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Neuauflage des Talks über Ampelmännchen und Genderstreit - der WDR im Wiederholungswahn?


08.09.15

Neuauflage des Talks über Ampelmännchen und Genderstreit - der WDR im Wiederholungswahn?

(MEDRUM) "Nieder mit den Ampelmännchen - Deutschland im Genderwahn?", hieß die erste "Hart, aber fair"-Sendung vom 2. März 2015, die das Blut von Frauenverbandsfunktionärinnen und Gleichstellungsbeauftragtinnen in Wallung versetzte und den WDR ins Wanken brachte. Rein in die Mediathek, raus aus der Mediathek, und wieder rein in die Mediathek. Der Rundfunkrat und der Programmdirektor des WDR wollten es so. Und am Ende überbot der WDR das Hin- und Her mit seiner Mediathek mit der Idee, doch die Polit-Talk-Runde zum Thema Gender ganz einfach durch eine Neuauflage der Sendung zu wiederholen. Mit den selben Gästen, jetzt aber unter dem mutmaßlich weniger anstößigen Titel: "Der Gender-Streit: Was darf zu Mann und Frau gesagt werden?"

Es hagelte Kritik

Wer gedacht hatte, der WDR sei ein Sender, bei dem die Verantwortlichen souverän ihr Geschäft beherrschen, dürfte mittlerweile Zweifel haben. Kritische Zeitgenossen könnten sagen: Das war vielleicht noch der Fall, als das journalistische Urgestein Friedrich Nowottny als Intendant das Heft fest in der Hand hatte, vielleicht auch noch unter der Regentschaft von Fritz Pleitgen. Doch jetzt? Ist mit dem WDR noch viel Staat zu machen? Da diskutierte Frank Plasberg im März in seiner Sendung über Sinn und Unsinn des gendergerechten Ersatzes von Ampelmännchen auf Deutschlands Straßen oder die Nützlichkeit von 200 Gender-Professuren und die Vertreter der Gender-Lehre, allen voran der Grünen-Chef Anton Hofreiter, machten bei dieser Diskussion keine allzu überzeugende Figur, und schon fegte ein Sturm der Entrüstung über den WDR. Es hagelte Kritik aus den Reihen von Frauenverbänden und Anhängern der Gender-Lehre. Auch die Vertreter der Gender-Seite bekamen ihr Fett weg. Neben einer Flut von Zuschriften wurden auch Programmbeschwerden eingelegt. Gegen Gesetze habe die Sendung nicht verstoßen, meinte schließlich der Rundfunkrat, empfahl aber, die Sendung aus der Mediathek zu nehmen.

ImageSelbstzensur und Redefreiheit

Es kam wie es kommen musste: Die Herausnahme der Sendung aus der Mediathek, die von Jörg Schönenborn, Programmdirektor des WDR, nun als Konsequenz aus selbstkritischer Einsicht dargestellt wurde, erregte Kopfschütteln in der deutschen Medienlandschaft. Arbeitet der WDR noch unabhängig oder haben dort Lobbyisten das journalistische Heft in der Hand? Solche Fragen wurden laut. Sogar die Frage nach der Selbstzensur kam auf. Iris Radisch meinte in der Wochenzeitung DIE ZEIT, es falle auf, dass die Redefreiheit nicht etwa größer, sondern kleiner wird (Bild links).

Das wollte Jörg Schönenborn dann noch nicht auf sich sitzen lassen. Zensur? Er weist solche Anschuldigungen mit Nachdruck zurück. Doch wie einst Salomon, so der Eindruck, wollte er eine weise Entscheidung treffen. Erstens kam die vielgescholtene Sendung wieder in die Mediathek zurück. Und zweitens, offenbar nicht ohne zugleich auch Wiedergutmachung betreiben zu wollen, entschied er, was als Zugeständnis an die so erregten frauenrechtlichen und genderisierten Gemüter gesehen werden kann, zu wiederholen, was nicht wirklich wiederholt werden kann: "Hart, aber fair", Gender - die Zweite. Eine Neuauflage der Diskussion mit den selben Gästen, sieht man von der Ausnahme ab, dass jetzt die Genderseite durch Sybille Mattfeldt-Kloth vom Landesfrauenrat Niedersachsen verstärkt wurde. Ein Experiment, das die Zuschauer erleben können, meinte Plasberg zum Auftakt der Wiederholungssendung, die am 07.03.15 ausgestrahlt wurde.

Die Kompetenzfrage

Doch das Experiment überzeugte längst nicht jeden. Weder tauchten nun auf der Genderistenseite neue Argumente auf, noch konnten die Genderisten jetzt besser überzeugen. Daran änderte auch die Erweiterung der Gästerunde um die Frauenverbandsfunktionärin aus Niedersachsen nichts. Auch Mattfeldt-Kloth brachte nicht mehr Hell ins Dunkel des Abrisses von Ampelmännchen und des tieferen Sinns der Genderforschung. Im Gegenteil. Mit ihrem Auftritt, der stellenweise blamabel war, wurde deutlich, dass Feministinnen längst nicht über die Seriosität verfügen, die sie für sich reklamieren. Mattfeldt-Kloth wollte begründen, weshalb die erste Sendung angeblich gegen den Senderauftrag verstoßen hat, und vertrat mit Blick auf die Gender-Kritiker Birgit Kelle, Wolfgang Kubicki und Sophia Thomalla die Auffassung, dass es an der Kompetenz der von Plasberg in seine März-Sendung eingeladenen Gäste gefehlt habe. Zwar seien drei Frauen vertreten gewesen (neben Kelle und Thomalla die Anti-Sexismus Bloggerin Anne Wizorek), aber es habe an sachlicher Kompetenz gefehlt, so Mattfeld-Kloth wörtlich.

ImageDieser Schuß ging gründlich nach hinten los. Denn die Frauenverbandsfunktionärin, die auf ihre Profession als Juristin verwies, ließ selbst da erschreckende Kompetenzdefizite erkennen, wo sie am wenigsten zu vermuten wären. Es fehlte bei ihr schon am juristischen Grundwissen. Als sie auf Nachfrage von Frank Plasberg, was in Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes stünde, gegen den der WDR angeblich verstoßen haben soll, meinte sie, in Artikel 3, dem Gleichheitsgrundsatz, heiße es: "Männer und Frauen sind gleich."

Kubicki konnte wohl kaum glauben, was er soeben aus dem Munde seiner Kollegin gehört hatte. So entgegnete Kubicki, dem Plasberg danach das Wort erteilte: "Zunächst einmal sagt Artikel 3 Absatz 2 Grundgesetz nicht, Männer und Frauen sind gleich, sondern sind gleichberechtigt. Das ist ein Unterschied. Sie sind eben nicht gleich." Damit gab Kubicki auf die Kompetenzfrage eine inhaltlich ebenso zutreffende wie persönlich überzeugende Antwort. Es verwunderte auch ebenso wenig, dass er sich auch gegen den Anspruch der Frauenverbandsfunktionärin verwahrte, bestimmen zu wollen, wer als kompetenter Gesprächsgast an einer solchen Sendung beteiligt sein soll und wer nicht. Dazu rief Kubicki der Vertreterin des Frauenrates in Erinnerung, der Frauenrat habe moniert, durch die Auswahl der Gäste sei bereits eine Vorentscheidung getroffen worden, und es seien laut Frauenrat Gäste dabei gewesen, die vom Thema nichts verstünden. Dazu Kubicki weiter: "Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besteht darin, die Meinungsvielfalt abzubilden. Weshalb es Ihnen verwehrt ist, darüber zu befinden, wer hier teilnehmen kann und wer nicht." Birgit Kelle setzte noch einen oben drauf: "Wissen Sie", so Kelle zu Mattfeld-Kloth, "Frauen wie Sie sind schuld daran, dass es mit der Frauenbewegung nie was wird."

Mehr Transparenz aber kaum neue Impulse und Erkenntnisse

Die Frage, wer zum Thema "Mann und Frau" etwas sagen darf, füllte letztlich eine großen Teil der Sendezeit der zweiten Auflage. Klar wurde im Hin und Her der Debatte, dass es nicht hinnehmbar ist, wenn eine Sendung, die die Erwartungen oder Hoffnungen bestimmter Gruppeninteressen nicht erfüllt, auf deren Druck hin aus dem Netz genommen wird, und wenn ein Sender bei der Auswahl von Gästen für Talk-Sendungen Interessensverbänden ein Mitspracherecht einräumen wollte. Doch in der Genderdebatte selbst brachte die Sendung kaum neue Erkenntnisse. Wie schon in der ersten Sendung wurden die mit Gender verbundenen LGBTT-Fragen nicht erörtert.

Auch die Mitgestaltung des ersten Teils der Sendung durch den Programmdirektor, der den ersten 35 Minuten der Sendung ganz gegen die sonstigen Gepflogenheiten beiwohnte, brachte zwar mehr Transparenz in das Geschehen, gab der Gender-Diskussion aber keine neuen Impulse. Schönenborn trug zur Klarheit bei, was den WDR umgetrieben und zu dieser außergewöhnlichen Wiederholungssendung bewogen hatte. Dem Zuschauer wurde dadurch letztlich vor ImageAugen geführt, was sich hinter den Kulissen im Widerstreit mit einer solchen Sendung abgespielt hatte.

Dass die fernsehschaffenden Journalisten, an ihrer Spitze der Programmdirektor, bei einem großen öffentlich-rechtlichen Sender wie dem WDR dabei nicht immer  souveräne Entscheidungen treffen, gehört zu den Erkenntnissen, die der Zuschauer bei der zweiten Auflage der Sendung gewinnen konnte. So gesehen war das Experiment, das Frank Plasberg ankündigte, sicherlich nicht uninteressant. Aber eine Wiederholung scheint nur im Ausnahmefall angeraten. Das meinen auch über 70 % der Teilnehmer einer Umfrage, die SPIEGEL-Online durchführte (Bild oben links).

ImageDass die Wiederholung der Sendung einen geringen Mehrwert hatte und nicht der Weisheit letzter Schluss ist, machte die Reaktion eines Zuschauers deutlich, der fragte: "Was passiert, wenn Frau Thomalla, Frau Kelle und Herr Kubicki sich wieder durchsetzen ...? Wird dann ... auf diesem Thema herumgetalkt bis die letzte Radikalfeministin zufrieden ist?" (Bild links) Bei aller Bereitschaft zur Selbstkritik sollten dies Jörg Schönenborn und Frank Plasberg bedenken. Es könnte sonst der unfeine Ruf laut werden: Nieder mit den (H)ampelmännchen - der WDR im Wiederholungswahn!

Zum Video der Sendung: www1.wdr.de/daserste/hartaberfair/videos/videodergenderstreitwasdarfzumannundfraugesagtwerden102.html 

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