Der geschäftsmäßige Tod
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Kommentar zum Buch „HIV und AIDS als christliche Herausforderung“
von Thomas Schirrmacher
Dass immer neue christliche Bewegungen Hoffnung für alle Gesellschaftsschichten hatten und sich insbesondere für die Opfer der Sünde – gleich ob ihrer eigenen, der anderer oder der Gesamtheit – einsetzten, hat die Kirchengeschichte – und gerade auch die pietistischen, evangelikalen, frommen Strömungen in ihr – tief geprägt. Man denke etwa an die evangelikale Antisklavereibewegung, den Methodismus, die Heilsarmee, die Diakonissenmutterhäuser, das Blaue Kreuz oder das Schwarze Kreuz und die Gefährdetenhilfen. Christen haben sich etwa weltweit gegen Alkoholismus und Drogenabhängigkeit eingesetzt und sich nicht vor der mühevollen Arbeit gedrückt, den Opfern – selbst schuldig oder nicht oder irgendwo dazwischen – über Jahre hinweg Rehabilitationsmöglichkeiten zu eröffnen. Hier gilt es ganz neu für die globale Entwicklung anzuknüpfen und wie Jesus für jeden irgendwo auf der Welt Hoffnung zu haben, und sei er auch von noch so vielen abgeschrieben worden. Der Einsatz gegen HIV & AIDS und für AIDS-Kranke und die AIDS-Opfer im weitesten Sinne ist nichts anderes, als der Einsatz gegen andere soziale und medizinische Katastrophen in der Vergangenheit, wie Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Blindheit oder Inhaftierung.
Dieses Buch hat dementsprechend eine doppelte Absicht. Zum einen will es überzeugte Christen aufrufen, sich der HIV- & AIDS-Tragödie zu stellen und sich selbstkritisch zu fragen, wieso sie so oft zurückhaltend auf dies spezielle Leid vieler Menschen reagiert haben.
Zum anderen will es aber auch Kritikern zeigen, wie viel überzeugte Christen weltweit bereits getan haben und tun, auf der Ebene der weltweiten strategischen Planung ebenso wie vor Ort.
Die alttestamentlichen Glaubensvorbilder Josef und Daniel halfen ihren Ländern und Kulturen und retteten viele Leben. Josef entwarf ein gigantisches Programm, dass den Ägyptern und anderen das Leben rettete, obwohl sie doch an einen anderen Gott glaubten. Josef und Daniel warteten nicht, bis die Welt um zu herum weitgehend dem entsprach, wie sie es als gottesfürchtige Menschen gerne gesehen hätten, sondern sie gewannen den Respekt aller, weil sie sich für alle Menschen einsetzten - allerdings auch ohne dabei ihren Glauben an den einen Schöpfer und Erlöser zu kompro-mittieren.
Unsere Aufgabe als Christen ist es nicht, auf eine Welt zu warten, die uns besser gefällt oder die Welt zunächst in eine handliche Form zu bringen, bevor wir etwas unternehmen, sondern in der Welt zu wirken, wie wir sie hier und jetzt vorfinden und dort die Liebe unseres Gottes zu verkündigen und konkret zu bezeugen.
World Vision veröffentlichte 2005 einen Sammelband zum Thema HIV & AIDS, in dem sowohl Praktiker und World
Vision-Spezialisten aus allen Kontinenten, wie auch hoch-rangige Vertreter der UN-Programme und der US-Regierung vertreten waren. Wir haben aus diesem Band mehrere Beiträge ausgewählt, die auch für ein deutsches Publikum von Interesse sind und ihnen originale deutsche Beiträge aus dem Bereich von World Vision, Gebende Hände, des Instituts für Lebens- und Familienwissen-schaften und anderer Organisationen an die Seite gestellt.
Die Beiträge umfassen zusammengenommen sowohl die grundsätzlichen Fragen unseres Auftrags als Christen und die Darstellung der weltweit Lage zum Thema, als auch konkrete Beispiele des Einsatzes vor Ort, an denen Christen aus Deutschland beteiligt sind, und die Stimme der Betroffenen.
Die vorliegenden Bücher wollen fachliche, ja bisweilen akademische Interessen mit praktischem Einsatz kombinieren. Sie wollen die Darstellung komplizierter Sachverhalte mit den ganz einfachen Erfahrungen im Einsatz für andere Menschen zusam-menführen. Die Ganzheitlichkeit, die notwendig ist, wenn sich Christen zugunsten der von der HIV- & AIDS-Katastrophe Betroffenen einsetzen, soll durch diese Bandbreite widergespiegelt werden.
Mitherausgeber des Buches, ist Rektor des Martin Bucer Seminars (Bonn, Zürich, Innsbruck, Prag, Ankara), wo er auch Ethik lehrt, Professor für Religionssoziologie an der Staatlichen Universität Oradea, Rumänien, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und der Weltweiten Evangelischen Allianz und Sprecher für Menschenrechte dieses weltweiten Zusammenschlusses sowie Kuratoriumsvorsitzender des Hilfswerkes ‚Gebende Hände' und als Professor für Ethik Leiter des Instituts für Lebens- und Familienwissenschaften.
Er promovierte 1985 in Ökumenischer Theologie in Kampen (Niederlande), 1989 in Kulturanthropologie in Los Angeles, und 2007 in Vergleichender Religionswissenschaft an der Universität Bonn.
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