10.09.10
Sarrazin befreit Bundespräsidenten aus Scharfrichterrolle
Ein politisch inkorrekter Denker zeigt politisch korrekte Haltung
(MEDRUM) Die beim Bundespräsidenten noch nicht erledigte Akte "Abberufung von Thilo Sarrazin" kann widerstandslos abgeschlossen werden. Thilo Sarrazin hat seine Bereitschaft erklärt, seine Aufgabe als Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank freiwillig niederzulegen.
Die Bundesbank teilte am Donnerstag mit, Sarrazin habe Bundespräsident Christian Wulff um die Entbindung von seinem Amt gebeten, und will ihren Antrag auf Entlassung Sarrazins zurückziehen. Damit bleibt es dem Bundespräsidenten erspart, Thilo Sarrazin zwangsweise abzuberufen. Wulff kann sich der ungleich angenehmeren Aufgabe widmen, dem Antrag Sarrazins zu entsprechen. Der Verfahrensgang der Amtsniederlegung von Thilo Sarrazin wird so zu einer Formsache. Wer seine Abberufung selbst beantragt, kann gegen die Abberufung nicht vor Gerichten streiten. Die Umstände, die zu diesem Akt geführt haben, werden auch künftig kein günstiges Licht auf den Streit um Thilo Sarrazin werfen. Auch wenn viele nun aufatmen können, daß dem Bundespräsidenten die Belastung erspart bleibt, eine Entscheidung zu treffen, die in großen Teilen der Bevölkerung auf geringe Gegenliebe gestoßen wäre, bleiben große Wermutstropfen.
Auslöser für die Debatte, ob Sarrazin ein Vorstandsmitglied in der Deutschen Bundesbank bleiben oder sein Amt niederlegen soll, war sein Buch "Deutschland schafft sich ab" (Bild links: Ausschnitt aus den Umschlagseiten).
Im Klappentext seines Buches heißt es: "Thilo Sarrazin beschreibt mit seiner profunden Erfahrung aus Politik und Verwaltung die Folgen, die sich für Deutschlands Zukunft aus der Kombination von Geburtenrückgang, problematischer Zuwanderung und wachsender Unterschicht ergeben. Er will sich nicht damit abfinden, dass Deutschland nicht nur älter und kleiner, sondern auch dümmer und abhängiger von staatlichen Zahlungen wird. Sarrazin sieht genau hin, seine Analyse schont niemanden."
Das Buch von Thilo Sarrazin, erschienen in der Deutschen Verlagsanstalt: Deutschland schafft sich ab