23.04.20
Atemschutzmasken: Gestern noch unsinnig, heute schon Pflicht
Claus Kleber: Politiker in Bund und Ländern vollziehen im Schulterschluss einen Kurswechsel beim Maskentragen
(MEDRUM) Nun haben auch die letzten Bundesländer hurtig in einer bemerkenswerten Kehrtwende den entscheidenden Schritt beim Tragen von Atemschutzmasken vollzogen. Was gestern noch unsinnig war, wurde heute zur Pflicht erklärt, stellte der Moderator des heute journals im ZDF am 23.04.20 heraus.
Maskentragen Pflicht in allen Bundesländern
Wie MEDRUM berichtete, begann schon vor Tagen eine 180 Grad Kehrtwende beim Umgang mit Atemschutzmasken. Nach dem Ausbruch der Corona-Epidemie wurden sie zunächst nicht als sinnvoll oder nötig bezeichnet. Dieser Kurs änderte sich erst vor einigen Tagen, als es darum ging, die ersten Lockerungsmaßnahmen vom Lockdown festzulegen. Recht plötzlich wurde in diesem Zusammenhang verkündet: Das Tragen von Atemschutzmasken wird dringend empfohlen. Mit dem heutigen Tage ist dieser Kurswechsel abgeschlossen. Mit voller Kraft voraus hat jetzt die Fahrt in die Gegenrichtung begonnen, denn alle Bundesländer haben das Tragen von Atemschutzmasken zur Pflicht gemacht.
Im Schulterschluss vom Unsinn zur Pflicht
Claus Kleber sprach über dieses Thema am Mittwochabend im heute journal des ZDF und stellte heraus, dass die Regierungen in Bund und Ländern bisher in großer Einigkeit ihren Kurs beim Umgang mit Corona festgelegt haben, so auch jetzt bei der Kehrtwende mit dem Maskentragen. Wörtlich stellte Claus Kleber fest:
"Wobei man feststellen muss, wie bemerkenswert einig die Regierungskoalition in Berlin mit sich selbst und den vielfarbigen Regierungen der Bundesländer war, so lange es um die Kursbestimmung in der Pandemiebekämpfung ging. Da sind die auch enge Kurven gefahren, ohne dass sich der Schulterschluss löste. Sie erklärten zum Beispiel gemeinsam eine Pflicht zum Maskentragen für unsinnig, als es tatsächlich kaum Masken zu kaufen gab, und haben jetzt innerhalb von ein paar Tagen im Schulterschluss die Kehrtwende gemacht und von Rostock bis Oberammergau Maskenpflicht eingeführt."
"Anti-Masken-Rhetorik" wegen mangelnder Vorsorge
Nun hat die Politik einen fliegenden Wechsel vollzogen. Noch einen Tag vorher wurde das Thema auch in der ZDF-Sendung frontal 21 am Dienstag behandelt. Die Moderatorin der Sendung kam aus dem bisherigen Geschehen zu eindeutigen Erkenntnissen. "Warum gibt es nicht in ganz Deutschland eine einheitliche Maskenpflicht?", so fragte die Moderatorin Ilka Brecht und merkte weiter dazu an: "Die einfache Antwort: Es sind nicht genug Masken da. Erst versäumten es Bund und Länder vorzusorgen und jetzt muß die Bevölkerung sehen, wie sie klar kommt." Um das zu kaschieren, ist eine "Anti-Masken-Rhetorik" losgetreten worden, so ein Facharzt zu Frontal 21, der für seine Praxis improvisieren muß, weil er keine medizinischen Masken bekommt.
Zuerst Verunsicherung, jetzt Bußgeld
Mit der bundesweit eingeführten Pflicht des Maskentragens kann die "Anti-Masken-Rhetorik" als erledigt betrachtet werden. Die lange Zeit fast schon geschürte Verunsicherung der Bürger, ob es nützlich oder vielleicht sogar schädlich ist, eine Maske zu tragen oder nicht, wird jetzt durch die Sicherheit ersetzt, ein Verwarnungs- oder Bußgeld zahlen zu müssen, wenn sie ohne Maske erwischt werden. In Brandenburg kann dies ein Bußgeld von 25 EURO kosten. Das ist das Doppelte bis Dreifache, was eine fachgerecht hergestellte Atemschutzmaske aus Stoff kostet.
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Ein neues Geschäftsmodell
Wer künftig den öffentlichen Nahverkehr benutzt oder Geschäfte, Bank- oder Postfilialen und vergleichbare Bereiche betritt, kann dies spätestens ab Montag nicht mehr tun, ohne eine Atemschutzmaske zu tragen. Es gibt sie zwar immer noch nicht in ausreichender Stückzahl zu kaufen, aber es dürfen auch nichtmedizinische Masken sein, zum Beispiel aus Baumwollstoff hergestellte. In Deutschland werden daher statt Autos zur Zeit an sehr vielen Stellen vor allem Masken hergestellt. Das Netz läuft förmlich über vor Maskenanleitungen. Das dafür benötigte Material ist vorerst jedoch längst nicht immer lieferbar. Die Nachfrage schnellt gerade erneut empor.
Nicht wenige haben für sich ein neues Geschäftsmodell entdeckt, zumindest übergangsweise, wie etwa die in Süddeutschland ansässige Firma Trigema, die Teile ihrer Produktion in weitsichtiger Vorausschau ihres Inhabers, Wolfgang Gruppe, umgestellt hat. Er hat aus der Not der Bevölkerung eine Tugend für seine Firma gemacht. Dort können "Behelfs-, Mund- und Nasenmasken" bezogen werden. Preis: 10 Masken für 120 EURO. Die Nachfrage ist offenbar riesengroß. Trigema sagt dazu: "Wegen der enorm hohen Nachfrage nach unseren Behelfs– Mund- und Nasenmasken produzieren unsere Werke derzeit auf Hochtouren. Daher können wir Bestellungen ab 16. April erst ab Juni 2020 liefern".