27.02.15
NDR macht sich zum Gespött
Im Kongress-Zentrum von Hamburg begrüßt Olaf Scholz (SPD) angeblich einen "Kongress radikaler Christen"
Ein Zwischenruf von Kurt J. Heinz
(MEDRUM) Der öffentlich-rechtliche Sender NDR wartete gestern Abend mit der Schlagzeile auf: "Scholz unterstützt Kongress radikaler Christen". Autor der Story: Christian Baars.
Der "Kongress christlicher Führungskräfte" tagt vom 26. bis 28. Februar 2015 im Kongress-Zentrum Hamburg. Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), auch Schirmherr der Veranstaltung, hieß weit mehr als 1000 Teilnehmer des Kongresses in Hamburg willkommen. Für den NDR gehen da offenbar zwei Dinge nicht zusammen: dass es zahlreiche Führungskräfte in der Wirtschaft gibt, die Christen sind und sich auch als Christen verstehen und dennoch nicht radikal sind. Nur so kann die Schlagzeile "Kongress radikaler Christen" verstanden werden. Es liegt offenbar außerhalb des Vorstellungsvermögens des NDR, dass Christen grundsätzlich nicht radikal sind, nicht einmal dann, wenn es um das Gebot der Nächstenliebe geht, das wohl radikalste Gebot des Christentums, denn den Nächsten wie sich selbst zu lieben, überfordert auch manchen Christen.
Aber so wollte der NDR wohl auch gar nicht verstanden werden. Den Sender interessiert auch anscheinend nicht, dass die weit überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer von insgesamt etwa 3.000 Menschen alles andere als radikal und schon gar nicht rechtsradikal ist. Was den Sender offenkundig vielmehr interessiert, ist der eine oder andere Ausstellungstand, auf dem glaubensstarke Missionswerke ihre Arbeit präsentieren, oder auch die Tatsache, dass der Leiter der evangelischen Nachrichtenagentur idea, Helmut Matthies, Mitveranstalter des Kongresses, vor einigen Jahren den Gerhard-Löwenthal-Preis erhielt und ein entschiedender Gegner der Abtreibung ist sowie homosexuelle Praxis für Sünde hält.
Für den NDR ist dies (willkommener?) Grund genug, die Teilnehmer des Kongresses unter den Generalverdacht der rechten Radikalität zu stellen. Was der idea-Leiter Matthies zum Selbstverständnis des Kongresses sagte, spielt für die Etikettierung des Kongresses durch den NDR keine Rolle, höchstens das, was im Kopf der Zuschauer im Filter "rechts und radikal" hängen bleiben soll. Matthies: "Unsere Grundlage sind die 10 Gebote. Wir sind für absolute Ehrlichkeit in der Wirtschaft. Korruption lehnen wir grundsätzlich ab." Matthies kritisierte im NDR die Abtreibungspraxis. Seit 1945 gebe es mehr als 12 Mio. Abtreibungen. Für ihn ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Er wüsste nicht, was es an schlimmeren Verbrechen gebe, so Matthies.
Angesichts der Arbeitsweise in manchen Sendern ist es nicht verwunderlich, dass der Radikalen-Verdacht als Rechtsradikalität verstanden werden soll. Als Kronzeugin bemüht auch der NDR - wie BR2 vor 8 Tagen - die Osnabrücker Theologin Sonja Angelika Strube. Sie kritisiere, dass auf der Internetseite der Deutschen Evangelischen Allianz, die eng mit idea zusammenarbeite, immer wieder Artikel aus "neurechten, rechtspopulistischen und islamfeindlichen Medien" übernommen würden. Themen wie Religionsfreiheit und Christenverfolgungen würden dort "mit antimuslimischer Hetze und umfassender Ablehnung des Islam verknüpft". Es seien dort regelmäßig "in optisch und sprachlich seriöser Form unseriöse Positionen und Texte des extrem rechten Spektrums" verbreitet worden, schreibt Strube in einem Artikel in der "Theologischen Revue".
Wer sich mit der Verfahrensweise der katholischen Theologin Strube befasst, kann ihren Vorwurf nur an ihre eigene Adresse zurückgeben. Strube liefert geradezu Paradebeispiele für unseriöse Positionen und Texte ab, zwar nicht des extrem rechten Spektrums, aber eines Spektrums, das "extreme geistige Verwirrung" mit unbeirrbarer Radikalität erzeugt (MEDRUM berichtete: Katholische Theologin Strube erklärt in BR2 was Scharnierorgan zum rechten Rand bedeutet). Wie stark die Verwirrung geht, die von der Theologin angerichtet wird, wurde aus der Sendung des BR2 ersichtlich, der über MEDRUM sagte: „Ein weiteres Forum finden selbsternannte Islamkritiker auf evangelischen Seiten wie MEDRUM."
In diesen Kreis der Verwirrung hat sich jetzt auch der NDR mit seinem Beitrag begeben. Wie geistig verwirrt und radikal muss man denn schreiben, so könnte der Autor des NDR-Beitrages Christian Baars fragen, um für den NDR schreiben zu dürfen? Kann dieser Sender, wenn er offenbar auf solche Beiträge angewiesen ist, noch ernst genommen werden? Wohl kaum. Mit seinem Aufmacher vom Kongress "radikaler" Christen macht sich der Sender selbst zum Gespött. Ein profunder Medienkenner dazu: "Der NDR blamiert sich erbärmlich."
Im Gegensatz zum NDR ließ sich Olaf Scholz nicht verwirren. Er habe keinen Grund gesehen, die Schirmherrschaft abzulehnen. Man müsse schließlich nicht mit allen Positionen übereinstimmen, habe ein Sprecher laut NDR erklärt.
Information über den Kongress: http://www.fuehrungskraeftekongress.de/
Filmbeitrag NDR: Scholz unterstützt Kongress radikaler Christen
Email-Kontakt: fernsehen@ndr.de
Eine Publikation, die der allgemeinen Verwirrung auf einem etwas anderen Gebiet entgegenwirkt und Klarheit schafft:
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