20.10.08
Kabinettsbeschluß: Bankmanager höchstens 500.000 Euro pro Jahr
(MEDRUM) Das Bundeskabinett will mit seinem heutigen Beschluss die Gehälter von Bankmanagern auf höchstens 500.000 Euro pro Jahr begrenzen, wenn sie das staatliche Rettungspaket nutzen.
Der heutige Beschluss der Bundesregierung wird vermutlich bei vielen Bürgern und Wählern Gefühle der Genugtuung auslösen. Diejenigen, die das angerichtet haben, sollen wenigstens auch spüren, dass sie mitverantwortlich sind, werden viele sagen. Das tut einer kochenden Volksseele gut.
Andrerseits: Ein Bankmanager einer krisengeschüttelten Bank muss sich danach mit dem Bruchteil dessen begnügen, was zum Beispiel Leuten wie Harald Schmidt, Thomas Gottschalk, Anne Will oder auch ehemals eine Sabine Christiansen für ihre Fernsehinszenierungen gezahlt wird. Während im Fernsehen - wie es der Moderator Plasberg in einer seiner Sendungen "Hart aber fair" sagte - nach Unterhaltungswert und Bekanntheitsgrad gezahlt wird - wird mit heutigem Kabinettsbeschluß eine vergleichbare Bezahlung im angeschlagenen Bankengewerbe - gleich aus welchen Gründen - von vornherein ausgeschlossen. Ohne Blick also auf Umfeld, die Marktverhältnisse und die davon ausgehenen Wirkungen soll das Gehalt auf die Höchstsumme von 500.000 Euro begrenzt bleiben. Basta.
Schon deswegen dürfte ein Mann wie der Chef der Deutschen Bank wenig Gegenliebe für staatliche Hilfsangebote und eine solche Regelung verspüren. Er hätte wohl schon alleine aufgrund seines Unterhaltungswertes und Bekanntheitsgrades ebenfalls ein stattliches Salär verdient, das eher in der Größenordnung der genannten Fernsehschaffenden als in der Größenordnung von maximal 500.000 Euro liegt. Hinzu kommt, dass Ackermann darüber hinaus für sich aber sicherlich in Anspruch nehmen dürfte, die Geschicke der größten Deutschen Bank bisher offenbar mit einem beeindruckendem Ergebnis durch die Untiefen der Weltfinanzsystemkrise geführt zu haben. Von den staatsgelenkten und staatseigenen Banken kann das kaum behauptet werden, auch nicht von der Hypo Real Estate, in deren Aufsichtsrat kein Geringer als der ehemalige Bundesbankpräsident Thietmeyer saß, den die Bundeskanzlerin zum Leiter der Expertengruppe der Bundesregierung machen wollte, dann aber wegen Einspruchs der SPD zurückziehen mußte.
Sicher, einen Ackermann, der sich mittlerweile zu einer Reizfigur für die Politik entwickelt hat, werden sich viele zwar kaum wünschen, wenn es nun darum geht, krisengeschüttelte Banken aus der Krise herauszuführen. Aber sicherlich dürfte es im Interesse von Politik, Bürgern und Banken liegen, wenn in angeschlagenen Banken Personen Verantwortung tragen, die in Finanzsystemfragen kompetenter sind, als es viele Politiker in den letzten Jahren für sich selbst nachgewiesen haben.
Ob es gelingen wird, für 500.000 Euro Spitzenkräfte für die Führungsetage angeschlagener deutscher Finanzinstitute zu gewinnen, die in der Lage sind, solche Institute schnellstmöglich aus der Krise herauszuführen und zu sanieren, darf angezweifelt werden, solange die Gesetze des Marktes nicht gänzlich aus der Welt geschafft werden und ihnen die Chefsessel anderer Banken verwehrt werden können. Und danach sieht es zurzeit nicht aus. Ob es also der deutschen Politik - die an der Misere des Finanzsystems auch einen erheblichen Eigenanteil hat - mit ihrem heutigen Beschluß gelungen ist, nach etlichen Schildbürgerstreichen, die ihr schon bei der Führung und Überwachung staatseigener Banken gelangen, einen weiteren Schildbürgerstreich zu landen und sich selbst, dem Bürger und den Banken ein Bein zu stellen, ist eine berechtigte Frage, so sehr man dies bedauern kann. Wer zu schnell schießt, landet selten einen Volltreffer, schon gar nicht, wenn er aus Verärgerung schießt, anstatt kühl und überlegt einen Präzisionsschuß abzugeben.