wirst".
Russische Truppen weiter im Vormarsch
(MEDRUM) Der Konflikt in der Kaukasusregion um Südossetien hält an. Russische Truppen sind über die Grenze von Südossetien hinaus auf Gebiet des Kernlandes von Georgien vorgestoßen.
Wie die Nachrichtenredaktion "heute" des ZDF heute meldet, sind russische Truppen bis zur Stadt Gori im Kernland von Georgien vorgestoßen. Diese Stadt liegt etwa 30 km südlich von der Provinzhauptstadt Südossetiens Zchinwali, in die zuvor georgische Truppen einmarschiert waren, jedoch aufgrund der russischen Gegenoffensive wieder zurückgewichen sind. Daher war die Stadt Gori bereits am vergangenen Samstag in Kampfhandlungen einbezogen.
Von russischer Seite wurde die Absicht dementiert, bis auf die Hauptstadt Tiflis vorzustoßen, wie es von georgischer Seite behauptet worden war. Das Ziel der gegenwärtigen russischen Militäroperation ist noch unklar. Russland versteht sich als Schutzmacht Südossetiens und sieht sich aufgrund des georgischen Angriffs, der am Freitag begann, legitimiert, den Versuch der Einnahme dieser Region durch Georgien zurückzuweisen.
US-Präsident George W. Bush erklärte gestern, Russland müsse die territoriale Integrität Georgiens respektieren. und appellierte an Moskau, einem sofortigen Waffenstillstand zuzustimmen.
Nach Meldung des ZDF hat ein Ministeriumssprecher in Moskau festgestellt, die russische Armee dringe nur bis zu Stellungen vor, um weitere Angriffe Georgiens auf die abtrünnige Region Südossetien zu verhindern.
Deutsche Kommentatoren haben gestern in den Nachrichtensendungen des ZDF Unverständnis gezeigt über den Versuch des georgischen Staatschefs Michail Saakaschwili (40), durch den überraschenden militärischen Vorstoß nach Südossetien vom vergangenen Freitag, die Kontrolle Georgiens über Südossetiens zu sichern. Durch diesen Vorstoß haben am Freitag die Kampfhandlungen begonnen, die tausende Menschen in Ossetien in Mitleidenschaft gezogen haben.
Zur Person des georgischen Staatschefs berichtet das ZDF:
"Saakaschwili wuchs in der Sowjetunion auf und wurde in den USA ausgebildet. Politologen sehen in einer Anhäufung von Machtbefugnissen für den Politiker in den vergangenen Jahren zunehmend autoritäre Tendenzen in der Schwarzmeerrepublik. Kritiker bezeichnen den großgewachsenen Mann als "machtbewussten Demagogen". Zugleich attestieren sie ihm eine überdurchschnittliche Intelligenz. Neben seinem Studium in den USA arbeitete er in einer großen Anwaltskanzlei in New York und war später auch Lobbyist der Ölbranche."