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  • 04.12.09 Aus den Medien


    04.12.09

    Aus den Medien


    Rheinische Post: Appell an Muslime zum Verzicht auf dominante Bauwerke

    Die Rheinische Post berichtet über die Absicht der Innenministerkonferenz zum Appell an Muslime in Deutschland, auf dominante Moscheebauten zu verzichten.

    -> Innenminister gegen Mega-Moscheen


    New York Times: Claudio Cordone von Amnesty International kritisiert Minarett-Verbot

    Politisch Veranwortliche, die Zivilgesellschaft und alle gemäßigten, toleranten Kräfte sieht Cordone in der Pflicht, fremden- und ausländerfeindliche Ansichten zu bekämpfen.

    -> The Call From the Swiss Minaret


    Die Tagespost: Kommentar zum Sonntagsurteil des Bundesverfassungsgerichtes

    Markus Reder schreibt in seinem Kommentar: "Dieses Urteil schützt vor der totalen Kommerzialisierung, es bewahrt vor der Diktatur der Ökonomie und sichert einen Lebensrhythmus, der - besonders für Familien - (über)lebenswichtig ist." Auch wenn sich Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger noch so sehr gegen eine pauschale Überprüfung sperren möge, sei klar, dass die Regelungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg im Widerspruch zum Urteil des Verfassungsgerichts stehen und konsequent angepasst werden müssten.

    -> Mehr Lebensqualität


    Frankfurter Rundschau: Urteil des Bundesgerichtshofs über rechte Kameradschaft

    -> "Sturm 34" ist kriminell


    Hamburger Abendblatt: Gerichtsurteil zur Videoüberwachung von Autobahnen

    -> Dauerüberwachung von Autobahnen verfassungswidrig

    Die Presse (Wien): Abstimmung über Krufixe

    -> Soll in Schulklassen ein Kruzifix hängen?


    Hannoversche Allgemeine Zeitung: Erika Steinbach weiterhin abgelehnt

    -> Westerwelle bleibt im Streit um Steinbach hart


    (MEDRUM)

  • Kämpferischer Islamismus ein absolutes Randproblem?


    04.12.09

    Jerzy Montag: "Kämpferischer Islamismus ein absolutes Randproblem"

    Michel Friedman fragte Jerzy Montag (Bündnis 90/Die Grünen) und Norbert Geis (CSU) nach der Angst vor dem Islam

    von Kurt J. Heinz

    (MEDRUM) In der N24-Sendung "Studio Friedman" begrüßte Michel Friedman am Donnerstagabend den Politiker der Grünen, Jerzy Montag, und den CSU-Politiker Norbert Geis zum Gespräch über das Thema "Angst vor dem Islam?"

    Sind die Ängste der Menschen berechtigt? Warum sollen Minarette verboten werden? Hat Erdogan recht? Sind wir rassistisch? Dies sind einige der Fragen, die Friedman seinen Gesprächsgästen stellte. Den Anstoß für Friedman's Sendung gab die Debatte um das Schweizer Minarett-Verbot nach der Volksabstimmung vom vergangenen Sonntag. Im Gespräch mit den beiden Bundespolitikern wurden einige Gemeinsamkeiten, aber teilweise auch klare Akzentunterschiede bei ihrer Sicht von Problemen erkennbar.

    Der CDU-Politiker Bosbach habe nach der Minarett-Abstimmung gemeint, die Ängste der Menschen müssten ernst genommen werden. Damit leitete Friedman die Frage ein: „Wovor hat man eigentlich Angst hier?"

    Geis meinte, Angst sei vielleicht nicht das richtige Wort, Sorge sei eher angebracht: „Er verstehe, daß die Menschen Sorge hätten. Wir müssen doch feststellen, daß wir hier vier Millionen Muslime haben, die nicht bereit sind, sich zu integrieren", so Geis. Es gebe Bereiche in Großstädten, in denen viele Menschen ausländischer Herkunft lebten, aber keine Deutschen mehr. Dort entstünden Parallelgesellschaften. In größeren Städten wie Berlin, Hamburg oder München gebe es Kindergärten, in denen bereits 50 Prozent der Kinder ausländischer und 50 Prozent deutscher Herkunft seien. Deshalb sorgten sich Eltern um die Zukunft ihrer Kinder. Der Unionspolitiker verwies auch darauf, daß sich die heutigen Verhältnisse in 30 bis 40 Jahren voraussichtlich so verändern würden, daß die Hälfte der Bevölkerung dem muslimischen Glaubens angehören könnte. Vor diesem Hintergrund erklärte Geis, daß Integration eine dringliche Aufgabe ohne Alternative sei: „Ob wir nun wollen oder nicht, es ist unsere Pflicht und unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die dennoch integriert werden. Und ich sehe nur eine einzige Möglichkeit, indem wir auf diese Leute zugehen, es bleibt uns nichts anderes übrig, und zwar so schnell als möglich."

    Der Grünenabgeordnete Montag vertrat eine zum Teil andere Auffassung. Nur ein kleiner Teil der Muslime sei nicht bereit, sich zu integrieren. Montag: „In München gibt es zwar Straßen, in denen es viele türkische Geschäfte gibt, man braucht aber in keiner einzigen Straße Angst zu haben." Er betonte, 80, 90, 95 Prozent der Muslime gingen nicht einmal in die Kirche. Auch in den Kindergärten sei es nicht die Regel, daß 50 Prozent der Kinder ausländischer Herkunft seien, setzte Montag entgegen. Aber er räumte ein, es gebe Parallelgesellschaften, weil es Versäumnisse in der Stadtpolitik gegeben habe. Insgesamt schwächte Montag die Argumentation von Geis allerdings stark ab: "Es gibt politische Kräfte, die diese Ängste schüren wollen, aus der konservativ-rechten Ecke, aus Teilen der Union, aus konservativen Kreisen der christlichen Kirchen." Aufgrund der geschichtlich kulturellen Prägung der Menschen in Westeuropa könne er jedoch verstehen, dass die relativ junge und neue Religion bei uns zu Auseinandersetzungen und Reibungsflächen führe. Man müsse mit diesen Menschen, die bei uns seien und bei uns auch bleiben würden, reden. "Aber der kämpferische Islam ist ein absolutes Randproblem", stellte Montag mit Nachdruck heraus. Hier stimmte ihm Norbert Geis nicht vorbehaltlos zu. Er verwies auf die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes, der immerhin von einem Potential von etwa 30.000 Extremisten spreche.

    Was den Menschen Angst mache, zeigte Norbert Geis auch am Beispiel des Übertritts vom moslemischen zum christlichen Glauben auf. Geis dazu: "Wenn ein Muslim in Teheran, also in einem muslimischen Land, in einem islamischen Land, vom muslimischen Glauben Christ werden würde, wenn er sich taufen lassen würde, müsste er damit rechnen, zum Tod verurteilt zu werden. Das ist etwas, was uns Angst macht." Die unterschiedlichen Verhältnisse zwischen westlichen und islamischen Staaten führte Geis darauf zurück, daß der Islam noch nicht durchgemacht habe, was wir durchgemacht hätten, nämlich die Säkularisation. Geis: "Wir haben erreicht, dass der Staat sich zurückzieht, Staat nicht mehr identisch ist mit der Religion, und dass damit Religionsfreiheit möglich ist. Und das ist in den islamischen Ländern nicht der Fall." Jerzy Montag relativierte dieses Argument von Geis. Diese Säkularisation sei ganz frisch. Sie gelte erst seit dem II. Vatikanischen Konzil. Montag ignorierte mit seiner Feststellung, daß mit dem Reichsdeputationsgesetz bereits im Jahr 1803 eine umfassende Säkularisierung stattgefunden hatte. Geis klärte den Grünenpolitiker auf: "Die Neutralität des Staates besteht doch bei uns schon seit 200 Jahren."

    Auch Friedmann beschrieb, welche Ängste ihn selbst beschäftigen, und zitierte eine Äußerung des Vorsitzenden der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland IGD e.V., Ibrahim F. El-Zayat: „Mit der Hilfe Allahs, werden wir Deutschland zu unserem Paradies auf der Erde machen." Friedman dazu an Montag gewandt: „Mir macht so was Angst, Millionen Nicht-Muslimen auch. Ihnen nicht?" Montag wies diesen Einwand ebenso wie die Vorstellungen von El-Zayat selbst zurück. Sie seien nur eine Interpretation von sehr vielen, unterschiedlichen Auffassungen unter den Muslimen. Geis hielt dem entgegen, daß es aber den gemeinsamen Koran gebe, der die Ausbreitung des Islam vorschreibe und daher zu verständlichen Sorgen führe.

    Unterschiedliche Sichtweisen wurden auch an der Frage von Friedman erkennbar, ob muslimische Bauwerke zu befürworten seien. Geis betonte, er sei nicht gegen muslimische Bauwerke, auch die Höhe eines Minarettes sei für ihn nicht so wichtig, aber er könne verstehen, wenn Menschen bei uns darauf bestünden, daß solche Bauten in die kulturell geprägte Architektur einer Stadt passen müssten und sie nicht einverstanden seien, wenn eine Moschee mitten hinein in einen anders gewachsenen Stadtkern gebaut werden soll. Jerzy Montag widersprach ihm: "Wieso eigentlich nicht?". Es sei selbstverständlich, dass wir schon immer avantgardistische Bauten gehabt hätten. Montag: "Es gibt Moscheen, und ich wünsche mir solche, die in Stadtkernen avantgardistisch gebaut werden".

    Friedman stellte zum Bau von Minaretten ferner die Frage, ob Erdogan recht habe, mit dem Vorwurf, das Minarett-Verbot sei "rassistisch" und "faschistisch". Ohne zu zögern, erwiderte Geis: "Nein. Erdogan hat auch vor Jahren gesagt, die Minarette sind unsere Lanzen, mit denen wir gegen die Ungläubigen vorgehen, und ist dafür verurteilt worden. Also ich glaube, er übertreibt. Ich bin nicht der Auffassung, daß wir Deutschen vor den Türken Angst haben müssen und die Türken vor uns Angst haben müssen. Entscheidend ist, daß wir uns verstehen, und daß die Deutschen akzeptieren, daß wir vier Millionen Muslime bei uns haben." Auch Montag äußerte sich zur Frage, ob die Deutschen rassistisch seien: "Es gibt 15 Prozent, die antisemitisch sind und es gibt 15 bis 20 Prozent, die eine Heidenangst und Abwehr gegenüber allem Fremdem haben. Ob man das jetzt Rassismus nennen will? Man muß mit den Begriffen etwas vorsichtig sein, aber daß wir so etwas haben, ist doch richtig."

    Friedman bohrte zum Minaretten-Bau nach, warum dies ein Problem sein sollte. Geis meinte, worum es wirklich gehe, sei, daß die Muslime die Auffassung vertreten würden, sie hätten eine Religion, die ihnen den Auftrag gebe, die ganze Welt zum Haus des Islam zu machen. Das mache Menschen Angst. Geis bekräftigte, daß er zwar keine Angst vor Muslimen habe, machte aber klar, was von den Muslimen erwartet werden müsse: „Ich glaube nicht, daß wir Sorge haben müssen, daß sich Muslime bei uns ausbreiten, aber: Sie sollen unsere Gesetze beachten, sie sollen unsere Kultur respektieren und sollen unsere Sprache sprechen", so Geis.

    In der Frage eines EU-Beitrittes der Türkei waren sich Geis und Montag einig: Die Türkei sei heute noch nicht EU-tauglich, meinte Montag. Man müsse ihr jedoch eine Perspektive geben. Die EU sei kein christliches Projekt, sondern ein Projekt des Friedens, der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit. Wenn dies erfüllt sei, würde er sich freuen, wenn die Türkei künftig zur EU gehören würde. Geis machte seine Vorbehalte am Beispiel der Religionsfreiheit deutlich. So lange es in der Türkei keine Religionsfreiheit gebe und dort keine Kirchen gebaut werden dürften, könne man mit der Türkei keine gemeinsame Sache machen.

    Am Ende des Gespräches unterstrich Montag, daß er vor einer Islamisierung keine Angst habe: „Mir ist es recht, wenn sich die Muslime hier ausbreiten. Wenn sie jung sind, ist es mir noch lieber. Und sie sollen Kinder bekommen."

    ___________________

    Jerzy Montag ist rechtspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN. Weitere Information: www.jerzy-montag.de

    Norbert Geis ist Mitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Mitglied im Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages.

    Sendebeitrag von N24 in der Videothek -> www.n24.de/news/newsitem_5633321.html


    Auch der SWR wird sich mit dem Thema befassen. In der Sendung "2+Leif" werden am 7. Dezember der Politiker der Grünen, Christian Ströbele, und Norbert Geis zu Gast sein. Thema. "Feindbild Islam - woher kommt die Angst vor dem Fremden?"

    Sendung am Montag, 07.12.2009, 22.30 bis 22.59 Uhr


    Presseecho zur Volksabstimnung gegen den Bau neuer Minarette in der Schweiz

    Ein überwiegend negatives Echo rief das Ergebnis der Volksabstimmung in der Schweiz gegen den weiteren Bau von Minaretten hervor.

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  • Öffentliche Betreuung kontra elterliche Erziehung


    04.12.09

    Öffentliche Betreuung kontra elterliche Erziehung

    Ein neuer Lösungsansatz im ideologisch verbrämten Kampf ums „Betreuungsgeld"
    zwischen ‚Herd-Prämie' und ‚Entsorgungs-Finanzanreiz'

    Von Albert Wunsch

    (MEDRUM) Der Grundsatz "Gleiches Recht für alle" scheint ausgedient. Wenn also Verbände und Personenvereinigungen Geld für vergleichbare Erziehungsleistung fordern, sei dies ein sozial- und gleichstellungspolitischer Rückschritt. Denn „das Betreuungsgeld widerspricht den Prinzipien einer modernen Gesellschaft in hohem Maße", so äußern sich einige gesellschaftliche Gruppen in einem offenen Brief an die Kanzlerin und die Familienministerin. "Wahlfreiheit für die Eltern werde dadurch hergestellt, dass genügend qualitativ hochwertige und gebührenfreie oder kostengünstige Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung stehen."

    Ja, modern soll eine Politik sein. Aber was sagt dieser Begriff inhaltlich aus? Eigene Qualitätsaussagen und deren Zukunftsrelevanz ausklammern und sich stattdessen vom Mainstream tragen zu lassen? Nun, es scheint modern zu sein, Steuern zu hinterziehen, eine berufliche Karriere über alles zu setzen, die Rocklängen von Jahr zu Jahr kürzen oder fallen zu lassen und Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein als antiquierte Eigenschaften einzustufen. Was bringt also eine Anpassung an den Zeitgeist? Und was heißt Wahlfreiheit? Wird diese vorausgesetzt, wenn der Staat aus Steuermittel finanzierte Ganztagsbetreuungs-Angebote für entsorgungsfreudige Eltern von Kleinst-Kindern schafft und sich die für die Erziehung ihrer Unter-Dreijährigen-Kinder selbst sorgenden Eltern - immerhin zur Zeit eine über 70% Mehrheit - sich ganz frei gegen einen staatlichen Zusatz-Geldsegen zwischen 1.200,- und 600,- Euro pro Kind und Monat (je nach Alter differierend) entscheiden dürfen. Der normale Menschenverstand und auch das Bundesverfassungsgericht teilt diese eigentümliche Auffassung keinesfalls. Denn im „Kinderbetreuungsurteil" vom 19.01.1999 wird ausdrücklich die Schaffung der „Wahlfreiheit für Eltern bei der Art der Kinderbetreuung in ihren "tatsächlichen‘ Voraussetzungen" gefordert.

    Es ist schon obskur, welche gesellschaftspolitisch wichtige Themen über das sogenannte Betreuungsgeld abzuarbeiten versucht werden, häufig mit dem Ziel: "das Elterngeld muss weg!" Weil diese Forderung Einigen jedoch zu schwer verkäuflich zu sein scheint, werden sogenannte Gutschein-Modelle als Weg des geringeren Übels betrachtet. Der Schlagabtausch ist oft polemisch und die Flachheit der Argumente offenbart eine begrenzte Zurechnungsfähigkeit ihrer leichtfertigen Protagonisten. Sie scheinen schon vom Geist der durch sie ins Feld geführten Unterstellungen geprägt zu sein, weil ja das Gros der Eltern das „Betreuungsgeld" in „Fachbildschirme, Bierkästen-Berge oder Alufelgen" umsetzen würde.

    So nachvollziehbar es ist, das ‚eigenwillige' Konsumverhalten einer Bevölkerungs-Minderheit mit Nachwuchs - als Eltern möchte ich diese Menschen ungern bezeichnen, da dieser Begriff etwas mit Verantwortungsübernahme für die eigenen Kinder zu tun hat - nicht noch durch zusätzliches Geld des Staates zu steigern, so sollte doch der Grundsatz gelten, eine Mehrheit nicht am Unakzeptablen von Minderheiten zu messen. Ein Grundsatz, "auch wenn du Einen im Visier hast, nimm gleich alle unter Beschuss", wäre menschenverachtend. Wenn dies doch gewollt oder quasi als Kollateralschaden in Kauf genommen wird, dann sollten wir diese Denk-Maxime aber konsequenterweise einmal für einige Bereiche unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens konkretisieren.

    Da gibt es Abgeordnete in Bund, Ländern und Kommunen, welche faul, falsch oder/und bestechlich sind. Auch wenn dies eine Minderheit ist, was soll's: Traue niemand und bleib an Wahltagen den Urnen fern, weil grundsätzlich Trägheit, Lüge und Korruption zu unterstellen sind. Die Devise lautet: Nur General-Attacken können Klarheit schaffen, koste es was es wolle. Ob polemisierende Bezirks-Bürgermeister, gesunde Krank-Feiernde, randalierende Fußball-Fans, dopende Sportler, gewalttätige Polisten, Sozialleistungs-Betrüger, schludriges Pflegepersonal, unfähige Lehrkräfte, rendite-gierige Banker bzw. Manager, macht-versessene Medien-Mogule oder geldvernichtende öffentlichen Verwaltungen, alle nicht an diesen Negativ-Verhaltensmustern orientierten Menschen müssen dann ab sofort mit Rundum-Unterstellungen leben.

    "Kein Geld in die Hände von Unverantwortlichen" hieße dann aber auch, dass verantwortungsbewusste Bundesbürger ihre Steuer nur noch per Gutschein - mit spezieller Zweckbindung natürlich - ans Finanzamt geben. Denn jährlich weist der Bund der Steuerzahler nach, dass bis in die Milliarden gehende EURO-Summen von öffentlichen Händen mit großer Unbedarftheit fahrlässig bis grob fahrlässig versenkt werden, ob durch Planungsfehler, unnütze Materialbeschaffungen oder protzende Bauvorhaben.

    Es ist richtig, dass asoziales Verhalten vom Staat nicht gestützt werden darf. Aber es ist schon eigenartig, wenn dieselben Akteure bei ihren Forderungen nach einer Erhöhung der Sozialhilfesätze - ob für Kinder oder ganz allgemein - keine Bedenken wegen eines möglichen Zuwendungs-Missbrauchs äußern und diesen nur beim Betreuungsgeld mutmaßen. Werden die Euros unterschiedlich gekennzeichnet sein? Fakt ist, dass Geld immer auch einen Missbrauch ermöglicht. Viele Schutz-Gesetze tragen diesem Umstand Rechnung. Wenn die Anti-Betreuungsgeld-Akteure jedoch wirklich einem Zuwendungs-Missbrauch den Garaus machen wollen, dann sollten sie umgehend darangehen, asoziale Verhaltensweisen, ob von Quasi-Eltern oder in anderen Lebensbereichen, als solche zu benennen und gezielt auf Änderung hinzuarbeiten. Beispielsweise bieten alle Sozialleistungs-Empfänger, deren Kinder ohne Frühstück in den Tag starten, kein Mittagessen erhalten und oft bis zum Abend auf der Straße herumlungern müssen, dazu ein ideales Einsatzfeld. Denn das Geld für diese Mahlzeiten wurde vom Staat zweckgebunden zur Verfügung gestellt, aber aus Antriebsmangel/Faulheit und fehlendem Verantwortungsbewusstsein nicht entsprechend eingesetzt. Aber bisher scheint dies niemand zum Handeln anzuregen.

    Auch wenn Argumente nicht ganz so ideologisch verbrämt geäußert werden, der nachfolgende Satz aus familien-ministeriellem Munde hat's auch in sich: Es ist kontraproduktiv, die wichtige frühkindliche Bildung auszubauen und gleichzeitig Eltern mit 150, - Euro davon wegzulocken! Woran wird hier festgemacht, dass frühkindliche Bildung nur in der Krippe, nicht aber in der Familie vorzufinden ist? Wer sagt überhaupt, was eine qualitative Erziehung und Bildung ausmacht? Die Mehrheit der Fachkräfte jedenfalls bringt ein, dass momentan weder qualitativ noch quantitativ von einem befriedigenden Zustand ausgegangen werden kann. Und wenn Säuglinge mit der Intention in die Ganztagsbetreuung gegeben werden, um dort möglichst früh soziale Kompetenz zu entwickeln, dann offenbart dies eine haarsträubende Kenntnis von den Entwicklungsstufen und Bindungs-Bedürfnissen eines Kleinkindes.

    Aber auch das Argument, dass Krippen einen größeren Kindersegen erschließen würden, ist hohl. Selbst die neue Bundesfamilienministerin äußert sich am ersten Arbeitstag so unbedarft. Denn in den sogenannten neuen Ländern mit einem zigfach höheren U-Drei-Angebot als im übrigen Bundesgebiet, gibt es ca. 20% weniger Geburten pro Frau. Dagegen wurde vor 2 Jahren im Raum Tübingen offenkundig, dass dem höchsten Kinderanteil pro Frau in Deutschland ein Null-Angebot an Krippenplätzen gegenüber stand. Schon auf dem Katholikentag in Ulm äußerte sich Prof. Herwig Birg, einer der anerkanntesten Bevölkerungsforscher in Deutschland gegenüber Bundesfamilienministerin Renate Schmidt nach dem Einbringen dieses Argumentes mehr oder weniger wortwörtlich: „Frau Ministerin, Unfug wird durch ständige Wiederholung auch nicht richtiger" und brachte ein, dass es statistisch einen eindeutigern Zusammenhang zwischen dem Wunsch von Frauen nach Erwerbstätigkeit und dem Rückgang des Kinderwunsches gibt, egal ob Betreuungsplätze vorhanden sind oder nicht.

    Die Zielsetzung, weg von der elterlichen Erziehung und hin zu vom Staat geförderten Betreuungsprogrammen wurde schon kurz vor der letzten Jahrtausendwende immer offensichtlicher. "70 Jahre nach den Erfahrungen mit dem totalitären Erziehungsanspruch der Nazis und ein Jahrzehnt nach dem Ende der Erziehungsdiktatur in der DDR vollzieht sich in Deutschland ein Paradigmenwechsel, hin zu mehr öffentlicher Erziehung. Es verwundert, wie wenig inhaltlich die Diskussion geführt wird. Denn Ganztagsbetreuung an sich ist noch kein Erfolgsrezept", so Astrid Wirtz im Kölner Stadtanzeiger vom 11.6.2002

    Nicht die Erziehung, sondern Entsorgung von Kindern wird zur Zeit staatlich gefördert. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG/SGB 8) drückt sich im § 22 zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen unmissverständlich aus: „Die Aufgabe umfasst die Betreuung, Bildung und Erziehung des Kindes. Das Leistungsangebot soll sich pädagogisch und organisatorisch an den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Familie orientieren." Wer also auf diesem Hintergrund mehr „Betreuungsplätze" fordert, sucht im Grunde beaufsichtigte Parkhäuser für Kinder. Die Praxis belegt, das zur Zeit auch nicht mehr geht oder gewollt ist. Ob in der Krippe, verlässlichen Halbtags-Grundschule oder bei Anschlussprogrammen im Nachmittagsbereich: Es gibt weder angemessen bezahlte und ausgebildete Kräfte noch ein Erziehungskonzept und entsprechende Regelungen zur intensiven Zusammenarbeit mit den Eltern. So wird „Bildung und Erziehung" - bewusst oder unbewusst - ausgeklammert und dem in der Verfassung geforderten Kindeswohl zuwider gehandelt.

    Im Kern geht es um die leicht variierte Gretchenfrage: Staat, wie hast du's mit der Elternverantwortung? Setzt du auf Befähigung und gute Rahmenbedingungen für eine Erziehung im Elternhaus, oder springst du auf ein öffentliches Versorgungsmodell zwischen Kinderkrippe und Ganztagsschule? Und die Gegenfrage müsste lauten: Eltern, wie habt ihr's denn mit eurer Erziehungsverantwortung? Wurde sie schon kommentarlos der öffentlichen Hand untergeschoben oder nehmt ihr noch die Erstverantwortung für das Aufwachsen eurer Kinder wahr? - Die Fakten zeigen, in welche Richtung es geht. Das Bundesverfassungsgericht wird zum Anwalt von Kindern und fordert vom Gesetzgeber eine Stärkung der Elternverantwortung. Die Eltern ordnen die Kinder-Erziehungsverantwortung der Erwerbstätigkeit unter. Die Politik setzt auf mehr ganztägige Betreuungsangebote. Legislative und Judikative liegen im Clinch und die Eltern scheint die Auseinandersetzung gar nicht zu interessieren: Armes Kinder-Deutschland.

    Zu diesem Richtungsstreit ein entlarvender Wackelakt-Beleg des ehemaligen SPD-Vorsitzenden und Bundeskanzlers Gerhard Schröder auf dem SPD-Kongress: „Die Mitte in Deutschland". Im Redemanuskript stand dazu: „Die Eltern müssen sich wieder intensiver um die Entwicklung ihrer Kinder kümmern". Stattdessen wurde gesagt: „Um die Leistungsbereitschaft und die Leistungsfähigkeit unserer Kinder zu fördern, muss das Angebot von Ganztagsbetreuung an den Schulen deutlich ausgeweitet werden", um so brach liegende Ressourcen auszuschöpfen. Richtungsweisend vorgedacht, wurde den SPD-Genossen und der Öffentlichkeit gegenüber verkauft, was ankommt. Die Folgejahre lehrten uns, dass die Parteien mit dem "C" im Nahmen in großem Übereifer die uralte sozialistische Idee der staatlichen Erziehung übernahmen.

    Hatten die alten Griechen und Römer noch eine Göttin des heimischen Herdes und ist die Küche in allen Kulturen ein bevorzugter Ort des familiären Wohlbefindens, so soll durch die Protagonisten einer Ablehnung des Betreuungsgeldes mit der Wortschöpfung "Herdprämie" die Erziehungsleistung einer Mehrheit der Eltern abqualifiziert werden, um so von der selbst favorisierten stattlichen "Entsorgungs-Prämie" abzulenken. Der aberwitzige Slogan lautet: Wir wollen die Familien stärken, indem wir die Kinder über Tag betreuen. Ein tragfähiges und auf Zukunft gerichtetes Familienmodell soll ‚modernen', und ‚bunten' Lebens-Formen weichen. Aber was hat eine Gesellschaft von schillerndem Tand, wo ‚Vielfalt und Uneinkalkulierbarkeit` zum Platzhalter von ‚Verlässlichkeit und Stabilität' erklärt werden?

    Die höchst ideologischen Auseinandersetzungen der letzten Tage helfen weder Kindern noch deren Eltern. Gab es früher Eltern, welche wegen Zeitmangels oft ein - vielleicht begründet - schlechtes Gewissen im Umgang mit Ihren Kindern hatten, so werden heute Vollzeit-Eltern in ein schlechtes Licht zu rücken gesucht. Sie werden nicht nur als vom Puls der Zeit abgekoppelte Verhinderer einer richtigen frühkindlichen Bildung dargestellt, sondern erhalten auch weder eine staatliche Anerkennung noch eine finanzielle Unterstützung für ihre Leistung. Nein, stattdessen werden sie oft von den Mit-Eltern milde belächelt und gleichzeitig in Sondersituationen als Nothilfe einzusetzen gesucht, frei nach der Devise: Du bist doch den ganzen Tag zu Hause, da kannst du doch sicher meinen Kevin mit von der Kita abholen und meine Chantalle mit deiner Johanna zum Reiten bringen. Weißt Du, mein Beruf fordert mich halt.

    Der bisherige Schlagabtausch fordert dazu auf, diese unsägliche Diskussion schnell zu beenden: Das Betreuungsgeld muss wirklich weg, auch wenn dies hier unter einem anderen Vorzeichen gefordert wird. Stattdessen hat der Staat die Aufgabe, nicht die Form eines Umgangs mit Kindern, sondern deren Inhalt - die Erziehung - zu fördern. Dieses Erziehungsgeld für die unter Dreijährigen geht an die Eltern. Diese können es dann an Tagesmütter oder KiTas tragen oder für ihre eigene Erziehungsleistung vereinnahmen. Findet in Problemfamilien diese nicht angemessen statt, ist das Wächter-Amt des Staates gefordert, schnell und angemessen zu intervenieren.

    Das notwendige Geld ist vorhanden, Denn da für 1/3 der Kinder ein Betreuungsplatz geschaffen werden soll, ein solcher durchschnittlich 900,- Euro pro Kind und Monat an öffentlichen Mittel bindet, steht für alle Eltern somit ein Erziehungsgeld in Höhe von 300,- Euro zur Verfügung. Die restlichen Kosten für eine öffentliche U-Drei-Betreuung sind dann von den jeweiligen Eltern zu erbringen. Darüber hinaus wäre eine verantwortungsvolle und qualitative elterliche Erziehung durch den Besuch von Elternseminaren, wie zum Beispiel "Starke Eltern, starke Kinder", auch durch gezielte Finanzanreize zu fördern, wie dies beispielsweise seit Jahren in den Bereichen Umweltschutz und Energieeinsparung der Fall ist Geschieht dies nicht, wird weiter viel zu viel Geld in Mangelhaftes und nicht in Förderliches fließen.

    Copyright Albert Wunsch, 04.12.2009
    ______________________________

    ImageDr. Albert Wunsch (64)
    ist Diplom-Sozialpädagoge, Psychologe und promovierter Erziehungswissenschaftler (Psychologie, Pädagogik, Kunst). Als Dozent für Erziehungswissenschaft, Elementarpädagogik und Konzepte der sozialen Arbeit lehrt er unter anderem die Lehrgebiete Kleinkindpädagogik und Eltern-Qualifikationsprogramme an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Köln, sowie als Lehrbeauftragter an der Philologischen Fakultät der Universität Düsseldorf. Seit zwei Jahren lehrt Wunsch auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar und arbeitet darüber hinaus in einer eigenen Praxis als Paar-, Erziehungs- und Konfliktberater.

     


    MEDRUM -> 16 Organisationen gegen Wahlfreiheit der Eltern

    MEDRUM -> Erziehung durch Elternhaus oder Staat?

  • 04.12.09


    04.12.09

    Öffentliche Betreuung kontra elterliche Erziehung

    Ein neuer Lösungsansatz im ideologisch verbrämten Kampf ums „Betreuungsgeld"
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    Von Albert Wunsch

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  • 04.12.08


    04.12.08

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    zwischen ‚Herd-Prämie' und ‚Entsorgungs-Finanzanreiz'

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    (MEDRUM) Der Grundsatz "Gleiches Recht für alle" scheint ausgedient. Wenn also Verbände und Personenvereinigungen Geld für vergleichbare Erziehungsleistung fordern, sei dies ein sozial- und gleichstellungspolitischer Rückschritt. Denn „das Betreuungsgeld widerspricht den Prinzipien einer modernen Gesellschaft in hohem Maße", so äußern sich einige gesellschaftliche Gruppen in einem offenen Brief an die Kanzlerin und die Familienministerin. "Wahlfreiheit für die Eltern werde dadurch hergestellt, dass genügend qualitativ hochwertige und gebührenfreie oder kostengünstige Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung stehen." ... lesen Sie mehr...


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