27.08.11
Klaus Wowereit für Protest gegen Papst Benedikt XVI.
Regierender Bürgermeister hält katholische Sexualmoral für überholt und unpassend für die Neuzeit
(MEDRUM) Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), hat sich für den Protest gegen Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in Berlin im September 2011 ausgesprochen.
Die Thesen der Römisch-Katholischen Kirche über Sexualität stammten aus den vergangenen Jahrtausenden, gehörten aber nicht in die Neuzeit. So begründet Wowereit, weshalb er es für richtig hält, beim Besuch des Papstes zu demonstrieren, wie im Magazin Stern zu lesen ist. "Wowereit stellt sich hinter Protestler", so der Stern.
Zu den "Protestlern" gehört eine Reihe von Organisationen und Personen, die gegen das Kirchenoberhaupt protestieren wollen. Wie MEDRUM berichtete, spricht der LSVD von mehr als 50 Organisationen und Personen, die dem Anti-Papst-Bündnis "Der Papst kommt" angehören. Ein Ziel des Bündnisses ist es, beim Berlin-Besuch des Papst eine Massendemonstration zu organisieren, die am Brandenburger Tor ihren Protest gegen den Papst ausdrücken soll. Dabei soll dem Papst eine "menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik" vorgeworfen werden. Zum Protestbündnis gehören Vereine von Lesben und Schwulen ebenso wie Parteien, kirchlich oder atheistisch orientierte Gruppierungen, gewerkschaftliche organisierte Gruppen, Frauenrechtlerinnen oder auch die Abtreibungsberatungsorganisation pro familia (über Einzelheiten berichtete MEDRUM in Protestbündnis "Der Papst kommt" gegen Benedikt XVI.).
Klaus Wowereit gehört zu den entschiedenen Gegnern der von der Katholischen Kirche vertretenen Sexualmoral, nach der die Sexualität zum Zusammenleben von Mann und Frau in der Ehe, nicht aber in homosexuelle Partnerschaften gehört. Im Gegensatz zur Evangelischen Kirche, in der sich beispielsweise der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich dafür ausgesprochen hat, Homosexualität fröhlich und friedlich zu leben, lehnt die Katholische Kirche eine Verpartnerung sexuell gleichgeschlechtlich orientierter Frauen und Männer sowie eine Segnung solcher Beziehungen ab. Wowereit bezeichnet das Lebensmodell von Ehe und Familie, das vom Verfassungsgeber im Grundgesetz unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung gestellt wurde, als reaktionäres Ehe- und Familienbild (Vorwurf an Norbert Geis bei Sandra Maischberger). Diese Anti-Haltung spiegelt sich in einer großangelegten Kampagne des Berliner Senates wider, die im Juni 2011 gestartet wurde. "Weg von der Vater-Mutter-Kind-Familie", lautet die Devise. Berliner Kinder und Jugendliche sollen homosexuelle Praktiken nicht ablehnen und zur sexuellen Vielfalt erzogen werden. An jeder Schule soll eine Lehrkraft als Ansprechstelle für sexuelle Vielfalt zur Verfügung stehen. Schülerinnen und Schülern soll vermittelt werden, dass alle sexuellen Lebensformen gleichwertig sind.
Eine wesentlich größere Übereinstimmung sieht Wowereit mit den in der Evangelischen Kirche vertretenen Auffassungen über sexuelles Zusammenleben. Daher bezeichnete er die Evangelische Kirche in Deutschland als einen "verlässlichen Bündnisparter" der Lesben und Schwulen. Wie MEDRUM berichtete, durfte der SPD-Politiker bei einem Gottesdienst der Evangelischen Kirche in Berlin, der zum Auftakt des Christopher Street Days 2011 veranstaltet wurde, die Predigt halten.
Besuchsprogramm Papst Benedikt → Besuch von Papst Benedikt XVI. 2011 in Deutschland