19.08.08
Thea: "Die letzten Minuten konnte ich es im Auto fast nicht mehr aushalten"
Ferientage und Geborgenheit im Gorber-Haus
von Kurt J. Heinz
(MEDRUM)
Sehr aufgeregt waren die jungen Töchter der Gorber-Familie in Überlingen heute
Morgen als sie erfuhren, dass sie Ferientage zuhause verbringen dürfen. Die
Anspannung der 12-jährigen Thea war kaum zu überbieten: "Die letzten
Minuten konnte ich es im Auto fast nicht mehr aushalten", beschreibt Thea
ihre Gefühle der Freude und die gespannte Erwartung, die sie mit ihrer Heimkehr
zur Familie verband.
Wie
berichtet durften die drei Gorber-Töchter heute für einen 12-tägigen Besuch
während der Schulferien von ihrer Heimunterbringen nach Hause zurückkehren. Sie sind jetzt zuhause, haben bereits eine
erste "Dorftour" hinter sich und sind ganz einfach tief zufrieden,
dass die mehr als 7-monatige Trennung von ihren Eltern ein vorläufiges Ende
gefunden hat. Endlich wieder daheim. Dieses Gefühl teilen alle.
Die
Vorfreude auf das unerwartete Zuhausesein begann bei Thea heute Morgen, als ihr
die Erzieherin die überraschende Nachricht über die erfreuliche Entscheidung
des Gerichtes überbrachte. "Ich habe mich voll gefreut", sagt Thea.
Man merkt ihr irgendwie an, dass sie dieses sich überschlagende Ereignis noch
nicht verarbeiten konnte. Sie ist erfüllt von der Freude über das Zuhause, von
dem sie sich viel weiter entfernt fühlte, als es die wenigen Kilometer
vermitteln können, die zwischen Heim und Zuhause liegen. Es war die Abgeschnittenheit
von ihrem Zuhause, die bei ihr das bedrückende Gefühl großer Distanz und
Einsamkeit entstehen ließ. Noch schmerzlicher empfand sie diese Distanz während
ihres Zeltlageraufenthaltes in Holland. "Ich fand es ziemlich mies, noch
weiter von Zuhause weggehen zu müssen", so beschreibt Thea ihr Verhältnis
zu diesem gutgemeinten, amtlich verordneten, aber offenbar fehleingeschätzten
Ferienaufenthalt, bei dem sie ihr Zelt mit ihrem 3-jährigen Bruder David
teilte. Heute hat sie diesen lebendigen Knaben nun wieder getroffen, dem sie im
Heim zur Seite stand und mit ihrer liebevoll beschützenden Hand manche Ängste
der Fremde nahm. Seit 4. August ist der kleine David zur Familie zurückgekehrt
und hat einen großen Teil des Glückes in die Familie zurückgebracht, das ihr zu
Anfang dieses Jahres abhanden kam.
Mit
der Heimkehr von Thea und ihren Schwestern ist ein weiteres Stück des
Familienglückes spontan zurückgekehrt. Alle wollen es jetzt genießen, sich freuen,
würden es am liebsten ganz festhalten, um es nicht erneut zu verlieren. Die
12-jährige Thea freut sich auf ihre ganz persönliche Weise: "Anna ist voll
süß! Wow!", ruft sie glückselig über ihre 5 Monate alte kleine
Babyschwester aus, die sie jetzt täglich bestaunen kann. Sie liebt dieses
kleine Kind ebenso innig wie sie selbst in dieser Familie geliebt wird. Da ist
keiner, der ihr ablehnend oder distanziert gegenübersteht. Jeder ist angenommen
und fühlt sich zum anderen hingezogen. Auch deswegen fühlen sich Thea und ihre
Schwestern hier "sehr gut". Sie dürfen diese Geborgenheit und das
vertraute Glück überraschend mit den älteren Schwestern Sarai und Prisca
teilen.
Auch
Sarai und Prisca erfuhren am heutigen Morgen, dass nicht nur Rebecca, Esther
und Thea, sondern auch sie selbst bis zum 1. September Ferientage zuhause
verbringen dürfen. "Bis zum ersten September, 18.00 Uhr", verkündet
Sarai auf die Minute genau. "Wie ich mich fühle? Super, cool!",
lautet ihre spontane und überzeugende Antwort auf die Frage, ob sie sich freue,
plötzlich zuhause sein zu können.
Die
17-jährige Sarai lässt nicht den geringsten Zweifel aufkommen, dass sie
glücklich ist, am Platz ihres Zuhauses zu sein. Ihre Entscheidung ist eindeutig
und enthält eine klare Botschaft: "Daheim ist daheim", so
kommentierte sie heute Mittag die Frage, ob ihr denn die attraktive Umgebung
des Jugendheimes nicht auch ein Zuhause werden konnte. "Nein", sagt
sie entschieden. "Erzieher sind Erzieher, die machen dort ihren Dienst, und
Dienst ist Dienst. Dort ist nicht die Mutter. Hier sind wir an dem Platz, an
dem wir zuhause sind und wo wir sein wollen", erzählt Sarai weiter. Das
unterscheide sie auch von anderen in ihrer Gruppe im Jugendheim. "Schon
wieder nach Hause", sei deren andersgeartete Reaktion. Sarai hingegen
tauscht höchst gerne ihren "Heimplatz" gegen das ein, was sie
"daheim" nennt. Daheim gibt es nicht nur Mutter, Vater und
Geschwister, dort gibt es auch keine Fenster, durch die der Zigarettenqualm ins
Zimmer steigt, keine dröhnende Musik, die einem auf die Nerven geht, und keine
Mitbewohner, die unbemerkt in den eigenen Sachen herumwühlen oder andere
anschreien. Sie könnte wohl stundenlang erzählen über all das, was ihr an der
ungewollten Unterbringung im Heim nicht gefällt. Eine Gelegenheit, solche
Mißliebigkeiten ihrer bestellten Pflegerin nahezubringen, sieht sie kaum. Sie
habe lediglich einmal den Namen der Frau gehört, die ihre Pflegerin sein soll.
Sie kennt diese Person jedoch nicht, hat also auch keine Beziehung zu ihrer
Pflegerin.
Für
Sarai scheint die Beziehung zu ihrer Pflegerin entbehrlich zu sein. Mit der
Beziehung zu Ihrer Familie verhält es sich völlig anders. Hier ist keiner
entbehrlich, alle gehören dazu. Jeder ist Teil des Ganzen und ein Stück des
Glückes, zu dem diese Familie durch die Entscheidung des Familiengerichtes
Überlingen zunächst für 12 Tage wieder zusammengefunden hat. Und alle sehnen
sich danach, dass dieses Zusammensein mit dem Ferienende nur noch einmal
vorübergehend und kurzeitig unterbrochen sein möge. Sie alle ersehnen sich,
nach dem nächsten Beschluss des Familiengerichts wieder dauerhaft als Familie
Familie sein zu dürfen.
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