12.05.11
Der besondere Auftrag katholischer Schulen - keine Bildung ohne Erziehung
Wird der 6. Bundeskongress Katholische Schulen am 13. Mai 2011 in München auch Impulse für die Sexualerziehung setzen?
(MEDRUM) Am 13. Mai 2011 veranstaltet die Deutsche Bischofskonferenz den 6. Bundeskongress Katholischer Schulen im Kardinal Wendel Haus in München. Im Zentrum des Kongresses steht die Frage, welche Rolle die Erziehung im Rahmen der schulischen Bildung spielt. Zu den Referenten gehört insbesondere der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch von Freiburg. Nicht explizit auf der Tagesordnung, aber von aktueller Bedeutung ist die Frage, ob Anspruch und Wirklichkeit der Katholischen Kirche auf dem Gebiet der sexuellen Erziehung miteinander im Einklang stehen, und ob von diesem Kongress die notwendigen Impulse ausgehen. Denn zur Sexualerziehung hatte sich Anfang des Jahres auch Papst Benedikt geäußert.
Im Mittelpunkt des 6. Bundeskongresses Katholische Schulen mit dem Thema „Keine Bildung ohne Erziehung. Der besondere Auftrag katholischer Schulen" sollen die Fragen stehen:
- Welche Rolle spielt die Erziehung im Rahmen der schulischen Bildung?
- Welchen Erziehungsauftrag haben Katholische Schulen?
- Wie lässt sich dieser Erziehungsauftrag begründen?
- Welche Möglichkeiten haben die Katholischen Schulen, ihren Auftrag zu erfüllen?
- Wo liegen die Grenzen?
Dabei soll auch reflektiert werden, welche Impulse aus bildungspolitischer Sicht von katholischen Schulen und ihrem Erziehungsverständnis ausgehen können.
Referenten sind u. a.:
- Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
- Erzbischof Hans-Josef Becker, Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz
- Prof. Dr. Detlef Horster, Professor für Sozialphilosophie an der Leibniz Universität Hannover
- Dr. Ludwig Spaenle, Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus
Einen besonderen Stellenwert dürfte der Vortrag von Detlef Horster haben. Er wird aus der sozialphilosophischen Perspektive zur moralischen Dimension der Bildung und Erziehung in der Schule sprechen. Wenn Horster brisante Fragestellungen nicht ausklammern will, muß er sich zweifellos auch der Sexualerziehung widmen. Denn moralische und ethische Fragen stehen gerade auf dem Gebiet der schulischen Sexualerziehung in einem aufgeladenen Spannungsfeld. Zu den Streitpunkten gehören die Frage, ob schulische Einrichtungen überhaupt das Recht haben, ohne elterliche Einwilligung Kinder sexuell zu erziehen, und ebenso die Frage, an welchen Wert- und Moralvorstellungen die sexuelle Erziehung in der Schule ausgerichtet werden darf. Kein Geringerer als Papst Benedikt XVI. erklärte Anfang dieses Jahres, daß staatlich geforderte Schulsexualkunde ein Beispiel für Bedrohungen gegen die kulturellen Wurzeln der Völker sei.
Wer das Oberhaupt der Katholischen Kirche zum Maßstab nimmt, könnte vermuten, daß es für die Katholische Kirche eigentlich keine Probleme aufwerfen dürfte, in der richtigen Weise zur sexuellen Erziehung als Teil der religiösen Bildung und Erziehung in schulischen Einrichtungen Stellung zu beziehen und darauf "katholisch" einzuwirken. Doch die Praxis zeigt das Gegenteil. Es tauchen Konfliktfelder auf, dort wo die Kirche selbst Schulträger ist, und dort, wo katholische Organisationen an der schulischen Erziehung als Bildungsträger mitwirken.
Wie MEDRUM wiederholt berichtete, wird es zum Beispiel Eltern an einer katholischen Grundschule im Raum Paderborn nicht gestattet, ihre Kinder von Veranstaltungen der Sexualerziehung fernzuhalten, die mit ihren Erziehungsvorstellungen und ihrem christlichen Glauben nicht vereinbar sind. Dennoch versucht die Schulleiterin mit Unterstützung der Schulbehörden und Gerichte immer wieder aufs Neue, den Willen der Eltern mit Hilfe von Bußgeldern und Erzwingungshaft zu brechen und sie gefügig zu machen.
Das Agieren dieser katholischen Schule ignoriert nicht nur die Mahnung von Papst Benedikt, sondern stößt auch auf massive Kritik anderer Stellen. So hat der Elternverein von NRW die Eingriffe dieser Schule in die Elternrechte auf dem Gebiet der Sexualerziehung scharf kritisiert. Die Vorsitzende des Elternvereins, Regine Schwarzhoff, hat wiederholt von Politikern und Landesregierung verlangt, die in NRW geltenden Sexualerziehungsrichtlinien zu überarbeiten, leider ohne das erhoffte Ergebnis. In einem Schreiben, das MEDRUM vorliegt, meinte die Staatskanzlei: "Die Eltern sind nicht berechtigt, ihre Kinder nur dann zu Schule zu schicken, wenn ihnen der Unterrichtsinhalt gerade zusage. Sonderrechte für einzelne Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer religiösen Überzeugung kann es nicht geben."
Auch die katholische Publizistin Gabriele Kuby greift Mißstände der Sexualerziehung immer wieder auf, zuletzt in ihrem am Mittwoch im Internetportal kath.net erschienenen Artikel "‚Sexuelle Bildung’ von Kindern durch Sozialdienst katholischer Frauen". Die Kritikerin weist vor allem auf die trügerische Erwartung mancher Eltern hin, in katholischen Schulen werde Kindern die Schönheit von Liebe, Ehe, Sexualität und Familie vor Augen und Herz geführt und der Weg dorthin gezeigt wird. Kuby: "Diese Erwartung ist falsch." Die gelernte Soziologin prangert vor allem das Tun der Beraterinnen des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und der Caritas an. Sie würden von Kaderschmieden wie dem Institut für Sexualpädagogik in Dortmund (isp) und der Gesellschaft für Sexualpädagogik (gsp) ausgebildet und würden dann "unter katholischer Flagge" mit den Kindern „offen“ über die Lust der Selbstbefriedigung, über die Gleichwertigkeit von Homo-, Bi-, und Transsexualität mit der Heterosexualität, über Oralverkehr und Analverkehr sprechen. Kuby weiter dazu: "Sie bilden die Kinder zu Verhütungsexperten aus und üben mit ihnen, wie man Kondome über Plastikpenisse in verschiedenen Größen zieht (inzwischen gibt es XS-Größen für pubertierende Knaben)." Die 'emanzipatorische Sexualpädagogik' sei auch in katholische Schulen eingedrungen, so Kuby.
Es gibt also gute Gründe, den 6. Bundeskongress auch unter dem Blickwinkel "katholische Sexualerziehung" zu betrachten. Ob die Veranstaltung allerdings auf diesem Gebiet Impulse setzen wird, ist fraglich. Nach Auffassung von Gabriele Kuby wäre 6. Bundeskongress für Katholische Schulen aber genau der richtige Ort, das Thema Sexualerziehung aufzugreifen. "Damit in Bildungseinrichtungen, auf denen katholisch drauf steht, auch katholisch drin ist", meint Kuby.
______________________
Weitere Information:
Arbeitskreis Katholischer Schulen
in freier Trägerschaft
in der Bundesrepublik Deutschland (AKS)
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
Telefon 0228 103-218 (Frau Pataky-Pint)
Fax 0228 103-201
E-Mail katholische-schulen@dbk.de
http://www.katholische-schulen.de/index.php?id=7
www.kwh.kath-akademie-bayern.de/anreise.html.