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  • Brief an MdB Volker Kauder

    Herrn

    Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

    Volker Kauder, MdB

    Offener Brief

     

    Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrter Herr Abgeordneter Kauder,

    Sie haben die CDU als Partei des Lebensschutzes bezeichnet. Das ist für mich und sicher viele andere Ermutigung. Wenn nicht die CDU/CSU, wer sollte sich sonst im Deutschen Bundestag diesem Ziel, schon aus christlichem Werteverständnis heraus, verpflichtet wissen?

    Deshalb bitte ich Sie, sich der Initiative gegen den Schutz des ungeborenen Lebens anzunehmen, die im Europarat (freilich unter anderem Namen) eingebracht wurde und diese Woche am 16.04.08 beraten werden soll.

    Nach meinem Kenntnisstand haben hier eine ganze Reihe von Parlamentariern aus dem Deutschen Bundestag mitgewirkt, u.a. MdB Gert Winkelmeier (Die Linke) , MdB Marieluise Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und MdB Marlene Rupprecht (SPD). Ob auch Kollegen aus der CDU/CSU mitgewirkt haben, ist mir nicht bekannt.

    Diese Initiative stellt das auf den Kopf, was wir unter "Ethik des Lebens" als zentralen Wert ansehen. Dies hat nicht zuletzt auch die Debatte im Bundestag über das Stammzellgesetz gezeigt.

    Ich wäre Ihnen äußerst dankbar, wenn Sie sich zusammen mit Kollegen aus der CDU/CSU dafür einsetzen würden, dass diese Initiative, die die Abtreibung europaweit legalisieren will, scheitert. Wir brauchen keine Initiative zur Legalisierung des Tötens sondern eine Initiative zum Schutz des Lebens. Es wäre beruhigend, wenn die CDU/CSU sich bereits mit Erfolg der Angelegenheit angenommen hat.


    Mit freundlichen Grüßen
    20 Unterzeichnende Mitglieder des
    Arbeitskreises Christlicher Publizisten

    13. April 2008

     

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  • Thomas Schirrmacher - Das liebe ich an Jesus.

    Image

    Das liebe ich an Jesus

    Von Thomas Schirrmacher

    ... dass ich zu meinen Fehlern stehen kann.



    Wenn ich gefragt werde, warum ich Jesus liebe,
    dann ist die biblisch korrekte Antwort na­türlich, dass ich ihn liebe, weil
    er mich zuerst geliebt hat und weil er bereit war, alles für mich zu geben.
    Ich liebe Jesus deswegen als ganze Person, nicht nur Teile oder Aspekte von
    ihm, so wie ich ja auch nicht bloß mit einem besonders anzie­henden Aspekt
    meiner Frau verheira­tet bin oder nur ihre Nase liebe, ihr Lächeln oder ihre
    Geduld, sondern sie als ganze Person.

    Wenn man eine Person liebt, hat man auch schnell
    eine lange Liste an der Hand, was sie ganz speziell anzie­hend macht. Ich
    liebe Jesus, weil ich ohne ihn gar nicht da wäre. Ich liebe Jesus, weil er
    mich nie im Stich lässt. Ich liebe Jesus. weil, weil, weil ... Aber die Frage
    ist ja wohl, ob es nicht eine ganz spezielle Sache an Jesus gibt. die mir
    sofort vor Augen steht, wenn ich an ihn denke. Und tatsäch­lich - es gibt
    sie: Ich liebe Jesus über alles, weil seine Vergebung bewirkt, dass ich
    anderen nicht mehr ein ge­schöntes Bild von mir vermitteln muss, sondern
    offen zu meinen Schwächen und Fehlern, ja, Sünden stehen kann.

    Jesus nachzufolgen ist für mich vor allen Dingen
    eine praktische Ange­legenheit. Wenn es sich nicht in meinem Alltag in
    Wissenschaft und Geschäftswelt bewährt hätte, hätte ich längst die Religion
    gewechselt. Denn zur Betäubung und Ablenkung von der Wirklichkeit gibt es nun
    tatsäch­lich bessere Mittel.

    Und gerade da kommt die Ver­gebung der Sünden,
    die Jesus bewirkt hat, ins Spiel. Ich finde es großartig, nicht ständig allen
    beweisen zu müs­sen, dass ich fehlerlos bin. Denn solch ein vorgetäuschtes
    Leben macht uns seelisch kaputt. Das ewige Basteln an den Masken und die
    ständigen Ver­tuschungs­manöver kosten Zeit und Nerven und funktionieren am
    Ende meist doch nicht.

    Jesus ist am Kreuz stellvertre­tend für meine Sünden und Fehler
    gestorben und deswegen kann ich sie ihm gegenüber ebenso eingestehen
    wie meiner Umwelt gegenüber. Wenn meine Fehler sowieso schon eingestanden sind, muss

    es mir doch viel
    leichter fallen zuzugeben, wer ich wirklich bin, als Menschen, die ohne Jesus
    leben.

    Das alles verstehe ich dennoch nicht Freibrief von Jesus, extra viele
    Fehler zu machen oder kräftig in puncto Sünde aufs Gas zu treten. Vergebung
    räumt nämlich nicht nur mit der Vergangenheit auf. Sie gibt auch die Kraft,
    tatsächlich etwas zu ändern. Diese Kraft wird nicht nur in der Bibel als
    Folge der Vergebung beschrieben, sondern krempelt mich auch tatsächlich um. Bei
    mir gibt es jedenfalls genug zu ändern.

    Aber entscheidend ist für meine Beziehung zu Jesus, dass mein Glaube
    mit meiner Selbstkritik beginnt. Darin unter­scheidet er sich etwa funda­mental
    vom Islam, der keine echte Selbstkritik kennt, ja Selbst­kritik als
    Eingeständnis der Niederlage versteht. In der Bibel dagegen beginnt Glaube
    mit der Erkenntnis der eigenen Unzu­läng­lichkeit. Und nicht zufällig
    kritisiert die Bibel nicht vor allem die Ungläubigen und die böse Welt,
    sondern die Gläubigen. Ganze Bücher des Alten Testamentes widmen sich dem
    schonungslosen Offenlegen der Zustände unter den Juden, ganze Bücher des
    Neuen Testamentes - legen die schlimme Situation in christlichen Gemeinden
    bloß. Jesus macht mich frei zur Selbstkritik. Welch eine Erleichterung!

    __________________________________

    "Prof. Dr. phil. Dr. theol. Thomas
    Schirrmacher (geb. 1960) ist Rektor
    des Martin Bucer Seminars (Bonn, Zürich, Innsbruck, Prag, Ankara),
    wo er auch Ethik lehrt, Professor für
    Religions­sozio­logie an der Staatlichen Universität Oradea, Rumä­nien,
    Direktor des Internationalen
    Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evange­lischen
    Allianz und Sprecher für
    Menschenrechte dieses weltweiten Zusammenschlusses. Er promovierte 1985 in Ökumenischer Theologie in Kampen
    (Niederlande), 1989 in Kultur­anthropologie
    in Los Angeles, und 2007 in Vergleichender
    Religionswissenschaft an der Universität Bonn."

    http://www.schirrmacher.info/

  • Epidemieartiger Zusammenbruch der Familien

    Familie

    Epidemieartiger Zusammenbruch der Familien führt die britische Gesellschaft in die soziale Anarchie

    Sir Paul Coleridge, einer der führenden und renommiertesten Richter Großbrittaniens, in dessen Händen die Scheidung von Sir Paul McCartney and Heather Mills lag, erhob seine warnende Stimme zur Lage der Familien in England, berichtet die Zeitung Telegraph.

    Er hält die Auswirkungen des immer weiter um sich greifenden Zusammenbruchs von Familien auf das Leben der Nation in den nächsten 20 Jahren für ähnlich zerstörend wie die globale Erderwärmung und das Schmelzen der Polkappen. Die Gerichte seien völlig überfordert und stünden vor ihrem Kollaps. Die Entwicklung des Zusammenbruchs sei auf allen gesellschaftlichen Ebenen eingetreten, sie beginne bei der königlichen Familie und gehe über alle Ebenen nach unten. Während Rom brenne, fummele die Regierung herum und beschäftige sich mit Dingen wie dem Verbot von Plastik-Taschen. Die gesellschaftliche Entwicklung laufe einem Zustand "sozialer Anarchie" entgegen, so Sir Paul Coleridge.

    Richter Coleridge blickt auf 37 Jahre Erfahrung in der Auseinandersetzung mit familienrechtlichen Angelegenheiten zurück.

    05.04.08 Breakdown in families 'as destructive as effects of global warming' The Telegraph
    17.04.08 Judge Sir Paul Coleridge retires and calls for end to family breakdown The Telegraph
  • Memorandum zur Kinderbetreuung in Krippen

    Memorandum der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung


    Als Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker erfahren wir in unserer
    täglichen Praxis die Tiefenwirkungen und Langzeitfolgen von kindlichen
    Entwicklungsbedingungen. In den ersten drei Lebensjahren wird die Grundlage für
    die seelische Gesundheit eines Menschen gelegt. In dieser sensiblen
    Entwicklungszeit bedeuten regelmäßige ganztägige Trennungen von den Eltern eine
    besondere psychische Belastung für die Kinder. Die Diskussion über den geplanten
    Ausbau der Krippenbetreuung für Kinder unter drei Jahren erscheint uns daher zu
    kurz gegriffen, wenn sie sich nur auf demographische, bildungs- und
    arbeitsmarktpolitische Aspekte konzentriert.


    Aus verschiedenen Gründen können Mütter und Väter auf außerfamiliäre
    Betreuung ihrer Kinder angewiesen sein. Um die Faktoren, die bei Krippen- oder
    Tagesmutterbetreuung die gesunde Entwicklung des unter dreijährigen Kindes
    gefährden, beachten und ihre Auswirkungen mildern zu können, ist ein
    gesellschaftliches und individuelles Bewusstsein für die Bedeutung früher
    Trennungserfahrungen umso wichtiger.

    Wir gehen von folgendem Wissen aus, das auf Forschungsergebnissen und
    psychoanalytischer Erfahrung beruht: Während der ersten 36 Lebensmonate ist das
    Kind wegen seiner körperlichen und seelischen Verletzlichkeit ganz besonders auf
    eine schützende und stabile Umgebung angewiesen. Es bindet sich an die Menschen,
    die ihm am verlässlichsten zur Verfügung stehen. Bindung ist für das Kind eine
    Überlebensnotwendigkeit. Sie bildet die Grundlage für sein Selbstwertgefühl und
    seine Fähigkeit, tragfähige Beziehungen aufzubauen. Seine emotionale und
    kognitive Entwicklung wird in der frühen Kindheit durch die Stabilität seiner
    Beziehungen gefördert. Einfühlung in seine Bedürfnisse, Verfügbarkeit einer
    verlässlichen Bezugsperson, regelmäßige Alltagsstrukturen helfen dem Kind, ein
    "Urvertrauen", das gerade in dieser Zeit erworben wird und eben nicht angeboren
    ist, zu gewinnen. Erst langsam entwickelt das Kind die Fähigkeit, die
    Abwesenheit der Eltern innerseelisch zu verkraften, indem es sich an sie
    erinnern und an sie denken kann.

    Umgebungswechsel und Trennungen von Mutter und Vater in den ersten
    Lebensjahren erfordern zum Wohle aller Beteiligten langsame Übergänge, damit das
    Kind mit der neuen Umgebung und der neuen Betreuungsperson ohne Verlustangst
    vertraut werden und sich langsam anpassen kann. Ein auch für das Kind fühlbar
    gutes Verhältnis zwischen Eltern und Betreuerin hilft ihm, sich angstfrei der
    neuen Situation als Erweiterung der Familie anzuvertrauen. Plötzliche oder zu
    lange Trennungen von den Eltern bedeuten in der frühen Kindheit einen
    bedrohlichen Verlust der Lebenssicherheit, auch weil Sprach- und Zeitverständnis
    des Kindes noch nicht weit genug entwickelt sind, um Verwirrung oder Angst mit
    Erklärungen zu mildern. Eine Trennung von den Eltern, die nicht durch
    ausreichend lange Übergangs- und Eingewöhnungsphasen vorbereitet wird, kann vom
    Kind als innerseelische Katastrophe erlebt werden, die seine
    Bewältigungsmöglichkeiten überfordert. An der kindlichen Reaktion auf die
    Trennung - zum Beispiel verzweifeltes Weinen, anhaltendes Schreien oder später
    auch resigniertes Verstummen, Schlaf- und Ernährungsstörungen - kann man eine
    seelische Überforderung erkennen, die dann besondere Zuwendung und Verständnis
    braucht, um nicht zu einer innerseelischen Katastrophe zu werden.
    "Pflegeleichte" Kinder, die gegen die Trennung nicht protestieren, brauchen
    besondere Aufmerksamkeit, weil ihre seelische Belastung manchmal nicht erkannt
    wird.

    In der Regel passen sich Kinder nach einer Weile an neue
    Situationen an und akzeptieren das neue Beziehungsangebot. Auch wenn die
    Betreuerin nur eine "Übergangs-Mutter" ist, die sich deshalb nicht stärker
    binden möchte, weil sie den kommenden Abschied voraussieht: das Kind bindet sich
    immer, weil es Bindung braucht, um seelisch zu wachsen. Jeder Krippenwechsel
    oder Wechsel einer Tagesmutter bedeutet für das Kind eine erneute Erfahrung von
    Bindungsverlust. Es gibt keine psychische Gewöhnung an Verlust: Kommt er
    unvorbereitet und kann er nicht innerhalb einer vertrauten Beziehung verdaut
    werden, sind Verleugnung und Anästhesierung der Gefühle die Folge, häufig
    begleitet von der "Körpersprache" psychosomatischer Symptome. Der meist
    unausweichliche Verlust der Ersatzperson ist dann besonders schwerwiegend, wenn
    das Kind in seiner Trauer um sie von den Eltern kaum bestätigt und gestützt
    wird.

    Es ist Forschungs- und Erfahrungswissen (und keine Ideologie), dass für die
    Entwicklung des kindlichen Sicherheitsgefühls, für die Entfaltung seiner
    Persönlichkeit und für die seelische Gesundheit eine verlässliche Beziehung zu
    den Eltern am förderlichsten ist. Gerade in den ersten drei Lebensjahren ist die
    emotionale und zeitliche Verfügbarkeit von Mutter und Vater dafür von großer
    Bedeutung.

    Das Kind entwickelt nicht nur seine Beziehung zur Mutter, sondern in der
    Regel auch eine gleichermaßen enge, aber andere Bindung an seinen Vater. Es
    erlebt sich selbst in der Beziehung zum Vater oder zu seinen Geschwistern anders
    und erfährt, dass Fürsorglichkeit und Bindungsangebote unterschiedlich ausfallen
    können. Es erlebt die Eltern als Paar, so dass es sich als Teil eines
    Beziehungsdreiecks wahrnimmt und mit der Qualität der elterlichen Beziehung
    identifiziert. Durch ausreichend regelmäßige Wiederholungen dieser Erfahrung von
    "verlässlicher Flexibilität" lernt das Kind Veränderungen zu tolerieren und auch
    die unvermeidlichen Ausschluss-Erfahrungen und Kränkungen im Sinne eines
    altersgemäßen Entwicklungsanreizes zu verarbeiten - all dies stabilisiert seine
    psychische Weiterentwicklung, festigt die grundlegenden Erfahrungsstrukturen und
    fördert seine Fähigkeiten, neue Beziehungen einzugehen. Ein Kind mit sicheren
    Bindungen innerhalb seiner Familie wird den behutsamen Schritt in eine
    zusätzliche Betreuung außerhalb der Familie als Bereicherung seiner
    Erfahrungswelt erleben.

    Wenn die außerfamiliäre Betreuung - sei es Krippe oder Tagesmutter - vom Kind
    als Teil der "familiären Einheit" erfahren wird, kann sie seine Entwicklung
    bereichern und bei der Aufgabe, sich später von den Eltern abzulösen, eine Hilfe
    sein. Wenn die Familie wegen Krankheit, seelischer oder materieller Not dem Kind
    nicht die nötige Verlässlichkeit bietet und Vernachlässigung oder Misshandlung
    drohen, wird das Kind von der Betreuung außerhalb der Familie dann profitieren,
    wenn es dort ausreichend Gelegenheit findet, gute und dauerhafte Beziehungen zu
    entwickeln. Alle Eltern, besonders aber Eltern, die sich zuhause mit ihren
    Kindern überfordert und isoliert fühlen, brauchen Unterstützung,
    gesellschaftliche Anerkennung und öffentliche Angebote für das Leben mit Kindern

    In vielen Studien wurde nachgewiesen, dass es entwicklungspsychologisch einen
    bedeutsamen Unterschied macht, ob ein Kind mit einem Jahr, mit anderthalb oder
    zwei Jahren in außerfamiliäre Betreuung kommt und wie viele Stunden täglich sie
    in Anspruch genommen wird. Je länger die tägliche Betreuung getrennt von den
    Eltern andauert, umso höhere Werte des Stresshormons Cortisol sind zum Beispiel
    im kindlichen Organismus nachweisbar. Dies erklärt den Zusammenhang zwischen
    langer, also ganztägiger Dauer der außerfamiliären Betreuung und späterem
    aggressivem Verhalten in der Schule, der in Längsschnittstudien gefunden wurde.
    Weitere entscheidende Faktoren für die Qualität der Krippenbetreuung sind die
    Gruppengröße und die Personalfluktuation. Zu große Gruppen oder häufige
    Personalwechsel machen es dem Kind unmöglich, sichere Bindungen einzugehen; sie
    können sozialen Rückzug bewirken oder im Verlauf seiner Entwicklung zu innerer
    Unruhe, Aufmerksamkeitsstörungen und Konzentrationsdefiziten führen.

    Allgemein gilt:

    Je jünger das Kind,
    je geringer sein Sprach- und Zeitverständnis,
    je
    kürzer die Eingewöhnungszeit in Begleitung der Eltern,
    je länger der
    tägliche Aufenthalt in der Krippe,
    je größer die Krippengruppe
    je
    wechselhafter die Betreuungen,
    umso ernsthafter ist die mögliche Gefährdung
    seiner psychischen Gesundheit.

    Das Tagesmuttermodell, das wegen der erhofften individuelleren Betreuung oder
    seiner familiennäheren Form oft als bessere Alternative zur Krippe angesehen
    wird, erscheint - im Gegenteil - besonders konfliktreich: Ein Tagesmutterwechsel
    in den ersten Lebensjahren findet viel öfter statt als bei der Einführung des
    Modells angenommen. Häufig auftretende Spannungen zwischen Mutter und
    Tagesmutter zeigen die große Störanfälligkeit dieser Betreuungsform. Die
    Vorbereitung auf die psychologisch und pädagogisch schwierige Aufgabe einer
    Ersatzbetreuung ist bisher meist unzureichend. "Tagesmutter" wird, wie auch
    "Erzieherin" und "Frühpädagogin", ein Berufsbild der Zukunft sein, und seine
    notwendige Professionalisierung mit guter Ausbildung und berufsbegleitender
    Supervision sollte widerspiegeln, dass die Kleinsten den größten Einsatz
    brauchen.

    Analog zur "Schulreife" sollte die "Krippenreife" für jedes Kind individuell
    beurteilt werden, um Traumatisierungen zu verhindern. Auch für Eltern ist es oft
    schmerzhaft und konfliktreich, sich in den frühen Entwicklungsjahren von ihrem
    Kind trennen zu müssen, und sie machen sich viele Gedanken, wenn sie es in
    "fremde Hände" geben. Sie kennen ihr Kind am besten und erfassen wegen ihrer
    einzigartigen seelischen Verbindung zu ihm seine "Krippenreife" intuitiv.
    Politische Forderungen nach möglichst früher Rückkehr der Mütter an den
    Arbeitsplatz verunsichern intuitives Wissen und schüren eine unnötige
    ideologische Konkurrenz um ein "richtiges" Frauenbild. Stattdessen brauchen wir
    staatlich geförderte entwicklungspsychologische Forschungen und Langzeitstudien,
    die den geplanten Ausbau der Tagespflegeplätze und die Einführung des
    Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz für die unter Dreijährigen aufmerksam
    begleiten, um Fehlentwicklungen vorzubeugen und Neuorientierungen zu evaluieren.

    Die Gestaltung von Bindungen und die Bewältigung von Trennungen sind
    lebenslang die schwierigsten seelischen Aufgaben des Menschen. Sie erfordern
    gerade am Lebensbeginn von allen verantwortlich Beteiligten hohe Sensibilität
    und ein Wissen um die Verletzlichkeit der frühen Entwicklung.

    Berlin, 12. Dezember 2007

    Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV)
    Kommission Öffentlichkeit und
    interdisziplinärer Dialog
    (Leitung: Dr. phil. Franziska Henningsen)

    http://www.psychoanalyse-aktuell.de/kinder/krippenausbau.html

    Geschäftsstelle der DPV: Körnerstr, 11, 10785 Berlin, E-mail: geschaeftsstelle@dpv-psa.de

  • Grundsatzdiskussion "Leben"

    Leben

    Vorschlag einer Grundsatzdiskussion "Leben"

    Auf der Webseite "Direkt zur Kanzlerin" wurde von Sebastain Engelhardt angeregt, eine Grundsatzdiskussion "Leben" zu führen. Der Text der Anregung lautet:


     

    Sehr
    geehrte Frau Bundeskanzlerin,

    ich
    würde Ihnen gerne eine Frage zum aktuellen Urteil um die Verschiebung des
    Stichtages in der Stammzellforschung stellen.

    Heute
    wurde der Stichtag für den Import von Stammzellen zum ersten Mal verschoben. Es
    wäre illusorisch zu glauben, dass dieses Thema damit für alle Zukunft geklärt
    wäre. In 5 bis 10 Jahren wird wahrscheinlich eine neue Diskussion um eine
    weitere Verschiebung oder Aufhebung des Stichtages durch die Forschung
    ausgelöst werden.

    Abgesehen
    von den zweifelhaften Hoffnungen der Wissenschaft: Ist es nicht vielmehr nötig
    bei einem so sensiblen Thema ganz andere, nämlich grundlegendere Fragen zu
    stellen?

    1.
    Ab wann ist ein Mensch ein Mensch und Inhaber des Grundrechtsschutzes?
    2. Wie gehen wir als Gesellschaft mit der Tötung von hundertausenden Embryonen
    bei der "rechtswidrigen" aber "straffreien" Abtreibung um?
    3. Ist es für einen Rechtsstaat akzeptabel, dass die bei der künstlichen
    Befruchtung überzähligen Embryonen einfach als Restabfall dem Tode überlassen
    werden?

    Mich
    würde interessieren ob Sie eine solche Grundsatzdiskussion begrüßen und
    anstoßen würden und welche Stellung Sie zu den drei oben genannten Fragen
    beziehen.

    Mit
    freundlichen Grüßen,

    Sebastian
    Engelhardt


    Diese Frage wird vom Bundeskanzleramt beantwortet, wenn sie nach der Bewertung durch die Bürger zu den Top3-Fragen gehört, die im Lauf einer Woche eingereicht werden. Jeder kann sich an der Abstimmung über die gestellten Fragen beteiligen.

    Direkt zur Kanzlerin!

    Die Frage von Sebastian Engelhardt ist zu finden unter: http://www.direktzu.de/kanzlerin/messages/16489

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