Christian Wulff war Merkels Kandidat. Sie lag mit ihm falsch. Doch die Kanzlerin ist geübt darin, Niederlagen in einen strategischen Vorteil zu verwandeln.
Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel strebt eine schnelle und parteiübergreifende Lösung für die Nachfolge des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff an. Schon am Wochenende soll ein gemeinsamer Kandidat der Regierungsparteien sowie von SPD und Grünen gefunden werden, hieß es aus der CDU-Führung. SPD und Grüne begrüßten das Gesprächsangebot der Kanzlerin. Die Linke reagierte empört, dass sie nicht einbezogen werden soll. Die Bundesversammlung soll das neue Staatsoberhaupt am 17. März, einem Samstag, wählen.
BERLIN - Ganze 30 Minuten lagen gestern Vormittag zwischen den kurzen öffentlichen Auftritten von Christian Wulff und Angela Merkel: Im Schloss Bellevue erklärte der Bundespräsident kurz nach 11 Uhr vor der Presse seinen Rücktritt, weil er nicht mehr das nötige Vertrauen „einer breiten Mehrheit" der Bevölkerung habe. Und bereits um 11.30 Uhr würdigte die Bundeskanzlerin rund einen Kilometer weiter östlich im Kanzleramt die kurze Amtszeit Wulffs als Staatsoberhaupt und kündigte an, gemeinsam mit SPD und Grünen einen Nachfolger finden zu wollen.
Christian Wulff ist als Bundespräsident an sich selbst gescheitert. Vielleicht setzt Kanzlerin Merkel nach seinem Rücktritt gerade deshalb auf auf einen absolut seriösen Kandidaten wie Thomas de Maizière.
Es wäre grotesk, wenn Angela Merkel ein drittes Mal nach Partei-, genauer: nach persönlicher Räson entschiede. Sie sollte sich für Joachim Gauck einsetzen.