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Spiegel widerlegt Ehrenerklärung Guttenbergs


19.02.11

Spiegel widerlegt Ehrenerklärung Guttenbergs

Ministerialrat Dr. Dr. Tammler - ohne Wissen Mitautor der Dissertation zu Guttenbergs

(MEDRUM) Aus dem Bericht von SPIEGEL-Online vom 19.02.11 geht hervor, daß die öffentliche Versicherung des Verteidigungsministers Freiherr Karl-Theodor zu Guttenberg, er habe seine Dissertation selbst verfasst, nicht zutreffen kann. Zu Guttenberg hat nach Information des SPIEGEL ("Online-Fahnder wollen Plagiatebilanz vorlegen") mehrere Seiten einer Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages als Teil seiner Doktorarbeit der Universität Bayreuth vorgelegt, um dort die Doktorwürde verliehen zu bekommen.

Noch am Freitag hatte der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) den CSU-Bundesminister zu Guttenberg in Schutz genommen. Zur Doktorarbeit des Parteifreundes aus Bayern stellte Beckstein gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea fest, es handele sich keinesfalls um ein „Plagiat“.

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Doch der Umfang der Texte von Fremdautoren, die zu Guttenberg nahezu wortgleich oder mit Änderung nur weniger Worte als eigenen Text in unzulässiger Weise in seine Arbeit übernommen hat, ist beträchtlich, wie die Medienberichte der letzten Tage dokumentieren.

Über einen neu entdeckten, gravierenden Fall berichtet SPIEGEL-Online. Karl-Theodor zu Guttenberg hat dem SPIEGEL zufolge auch einen längeren Text, den er zuvor vom wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages hatte anfertigen lassen (Bild links, Ausschnitt aus Spiegel) nahezu vollständig in seine Dissertationsschrift übernommen und als eigenen Text dargestellt. Ministerialrat Tammler sagte dazu der Tagesschau der ARD am Samstagabend, den Mitarbeitern des Wissenschaftlichen Dienstes sei grundsätzlich nicht bekannt, wie die von ihnen erstellten Arbeiten von den Abgeordneten verwendet werden.

Wenn die Information des SPIEGEL zutrifft, ist die öffentlich abgegebene Bekräftigung des Ministers, daß er seine Arbeit selbst verfasst hat, widerlegt. Auch der Plagiatsverdacht wäre damit weiter erhärtet. Äußerungen wie die von Beckstein, es handele sich keinesfalls um ein Plagiat, die zu Guttenberg offenbar in Schutz nehmen wollen, werden immer unhaltbarer.

Noch am Samstag hatte zu Guttenberg vor Pressevertretern zum Plagiatsvorwurf erklärt, die von ihm verfasste Doktorarbeit sei kein Plagiat. Zu Guttenberg: "Den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir." Er kündigte zugleich an, jede weitere Kommunikation über dieses Thema ausschließlich mit der Universität Bayreuth, die seine Arbeit überprüfen soll, zu führen.

Freiherr zu Guttenberg mußte bereits bei der Vorlage seiner Dissertationsschrift an die Universität Bayreuth schriftlich versichern, daß die von ihm vorgelegte Arbeit eigenhändig von ihm verfasst wurde. Zu Guttenberg hätte dann mit seiner Erklärung bereits bei Vorlage seiner Arbeit an die Universität Bayreuth gegen die Wahrhaftigkeit verstoßen.

Ob es dem Minister nun gelingen wird, über seine Doktorarbeit ausschließlich mit der Universität Bayreuth zu kommunizieren, ist allerdings keineswegs sicher. Vertreter der Oppositionsparteien haben darauf hingewiesen, daß zu Guttenberg dem Parlament gegenüber Erklärungen schulde. Jürgen Trittin von Bündnis 90/Die Grünen kündigte an, der Umgang des Ministers mit ehrenwörtlichen Erklärungen könnte Thema einer aktuellen Stunde im Bundestag werden.

Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, gehen sogar "führende Koalitionskreise" davon aus, daß Karl-Theodor zu Guttenberg "die 2006 eingereichte Doktorarbeit trotz gegenteiliger Beteuerungen nicht selbst geschrieben" hat.

Unterdessen stellte die FAZ fest, nicht nur der Doktorand zu Guttenberg habe einen freihändigen Umgang mit den Fakten gepflegt, auch der Minister zu Guttenberg habe es mit der Wahrheit nicht immer so ganz genau genommen. Dies werde nicht nur an Guttenbergs Krisenmanagement in der Kundus-Affäre deutlich (FAZ: "Verteidigungsminister zu Guttenberg - Gezielte Informationspannen").

 


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