Sie sind hier

Guttenberg: "Den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir."


18.02.11

Guttenberg: "Den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir."

(MEDRUM) Verteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg wies heute in einer Erklärung vor der Presse den Vorwurf, seine Dissertation sei ein Plagiat, zurück. Er räumte jedoch Fehler ein und werde aktiv mithelfen festzustellen, inwiefern darin ein "wissenschaftliches" Fehlverhalten liegen könnte, betonte der Minister.

Freiherr zu Guttenberg erklärte wörtlich:

Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir. Sie ist über etwa 7 Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit als junger Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden. Und sie enthält fraglos Fehler. Und über jeden einzelnen dieser Fehler bin ich selbst am unglücklichsten. Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht.

Die eingehende Prüfung und Gewichtung dieser Fehler obliegt jetzt der Universität Bayreuth. Und ich werde selbstverständlich aktiv mithelfen festzustellen, inwiefern darin ein wissenschaftliches - und ich betone wissenschaftliches - Fehlverhalten  liegen könnte und werde gerne bis zum Ergebnis der Prüfung vorübergehend auf das Führen des Titels verzichten - allerdings nur bis dahin, anschließend würde ich ihn wieder führen. Sollte sich jemand durch inkorrektes Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1.300 Fußnoten und 475 Seiten hierdurch verletzt fühlen, so tut mir dies aufrichtig leid. Ich werde bei mir keine anderen Maßstäbe setzen, als ich sie bei anderen angesetzt habe.

Jede weitere Kommunikation über dieses Thema werde ich auschließlich mit der Universität Bayreuth führen.

Die Menschen erwarten, daß ich mich um mein Amt als Verteidungsministers mit voller Kraft kümmere. Eine historische Reform der Bundeswehr gibt hierfür genügend Anlass. Ebenso die Verantwortung für die Soldaten im Einsatzgebiet wie ein Ereignis des heutigen Tages erneut vor Augen führt.

In einer ersten Reaktion hatte zu Guttenberg zuvor die Plagiatvorwürfe als "abstrus" bezeichnet und in der Süddeutschen Zeitung festgestellt, er sehe dem Ergebnis einer Prüfung durch die Universität Bayreuth "mit großer Gelassenheit" entgegen.

Der verteidigungspolitische Sprecher der Partei DIE LINKE, Paul Schäfer, forderte, bis zur Klärung der Angelegenheit, den Minister von seinen Aufgaben vorläufig zu entbinden:

"Die mögliche Abkupferei in der Dissertation des Verteidigungsministers ist am wenigsten eine akademische Angelegenheit. Glaubwürdigkeit und Verantwortung sind gerade in der Politik hohe Güter, die insbesondere Verteidigungsminister zu Guttenberg mit allerlei Schönfärbereien und Einschätzungswechseln nach dem jeweils herrschenden Meinungs- und Medienwind oft strapaziert hat. Dass der Verteidigungsminister heute einen Standpunkt und morgen das Gegenteil vertritt, ist ein Muster, das sich vom Kundus-Angriff bis zu den Spareffekten der Bundeswehr-Reform zieht. Wenn jetzt auch noch die Frage auftaucht, ob er nicht vielleicht wahl- und referenzlos nachplappert, was Dritte aufgeschrieben haben, verträgt sich das nicht mit der Verantwortung eines Ministers.

Vor einem endgültigen Urteil müssen indessen die Fakten geklärt sein, auch wenn die kolportierte Beweislage erdrückend scheint. Der Bundeskanzlerin ist daher zu raten, den Bundesminister der Verteidigung - zu seinem eigenen Schutz, ohne Vorverurteilung und im Einklang mit der geübten Praxis des BMVg- bis zum Vorliegen eines Schiedsspruchs von seinen Aufgaben zu entbinden."

Jürgen Trittin von Bündnis 90/Die Gründen erklärte zur "Causa Guttenberg" heute, übertragen von NTV, daß der Fall in der kommenden Woche im Bundestag zur Sprache gebracht werde. Trittin äußerte dazu:

"Der heutige Auftritt von Karl-Theodor zu Guttenberg ist eine Brüskierung der Öffentlichkeit, und das in einer Form, die jedes Gefühl für Stil und Anstand vermissen lässt. Statt sein Fehlverhalten beim Zustandekommen der Promotionsschrift zu erklären, statt zu erklären, wie es in über 50 Fällen - manche Quellen im Internet sprechen gar von 80 - zu einer Übernahme ganzer Passagen des geistigen Eigentums Dritter kommen konnte, statt die Fragen zu beantworten, flüchtet sich Herr zu Guttenberg in eine halbgare Entschuldigung."

Der Grünen-Politiker verwies weiter auf die Promotionsordnung der Universität Bayreuth. Sie verlange von jedem Bewerber eine ehrenwörtliche Erklärung, dass er die Dissertation selbstständig verfasst habe und keine anderen als die von ihm angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Für Trittin bestehen keine Zweifel daran, dass dies bei der Doktorarbeit von zu Guttenberg nicht der Fall ist. Er glaubt, dies sein in einem Umfang getan worden, der es nicht mehr zulasse, nur an ein Versehen zu glauben und will, daß die deutsche Öffentlichkeit und der Bundestag erfahren, was das Ehrenwort eines Ministers "wirklich wert" ist. Karl-Theodor zu Guttenberg sei seinem Anspruch, an sich die gleichen Maßstäbe anzulegen wie an seine Untergebenen anzulegen, ist mit seiner Erklärung nicht gerecht geworden. Trittin kündigte an, dies in der Fragestunde oder in einer Aktuellen Stunde im Bundestag zum Thema zu machen.


16.02.11 MEDRUM Tagesspiegel zu Guttenbergs Doktorarbeit: "Die Beweise sind eindeutig"
18.02.11 FOCUS Die Kanzlerin lobt Guttenbergs Verhalten