Sie sind hier

Volker Beck: Mit wem Partner ins Bett gehen, ist zweitrangig


21.04.11

Volker Beck: Mit wem Partner ins Bett gehen, ist zweitrangig

Treue ist für den Grünenpolitiker teilbar - auf soziale Treue, nicht auf sexuelle Treue komme es an

(MEDRUM) Im Interview mit dem Magazin STERN erläutert der Grünenpolitiker Volker Beck, worauf es ihm bei der Treue zwischen Partnern ankommt. Er unterscheidet zwischen der sozialen Treue und der sexuellen Treue.

Volker Beck setzt sich seit langer Zeit besonders für die Homosexuellenbewegung ein und hatte selbst eine Eingetragene Partnerschaft abgeschlossen. Obwohl Beck für dieses rechtlich geregelte Zusammenleben für homosexuelle Partner unzutreffender Weise die Worte "Ehe" und "heiraten" benutzt, steht seine Definition von Ehe nicht nur im elementaren Widerspruch zur Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau, sondern steht auch  im Gegensatz zum Treuebegriff, der mit der Ehe verbunden ist. Dies geht aus einem Interview des Magazins STERN mit dem Bundestagsabgeordneten von Bündnis 90 / Die Grünen hervor (Titel des Interviews: "Der Grüne und die Schöpfung", 19.04.11).

Im STERN antwortet Beck auf die Frage "Was halten Sie von Treue?": "Ich finde, es kommt auf soziale Treue an." Auf Nachfrage, was er unter sozialer Treue verstehe, erwiderte er, er habe 17 Jahre mit seinem Partner zusammengelebt und ihn in seinen letzten Lebensmonaten gepflegt. Das, worauf es ankomme, sei, sich füreinander zu entscheiden und aufeinander verlassen zu können. Die Frage, ob mal jemand mit einem anderen ins Bett gehe, sei zweitrangig.

Wie Studien belegen, ist eine Auffassung wie sie Volker Beck in der Frage der sexuellen Treue vertritt, unter homosexuell orientierten Menschen keine Ausnahme. Dies deutet darauf hin, daß es beim Verständnis von Ehe und Partnerschaft zwischen Homosexuellen und den christlichen Kirchen erhebliche Unterschiede gibt. So haben Vertreter der EKD die Einführung des neuen Pfarrdienstgesetzes, mit dem es ermöglicht werden soll, homosexuelle Partnerschaften von Pfarrerinnen und Pfarrern im Pfarrdienst der Ehe gleichzustellen, damit begründet, daß es nicht auf die sexuelle Orientierung und sexuelle Praktiken ankomme, sondern darauf, ob Partnerschaft "verläßlich und in gegenseitiger Verantwortung" gelebt werde. Im Gegensatz zu Volker Beck haben die Vertreter der EKD bei diesen Kriterien allerdings nicht nach den Merkmalen "soziales" und "sexuelles" Verhalten unterschieden und sexuelle Treue als zweitrangig erklärt.

Volker Beck stellt seine Auffassung über Treue und Verlässlichkeit überraschend als konservativ dar. Dies gelingt ihm, weil er auch bei der Benutzung des Begriffes "konservativ" unterscheidet in "rückständige" und fortschrittliche Konservative. Volker Beck dazu: "Wir transportieren Werte in die Gegenwart und erneuern sie. Das unterscheidet uns von rückschrittlichen Konservativen." Mit Blick auf sexuelle Treue bedeutet dies: Wer mit Ehe und Partnerschaft den Wert "sexuelle Treue" verbindet, kann als rückständig, wer "sexuelle Treue" für zweitrangig hält, kann als fortschrittlich eingestuft werden. So gesehen müsste das neue Pfarrdienstgesetz der EKD immer noch als rückständig angesehen werden, obwohl es der Versuch ist, den Pfarrdienst in den Gliedkirchen der EKD für homosexuelle Partnerschaften kirchenrechtlich zu öffnen. "Fortschrittlich" wäre dieser Versuch - gemessen an den Vorstellungen des Grünenpolitikers Beck - erst dann, wenn damit auch die Vorstellung verbunden wäre, der Wert "sexuelle Treue" sei für Ehepartner und homosexuelle Partnerschaften zweitrangig, weil es auf soziale Treue ankomme. Doch noch gibt es keine Anzeichen dafür, daß die EKD bereit ist, sich bei ihrer ethischen Beurteilung auch an einer solchen Wertevorstellung zu orientieren. Vielleicht aber, ist dies nur eine Frage der Zeit.


19.04.11 Stern Interview mit Volker Beck: Der Grüne und die Schöpfung
19.04.11 MEDRUM Pfarrerin Claudia Baumann kritisiert badische Landessynode
18.04.11 MEDRUM Pfarrerinnen und Pfarrer vom Recht auf homosexuelles Zusammenleben weit entfernt
16.04.11 MEDRUM Landesbischof Fischer und Gnadauer Gemeinschaftsverband einig
14.04.11 MEDRUM Landesbischof Fischer: Bekenntnisgrundlagen von Frage sexueller Praktiken unberührt
10.04.11 MEDRUM Badische Synodenpräsidentin Fleckenstein: Wir ertrinken in Eingaben
08.04.11 MEDRUM Widerstand gegen Verlust der Leucht - und Orientierungskraft der Evang. Kirche
08.04.11 MEDRUM Kretschmann: Homosexualität eine normale, unveränderbare Variante der menschlichen Sexualität

 

Leserbriefe

Diese Unterscheidung finde ich sehr bemerkenswert. Ich beobachte nämlich bei Evangelikalen auch eine Aufsplittung der Treue in sexuelle und soziale, wenn auch genau unter umgekehrtem Vorzeichen: Hier zählen alle möglichen Arten sozialer Untreue auf einmal nicht mehr als Ehebruch, der Ehebruchsbegriff wird hier einseitig auf die Aufkündigung der sexuellen Treue eingeschränkt. Auch das Gebot, das Weib des Nächsten nicht zu begehren, wird hier oft einseitig auf sexuelles Begehren eingeschränkt, wiewohl der Text dies nicht hergibt noch nahelegt: Gemeint ist hier (ausweislich des Kontextes und auch der sonstigen Verwendung des Begriffes »begehren« in der Schrift) eindeutig ein allbezügliches begehren in jedwedem Lebensbereich.

http://www.geiernotizen.de

Wer sind d i e Evangelikalen? Es handelt sich hier doch weitgehend um einen weltlichen Begriff, der helfen soll, Menschen zu verpacken und in Schubladen zu stecken.

Homosexualität befindet sich ausserhalb der Schöpfungsordnung, die Gott dem Menschen als Schutz vor sich selbst gegeben hat. Herr Beck hat hier eine der wesentlichen Ursachen bestätigt, warum AIDS gerade durch Homosexualität starke Verbreitung findet: Oft wechselnde Partner.

Wie Herr Beck nun im Einzelnen seine homosexuellen Neigungen betreibt, dürfte für die allermeisten Menschen von nachgeordnetem Interesse sein. Für mich als Christ hat das Prinzip hat Gültigkeit, dass es keine Theologie der Sünde geben kann. Ich stelle dabei durchaus nicht das Recht Herrn Becks und seiner Freunde in Frage, so zu leben, wie es ihren Neigungen entspricht, so lange sie keine Unbeteiligten beeinträchtigen. Aber auch außerhalb des Rahmens Erwägungen christlichen Hintergrund kann man festhalten, dass die sexuellen Präferenzen von Menschen, die durch ihre Lebensweise die Zeugung und Erziehung von Nachkommen - und damit das Überleben unserer freiheitlichen Kultur insgesamt - von vornherein ausschließen, keine über sie selbst herausgehende Bedeutung hat. Um klare Worte zu gebrauchen: Ob Herr Beck seinen anderen homosexuellen Partnern "treu" ist oder nicht, oder ob er zum Masturbieren in den Keller geht, hat keinen sittlichen Nährwert, wie immer man es auch betrachtet. Ich persönlich fände es allenfalls positiv, wenn er sich durch seine Handlungsweisen nicht an der Verbreitung von HIV oder anderen Krankheiten beteiligt und seine eigentümliche Ideologien nicht anderen Mitbürgern - insbesondere nicht Kindern und Jugendlichen - aufdrängen würde.