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Embryomodelle in alle Briefkästen des Saarlands


15.08.10

Embryomodelle in alle Briefkästen des Saarlands

Durchblick e.V. startet Aktion zur Aufklärung über die Abtreibung von Kindern und ihre Implikationen

(MEDRUM) Saarbrücken, 13.08.2010 - Mit einer aufmerksamkeitsweckenden Aktion in der Innenstadt von Saarbrücken hat der Verein Durchblick e.V. am Freitag Nachmittag den Blick auf das Tabuthema Abtreibung gerichtet. Bei einer Kundgebung stellten Helfer des Vereins 1.278 Paar Kinderschuhe auf. Sie stehen symbolisch für 1.278 Kinder, die im Saarland im Jahr 2009 nach der offiziellen Meldestatistik abgetrieben wurden. Auch betroffene Frauen kamen zu Wort. Die Kundgebung war der Auftakt zu einer Aktion, bei der 300.000 originalgetreue Embryomodelle im ganzen Saarland verteilt werden, um das Leben ungeborener Kinder besser zu schützen.

Abtreibung ist eine rechtswidrige Handlung, weil dadurch ein ungeborenes Kind getötet wird, das Recht auf Leben hat. Diese Tötung bleibt jedoch straffrei, wenn sie bis zur 12. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird und die schwangere Frau eine Bestätigung vorlegt, daß sie sich vor ihrer Entscheidung, das in ihrem Mutterleib heranwachsende Kind töten zu lassen, hat beraten lassen ("Beratungsschein"). Der Staat unterstützt die Abtreibung mit Steuergeldern in beträchtlicher Höhe. So wurden seit 1996 etwa 250 Millionen Euro Steuergelder alleine für die Durchführung von Abtreibungen verwendet. Etwa 90 Prozent der Abtreibungen werden durch staatliche Stellen finanziert. Doch nicht nur der Staat und die mit Steuergeldern unterstützte, private Abtreibungsberatungsorganisation "pro familia", sondern sogar die Evangelische Kirche in Deutschland beteiligt sich am Abtreibungssystem, indem sie Beratungsscheine ausstellt, die zur straffreien Abtreibung ungeborener Kinder berechtigen. Mehr als 20.000 Personen und 30 Organisationen hatten sich deswegen auf Initiative des Gemeindehilfsbundes an die EKD gewandt und gefordert, Beratungsscheine durch wirksame Hilfe entbehrlich zu machen, um das Leben ungeborener Kinder zu schützen.

ImageIn der 12. Schwangerschaftswoche hat das Kind bereits die 60-tausendfache Größe des Ursprungsumfangs der befruchteten Eizelle angenommen. Der Verein "Durchblick e.V." dazu: "Sämtliche inneren Organe sind voll funktionsfähig. Das Kind atmet, schluckt, verdaut und uriniert. Es reagiert auf Lärm und schläft. Auf dem Kopf wachsen die ersten Haare." Dies verdeutlichen Embryomodelle, die der Verein an die Haushalte im Saarland verschickt, um für den Schutz des Lebens ungeborener Kinder zu werben.

Die originalgetreuen Kunststoffmodelle (Bild links, Embryomodell 10. Woche) werden mit der Post in einem verschlossenen Umschlag zusammen mit einer Informationsbroschüre an alle saarländischen Haushalte mit Tagespost verschickt. Sie zeigen einen zehn Wochen alten Embryo. „Wir wollen niemanden anklagen, schon gar nicht Frauen, die sich in einer Konfliktsituation für eine Abtreibung entschieden haben", betonte Thomas Schührer, der erste Vorsitzende von "Durchblick e. V." vor Journalisten. Aber eine sachliche Diskussion könne man nur führen, wenn man die Fakten kenne. Schührer: „Deswegen machen wir auf die Tatsache aufmerksam, dass bei jeder Abtreibung ein Mensch getötet wird." Er meint, daß durch eine umfassende Aufklärung über den vorgeburtlichen Entwicklungsstand des Menschen die meisten Abtreibungen verhindert werden könnten: „Wer das Modell erst einmal in Händen hält, wird sich in dieser Hinsicht nie mehr täuschen lassen", so Thomas Schührer.

Bei der Kundgebung in Saarbrücken brachte Durchblick auch das Tabuthema "Postabortions-Syndrom (PAS)" zur Sprache: Die traumatischen körperlichen und seelischen Folgen, die eine Abtreibung für Frauen haben kann. Zwei Frauen, die selbst eine Abtreibung erlitten haben erzählten den erschütterten Zuhörern über ihre Erfahrungen.

Die Sängerin Claudia Wellbrock berichtete, wie sie als DDR-Bürgerin eine Abtreibung hatte vornehmen lassen. Obwohl es in der DDR keine Lebensrechtsbewegung gab und niemand sie darauf hingewiesen habe, dass das ungeborene Kind ein Mensch sei, habe sie sofort nach dem Eingriff gemerkt, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte. „Ich fiel in tiefe Depressionen, versuchte, mir das Leben zu nehmen und war ein Jahr lang in stationärer psychiatrischer Behandlung", sagte Wellbrock. Heute geht sie in Schulen, um von ihren Erlebnissen zu berichten und vor einer Abreibung zu warnen. Ihre traumatischen Erfahrungen hat sie in Lieder gekleidet. Einige davon trug sie in Saarbrücken vor.

ImageÄhnlich schlimme Erfahrungen hat Ursula Linsin-Heldrich gemacht. Durchblick schildert: "Auch Ursula Linsin-Heldrich hat ihr Kind abgetrieben. In der Folge wurde sie alkoholkrank und ihre Ehe ging in die Brüche. 'Ich warne alle Mädchen und junge Frauen vor einer Abtreibung, an der ich selbst so sehr gelitten habe', sagte Ursula Linsin-Heldrich. Mittlerweile engagiert sie sich in der Selbsthilfegruppe 'Rahel' um betroffenen Frauen zu helfen, die oft allein gelassen würden. Linsin-Heldrich beklagte, dass die möglichen Folgen einer Abtreibung für die Frau weitgehend verschwiegen werden. Die Publizistin und Eheberaterin Ruth Heil sprach über zwei Fehlgeburten, die sie selbst erlitten hatte. Das war schon sehr belastend für sie. 'Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man damit leben könnte, wenn ich bei der Tötung meines Kindes aktiv mitgewirkt hätte', so Ruth Heil."

Die Erfahrungsberichte der beiden Frauen lösten große Betroffenheit bei den Zuhörern aus und unterstrichen, wie wichtig es ist, rechtzeitig und vollständig über die Bedeutung und möglichen Folgen einer Abtreibung aufzuklären. Das ist auch die Zielsetzung für die Verteilaktion von Durchblick e.V., mit der Embryomodelle im ganzen Saarland  in einem verschlossenen Kuvert versandt werden. Der Versand beginnt am 17. August. Auf dem Kuvert weist Durchblick darauf hin, den Umschlag nicht zu öffnen, wenn man - etwa durch eine erlittene Abtreibung oder Fehlgeburt - sich dem Anblick des Modells nicht aussetzen will. Dadurch wird sichergestellt, dass niemand mit dem Modell konfrontiert wird, der das ablehnt.

Ähnliche Verteilaktionen hat der im badischen Östringen (bei Karlsruhe) ansässige Verein schon mehrfach in Süddeutschland und Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Dabei wurden insgesamt über eine halbe Million Embryomodelle verteilt. „Vier von fünf Personen, die wir befragten, äußerten sich zustimmend oder neutral", sagt Thomas Schührer. Die Verteilung im Saarland ist die bislang größte Einzelaktion des „Durchblick e.V.". Und doch steht der Verein erst am Anfang: Langfristiges Ziel, so Thomas Schührer, sei es, dass alle Haushalte der Bundesrepublik Deutschland ein Embryomodell erhalten.

Die Modelle und eine Informationsbroschüre wurden durch ehrenamtliche Helfer verpackt. Zu den Helfern gehörte auch die katholische Pubizistin Gabriele Kuby, die in Kath.Net über die Mithilfe ihrer Gebetsgruppe berichtete. "Mit einem Rosenkranz haben wir währenddessen die Muttergottes gebeten, die Herzen der Menschen anzurühren, wenn sie diese ungewöhnliche Post bekommen.", so Kuby. Die Kosten der auf privater Initiative beruhenden Aktion bestritt der Verein ausschließlich durch Spenden. Auch die Kinderschuhe wurden von Familien und Einzelpersonen gespendet. Sie sollen bei einigen zukünftigen Aktionen dieser Art wieder zum Einsatz kommen und dann an Bedürftige abgegeben werden, so Thomas Schührer.

Durchblick wurde 1997 gegründet und widmet sich aus christlicher Verantwortung dem Lebensschutz. "Obwohl der Lebensschutz als Aufgabe eines jeden Menschen betrachtet werden kann, sind Christen, die in jedem Menschen auch ein Ebenbild Gottes erblicken, in besonderer Weise gefordert, auf diesem Feld ein Engagement zu entfalten, das dem Schutz der Wehrlosen und Unschuldigen dient.", so Durchblick. Der Verein ist Mitglied des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL) und Mitveranstalter des Marsches für das Leben am 18. September in Berlin (MEDRUM berichtete).

Die ethische Herausforderung an Christen und ihre Kirchen, das Leben ungeborener Kinder zu schützen, hat vor wenigen Tagen auch der Professor für Theologie Rainer Mayer (Stuttgart) bei einem Studientag der württembergischen Pfarrer-Arbeitsgemeinschaft „Confessio" in Stuttgart erneut verdeutlicht. Abtreibung sei weder mit dem christlichen Glauben noch mit dem Grundgesetz vereinbar, sagte Mayer, der 2009 eine Schrift Zur ethischen Problematik der Schwangerschaftskonfliktberatung verfasste, mit der der EKD der Ausstieg aus dem derzeitigen System der Beratungspraxis empfohlen wurde.

Weitere Information: embryonenoffensive


MEDRUM → Marsch für das Leben 2010 am 18. September in Berlin

MEDRUM → Appell für das Leben an die Synode der EKD in Ulm

12.08.10 kath.net Eintüten der Embroys

 

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