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Evangelische Kirchenparlamentarier in Bayern lösen sich vom biblischen Ethos


26.11.10

Evangelische Kirchenparlamentarier in Bayern lösen sich vom biblischen Ethos

Bayerische Synodale beschließen mehrheitlich den Einzug homosexueller Partnerschaften ins Pfarrhaus

von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Einen Abstimmungssieg von großer Tragweite können homosexuell orientierte Pfarrerinnen und Pfarrer feiern. Über 90 Prozent der bayerischen Synodalen haben dafür gestimmt, sich beim Leben von Pfarrerinnen und Pfarrern nicht mehr vom biblischen Ethos, sondern von den tatsächlichen Lebensverhältnissen leiten zu lassen. Das biblische Geschlechter-Ethos und die ihm treu verbundenen Christen bleiben dabei auf der Strecke.

Beim Beschluß über das Zusammenleben homosexueller Pfarrerinnen und Pfarrer stimmten 98 von 108 Synodalen der bayerischen Landessynode für den Einzug homosexueller Partnerschaften in die Pfarrhäuser evangelischer Kirchengemeinden in Bayern. Nur 5 Synodale stimmten dagegen, 5 enthielten sich der Stimme. "Die Landessynode bestätigt Beschluss zum Zusammenleben von Homosexuellen im Pfarrhaus", so überschreibt die Landessynode das Ergebnis der Abstimmung.

Minderheit und biblischer Ethos unterliegen in kontroverser Debatte

Der Abstimmung war eine kontrovers geführte Debatte vorangegangen. Doch nur eine Minderheit sprach sich dafür aus, am biblischen Ethos festzuhalten. Die Sprecherin des konservativen Arbeitskreises "Gemeinde unterwegs", Hertha Küßwetter, äußerte Bedenken, daß das Thema "einen Keil in die Kirche treiben" könnte. Der Synodale Hans-Joachim Vieweger vom "Arbeitskreis Bekennende Kirche" plädierte "an die Mehrheit der Synode, die Minderheit der Landeskirche ernst zu nehmen".

Für eine Neuorientierung und Lösung von bisher gültigen biblischen Normen sprach sich die Münchner Stadtdekanin Barbara Kittelberger aus. Ihr Votum dokumentiert den Willen, sich nicht mehr an biblischen Normen, sondern an tatsächlichen Lebensverhältnissen zu orientieren. Sie bezeichnete den Beschluss für homosexuelle "Paare" in Pfarrhäusern als "Schritt aus der Unehrlichkeit in die Offenheit". Die evangelische Kirche Bayerns wird damit nicht zur Weltkirche, aber zur verweltlichten Kirche. Auch der Würzburger Dekan Günter Breitenbach trat als Kämpfer für den Einzug der Homosexualität gegen die Minderheitsauffassung hervor. Er warnte die Landessynode, sich nicht von Austrittsdrohungen beeinflussen und "erpressen" zu lassen.

Wie MEDRUM berichtete, hatte der für die Besetzung von Pfarrstellen zuständige Landeskirchenrat bereits im Juli 2010 beschlossen, daß künftig homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer in den Pfarrhäusern der Gemeinden wohnen dürfen. Voraussetzung soll sein, daß sie eine eingetragenen Lebensgemeinschaft abgeschlossen haben und der Kirchenvorstand, Dekan, Regionalbischof und Landeskirchenrat in einem "Magnus Consensus" zustimmen.

Die evangelische Kirche in Bayern verabschiedet sich mit dem Neu-Ulmer Beschluß mehrheitlich vom biblischen Ethos der Schöpfung, das nicht länger Maßstab für das Leben in den Pfarrhäusern sein wird. Homosexuelle Lebensweisen und Sex zwischen Homosexuellen wird damit auch für Ordinierte in der evangelischen Landeskirche Bayerns salonfähig. Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer, die in homosexuellen Partnerschaften leben, sind folglich ohne Einschränkung in ihrem kirchlichen Amt anerkannt. Mit der Entscheidung der Landessynode haben homosexuelle Lebensweisen zumindest für die Mehrheit der Synodalen ihre Sündhaftigkeit verloren und werden von diesen - wie die Ehe - in den Stand der Tugendhaftigkeit erhoben. Dies bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Verkündigung der kirchlichen Lehre. Ebenso gewinnt die homosexuelle Lebensform von Pfarrerinnen und Pfarren auch in Hinblick auf die Vorbildfunktion gegenüber Kindern und Jugendlichen enorm an Stellenwert. Das bisherige Leitbild von Ehe und Familie wird relativiert und hat seine prägende Strahlkraft als Leitbild verloren. Denn, selbst wenn homosexuelle Lebensgemeinschaften in den Pfarrhäusern nicht zur Regel werden, gelten künftig andere Grundsätze und Maßstäbe.

Landesbischof Friedrich wünschte sich akklamatorischen Beschluss

Der Rubikon ist auch in Bayern überschritten. Von nun an müssen nicht mehr Homosexuelle, sondern die sich am biblischen Ethos orientierenden Christen mit Spannungen leben, sofern sie daran festhalten und nicht zum Glauben an die Beliebigkeit konvertieren wollen. Der Einzug der Beliebigkeit ist von großer Tragweite für den Glauben. Was ist der biblische Glaube noch wert, wenn er dort zurechtgerückt wird, wo er dem Willen des Menschen und all seiner Schwächen und Unzulänglichkeit im Wege steht und hedonistischen Bedürfnissen unterworfen wird? Vor diesem Hintergrund könnte der Kommentar von Landesbischof Johannes Friedrich beinahe zynisch wirken. "Vom Ergebnis her ist es das, was ich mir gewünscht habe", sagte Friedrich zum Beschluss der Landessynode. Der evangelische Theologe Reinhard Slenzcka, Professor für systematische Theologie, ordnete diesen Beschluss sehr kritisch ein.  "Wenn die nach Neu-Ulm einberufene Synode erwartungsgemäß diesem Beschluss zustimmt, wird sie zu einem bloßen Akklamationsgremium kirchenleitender Diktatur", so Slenzcka (berichtet in MEDRUM).

Das Thema soll in rund einem Jahr noch einmal aufgegriffen werden. Dann soll über die Reform des Pfarrdienstgesetzes entschieden. Das Kirchenparlament hat darum gebeten, das Thema Homosexualität innerhalb der Kirche "vertieft" zu behandeln. Insbesondere soll die Frage beantwortet werden, welchen Platz schwule Pfarrer und lesbische Pfarrerinnen innerhalb der Kirche einnehmen. Dies bietet zumindest theoretisch die Chance zu einer Umkehr, vorausgesetzt, in den Gemeinden wird ein offener und aufrichtiger Dialog geführt, in dem auch eine Rebellion der Basis gegen die Voten der Kirchenparlamentarier zugelassen ist.


Video über Landessynode:

Gleichgeschlechtliche Partnerschaften im Pfarrhaus

MEDRUM-Artikel:

Heftige Debatte über Homo-Partnerschaften in Pfarrhäusern

Zum Beschluss über gleichgeschlechtliche Partnerschaften in bayerischen Pfarrhäusern der evangelischen Kirche

Evangelische Christen empört über Pfarrdienstgesetz und EKD

Vorlage der EKD: Kinder sind für Familie nicht mehr konstitutiv


Pfarrdienstgesetz

Leserbriefe

Meine Glaubensüberzeugung zum Thema Homosexualität in der Evang. Kirche, insbesondere zur Zeit in der Evang. Kirche Bayerns, die die Pfarrhäuser für Homosexuelle freigegeben hat, sei hier kundgetan. Da der christliche Glaube allein auf dem Wort Jesu Christi, nachzulesen in der Bibel, ruhen soll, wäre es gut wenn die Wahrheit der Bibel auf möglichst vielen Internet-Foren verkündigt wird. Möge unser Herr Jesus Christus schenken, daß noch viele Menschen aufwachen und für sein Wort brennen. Der Inhalt dieser Mail kann daher, sofern er nicht mißbraucht oder verfälscht wird, weitergegeben werden.

Es handelt sich um eine e-mail an die Ältesten der Bayerischen Landeskirche, welche am Abend des 26. November 2010 in das Kontaktformular (Eingabemaske) der Evang. Kirche Bayerns unter www.bayern-evangelisch.de eingegeben wurde:

→ Zur Weitergabe - An die Ältesten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern

 

Am 25. November 2010 hat die Synode der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Bayern beschlossen, künftig auch homosexuellen und lesbischen Pfarrern bzw. „Pfarrerinnen“ das gemeinsame Wohnen im Pfarrhaus zu erlauben. Mit ihrer von über 90 % der Stimmren getragenen Entscheidung befindet sie sich im Gleichklang mit der EKD-Synode, die am 10.11.2010 die Begriffe Ehe und Familie – abweichend von allen geltenden kulturellen und rechtlichen Normen und vor allem gegen die Schöpfungsordnung Gottes – neu definierte.

Mit ihrer Entscheidung verwirft die evangelische Landeskirche in Bayern das für das Christentum verbindliche biblische Geschlechter-Ethos. Gottes Weisung und Gottes Wort werden relativiert und unter das Wort des Menschen gestellt. Die Landeskirche ist damit zweifelsfrei zu einer rein innerweltlichen Institution, zur „falschen Kirche“ wie es Luther ausgedrückt hat, verkommen. Sie verliert damit nicht nur ihr Ansehen und ihre Glaubwürdigkeit gegenüber den eigenen Gliedern, sondern auch gegenüber den anderen christlichen Kirchen und Denominationen.

Der Niedergang dieser Kirche, verursacht durch einen anhaltenden inneren Verfallsprozeß und einer nachhaltigen Abwendung von Schrift und Bekenntnis, hat sich damit nochmals beschleunigt. Verantwortung hierfür tragen glaubensdekadente Kirchenleitungen und Synoden, nicht zuletzt aber auch der amtierende Landesbischof, der diese Entwicklung eher beschleunigt als verhindert hat und nun widersprechende Lehrmeinungen als „Meinungsverschiedenheit“ abtut. Mit der jüngsten Entscheidung der Synode wurde die Grenze des Zumutbaren überschritten. Die Glieder dieser Institution „Kirche“, welche mit der Gemeinde Jesu kaum noch etwas gemein hat, stehen nun vor der Entscheidung, zu gehen oder zu bleiben; eine Gewissensentscheidung, die letztlich nur noch vor Gott selbst gilt.

A. Müller, Bad Rodach