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Rückenwind für Global Home Education Conference 2012 (GHEC) in Berlin durch Norbert Blüm


26.10.12

Rückenwind für Global Home Education Conference 2012 (GHEC) in Berlin durch Norbert Blüm

Internationale Homeschooler-Konferenz vom 1. bis 4. November 2012: Wahl der Bildungsform für Kinder durch die Eltern ein Menschenrecht - Hausunterrichtung, "ein heilsamer Stachel" gegen die "(Be)herrschsucht des Schulregiments" (Norbert Blüm), die am schnellsten wachsende Form "primärer Bildung"

(MEDRUM) Deutliche Unterstützung erhalten Befürworter des Homeschooling für ihr internationales Treffen zur Global Home Education Conference 2012 in Berlin durch das ehemalige Kabinettsmitglied der Kohl-Regierung, Minister a.D. Norbert Blüm. Als "heilsamen Stachel" gegen die "(Be)herrschsucht des Schulregiments" bezeichnet Blüm in seinem Grußwort das Vorhaben, das für die Bildung und Erziehung von Kindern durch ihre Eltern und häusliche Unterrichtung wirbt. Der Ex-Minister wollte ursprünglich als "Keynote Speaker" teilnehmen und auch vor Ort für die außerschulische Bildung werben, musste aber nach Angaben der Veranstalter jetzt aus Termingründen absagen.

Erfahrungsaustausch für Teilnehmer aus 24 Ländern

Aus Vertretern von 8 Ländern setzt sich das Organisationskomitee für die Global Home Education Conference 2012  (GHEC) in Berlin zusammen, aus 24 Ländern kommen die Teilnehmer. Die Konferenz bietet allen an außerschulischen Bildungswegen Interessierten die Gelegenheit, sich vom 1. bis 4. November 2012 zum Erfahrungsaustausch zu treffen. Über ihr Anliegen sagen die Veranstalter: "Eltern haben das grundlegende Menschenrecht, die für ihre Kinder geeignete Form der Bildung maßgeblich selbst zu wählen." Sie wollen denjenigen eine internationale Begnungsstätte und Plattform bieten, die sich für die Hausunterrichtung von Kindern interessieren und engagieren - nach Angaben der Veranstalter, die am schnellsten wachsende Form "primärer Bildung".

Blüm gegen Enteignung der Kindheit und Verstaatlichung der Familie

Die Diplom-Biologin Dagmar Neubronner gehört zu den treibenden Kräften, die diese internationale Konferenz für Homeschooling in Berlin auf die Beine gestellt haben. Sie sieht sich durch Norbert Blüm in ihrem Anliegen bestärkt, sich für die Freiheit des Lernens einzusetzen. Der ehemalige CDU-Minister gibt ihr mit seinen Begleitworten vom "heilsamen Stachel" zur Konferenz spürbaren Rückenwind. Schon in seiner Streitschrift "Freiheit - Über die Enteignung der Kindheit und die Verstaatlichung der Familie", die er dieses Jahr in der Wochenzeitung DIE ZEIT veröffentlichte, setzte er einen Kontrapunkt gegen den Glauben, Schule sei die "allein selig machende Erlösung aus der Dummheit des Menschengeschlechts." Das schulische Unfehlbarkeitsdogma sei eine Anmaßung, keine Beschreibung der pädagogischen Realität, bringt er es auf den Punkt. Denn, so Blüm: "Das meiste, was ich gelernt habe, habe ich nicht in der Schule gelernt. ... Meine erfolgreichsten Lehrer waren Mama und Papa, Oma, Opa, Tanten, Onkel, vor allem aber Freunde, Spielkameraden und -kumpane, Nachbarn, Cliquen."

Mit seiner Streitschrift stärkt Blüm den Anspruch von Homeschoolern auf freies Lernen ihrer Kinder. Darunter versteht die Homeschooler-Bewegung vor allem das Recht zur "schulfreien Bildung", also das Recht von Eltern, ihre Kinder statt in der Schule zuhause zu unterrichten. In Deutschland gibt es dieses Recht nicht. Denn der Schulzwang, wie er heute besteht, hat eine in das Dritte Reich zurückreichende gesetzliche Verankerung. Nicht die Eltern, sondern der damals von den Nazis einverleibte Staatsapparat, sollte die Kinder in seinem Sinne erziehen, war die Maxime.

Der staatliche Schulzwang hat sich bis in die Gegenwart in Deutschland erhalten, wird nahezu ausnahmslos durchgesetzt und hat sich in seiner heutigen Ausprägung erweitert. In seiner Streitschrifft sieht Blüm in der jetzigen Form des Schulwesens einen "schulischen Imperialismus mit einem Expansionsdrang", der die gesamte Kindheit beschlagnahmt. Dabei geht es Blüm, wie er selbst sagt, nicht darum, die Schule abzuschaffen, sondern "ihre professionelle pädagogische Omnipotenz zu demontieren und die Erwartungen an die Schule zu relativieren".

Eroberung der Kindheit durch Ganztagsschule

Als Konsequenz aus Blüms Kritik müsste der umfassend ansetzende Schulzwang, der der heutigen Schulpflicht innewohnt, abgeschafft werden. Denn Eltern wird auch heute noch in Deutschland keine Wahl gelassen: Sie müssen ihre Kinder in staatlichen oder diesen gleichgestellten, staatlich genehmigten Schulen unterrichten lassen. Die bürgerliche und elterliche Freiheit ist in diesem Punkt auch im freiheitlichen und sozialen Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland beschnitten. Eine Unterrichtung zu Hause ist deshalb grundsätzlich unzulässig, selbst wenn sie zu hervorragenden Bildungsergebnissen führt, wie einige Fälle, in denen Eltern wider staatlicher Regel ihre Kinder selbst bildeten, eindrucksvoll gezeigt haben (MEDRUM berichtete unter anderem über die Fälle der Familien Neubronner und Dudek).

Doch eine Liberalisierung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Mit der Einführung der Ganztagsbeschulung wird die kritisierte staatliche Umklammerung der Erziehung und Bildung von Kindern noch umfassender, die Freiheit von Eltern und Kindern noch beschränkter. Norbert Blüm sieht in der Ganztagsschule den Kulminationspunkt dieser Entwicklung, Sie mache die Schule zu dem "alles umfassenden Ort", an dem "die Eroberung der Kindheit" stattfinde, so Blüm in seiner Streitschrift.

Familien und Kinder sollten vom eisernen Bildungsmonopol erlöst werden

Genau gegen die von Norbert Blüm beschriebenen Entwicklungen wenden sich die “Home Educators”, die sich als eine sehr vielfältige Gruppe mit großem Engagement für das Lernen der Kinder verstehen. Vor diesem Hintergrund sagt Michael Donnelly, Schriftführer der GHEC2012 und Direktor für Internationale Angelegenheiten bei der weltgrößten Homeschool-Organisation HSLDA: "Norbert Blüm hat ausgesprochen, was niemand sonst in Deutschland gern sagen möchte: dass Deutschlands eisernes Bildungsmonopol Familien und Kindern nicht gut tut. Ich hoffe, dass Angela Merkel und andere in ihrer Partei dem weisen Rat dieses deutschen Staatsmannes folgen und bald dafür sorgen werden, dass deutsche Eltern sich ebenso für Homeschooling entscheiden können wie Millionen Eltern auf der ganzen Welt." Dagmar Neubronner, 2. Vorsitzende der GHEC, eine medienbekannte Verfechterin des Rechtes auf Bildungsfreiheit in Deutschland hofft, dass sich diese Erkenntnisse durchsetzen. "Dann kann auch in Deutschland die Bildungslandschaft vielfältiger und zeitgemäßer werden. Das wird eine Erlösung für viele Familien", so Neubronner.

Information über die GHEC: www.ghec2012.org


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Leserbriefe

Kürzlich hatte ich den hervorragenden Artikel "Von wegen Vereinbarkeit - Ehe und Familie werden dem Arbeitsleben untergeordnet, und alle finden es modern - warum nur?" von Dr. Norbert Blüm gelesen. Und heute den weisen Artikel zum Thema "Homeschooling". Ja, es ist höchste Zeit, dass der Manipulation des Staates gegenüber unseren Kindern ein Riegel vorgeschoben wird. Wenn sich Eltern Kinder wünschen, dann wollen sie diese nicht für den Staat. Es ist mit das höchste Glück, wenn Eheleute Kinder bekommen. Kinder sind ein Segen Gottes. Wenn Eltern diesen Segen Gottes in ihren Kindern dankbar empfangen, dann hat der Staat nicht das Recht, den Eltern die Kinder sozusagen zu enteignen und den Kindern eine gottlose und z.T. antichristliche Weltsicht zu vermitteln, mit denen die Eltern nicht einverstanden sind. Erziehung ist gem. Gesetz in erster Linie Aufgabe der Eltern. Hausschulverbot gehört in unserem Land abgeschafft, denn dadurch entstehen keine Parallelgesellschaften, wie man es z.B. in den USA sehen kann; das ist nur eine fadenscheinige Ausrede. Wie kann es sein, dass Hausschuleltern kriminalisiert werden, obwohl sie nachweislich supergute Bildungsarbeit leisten? Was müsste dann mit Lehrern/Lehrerinnen bzw. Schulen geschehen, die absolut schlechte Bildungsqualität erreichen? Ein Großteil der Schulabgänger ist nicht ausbildungsfähig. Die sehr schlechten Schulergebnisse wurden gerade wieder publiziert. Immer wieder berichten mir Schüler und Schülerinnen von ihrem Lehrpersonal. Was ich da manchmal höre, ist erschütternd und teilweise unglaublich. Leider ruhen sich viele Lehrer/innen auf ihrem Beamtentum aus, sind demotiviert, inkompetent und freuen sich nur noch auf Ferien und ihre Pension. Ich würde empfehlen, dass sich diese mal ein Beispiel an den Hausschuleltern nehmen, da können sie viel lernen, wie erfolgreicher Schulunterricht aussehen kann. Kritiker von Homeschooling sollten sich ernsthafte Gedanken darüber machen, was Hausschuleltern (es gibt nur sehr wenige) tatsächlich leisten. Ich kann da nur meinen allergrößten Respekt diesen Eltern entgegenbringen.