29.09.14
Dumme Fragen, vielseitige Antworten beim Marsch für das Leben
heute-show-Team des ZDF wollte Teilnehmer lächerlich machen und wurde durch den Landesvorsitzenden der Lesben und Schwulen Berlin selbst am meisten verblüfft
(MEDRUM) Gut gemachte Satire kann geistreich und unterhaltsam sein. Die heute-show des ZDF will dies sicherlich sein, darf man dem ZDF unterstellen. Doch die letzte Sendung hat dies nur bedingt erreicht. Beim Marsch für das Leben, dessen Teilnehmer die Macher der Sendung lächerlich machen wollten, gelang dies nur bedingt. Das lag nicht nur an der Art der Veranstaltung, sondern auch an Fragen und Antworten. Die beste Antwort erhielt der heute-show-Frager Lutz van der Horst vom Vorsitzenden der Lesben und Schwulen in Berlin.
Weniger Geistreiches
Zu den Fragen, die Teilnehmern des Marsches gestellt wurden, gehörten beispielsweise die Fragen:
"Welches sind Ihre drei Lieblingsreligionen?"
"Heute sind hier so 5000 Anhänger dabei. Wieviele davon sind bewaffnet?"
Sind dies Fragen, die geistreichen Humor offenbaren? Wer solche Fragen stellt, muss keinen IQ haben, der größer als hundert ist. Auch eine journalistische Ausbildung ist für solche Fragen entbehrlich.
Leider haben sich unter den Teilnehmern des Marsches auch welche gefunden, die auf wenig geistreiche und satirisch gemeinte Fragen versuchten, ernsthafte Antworten zu geben, und dabei ihrerseits wenig Geistreiches verlautbarten. So folgende Antwort auf die provokante Bemerkung des heute-show-Fragers angesichts polizeilicher Maßnahmen gegen Stör- und Blockadeversuche von Gegendemonstranten, man müsste richtig durchgreifen gegen die linken Chaoten, mal ein bißchen Gewalt anwenden:
"Natürlich, sonst lernen die das doch nicht, dass der Staat sich verteidigen kann."
Und auf die Frage, ob das denn mit Christentum vereinbar sei, dass jetzt draufprügelt werden, antwortet ein Mann fortgeschrittenen Alters sichtbar ernstgemeint:
"Ich prügele ja nicht, die Polizei soll prügeln. Die Polizei muss ja schließlich die Dummheit ihnen bewußt ins Gehirn prügeln."
Gegen Daenens kam auch Lutz van der Horst nicht an
Geistreich und humorvoll zu antworten, verstand allerdings der Landesvorsitzende der Lesben und Schwulen in Berlin (LSU Berlin), Jurgen Daenens. Lutz van der Horst fragte ihn, ohne den Landesvorsitzenden zu kennen:
Wer hat denn eher Chancen, ins Paradies zu kommen. Ich, eher unauffällig, oder Sie, mit dem ganzen Tamtam hier?"
Darauf Jurgen Daenens mit verschmitztem Lächeln:
Ich, als Landesvorsitzender der Lesben und Schwulen natürlich, habe die besten Karten."
Das verblüffte selbst den sonst nicht verlegenen heute-show-Frager: "Sie sind was???", entfuhr es van der Horst ungläubig. Dass auch Homosexuelle für den Schutz des Lebens eintreten können, passte erkennbar nicht in seine Klischeevorstellungen.
Das Schwulenmagazin queer.de kommentierte dazu nicht unzutreffend:
"Die beste Satire schreibt das wahre Leben, dagegen kommt auch Lutz van der Horst nicht an."
Für und Wider Daenens
Festzuhalten ist allerdings, dass das Engagement von Jurgen Daenens nichts mit Satire zu tun hat. Daenens gehört zu jenen Menschen, die sich für den Schutz des menschlichen Lebens engagieren. Das war für ihn Grund genug, am Marsch für das Leben 2014 in Berlin teilzunehmen. Sein Engagement stieß beim Gesamtvorstand des Berliner Landesverbandes des Lesben- und Schwulen in der Union (LSU) allerdings auf wenig Gegenliebe. Laut queer.de hat sich der LSU Berlin von seinem ersten Vorsitzenden distanziert. Seine Teilnahme sei rein privater Natur gewesen. Unterstützung erhielt Daenens allerdings vom Bundestagsabgeordneten Jens Spahn. "Langsam nervt diese Dauerzensur von Meinungen. Warum soll ein Schwuler nicht gegen Abtreibungen oder PID demonstrieren dürfen???", so Spahn auf Twitter (Ausschnitt links).
Wie MEDRUM berichtete, fand am 20.09.14 der zehnte Marsch für das Leben in Berlin statt. Dabei kam es zu Rangeleien des heute-show-Teams mit dem Bundestagsabgeordneten Hüppe. Das ZDF-Team fühlte sich offenbar gestört und stieß den Parlamentarier nach dessen Darstellung weg, bestritt aber, handgreiflich geworden zu sein und erhob vielmehr Vorwürfe gegen Hüppe.