22.04.15
Gender-Theoretikerin Claudia Janssen (EKD) macht Front gegen Birgit Kelle und Gabriele Kuby
Leiterin des Gender-Studienzentrums der EKD übt in evangelische Zeitung Zeitzeichen dürftige Kritik an Gender-Gegnern und rückt diese mit populistischem Eifer in die Nähe des Rechtsextremismus
Ein Zwischenruf von Kurt J. Heinz
MEDRUM) Birgit Kelle und Gabriele Kuby gehören zu den wichtigsten "Impulsgebern" für die Ablehnung von "Gender". Das schreibt die Leiterin des Gender-Studienzentrums der EKD, Claudia Janssen, in der evangelischen Zeitschrift Zeitzeichen (Printausgabe 4/2015) und rückt die Autorinnen Kelle und Kuby in die Nähe des rechten Extremismus - allerdings mit wenig überzeugenden Argumenten.
Streit um gendertheoretische Inhalte
Unter der Überschrift "Angst vor der Vielfalt" (eigentlich geht es um "sexuelle Vielfalt", doch das Wort "sexuelle" wird offenbar bewusst unterdrückt) versucht die Studienleiterin des Gender-Zentrums der EKD, Claudia Janssen, die Gender-Kritikerinnen Birgit Kelle und Gabriele Kuby an den rechtsextremen Rand zu drängen. Janssen bedient sich dabei der üblichen Methoden, indem sie als rechtsextremistisch diffamiert, was sich kritisch mit den Thesen der Gender-Theoretiker auseinandersetzt und vor den Gefahren der Gender-Lehren für Kinder, Ehe und Familie warnt. Janssen wirft Kuby vor, sie stelle "gendertheoretische" Inhalte "falsch und bewusst verzerrend" dar.
Janssen schreibt hierzu, Kuby konstatiere einen gesellschaftlichen Veränderungsprozess, der zu einer wachsenden Instabilität von Ehe und Familie führe. Die Gender-Theoretikerin der EKD zitiert dabei Kuby: „All dies wird heute in Frage gestellt durch eine neue Sicht des Menschen, der Geschlechtsidentität von Mann und Frau und der Normen sexuellen Verhaltens." (Bild oben links, Auszug aus Janssens Beitrag)
Janssen im Selbstwiderspruch
Die Autorin weist zwar nicht nach, was Kuby angeblich falsch darstellt, stellt aber zuvor in ihrem Beitrag ihrerseits fest, Gender sei kein drittes Geschlecht und wolle Geschlechterunterschiede auch nicht abschaffen. Vielmehr sei Gender ein offener Begriff, der mit Leben gefüllt werden müsse. Er rege neu zum Denken an und wolle Räume der Begegnung öffnen. Gender frage danach, wie im Denken der Menschen Geschlecht konstruiert werde, so Janssen.
Die Theologin Janssen bestätigt somit an anderer Stelle (wohl unabsichtlich), was Kuby mit ihren Worten ausdrückt, wenn sie von einer neuen Sicht des Menschen und der Geschlechtsidentität von Mann und Frau spricht und davon, dass dies heute in Frage gestellt werde. Auch wenn Kuby sich dagegen wendet, das Geschlecht als vom Menschen konstruiert anzusehen, liegt sie, wie Janssens eigene Einlassung bestätigt, weder falsch noch gibt sie etwas bewusst verzerrt wieder. In Baden-Württemberg wird an solchen Konstrukten gearbeitet. Nach nach dem dort von Grün-Rot entwickelten Aktionsplan soll ein weiteres Geschlecht in amtliche Dokumente eingeführt werden (Bild links, MEDRUM berichtete).
Janssen und neue Sexualethik
Die Theologin Janssen verstrickt sich ebenso beim Thema neue Sicht der "Normen sexuellen Verhaltens" in Widersprüche. Im Gegensatz zu einem Beitrag, den Janssen für die TAZ schrieb (12.07.14), geht sie in ihrem jetzigen Beitrag in Zeitzeichen gar nicht erst auf Veränderungsprozesse ein, wie sie von Kuby erwähnt werden. In der TAZ bestätigte Janssen unter der Überschrift "Wir wollen Volkskirche bleiben" in einem "Essay über eine neue Sexualethik" indes noch selbst, was Kuby in den Blick nimmt. Aus der Bibel lasse sich nicht ableiten, die Familie als Mutter, Vater, Kind zu definieren, so stand es über Janssens TAZ-Beitrag. Sie schrieb dort: "Denn wer könnte sonst glaubwürdig gesellschaftliche Veränderungsprozesse begleiten, wenn nicht eine Institution, die sich in den letzten dreißig Jahren einem radikalen Wandel im Blick auf ihre Sexualethik unterzogen hat?" Doch davon jetzt kein Wort, wo es Janssen offenbar darum geht, Kubys angebliche Falschdarstellung von Gender an den Pranger zu stellen. Kuby spricht von genau den Veränderungsprozessen, die Janssen in ihrem Essay angepriesen hat. Das muss auch einer Professorin für Theologie klar sein.
Subversion der Geschlechtsidentitäten keine Erfindung von Kuby
Ein vergleichbares Schelmenstück produziert Janssen bei der Sicht auf die Gechlechteridentitäten von Mann und Frau. Die neue Sicht darauf, von der Kuby spricht, ist ja keine Erfindung von Kuby, sondern gehört zu den zentralen Anliegen der Gender-Theoretiker. Keine Geringere als Judith Butler selbst hat es als Zielsetzung erklärt, die sogenannte heterosexuelle Normativität aufzulösen. Denn in dieser heterosexuellen Matrix würden sich heteronormative Machtkonstellationen widerspiegeln. Demnach müsse die heteronormative Verfasstheit der Gesellschaft aufgelöst werden (Butler: subversion of identity). Und dies soll, wenn der Theologin Janssen gefolgt wird, möglich sein, ohne die Geschlechtsidentitäten von Mann und Frau zu tangieren und nicht auch Geschlechterunterschiede abzuschaffen oder zumindest wesentlich zu verändern? Warum dann die ganzen Bestrebungen zur Genderisierung der Gesellschaft? Für Equal-Pay und die Einführung von Frauenquoten werden keine Gender-Theorien gebraucht. Janssens Vorstellung scheint in einem Maße konstruiert, das dies auch einer evangelischen, feministisch orientierten Theologin unwürdig ist.
Kuby analysierte Gender-Lehren bereits 2006
Ebenso konstruiert und hemdsärmelig sind die offenen Versuche, Kelle und Kuby in den Dunstkreis eines rechtsgerichteten Extremismus und der Menschenfeindlichkeit zu rücken. Herhalten müssen dafür die sich als konservativ verstehende, häufig als rechtes Medium kritisierte Zeitung Junge Freiheit, die Demonstrationen von PEGIDA, oder auch die neue Partei AfD. Es scheint Janssen entgangen zu sein, dass vor allem Kuby sich bereits zu einer Zeit mit den Gender-Theorien befasst hat, als die AfD oder PEGIDA noch nicht einmal in der Phantasie einer Claudia Janssen existent sein konnten (2006 erschien Kubys Buch "Die Gender-Revolution"). Damals war Janssen noch als "Theologische Referentin der Evangelischen Frauenarbeit tätig und gerade als Mitautorin der "Bibel in gerechter Sprache" in Erscheinung getreten.
Janssen stigmatisiert statt zu argumentieren
Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Widersprüchlichkeiten erscheinen die Vorwürfe von Claudia Janssen geradezu als eine intellektuelle Zumutung von erstaunlichem Ausmaß. Entweder weiß diese Gender-Protagonistin der EKD nicht wovon sie spricht oder sie weiß es sehr genau, versucht aber die weniger Wissenden für dumm zu verkaufen. Eines ist aber gewiß: Janssen hat sich spätestens mit ihrem jetzigen Beitrag in Zeitzeichenzu einer Gruppe von Personen hinzugesellt, denen offenbar jedes noch so zweifelhafte Argument gelegen kommt, um Kritiker der eigenen Lehre zu stigmatisieren und auszugrenzen, statt in der Sache zu argumentieren. Es ist ein Jammer, dass sich ein solch undemokratischer Geist in einer evangelischen Zeitung ausbreiten kann. Zu den Herausgebern von Zeitzeichen gehören unter anderen Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Ratsvorsitzender der EKD, Dr. Margot Käßmann, Pfarrerin der hannoverschen Landeskirche, Botschafterin der EKD für das Reformationsjubiläum und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, Präses der westfälischen Landeskirche, Dr. Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und ehemaliger Ratsvorsitzender der EKD.
Kuby und Kelle stören das Gender-Treiben um sexuelle Vielfalt
Eines ist sicher: Gabriele Kuby werden die von Janssen erhobenen Vorwürfe kaum erschüttern können. Denn Angst, wie Janssen suggeriert, kennen Kuby und Kelle nicht. Dafür sind Janssens Argumente auch zu dürftig. Doch die EKD scheint sich Dürftigkeit leisten zu können, wenn es darum geht, der neuen Lehre von der sexuellen Vielfalt den Boden zu bereiten. Kelle und Kuby werden dabei offenbar als Zeitgenossen gesehen, die das werbende Treiben um die sexuelle Vielfalt stören. Kubys Bücher (insbesondere "Die globale Sexuelle Revolution") und Kelles Buch "GenderGaga" sind, auch wenn sie aus naheliegenden Gründen ungenannt bleiben, wohl ein Dorn im Auge der Gender-Seherin Janssen.
EKD längst auf den Gender-Zug aufgesprungen
Am besten also, so scheint es, wenn die "Impulsgeber" mundtot gemacht werden, und weil es offenbar nützlich erscheint, auch mit der Methode der populistisch eifernden Beschwörung des Rechtsextremismus. So wird bei Janssen Argumentation in der Sache durch Agitation gegen Menschen ersetzt. Doch Kelle und Kuby haben ebenso wenig mit rechtsextremistischem Gedankengut gemein wie Claudia Janssen mit der Unfehlbarkeit des katholischen Papstes. Es liegt auf der Hand, dass dies die Evangelische Kirche in Deutschland nicht im Geringsten zu rühren scheint. Warum auch? Im Gegensatz zur Katholischen Kirche ist sie längst auf den Gender-Zug aufgesprungen, wie schon die Debatte um die umstrittene "Orientierungshilfe Familie" gezeigt hat.
Buchempfehlungen
Manfred Spreng → Wie der Genderismus krank machen kann
Manfred Spreng und Religionsphilosoph Harald Seubert
→ Vergewaltigung der menschlichen Identität - Über die Irrtümer der Gender-Ideologie
Gabriele Kuby → „Die globale sexuelle Revolution. Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit”
(alle Bücher können porto- und versandkostenfrei in MEDRUM bestellt werden)