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Thilo Sarrazin bei Plasberg in "hartaberfair"


01.09.10

Thilo Sarrazin bei Plasberg in "hartaberfair"

Streitgespräch zum Thema "Deutschland schafft sich ab" um 21:45 bis 23:00 Uhr im Ersten

(MEDRUM) Thilo Sarrazin wird am heutigen Mittwochabend zu den Gesprächsgästen von Plasbergs Sendung "hart aber fair" gehören.

Der Buchautor, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank und frühere Finanzsenator von Berlin, Thilo Sarrazin (SPD), ist nach dem ARD-Talk bei «Beckmann» am Montagabend nun auch bei Frank Plasberg zu sehen. Weitere Gäste werden sein: Michel Friedman, Asli Sevindim, Rudolf Dressler und Prof. Arnulf Baring.

Anlaß und Thema auch dieser Sendung ist das Buch "Deutschland schafft sich ab", das am Montag von Thilo Sarrazin in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Seit Tagen regt sich Empörung bei Spitzenvertretern von Parteien, weil Sarrazin kritische Aussagen über die Integrationsproblematik muslimischer Migranten trifft und vor den Langzeitfolgen warnt, die durch die Entwicklung einer Parallelgesellschaft entstehen können. Der SPD-Parteivorstand hat sogar beschlossen, Sarrazin aus der SPD auszuschließen und leitete dazu ein Parteiordnungsverfahren ein.

Wie Leserumfragen in großen Medien zeigen, stellt sich die überwiegende Mehrheit der Befragten jedoch vor Thilo Sarrazin und ist der Auffassung, daß ihm auch in der SPD das Recht auf freie Meinungsäußerung zusteht (BILD). In einer Abstimmung zur heutigen Sendung "hartaberfair" sagen 82 % der Teilnehmer, daß sie den Thesen von Thilo Sarrazin sogar zustimmen.

Ramona Kuhla stellt hierzu in ihrer Zuschrift an MEDRUM fest:

"Ist das ein neues Phänomen? Die Politik interessiert die Basis, die Bevölkerung, also die man als Wähler vor der Wahl wieder ins Boot holen möchte, in keinster Weise. Wir haben keine Volksparteien mehr, sondern nur gegenderte Lobbypolitik, die von einer Lobbygruppe zur nächsten Interessengemeinschaft hüpft. So schafft sich Deutschland wirklich ab."

Neben Parteipolitikern hat auch das Vorstandsgremium der Deutschen Bundesbank Kritik an Äußerungen von Sarrazin geübt und sich weitere Schritte vorbehalten. Nach einer heutigen Beratung hat sie eine Entscheidung über das weitere Vorgehen zunächst vertagt.

Vor diesem Hintergrund fragt Plasberg: "Darf man so über Zuwanderer reden? Erlebt Deutschland einen hilfreichen Tabu-Bruch oder blanken Rassismus?: Das Streitgespräch um und mit Thilo Sarrazin!

Die Fragestellung der Plasberg-Sendung müsste angesichts der Entwicklung erweitert werden. Eine MEDRUM-Leserin berichtete heute von der Absetzung einer Buchvorstellung aus Sicherheitsgründen:

Für Donnerstag, 2. September, war in Hildesheim Sarrazins erste Lesung seines Buches vorgesehen. Die Buchhandlung Decius sagte die jetzt ab - wegen Sicherheitsbedenken! Linke und grüne Wortführer und auch der röm.-kath. Bischof Trelle hatten sich "entrüstet".

Der Kommentar der Leserin zum Geschehen:

"Damit haben die Kämpfer gegen Meinungsfreiheit willfährig unterstützt von Kravall- und Schägertruppen wieder einmal gesiegt. Nur, wer traut sich öffentlich zu sagen, von wem die eigentliche Gefahr für Deutschland droht? Allenfalls Thilo Sarrazin. Er könnte das in seinem nächsten Buch thematisieren."

Das Buch von Thilo Sarrazin

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Klappentext zu: Deutschland schafft sich ab

Thilo Sarrazin beschreibt mit seiner profunden Erfahrung aus Politik und Verwaltung die Folgen, die sich für Deutschlands Zukunft aus der Kombination von Geburtenrückgang, problematischer Zuwanderung und wachsender Unterschicht ergeben. Er will sich nicht damit abfinden, dass Deutschland nicht nur älter und kleiner, sondern auch dümmer und abhängiger von staatlichen Zahlungen wird. Sarrazin sieht genau hin, seine Analyse schont niemanden. Er zeigt ganz konkret, wie wir die Grundlagen unseres Wohlstands untergraben und so den sozialen Frieden und eine stabile Gesellschaft aufs Spiel setzen. Deutschland läuft Gefahr, in einen Alptraum zu schlittern. Dass das so ist, weshalb das so ist und was man dagegen tun kann, davon handelt dieses Buch.

400 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Gebunden, DVA
ISBN-10: 3421044309 ISBN-13: 9783421044303, 22.99 EUR.

Leseprobe -> Deutschland schafft sich ab von Thilo Sarrazin

In diesem Auszug sagt Sarrazin unter anderem:

"Die Deutschen aber schaffen sich allmählich ab. Eine Nettoreproduktionsrate von 0,7 oder weniger, wie wir sie seit 40 Jahren haben, bedeutet ja nichts anderes, als dass die Generation der Enkel jeweils halb so groß ist wie die der Großväter. Die Geburtenzahl sank in Deutschland von über 1,3 Millionen jährlich in der ersten Hälfte der sechziger Jahre auf 650 000 im Jahr 2009 ab. Geht das so weiter - und warum sollte sich etwas ändern an diesem Trend, der schon über vier Jahrzehnte anhält -, dann wird nach drei Generationen, also in 90 Jahren, die Zahl der Geburten in Deutschland bei rund 200 000 bis 250 000 liegen. Höchstens die Hälfte davon werden Nachfahren der 1965 in Deutschland lebenden Bevölkerung sein. Die Deutschen hätten sich damit quasi abgeschafft."

Wie der SPIEGEL berichtet, soll Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gesagt haben, die Thesen Sarrazins seien "verantwortungsloser Unsinn". Die CDU könnte mit der Partei DIE LINKE in der Sarrazin-Frage sogar eine Koalition eingehen. Die Linkspartei erklärte heute: "Sarrazins rassistisches Weltbild kam bereits im September 2009 in einem Interview, das in der Zeitschrift Lettre International veröffentlicht wurde, deutlich zum Ausdruck. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte Sarrazin aus dem Amt abberufen werden müssen."

Aus Anlaß der aktuellen Debatte hat MEDRUM eine Umfrage gestartet: "Was halten Sie von der Gründung einer Sarrazin-Partei?"

Online-Umfrage: → Eine Sarrazin-Partei - überflüssig, schädlich oder nützliches Korrektiv?

Weitere Information zur Fernsehsendung: wdr.de/tv/hartaberfair/sendungen/2010/20100901


MEDRUM -> Fünf Frauen gegen Thilo Sarrazin

MEDRUM -> SPD-Generalsekretärin fordert Parteiaustritt von Thilo Sarrazin

MEDRUM -> Unter dem Druck von Parteivertretern bezieht Bundesbank Stellung gegen Sarrazin

MEDRUM -> SPD-Parteivorstand will Thilo Sarrazin aus Partei ausschließen

MEDRUM -> 89 Prozent für Thilo Sarrazin

Aus den Medien

01.09.10 Hamburger Abendblatt Was darf man heute sagen und was lieber nicht?
01.09.10 Bonner Generalanzeiger Markus Nöthen : "Debatten aus dem 19. Jahrhundert"
31.08.10 FAZ Entfremdet von der Politik
31.08.10 Bild Sarrazin muss zum Rapport
30.08.10 Berliner Morgenpost Berliner reißen sich um Thilo Sarrazins Buch
30.08.10 FAZ Thilo Sarrazin: „Böswillige Interpretation“
29.08.10 Berliner Morgenpost Thilo Sarrazin: "Ich bin kein Rassist"

Leserbriefe

Ich habe zwar noch nicht das Buch gelesen. Aber offenbar sind zum Teil die Meinungen doch sehr verschieden. Die FAZ (die ersten Kommentare waren mit Fragezeichen versehen) ist nun in einer Serie zu den einzelnen Inhalten des Buches, sehr auf Distance gegangen. Hier sind auch einige Zitate aus dem Buch nachzulesen. Die Ursachen des Niedergangs liegen lt. Sarrazin auf einem ganz anderen Feld, als dies unter christlicher Sicht bei den Argumenten von Medrum der Fall ist. Ich wäre etwas vorsichtiger bei der einseitigen Festlegung auf Sarrazin als Martyrer!

Anmerkung der Redaktion:

Sie ordnen MEDRUM eine "Festlegung als Märtyrer". Dies ist eine Interpretation, aber keine Aussage oder Wertung von MEDRUM. Über die Frage, ob Sarrazin als "Märtyrer" gesehen werde kann oder nicht, könnte sehr kontrovers diskutiert werden. Diese Diskussion wird hier nicht geführt. Vielmehr werden in diesem Artikel werden ausschließlich Sachverhalte unbewertet berichtet, die charakteristisch für den gegenwärtigen Diskussionsprozeß sind. MEDRUM argumentiert hier ebenso wenig über irgendeinen Niedergang. Darüber mögen sich die Leser ihr eigenes Urteil bilden.