12.11.15
Sozialistisches Wahlergebnis für Bedford-Strohm: 99,2 %
Synode der EKD wählt bayerischen Landesbischof als Ratsvorsitzenden für eine Amtszeit von 6 Jahren
(MEDRUM) Sechs Amtsjahre liegen vor dem neu gewählten Rat der EKD. Den Vorsitz wird der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm übernehmen. Er wurde am Mittwoch mit einem Wahlergebnis als Ratsvorsitzender gewählt, das den sozialistischen Systemen Deutschlands und Europas zu eigen war: Für Bedford-Strohm stimmten 99,2 % der Synodalen - an der Basis fehlt eine derart hohe Zustimmung.
Konformität oben
Ein derartig hohes Wahlergebnis lässt auf hohe Konformität schließen. Zumindest auf eine hohe Konformität in einem Leitungsgremium der EKD wie ihrer Synode. Denn 124 von 125 Stimmen entfielen auf Bedford-Strohm. Wollte man dies mit Zustimmungswerten in der ehemaligen DDR vergleichen, etwa den Volkskammerwahlen von 1954 mit einer Zustimmungsquote von 99,46 %, könnte gesagt werden, Bedford-Strohm ist mit einem sozialistischen Zustimmungswert ins Amt gehoben worden.
Widerspruch an der Basis
Darüber könnte sich der Bischof uneingeschränkt freuen, wenn sich in diesem Wahlergebnis auch eine hohe Einigkeit der Glieder der evangelischen Kirche und einhellige Zustimmung quer durch die Kirche widerspiegeln würde. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Die Basis ist heterogener als es in der Einstimmigkeit der kirchenleitenden Gremien zum Ausdruck kommt, wie zum Beispiel an der sächsischen Bekenntnisinitiative (Bild links oben) oder auch an der Kritik eines kirchenpolitischen Dokumentes wie der "Orientierungshilfe Familie" in den letzten Jahren wiederholt deutlich wurde. Der geistliche Leitungsanspruch ist teilweise heftig umstritten. Dieser Konflikt könnte auch die Amtszeit des Ratsvorsitzenden begleiten.
DIE ZEIT meint, Bedford-Strohm habe das Zeug dazu, die "evangelische Kirche zu einen, die sich in viele Richtungen aufspaltet". Das Wahlergebnis könnte in diesem Sinne also auch widerspiegeln, dass die Synode mit ihm eine Person gewählt hat, die nicht nur Sympathie-, sondern vor allem auch Hoffnungsträger ist.
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Die EKD sagt über Bischof Bedford-Strohm:
"Der 1960 in Memmingen geborene Bedford-Strohm (55) steht seit Ende 2011 als Landesbischof an der Spitze der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und ist seit November 2013 Mitglied des Rates der EKD. Dort folgte er Ende 2014 als Ratsvorsitzender auf Nikolaus Schneider. Zuvor war Bedford-Strohm nach Stationen im Pfarramt von Diakonie und Gemeinde Professor für Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen an der Universität Bamberg. Heinrich Bedford-Strohm ist verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder."