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Gehörige Schlappe für Claudia Roth - Katrin Göring-Eckardt lässt EKD-Ämter ruhen


11.11.12

Gehörige Schlappe für Claudia Roth - Katrin Göring-Eckardt lässt EKD-Ämter ruhen

Parteibasis der Grünen entscheidet sich bei Urwahl für Spitzenduo Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt gegen Renate Künast und Parteichefin Roth

(MEDRUM) Die Parteivorsitzende Claudia Roth erlitt bei der Urwahl des Spitzenduos der Grünen für die Bundestagswahl eine gehörige Schlappe. Nur etwas mehr als 26 Prozent der bei der Urwahl vergebenen Stimmen der Parteimitglieder gaben Roth ihre Stimme. Eindeutige Sieger der Wahl sind Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt, die ihre Ämter in der EKD nun vorübergehend ruhen lassen will.

ImageParteichefin Roth behielt recht

Die Urwahl eines Spitzenduos der Grünen wurde ausgelöst, als ihre "Übermutter Claudia Roth" (DER SPIEGEL) ihren Anspruch anmeldete, als Spitzenkandidatin der Grünen in den Wahlkampf für die Bundestagswahl gehen zu wollen. Die Süddeutsche schrieb: "Als erstes war Claudia Roth da. Als sie mitbekam, dass sich immer mehr Parteifreunde für Jürgen Trittin als alleinigen Spitzenkandidaten aussprachen, preschte sie vor und kündigte ihre Kandidatur an: Dass ein einzelner Mann die Grünen im Wahlkampf anführt, ‚wird es mit mir als Parteichefin nicht geben’, sagte Roth."

Roth behielt recht. Jetzt sind es ein Mann und eine Frau: Jürgen Trittin und Katrin Göring-Eckardt. Das hatte sich Claudia Roth wohl so nicht gedacht. Sie sah sich als Frau im Spitzenduo. Doch kam es anders. Sie erhielt nur 26,2 % der abgegebenen Stimmen und rutschte damit weit hinter Jürgen Trittin zurück, der 71,9 % der Stimmen erreichte (jedes Parteimitglied konnte zwei Stimmen vergeben). Roth landete auch weit hinter der "selbst ernannten ‚Kirchentante’ Göring-Eckardt" (DIE ZEIT), die deutlich mehr Stimmen erhielt: 47,3 %. Mehr Stimmen als Roth erreichte auch Renate Künast. Doch auch sie landete mit 38,6 % weit hinter Trittin und deutlich hinter Göring-Eckardt. Die übrigen 11 Kandidaten spielte keine nennenswerte Rolle. Ihr Stimmenanteil lag zwischen 0,2 und 1,5 %, insgesamt lediglich 5,3 %.

Einigkeit in Gegnerschaft zum Betreuungsgeld und in der Lesben- und Schwulenpolitik

Etliche Kommentatoren sehen im Ergebnis der Urwahl einen Schritt in Richtung grüne Bürgerlichkeit, die sich vor allem im Ergebnis für Göring-Eckardt wiederspiegele. Zugleich sehen manche die Schlappe für Claudia Roth als Signal für ihr politisches Ende. Doch noch ist das nicht besiegelt. Es wird sich in Kürze zeigen, wenn Roth erneut für den Parteivorsitz kandidieren sollte - beworben hat sie sich. Göring-Eckardt hat sich bereits unterstützend für Roth geäußert und Roth ein gutes Wahlergebnis gewünscht. Ob es so kommt, wird sich bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen zeigen, die vom 16. bis 18. November 2012 in Hannover stattfinden wird. In ihrer Bewerbung für den erneuten Parteivorsitz sagt Roth: "Wir Grüne sind Garant für eine andere, für eine moderne Gesellschaftspolitik. Gegen eine Herdprämie, die mit Milliardensummen Zement mischt für ein Retrobild von Familie." Ihre Position, das Betreuungsgeld sei ein "verheerender Fehler", stimmt mit Göring-Eckart überein, die sich ebenfalls gegen das Betreuungsgeld ausgesprochen hat. Das gilt auch in Gleichstellungsfragen sexueller Minderheiten. Sowohl Roth wie Göring-Eckardt sprechen sich statt für eine besondere Förderung der Ehe für die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe aus, wie die Äußerung von Göring-Eckardt, hoffentlich werde in Deutschland bald die "richtige Homo-Ehe" eingeführt, verdeutlicht (MEDRUM berichtete).

Gebet eines MEDRUM-Lesers wurde erhört

Die Niederlage von Claudia Roth ist der Sieg für Katrin Göring-Eckardt. Ihr Antritt als Spitzenkandidatin hat die Grünen-Politikerin zum Anlass genommen, ihr Kirchenamt als Präses der Synode der EKD ruhen zu lassen. Vertreten wird sie von den beiden Vizepräses der Synode Günther Beckstein und Klaus Eberl. Auch ihr Amt als Mitglied des Rates der EKD wird sie bis zum Ende des Bundestagswahlkampfes ruhen lassen. Es ist damit so gekommen, wie es sich ein MEDRUM-Leser in seinem Leserbrief zum Bericht über Göring-Eckardts Position zur "richtigen Homo-Ehe" gewünscht hat. In seinem Gebet um die Ankunft eines neuen Reformators sagte er am Ende: "... Herr, hab nochmals mit uns Erbarmen und erlöse uns von diesem Weibe, wenigstens lass Sie ein grünes Spitzenamt bekommen, dann sind wir sie wenigstens in der Kirche los." Die Zeit der Regentschaft als "Grüne Gegenpäpstin" (taz) ist vorerst beendet. Der Leser wird nun vermutlich ein Dankgebet sprechen. Sein Gebet wurde (einstweilen) erhört.


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Leserbriefe

Der "Gebetswunsch" ist in Form und Inhalt einfach widerlich. Wie kann man meinen, Gott greife in der jeweils gewünschten Form ins Leben und in die Welt ein? Und welcher Hochmut steckt in diesen Worten eines angeblichen Gebets. Der Leserbriefschreiber und die mit ihm hier offenbar übereinstimmende Redaktion der Seite hat wenig vom christlichen Glauben verstanden.

...Ironie ist wohl nicht Ihre Stärke, hm?