14.10.08
Sondersendung der Fernsehkritik mit Marcel-Reich-Ranicki am Freitag (17. Oktober)
(MEDRUM) Das ZDF löst am Freitag, 17. Oktober, 22.30 Uhr, seine Zusage an Marcel Reich-Ranicki ein, sich in einer Sondersendung kritisch mit der Qualität des Fernsehens auseinanderzusetzen.
Thomas Gottschalk hatte in der Sendung über die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises, die am Sonntagabend ausgestrahlt wurde, Marcel Reich-Ranicki angeboten, in einer besonderen Sendung über das Niveau des Deutschen Fernsehens zu diskutieren. Auslöser war die aufsehenerregende Ablehnung des Deutschen Fernsehpreises durch Reich-Ranicki, weil er sich nicht einreihen lassen wollte in eine Vielzahl von ausgezeichneten Fernsehbeiträgen, die er als Blödsinn bezeichnete. In einer Online-Umfrage von "Bild" geben ihm 66 % der Befragten recht (Bild links).
Die Sondersendung des ZDF ist angekündigt unter dem Titel "Aus gegebenem Anlass - Marcel Reich-Ranicki im Gespräch mit Thomas Gottschalk". 30 Minuten Sendezeit hat das ZDF der Sendung eingeräumt. Nach Information der Redaktion wird die Diskussion bereits vorher stattfinden und als Aufzeichnung gesendet.
Auch bei der Sendung über die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises vom Sonntagabend handelte es sich um eine Aufzeichnung der Veranstaltung, die bereits am Freitag in Köln stattgefunden hatte. Sie gab dem Zuschauer jedoch kein wirklichkeitsgetreues Bild der tatsächlichen Veranstaltung wieder. Laut der Zeitung "Bild" waren 20 Minuten vom ZDF aus der Originalaufzeichnung rausgeschnitten worden. Darunter auch Szenen, die ganz besonders zur Kritik von Reich-Ranicki beigetragen hatten! Dazu gehörte der Auftritt der TV-Köche Johann Lafer und Horst Lichter! Neben einer "albernen" Koch-Parodie habe es in der Show auch noch eine "wirre" Laudatio von Johann Lafer (51) und Horst Lichter (46) auf die „Beste Wissenssendung" gegeben, schreibt Bild. Das ZDF ließ sie herausschneiden. Reich-Ranicki erklärte zu diesem Teil der Veranstaltung empört in der FAZ: „Zwischendurch immer wieder Köche, nichts als Köche. Es war
schrecklich." In einem Interview mit dem Nachrichten-Sender ntv entgegnete Reich-Ranicki auf die Frage, weshalb er sich nicht in die Reihe der Preisträger einreihen lassen wollte: "Die meisten Beiträge waren empörend schlecht. Davon wollte ich mich distanzieren."
Eine Leserin von MEDRUM meinte dazu heute: "Die Fernsehshow vom Sonntagabend war die manipulierte Fassung dessen, was sich tatsächlich abgespielt hat! Ganze 20 Minuten, darunter auch Szenen, die zum Fernsehpreis"-Skandal beigetragen hatten waren herausgeschnitten worden! Millionen von Zuschauern wurde also vom ZDF eine zensierte Wirklichkeit vorgegaukelt! Was für eine unüberbietbare Dreistigkeit!!!"
Vorheriger MEDRUM-Artikel ->
Deutscher Fernsehpreis eine Sternstunde der Fernsehkritik im ZDF
"Bild"-Artikel" -> Darum fand der Literatur-Papst die Gala so schlimm
"FAZ.net"Artikel (Elke Heidenreich) -> Reich-Ranickis gerechter Zorn