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  • Sächsische Israelkonferenz

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    12. Sächsische Israelkonferenz


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  • Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Knesset

    Quellenangaben: 
    Mit Genehmigung Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
    Autor: 
    Angela Merkel

    Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Knesset
    Di, 18.03.2008


    Sehr geehrter Herr Staatspräsident,
    sehr geehrte Frau Präsidentin,
    sehr geehrter Herr Premierminister,
    sehr geehrte Frau Präsidentin des Obersten Gerichtshofes,
    sehr geehrte Mitglieder der Knesset,
    sehr geehrte Damen und Herren,

    Frau Präsidentin, Anni modda lachem---- sche-nittan li ---le-dabber ellechem--- kaan be-bait mechubad se. Se kawwod gadol awurri. [Ich danke Ihnen, hier zu Ihnen sprechen zu dürfen. Ich empfinde dies als eine große Ehre.]

    Ich danke allen Abgeordneten der Knesset dafür. Ich danke allen, dass ich in meiner Muttersprache heute zu Ihnen sprechen darf. Ich spreche zu Ihnen in einem besonderen Jahr. Denn in diesem Jahr ‑ 2008 ‑ feiern Sie den 60. Jahrestag der Gründung Ihres Staates, des Staates Israel.

    60 Jahre Israel ‑ das sind 60 Jahre großartiger Aufbauarbeit der Menschen unter schwierigen Bedingungen.

    60 Jahre Israel ‑ das sind 60 Jahre Herausforderungen im Kampf gegen Bedrohungen und für Frieden und Sicherheit.

    60 Jahre Israel ‑ das sind 60 Jahre Integration von Zuwanderern in das Gemeinwesen dieses Staates.

    60 Jahre Israel ‑ das ist ein Land voller Vitalität und Zuversicht, mit technologischen Spitzenleistungen, mit kulturellem Reichtum und Traditionen.

    60 Jahre Israel ‑ das ist somit vor allem ein Anlass zu großer Freude. Im Namen der Bundesregierung und der deutschen Bevölkerung gratuliere ich allen Bürgerinnen und Bürgern Israels zu diesem Jubiläum.

    Meine Damen und Herren,
    Deutschland und Israel sind und bleiben ‑ und zwar für immer ‑ auf besondere Weise durch die Erinnerung an die Shoah verbunden. Genau deshalb haben wir die ersten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen gestern mit dem Gedenken in Yad Vashem begonnen.

    Der im deutschen Namen verübte Massenmord an sechs Millionen Juden hat unbeschreibliches Leid über das jüdische Volk, über Europa und die Welt gebracht. Die Shoah erfüllt uns Deutsche mit Scham. Ich verneige mich vor den Opfern, ich verneige mich vor den Überlebenden und vor all denen, die ihnen geholfen haben, dass sie überleben konnten.

    Der Zivilisationsbruch durch die Shoah ist beispiellos. Er hat bis heute Wunden hinterlassen. Er schien Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zunächst geradezu unmöglich zu machen. In den israelischen Pässen stand lange Zeit der Satz: "Gilt für alle Länder mit Ausnahme Deutschlands."

    Umgekehrt habe ich selbst die ersten 35 Jahre meines Lebens in einem Teil Deutschlands ‑ in der DDR ‑ gelebt, der den Nationalsozialismus als westdeutsches Problem betrachtete. Auch den Staat Israel hat die DDR bis kurz vor ihrem Ende nicht anerkannt. Es dauerte über 40 Jahre, bis sich ganz Deutschland sowohl zu seiner historischen Verantwortung als auch zum Staat Israel bekennen konnte.

    Meine Damen und Herren,
    ich bin zutiefst davon überzeugt: Nur wenn sich Deutschland zu seiner immerwährenden Verantwortung für die moralische Katastrophe in der deutschen Geschichte bekennt, können wir die Zukunft menschlich gestalten. Oder anders gesagt: Menschlichkeit erwächst aus der Verantwortung für die Vergangenheit.

    Wir sagen oft: Deutschland und Israel verbinden besondere, einzigartige Beziehungen. Was aber ist damit genau gemeint ‑ einzigartige Beziehungen? Ist sich gerade mein Land dieser Worte bewusst ‑ und zwar nicht nur in Reden und Festveranstaltungen, sondern dann, wenn es darauf ankommt?

    Wie gehen wir zum Beispiel ganz konkret damit um, wenn die Gräueltaten des Nationalsozialismus relativiert werden? Hierauf kann es nur eine Antwort geben: Jedem Versuch dazu muss im Ansatz entgegengetreten werden. Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit dürfen in Deutschland und in Europa nie wieder Fuß fassen, und zwar weil alles andere uns insgesamt ‑ die deutsche Gesellschaft, das europäische Gemeinwesen, die demokratische Grundordnung unserer Länder ‑ gefährden würde.

    Oder wie gehen wir damit um, wenn in Umfragen eine deutliche Mehrheit der Befragten in Europa sagt, die größere Bedrohung für die Welt gehe von Israel aus und nicht etwa vom Iran? Schrecken wir Politiker in Europa dann aus Furcht vor dieser öffentlichen Meinung davor zurück, den Iran mit weiteren und schärferen Sanktionen zum Stopp seines Nuklearprogramms zu bewegen? Nein, wie unbequem es auch sein mag, genau das dürfen wir nicht; denn täten wir das, dann hätten wir weder unsere historische Verantwortung verstanden noch ein Bewusstsein für die Herausforderungen unserer Zeit entwickelt. Beides wäre fatal.

    Genauso wäre es fatal, wenn wir die Frage ausblenden würden, wie wir die Erinnerung an die Shoah wach halten können, wenn eines Tages keine Zeitzeugen der Shoah mehr am Leben sein werden. Ja, es ist wahr: Orte des Gedenkens sind wichtig, Orte wie das Holocaust-Mahnmal in Berlin oder Yad Vashem. Sie halten die Erinnerung wach. Aber wahr ist auch: Orte allein reichen noch nicht aus, wenn Erinnerung Geschichte wird. Erinnerung muss sich immer wieder neu bewähren. Aus Gedanken müssen Worte werden und aus Worten Taten.

    Der erste Premierminister Ihres Landes, David Ben Gurion, und der erste Bundeskanzler meines Landes, Konrad Adenauer, haben uns genau das vorgemacht. Deshalb war es mir wichtig, am Sonntag in den Kibbuz Sde Boker zu fahren und dort am Grab von Ben Gurion einen Kranz niederzulegen. Denn es waren Ben Gurion und Adenauer, die den Gedanken Worte, den Worten Taten folgen ließen. Sie legten mit Vorsicht und Weitsicht die Grundlage für die Beziehungen zwischen unseren Staaten.

    Heute ist es an uns, an meiner Generation, zusammen mit der jungen Generation das Bewusstsein für eine Erinnerungskultur zu wecken, eine Erinnerungskultur, die auch dann trägt, wenn die Überlebenden der Shoah nicht mehr unter uns sein werden. Natürlich gibt es dafür kein Patentrezept. Aber diese Herausforderung zu erkennen und sie anzunehmen ‑ genau das ist der erste entscheidende Schritt, um zusammen mit der Jugend kreative Wege für eine Erinnerungskultur der Zukunft zu entwickeln, und zwar in Israel und in Deutschland gemeinsam.

    Helfen kann uns dabei eine Kraft, die uns auch in den vergangenen Jahrzehnten geholfen hat: Es ist die Kraft zu vertrauen. Diese Kraft zu vertrauen hat ihren Ursprung in den Werten, die wir, Deutschland und Israel, gemeinsam teilen: den Werten von Freiheit, Demokratie und der Achtung der Menschenwürde. Sie ist das kostbarste Gut, das wir haben: die unveräußerliche und unteilbare Würde jedes einzelnen Menschen ‑ ungeachtet seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Sprache, seines Glaubens, seiner Heimat und Herkunft.

    Meine Damen und Herren,
    das Bewusstsein für die historische Verantwortung und das Eintreten für unsere gemeinsamen Werte ‑ das bildet das Fundament der deutsch-israelischen Beziehungen von ihren Anfängen bis heute. Heute nun leben wir ‑ die Deutschen wie die Israelis ‑ wie alle Völker dieser Welt in einer Zeit mit gewaltigen Umbrüchen. Das Gefüge der Welt verändert sich. Die Vernetzung von Staaten, Wirtschaft und Gesellschaften erreicht ein bisher unbekanntes Maß.

    Viele Menschen haben Angst vor dieser Entwicklung. Sie spüren: Das Zusammenleben der Nationen, der Religionen und Kulturen gehört zu den großen, alles überragenden Themen der Gegenwart. Großartige Perspektiven stehen dicht neben erheblichen Risiken. Das ist Globalisierung.

    Es ist meine feste Überzeugung: Angesichts dieser bahnbrechenden globalen Entwicklung brauchen wir über nationale Grenzen hinweg ein globales, ein gemeinsames Bewusstsein für die zentralen Herausforderungen unserer Welt ‑ den fairen Anteil aller am Wohlstand, den Schutz des Klimas, den Kampf gegen die neuen Bedrohungen durch Terror und Massenvernichtungswaffen. Aber wir brauchen dieses Bewusstsein nicht nur dafür, die Herausforderungen zu erkennen, sondern wir brauchen es, um die Herausforderungen zu meistern. Das geht heute in vielen Bereichen kaum noch allein, sondern nur noch im Miteinander von Staaten, und zwar solchen Staaten, die als Partner durch Werte und Interessen verbunden sind.

    Für mich steht außer Frage: Israel und Deutschland, Israel und Europa sind solche Partner ‑ verbunden durch gemeinsame Werte, verbunden durch gemeinsame Herausforderungen und verbunden durch gemeinsame Interessen; denn Stabilität, wirtschaftliche Prosperität, Sicherheit und Frieden in Europa wie in dieser Region sind in unserem beiderseitigen Interesse.

    Genau in diesem Bewusstsein haben wir mit den ersten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen ein neues Kapitel in der Geschichte der Beziehungen unserer beiden Staaten aufgeschlagen. Genau in diesem Bewusstsein haben wir ein ganzes Bündel von Projekten und Vorhaben verabschiedet: in der Außen- und Verteidigungspolitik, im Bereich der Wirtschaft, für den Austausch der Jugend, in der Zusammenarbeit von Justiz und Umweltschutz und nicht zuletzt auch im Bereich von Wissenschaft und Forschung.

    Es ist keine Übertreibung, wenn wir feststellen: Die Beziehungen unserer beiden Länder sind ausgezeichnet. Aber wir wollen diese Verbindungen und das Vertrauen zwischen unseren Völkern noch weiter stärken. Wir wollen unsere Partnerschaft noch weiter festigen: in der Jugendarbeit ‑ zum Beispiel durch ein gemeinsames deutsch-israelisches Zukunftsforum, das in einer gemeinsamen Stiftung junge Deutsche und Israelis in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur einander noch näher bringen wird ‑, im Wissenschaftsbereich ‑ zum Bespiel durch das gemeinsame Deutsch-Israelische Jahr der Wissenschaft und Technologie ‑, auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Beziehungen ‑ zum Beispiel, indem Unternehmen in beiden Ländern das Potential vor allem in den zukunftsweisenden Branchen noch stärker als bisher nutzen ‑ und im Bereich von Umwelt- und Klimaschutz ‑ zum Beispiel, indem das Hochtechnologieland Israel sein umfassendes Know-how insbesondere auch im Bereich Wasser und Bewässerungswirtschaft einbringen kann und indem eine neue Form der trilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Israel und Afrika entwickelt wird.

    Meine Damen und Herren,
    über all diese und weitere Zukunftsprojekte und Vorhaben haben wir gestern beraten. Aber all diese Projekte spielen sich nicht im luftleeren Raum ab; denn während wir beraten haben, ist Israel bedroht. Während wir hier sprechen, leben Tausende von Menschen in Angst und Schrecken vor Raketenangriffen und Terror der Hamas. Ich sage klar und unmissverständlich: Die Kassam-Angriffe der Hamas müssen aufhören. Terrorangriffe sind ein Verbrechen, und sie bringen keine Lösung in dem Konflikt, der die Region und das tägliche Leben der Menschen in Israel und das Leben der Menschen in den palästinensischen Autonomiegebieten überschattet.

    Ich habe wiederholt zum Ausdruck gebracht und sage es auch hier: Deutschland tritt entschieden für die Vision von zwei Staaten in sicheren Grenzen und in Frieden ein, für das jüdische Volk in Israel und das palästinensische in Palästina. Nachdrücklich unterstützen wir deshalb in der Folge der Annapolis-Konferenz alle Bemühungen ‑ insbesondere auch die der amerikanischen Regierung ‑, die dazu beitragen, diese Vision in die Tat umzusetzen, und die helfen, Frieden in der Region herzustellen.

    Ich weiß sehr wohl: Sie brauchen keine ungebetenen Ratschläge von außen und schon gar nicht von oben herab. Eine Lösung kann am Ende nur durch Sie hier in Israel und die Palästinenser selbst erfolgen. Aber Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft will ich Ihnen und Ihren Verhandlungspartnern auf palästinensischer Seite, vorneweg Präsident Abbas, ausdrücklich anbieten. Denn wir wissen, dass es zur Umsetzung der Vision von zwei Staaten Kompromisse bedarf, die von allen Seiten akzeptiert werden. Es bedarf auch der Kraft zu schmerzhaften Zugeständnissen.

    Wir wissen, dass es nicht nur im Interesse der Region hier ist, diesen schwierigen Prozess zum Erfolg zu führen, sondern in unser aller Interesse; denn Instabilität hier bleibt auch für uns in Deutschland und Europa nicht ohne Folgen. So birgt gerade auch die Lage im Libanon große Unsicherheit. Deutschland unterstützt die Bemühungen der Arabischen Liga, um die Krise dort zu lösen. Das aber wird nur gehen, wenn auch Syrien die legitime Regierung des Libanon endlich anerkennt und einen konstruktiven Beitrag zur Lösung der Krise leistet. Dazu fordere ich Syrien auch von dieser Stelle aus auf.

    Meine Damen und Herren, besonderen Anlass zur Sorge geben ohne Zweifel die Drohungen, die der iranische Präsident gegen Israel und das jüdische Volk richtet. Seine wiederholten Schmähungen und das iranische Nuklearprogramm sind eine Gefahr für Frieden und Sicherheit. Wenn der Iran in den Besitz der Atombombe käme, dann hätte das verheerende Folgen ‑ zuerst und vor allem für die Sicherheit und Existenz Israels, dann für die gesamte Region und schließlich ‑ weit darüber hinaus ‑ für alle in Europa und der Welt, für alle, denen die Werte Freiheit, Demokratie und Menschenwürde etwas bedeuten. Das muss verhindert werden.

    Dabei muss eines klar sein ‑ ich habe es bereits vor den Vereinten Nationen im vergangenen September gesagt und ich wiederhole es heute ‑: Nicht die Welt muss Iran beweisen, dass der Iran die Atombombe baut. Iran muss die Welt überzeugen, dass er die Atombombe nicht will.

    Gerade an dieser Stelle sage ich ausdrücklich: Jede Bundesregierung und jeder Bundeskanzler vor mir waren der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet. Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar ‑ und wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben. Deutschland setzt gemeinsam mit seinen Partnern auf eine diplomatische Lösung. Die Bundesregierung wird sich dabei, wenn der Iran nicht einlenkt, weiter entschieden für Sanktionen einsetzen.

    Die vor wenigen Tagen verabschiedete neue Resolution des UN-Sicherheitsrates hat die Entschlossenheit und die Geschlossenheit der internationalen Gemeinschaft erneut unter Beweis gestellt. Die internationale Gemeinschaft wird und muss diesen Weg fortsetzen. Ich werde mich auch in der Europäischen Union für eine klare Haltung einsetzen. Für mich ist es wichtig, dass Israel über die Mittelmeerkooperation der Europäischen Union und die europäische Nachbarschaftspolitik eng mit der Europäischen Union verbunden ist.

    Diese Verbindung können und werden wir weiter intensivieren. Ich sagte es: Israel und Europa sind durch gemeinsame Werte, Herausforderungen und Interessen verbunden. Deshalb unterstütze ich ausdrücklich die von Israel gewünschte stärkere Annäherung an die Europäische Union. Sie wäre für beide Seiten ein Gewinn. Sie böte eine Vielzahl neuer Chancen.

    Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, in der Geschichte ihres Kontinents haben die Europäer erfahren: Frieden ist auch nach Jahrhunderten gewalttätiger Auseinandersetzungen möglich. Insbesondere wir Deutsche haben durch das Wunder des Mauerfalls und der Wiedervereinigung erlebt: Auch nach Jahrzehnten, wenn schon viele den Gedanken daran verloren haben, können sich tiefgreifende politische Veränderungen ergeben.

    Ich könnte heute nicht vor Ihnen stehen, und ich könnte heute nicht als Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist, zu Ihnen sprechen, wenn es nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Bundesrepublik nicht Politiker wie Konrad Adenauer, Willy Brandt und Helmut Kohl gegeben hätte. Sie haben an die Kraft der Freiheit, an die Kraft der Demokratie und an die Kraft der Menschenwürde geglaubt. Sie haben es so vermocht, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen: die Vollendung der Einheit Deutschlands in Frieden und Freiheit und damit die Versöhnung des europäischen Kontinents.

    Aus der Erfahrung, dass das Unmögliche möglich werden kann, können wir die Entschlossenheit und die Zuversicht schöpfen, dass sich auch jede Anstrengung lohnt, die den Nahen Osten einen großen Schritt näher zu einem friedlichen Miteinander bringt. Oder um es mit den bekannten Worten von David Ben Gurion zu sagen: "Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist." Wenn wir heute, zum 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel, auf die deutsch-israelischen Beziehungen schauen, dann wissen wir: Sein Satz hat sich als ebenso realistisch wie richtig erwiesen.

    Ja, es sind besondere, einzigartige Beziehungen ‑ mit immerwährender Verantwortung für die Vergangenheit, mit gemeinsamen Werten, mit gegenseitigem Vertrauen, mit großer Solidarität füreinander und mit vereinter Zuversicht. In diesem Geist feiern wir das heutige Jubiläum. In diesem Geist wird Deutschland Israel nie allein lassen, sondern treuer Partner und Freund sein.

    Mazal-tov---le-chaggigot schischim schanna--- le-medinnat Issrael. Shalom. [Herzlichen Glückwunsch zu 60 Jahren Staat Israel! Shalom!]


  • Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939-1945

    Kirchen
    Quellen: 

    DBK

    29.03.08


    Buchpräsentation "Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939-1945"

    Die Präsentation der Gesamtdokumentation über Geschichte und Erinnerung, Entschädigung und Versöhnung mit Karl Kardinal Lehmann wird am 8. April in Mainz stattfinden.

    Am ursprünglich vorgesehenen Termin, 4. April, findet um 11.00 Uhr das Requiem für den verstorbenen Mainzer Weihbischof Wolfgang Rolly statt.


    -> Bericht vom 08.04.08

  • Fachtagung "Generationen lernen gemeinsam"

    Thema: 
    Gedicht

    In dem bundesweiten Projekt" Generationen lernen gemeinsam: Nachhaltigkeit" bearbeitet die KBE zwei Herausforderungen unserer Gesellschaft: Einerseits den demographischen Wandel und die damit verbundene
    Bedeutung von Lernprozesse zwischebn den Generationen und andererseits die sozialen,
    ökonomischen und ökologischen Auswirkungen unserer Lebensweise und die
    sich daraus ergebende Notwendigkeit einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.

    Das Projekt ist Teil der Weltdekade 2005-2014 der UNESCO, Bildung für nachhaltige Entwicklung.

    Es werden keine Tagungskosten erhoben.


  • Thomas Broch: Fundamentalismus in antifundamentalistischem Gewand

    Quellenangaben: 
    http://www.drs.de
    Autor: 
    Thomas Broch
    Fundamentalismus in antifundamentalistischem Gewand

    Zur Auseinandersetzung um das Buch
    „Wo bitte geht’s zu Gott?“

    Das für die Hand von Kindern
    geschriebene Bilderbuch „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel. Ein
    Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen“ (Aschaffenburg 2007) wurde in
    der vergangenen Woche durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende
    Schriften als nicht antisemitisch beurteilt und daher nicht indiziert.

    Eine Indizierung war durch das
    Bundesfamilienministerium beantragt worden. Auch die zuständige
    Staatsanwaltschaft in Aschaffenburg, bei der die Diözese Rottenburg-Stuttgart
    eine Prüfung bezüglich des Straftatbestands der Volksverhetzung (§ 130 Abs. 2
    StGB) beantragt hatte, konnte weder diesen Tatbestand noch eine Beschimpfung
    von Bekenntnissen nach § 166 Abs. 1 StGB feststellen.

    Die Diözese Rottenburg-Stuttgart bedauert
    diese Entscheidungen. Denn durch diese kann in der Öffentlichkeit der Eindruck
    entstehen, dieses Buch sei für Kinder geeignet und diene einer seriösen religionskritischen
    Aufklärung – ein Eindruck, der auch durch Autoren und Verlag nachdrücklich
    gefördert wird. Insbesondere bleibt es eine ernst zu nehmende und
    diskussionswürdige Frage, warum die Verletzung des religiösen Empfindens
    anderer Menschen und insbesondere von Kindern, die dagegen wehrlos sind, kein
    Tatbestand der Jugendgefährdung sei.

    Die Diözese Rottenburg-Stuttgart bekräftigt
    daher die ablehnende Beurteilung dieses pseudoaufklärerischen
    Machwerks. Der Verzicht auf Anklageerhebung bzw. Indizierung bedeutet
    keine positive Würdigung von Inhalt und Illustration durch die entsprechenden
    Institutionen, sondern lediglich die Feststellung, dass nach deren Einschätzung
    keine justitiablen Tatbestände festgestellt werden können. Fragen der
    Seriosität, der pädagogischen Verantwortung, des Niveaus oder einfach des
    Anstands können mit strafrechtlichen Kategorien nicht erfasst werden.

    1. Der Pressesprecher der Diözese
    Rottenburg-Stuttgart hat am 17. Dezember 2007 bei der zuständigen
    Staatsanwaltschaft in Aschaffenburg eine strafrechtliche Prüfung beantragt. Das
    Buch, so lautete die Begründung, verfolge das Ziel, Kindern den Gottesglauben
    der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam als
    unsinnig zu erklären, und es verfolge dieses Ziel durch eine extrem
    diffamierende und mit blasphemischen Äußerungen versehene Karikierung dieser
    Religionen. Besonders, so wird als Hauptanliegen des Schreibens
    hervorgehoben, werde der Protagonist des jüdischen Glaubens in diesem
    Buch in einer Art und Weise bildlich karikiert, die bei Kindern schlimme
    antisemitische Ressentiments begründen können. Da dies absolut inakzeptabel
    sei, werde eine strafrechtliche Prüfung beantragt.

    2. Es trifft – wie wiederholt
    festgestellt – zu, dass in dem Buch nicht nur der Rabbiner als Protagonist des
    Judentums insgesamt (und nicht nur einer ultraorthodoxen Gruppe), sondern auch
    die Vertreter der (katholischen) Kirche und des Islam in diffamierender
    und verhöhnender Weise dargestellt werden. Das entkräftet nicht den Vorwurf des
    antisemitischen Charakters dieses Buchs, sondern erweitert diesen noch um den
    Vorwurf der antichristlichen und antiislamischen Hetze. Hier werden alle
    negativen Klischees bedient und entsprechende Emotionen evoziert, die den
    Vertretern der drei monotheistischen Religionen als gewalttätigen Obskuranten
    und Fanatikern zugedacht werden können. Mit diesen Darstellungen werden in der
    Vorstellungswelt von Kindern angst- und abscheubesetzte Bilder erzeugt, die
    eine offene Begegnung mit diesen Religionen und mit Religion insgesamt
    verhindern können. Dem ohnehin mühsamen Prozess, mit dem Islam einen durch
    Respekt und kritisch-konstruktive Auseinandersetzung geprägten
    innergesellschaftlichen Dialog zu führen, fügt dies enormen Schaden zu.
    Bezüglich des Judentums bedeutet dies einen Rückfall in übelste Zuschreibungen,
    denen nur mit entschiedenem Protest begegnet werden kann. Ein solcher
    Tabubruch muss in unserem Land den Protest jedes anständigen Menschen
    hervorrufen.

    3. Die Verfasser dieses „perfiden
    Machwerks im Gewand eines Kinderbuchs“ – so der leitende Oberstaatsanwalt in
    Aschaffenburg gegenüber Medien – bemühen zu Unrecht die Autorität der
    Aufklärung. Aufklärung bedeutet nach Kant zweifellos den Mut, sich seines
    eigenen Verstandes zu bedienen. Sie bedeutet aber zugleich auch eine faire und
    offene Auseinandersetzung mit geistigen oder religiösen Gegenpositionen.
    Lessing – um einen anderen großen Vertreter der Aufklärung zu erwähnen – lehrt
    in seiner berühmten „Ringparabel“ nicht Verhöhnung oder Bekämpfung des religiösen
    Bekenntnisses anderer, sondern Respekt davor. In diesem Buch aber findet nicht
    Aufklärung statt, sondern Indoktrination ohne jede Dialektik oder
    Differenzierung. Es ist dogmatischer als die Dogmatiken der Religionen, denen
    in diesem Buch Dogmatismus vorgeworfen wird.
    4. Die Autoren und ihre öffentlichen Unterstützer berufen sich auf die
    Freiheit der Meinungsäußerung und der künstlerischen Darstellung. Diese sind in
    der Tat höchste Güter unserer Verfassung, die nicht zur Disposition gestellt
    werden dürfen. Sie hier in Frage gestellt zu sehen, ist Unfug. Es ging bei dem
    Vorgehen der Diözese Rottenburg-Stuttgart nicht um Unterdrückung der
    Meinungsfreiheit, sondern um die Prüfung, ob dieses Buch gegen die Strafgesetze
    unseres Landes verstößt. Das ist legitim und keine Grundrechtsbeschneidung.
    Dass die Justizbehörden keinen strafrechtlichen Verstoß erkennen können, wird
    selbstverständlich respektiert. Dass bedeutet keineswegs, dass die
    Auseinandersetzung nicht in aller Deutlichkeit auf der inhaltlichen Ebene
    weitergeführt wird. Im übrigen ist die Freiheit der Meinungsäußerung und der
    Kunst eine besondere Ausdrucksform der Gewissensfreiheit, keineswegs aber eine
    Legitimation für die Verhöhnung der religiösen Gefühle und damit einer sehr
    existenziellen Dimension anderer Menschen.

    5. Was die Kirche und ihre Theologie
    angeht – nur für diese kann an dieser Stelle gesprochen werden –, so haben
    diese seit der Aufklärung einen Prozess der historisch-kritischen Exegese
    durchlaufen, der die biblischen Gründungstexte in ihrer Entstehungsgeschichte,
    in ihrer kultur- und religionsgeschichtlichen Einbettung, in der Besonderheit
    ihrer jeweiligen literarischen Formen und Gattungen u. a. m. zu lesen und zu
    verstehen gelehrt hat. Nicht zuletzt ist dabei auch die zentrale Bedeutung des
    Symbolischen in antiken Schriften und im Bereich des Religiösen überhaupt zu
    Bewusstsein gekommen. Jeder, der sich mit den Schriften, die einer Religion
    heilig sind, seriös befasst, weiß, dass man sie in einer solchen Hermeneutik
    lesen und auf ihre heutige Bedeutsamkeit hin befragen muss. Die Art und Weise,
    wie in dem Buch – teilweise marginale – Glaubensinhalte von Judentum,
    Christentum und Islam heraus- und angegriffen werden, zeugt von einer absoluten
    Ignoranz im Umgang mit historischen Texten und Glaubenstraditionen und von
    einer völligen Verständnislosigkeit gegenüber der Bedeutung von Symbolen. Auch
    dies hat nichts mit Aufklärung zu tun, sondern ist schierer – sich
    antifundamentalistisch gerierender – Fundamentalismus.

    6. Dass die monotheistischen Religionen
    eine teilweise furchtbare Gewaltgeschichte aufweisen, ist unbestritten. Darüber
    bedarf es keiner Belehrung durch die Autoren. Aber eine Reduzierung auf ein
    solches Gewaltpotenzial– und diese geschieht in dem Buch – heißt vieles zu verkennen:
    dass Judentum und Christentum mit zu den entscheidenden Wurzeln abendländischer
    Humanität gehören; dass es auch im Islam Auslegungstraditionen und Formen
    religiösen Lebens gibt, die von tiefer Menschlichkeit geprägt sind. Gewiss: es
    gab im Namen der Religion furchtbare Menschenrechtsverletzungen. Aber diese gab
    es wohl auch im Namen eines aggressiv auftretenden Atheismus. Hier muss wohl
    eher nach den Folgen gefragt werden, die entstehen können, wenn Menschen sich
    selbst und ihre Ideologien (die durchaus auch religiös motiviert sein können)
    absolut setzen und keine Instanz mehr über sich anerkennen, der gegenüber sie
    verantwortlich sind. Selbstverständlich kann Religion pervertiert werden, aber
    Atheismus ebenso.

    Es ist zu hoffen, dass Eltern das Buch von
    Schmidt-Salomon und Nyncke mit eben dem „gesunden Menschenverstand“ kritisch
    prüfen, dessen „Sieg“ Schmidt-Salomon nach der Entscheidung der
    Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften proklamiert hat. Ebenso ist zu
    wünschen, dass mit den Entscheidungen der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg und
    der Bundesprüfstelle eine breite gesellschaftliche Diskussion über die hier
    dargelegten Probleme nicht abgeschlossen ist, sondern erst recht in Gang
    gesetzt wird.

    Dr. Thomas Broch
    Pressesprecher

    Diözese Rottenburg-Stuttgart

    10.03.08

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