ZDF: Wie sind Chinas Maßnahmen, die ja doch auch sehr drastisch sind, vom Standpunkt eines Virologen aus zu beurteilen?
Alexander Kekulé: China hat sehr drastisch und leider zu spät reagiert. Das ist das Hauptproblem gewesen. Am Anfang gab es ja sogar eine Vertuschung der Fälle. Man hat nicht zugegeben, wie viele (Fälle) im Land sind und hat auch am Anfang wirklich aktiv verhindert, dass die Ausbreitung bekämpft wird in Wuhan.
Dann später hat man diese erste Phase einer epidemischen Bekämpfung, wo man noch in der Lage ist kleine Infektionsherde quasi auszutreten, die hat man verpasst und deshalb nur noch mit Eingrenzungsmaßnahmen gearbeitet. Wir nennen das "Cordon sanitaire" - ein Sanitätsband um die Stadt herum gezogen. Das ist völlig schief gegangen, weil die Menschen in Scharen vorher die Stadt verlassen haben. Der Bürgermeister von Wuhan hat erklärt, dass über die Hälfte seiner elf Millionen Einwohner vorher geflohen sind, bevor dieser Cordon geschlossen war und dadurch hat das überhaupt nicht funktioniert.