16.08.08
Ein freudiger Tag für die Eltern Gorber am Ende einer aufreibenden Woche
Hoffen und Bangen bei Eltern und Kindern
(MEDRUM) Ein aufreibende Woche haben die Eltern Gorber aus Überlingen hinter sich gebracht. Ihre Hoffnungen, dass ihre jüngeren Töchter nach 7 Monaten der Trennung von der Familie dieses Wochenende und einige Ferientage zuhause verbringen können, haben sich nicht erfüllt. Da sind selbst Solidaritätsbriefe, die sie von Menschen aus Japan zu Anfang dieser Woche erhalten haben, nur ein schwacher Trost.
Dem Antrag, dass Rebecca (8), Esther (10) und Thea (12) nach langer Trennungszeit ihre Familie zuhause besuchen dürfen, wurde noch nicht stattgegeben. "Jeden Tag haben wir gehofft, eine positive Nachricht vom Jugendamt zu erhalten, nahezu täglich wurden wir durch nichtssagende Äußerungen des Herrn F. aus dem Jugendamt vertröstet, um dann am Freitag von ihm zu hören, dass er uns keine Eräuterungen geben müsse. Unterdessen verfliegen die Tage der Schulferien und unsere Kinder haben nichts davon gehabt", erklärte Mutter Gorber gestern und fügte hinzu: "Wir fühlen uns behandelt wie der letzte Dreck."
Auch Vater Gorbers Nerven wurden gehörig strapaziert. Er kann mit einer amtstypischen Verfahrensart, die rechtliche Positionen und Regularien in den Vordergrund stellt, nur schwer Freundschaft schließen. Für Vater Gorber stehen die menschlichen Dimensionen für seine Töchter im Vordergrund. Diesen will er Gehör verschaffen, was ihm jedoch nach seinem Empfinden nicht geglückt ist. Herr F. vom Jugendamt habe gestern angerufen und ihm erklärt, er wolle mit seiner Frau sprechen. "Warum sprechen Sie nicht mit mir?", fragte Vater Gorber Herrn F. vom Jugendamt in der Erwartung, eine konkrete Auskunft darüber zu bekommen, ob seine Töchter nun zum Besuch nach Hause kommen dürfen oder wenigstens eine plausible Erklärung zu hören, weshalb man dies nicht zulassen will. "Ich hatte nicht im Geringsten den Eindruck, dass Herr F. bereit ist, mich als Vater meiner Kinder und meine Anliegen zu respektieren", sagte Gorber.
Das sieht auch seine Frau so. Mutter Gorber: "Es ist schwer zu ertragen, wenn man jeden Tag in der Hoffnung auf eine positive Auskunft lebt, und sich dann von Herrn F. in seiner kühlen, berechnenden Art von Tag zu Tag abgewiesen fühlt. Irgendwann ist man dann auch als Mensch mit den Nerven am Ende. Wir kennen noch nicht einmal die Person, die als Vormund für unsere Kinder eingesetzt ist. Bis heute hat sich diese Person nicht bei uns vorgestellt oder einmal Verbindung mit uns aufgenommen."
Doch ihren Frust von dieser Woche versuchen die Eltern Gorber am heutigen Tag zu vergessen. Sie haben nämlich ein freudiges Ereignis zu feiern. Ihre Tochter Prisca hat heute Geburtstag. Sie wird 15 Jahre alt und darf Dank des Beschlusses des Familienrichters des Gerichtes Überlingen vom 29. Juli das Wochenende zuhause bei ihrer Familie verbringen.
Der Geburtstag der Gorber-Tochter war Anlaß für MEDRUM zu einem kurzen Gespräch mit Prisca:
M: Liebe Prisca, wir wünschen dir einen guten Morgen und zuallererst sagen wir dir einen herzlichen Glückwunsch zu Deinem 15. Geburtstag. Wir wünschen dir im Namen der MEDRUM-Leser viel Glück und alles erdenklich Gute.
Prisca: Vielen Dank.
M: Wie fühlst du dich, zuhause bei deiner Familie, Prisca?
Prisca (nach kurzem Nachdenken): "Eigentlich gut. Es ist schön, dass ich nun am Wochenende zuhause sein kann und mein Geburtstag auf Samstag fällt. Das trifft sich gut. So kann ich wenigstens mit meiner Familie feiern.
M: Gefällt es dir denn nicht im Heim, wie fühlst du dich dort?
Prisca: Naja, wie in einer miesen Absteige. Alle rauchen dort in meiner Gruppe, ausgenommen die Betreuerin. Da muß man ständig den Rauch der anderen ertragen.
M: Sind die Betreuer denn nicht nett zu dir?
Prisca: Doch, das ist meine Betreuerin schon. Trotzdem hoffe ich, bald wieder zuhause sein zu können. Und ich hoffe, meine jüngeren Geschwister auch.
M: Wie ist das für dich, dass du jetzt zuhause Geburtstag ohne deine jüngeren Geschwister feiern musst?
Prisca: Mir kommt das so vor, wie wenn meine Geschwister Geiseln wären. Aber wir werden sie heute in Wilhelmsdorf besuchen.
M: Wenn du zurückdenkst, an den Tag, an dem du mit deinen Geschwistern in Überlingen abgeholt und ins Jugendheim gebracht wurdest, wie hast du dich damals gefühlt?
Prisca (wie aus der Pistole geschossen): Wie ein Stück Vieh, das abtransportiert wird. Als wären wir Verbrecher.
M: Prisca, dennoch, wir freuen uns mit dir, dass du heute Geburtstag zuhause feiern kannst und wünschen Dir einen schönen und freudigen Geburtstag und Gottes Segen für dein neues Lebensjahr.
Eltern und Kinder hoffen weiter darauf, dass Rebecca, Esther und Thea zur Familie kommen dürfen. Ein erneuter rechtsanwaltschaftlicher Antrag soll sie Anfang nächster Woche in diesem Wunsch unterstützen.
Das Gespräch mit Prisca führte Kurt J. Heinz
Berichterstattung in MEDRUM zur Gorber-Familie:
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( insgesamt 900 Unterzeichungen aus fünf Erdteilen)