01.06.15
Offenheit beim Evangelischen Kirchentag in Stuttgart eine Farce
Die Kirchentagsleitung wendet das Toleranzgebot mit subjektiver Willkür an
(MEDRUM) Längst nicht jeder, der sein Christsein ernst nimmt, ist beim Evangelischen Kirchentag vom 3. bis 7. Juni 2015 willkommen. Das zeigen die Ausgrenzungen, die die Kirchentagsleitung offenbar mit System betreibt.
Umgang mit Homosexualität darf nicht ergebnisoffen sein
Wer Homosexualität propagiert, kann unbesorgt sein. Er ist bei der Kirchentagsleitung nicht nur willkommen, sondern genießt sogar ihren besonderen Schutz und gehört daher zu den Privilegierten. Das zeigen die Entscheidungen der Kirchentagsleitung und das Programm des Kirchentages ("Regenbogenzentrum"). Wer sich allerdings erlaubt, in Fragen zur Homosexualität eine hinterfragende oder zweifelnde Haltung zu haben, ist ebenso unerwünscht wie die Christen der griechisch-orthodoxen Metropolie in Deutschland oder messianische Juden. Diese Erfahrung machte die geistliche Bruderschaft des Weges. Das Kirchentagskollegium verweigerte der Bruderschaft, sich am Markt der Möglichkeiten zu beteiligen.
Die Bruderschaft des Weges hat wegen ihrer Ausgrenzung in einer Presseverlautbarung vom 28.05.15 an die Kirchentagsverantwortlichen appelliert, echte Toleranz und Offenheit zu zeigen und sie nicht länger zu diffamieren. Vergeblich war die Bruderschaft bemüht, beim Kirchentag in Stuttgart präsent zu sein, doch sie stieß auf taube Ohren. Dazu stellt die Bruderschaft fest:
"Wir, die Bruderschaft des Weges, wurden als Gruppierung nicht zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart 2015 zugelassen, wo wir uns beim Markt der Möglichkeiten gern anderen Christen vorgestellt hätten. In der Ablehnung, die über die Presse veröffentlicht wurde, hat sich der Kirchentag von uns mit der Behauptung distanziert, wir würden Menschen mit einer anderen Haltung zur Homosexualität ablehnen und würden, „die Abänderlichkeit dieser sexuellen Orientierung“ bewerben. Daher passten wir laut der Studienleiterin des Kirchentages Silke Lechner „nicht zur Toleranz des Kirchentages“.
Wie sehr die Begründung der Kirchentagsleitung an den Tatsachen vorbei geht, zeigt die ausführliche Stellungnahme der Bruderschaft zur Homosexualität, die im Anhang beigefügt ist. Die Bruderschaft stellt mit großer Deutlichkeit fest, dass die Vorwürfe der Kirchentagsleitung unberechtigt sind und sie von der Kirchentagsleitung diskriminiert wird. Dazu sagt sie in ihrer Pressemitteilung weiter: "Wer wir sind, was uns bewegt und was wirklich unsere Haltung zur Homosexualität ist, wurde dabei weder gehört, noch gewürdigt."
Messianisch-jüdische Gemeinde unerwünscht
Auch die messianischen Juden passen nicht zum Evangelischen Kirchentag. Im Februar 2015 hatte das Kirchentagspräsidium entschieden, dass messianische Juden (wie bei vorherigen Kirchentagen) nicht zum "Markt der Möglichkeiten" zugelassen werden, obwohl die gastgebende Landeskirche eine Teilnahme für wünschenswert hielt. Dagegen hatte insbesondere die Bewegung "Lebendige Gemeinde" in der württembergischen Landeskirche protestiert. Die Ausgrenzung dieser Gruppe hält die "Lebendige Gemeinde" für falsch. Das stellte der Vorsitzende der Bewegung, Ralf Albrecht, fest, wie evangelisch.de gemeldet hat.
Erstmals seit 1972: Keine Ökumene mit der Orthodoxen Metropolie
Das Schicksal der Ausgrenzung hat auch die Orthodoxe Kirche erfahren. Wie kath.net heute berichtet, ist der Vorsitzende der Orthodoxen Metropolie in Deutschland, Metropolit Augoustinos, nicht zum Kirchentag eingeladen, weder zum ökumenischen Gottesdienst noch zu einem der vielen Foren und Diskussionen. Erstmals seit 1972 werde das Oberhaupt der orthodoxen Christen in Deutschland deshalb nicht an Veranstaltungen eines Kirchentages teilnehmen. Angesichts der Tatsache, dass sich Metropolit Augoustinos neben den ökumenischen Kontakten der Griechisch-Orthodoxen Metropolie auch für das Gespräch mit dem Judentum und dem Islam besonders engagiert und es für ihn ein wichtiges Anliegen ist, jede Form des Fanatismus, insbesondere des religiösen Fanatismus, zu überwinden, lässt seine Ausgrenzung durch die Kirchentagsleitung auf ein bemerkenswert hohes Maß an Ignoranz und weltanschaulich motivierter Willkür schließen.
Bunt wie die Vielfalt sexueller Orientierungen
Statt einer geistlichen Bruderschaft, einer messianisch-jüdischen Gemeinde oder dem Metropoliten Augoustinos zieht der Kirchentag es vor, Pearl Wong von der Queer Theology Academy aus Hong Kong im Regenbogen-Zentrum ihre Thesen über die Queer Theologie als lesbische Perspektive aus Hong Kong präsentieren zu lassen. Somit wird klar, welchen Präferenzen die Kirchentagsleitung folgt.
Offenheit und Ökumene eine Farce
Die Präferenzen und Entscheidungen der Kirchentagsverantwortlichen zeigen, dass die Rede von Offenheit und Toleranz nicht ernst genommen werden kann. Dialog und Ökumene finden nur mit erheblichen Einschränkungen statt. So wird die propagierte Offenheit zur Farce.
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Christustag in Winterlingen
Wer eine alternative Veranstaltung zum Kirchentag in Stuttgart sucht, wird zumindest am Donnerstag, 4. Juni 2015, fündig werden. Die "Lebendige Gemeinde" veranstaltet an Fronleichnam einen Christustag in Winterlingen. Der Christustag steht unter dem Leitwort: "Dein Wort macht mich klug." Dort wirkt unter anderen Ulrich Parzany mit. Weitere Information: www.christustag.de/regionalkonferenzen/winterlingen. Weitere Veranstaltungen zum Christustag, zum Beispiel in der Porsche-Arena in Stuttgart, wo auch der messianische Jude Anatoli Uschomirski mitwirkt: www.christustag.de