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Leutheusser-Schnarrenbergers Forderung an den Papst und ihre "Umtriebe" passen nicht zusammen


09.09.11

Leutheusser-Schnarrenbergers Forderung an den Papst
und ihre "Umtriebe" passen nicht zusammen

Im Gespräch mit Andreas Späth, Mitherausgeber des Buches "Die missbrauchte Republik"

(MEDRUM) Die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger forderte vor einigen Tagen, Papst Benedikt XVI. solle bei seinem Deutschlandbesuch im September auch Opfer des sexuellen Missbrauchs treffen. Andererseits wurde die FDP-Spitzenpolitikerin wegen ihrer Nähe zur Humanistischen Union (HU) kritisiert, weil von der HU in der Vergangenheit Aktivitäten ausgingen, die als Versuch gesehen werden mussten, pädophile Handlungen zu verharmlosen. MEDRUM sprach mit dem Vorsitzenden der KSBB, Andreas Späth, Mitherausgeber des Buches "Die missbrauchte Republik - Aufklärung über die Aufklärer", wie die Forderungen und Aktivitäten der Ministerin, zu der auch die mit 10 Millionen Euro unterstützte Einrichtung der Magnus-Hirschfeldstiftung zu Gunsten Homosexueller gehört, zusammenpassen.

Interview mit Andreas Späth

Herr Späth, Frau Leutheusser-Schnarrenberger gehörte in der Missbrauchdebatte im vergangenen Jahr zu den schärfsten Kritikern der Katholischen Kirche. Zu Beginn der Debatte forderte sie, jeder Missbrauchsverdacht müsse sofort angezeigt und strafrechtlich verfolgt werden. Dennoch haben Sie sich wiederholt kritisch über die Aktivitäten der Bundesjustizministerin geäußert und ihr vor allem die Nähe zur Humanistischen Union vorgeworfen. Jetzt hat sich Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auf die Fahne geschrieben, die Magnus-Hirschfeld-Stiftung zu Gunsten Homosexueller mit Steuergeldern in Höhe von 10 Millionen Euro aus der Taufe zu heben. Wie stehen Sie zu dieser Aktion?

ImageSpäth: Die Umtriebe der Bundesministerin Richtung Homo-Privilegierung überraschen mich - angesichts ihres Umgangs - überhaupt nicht. Wenn ein Mitglied der Bundesregierung gleichzeitig auch der Humanistischen Union und dem Beirat des sogenannten Instituts für Sicherheits- und Präventionsforschung (ISIP) angehört, sagt das eigentlich schon alles.

Warum nehmen Sie daran Anstoß?

Späth: Sowohl in der Humanistischen Union, als auch in besagtem Institut betätigen sich allerhand Personen, deren Auffassungen zumindest kurios sind.

Welche Personen meinen Sie?

Späth: Der Humanistischen Union gehören ebenso wie die derzeitige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auch die Professoren Fritz Sack und Rüdiger Lautmann an. Lautmann arbeitete nicht nur zwischen 2002 und 2007 am ISIP mit Fritz Sack zusammen, sondern ist auch Autor der pädophilieverharmlosenden „faktenjonglierenden Propagandaschrift" (so der FOCUS) "Die Lust am Kind".

Warum kritisieren Sie Fritz Sack?

Späth: Fritz Sack ist langjähriges Mitglied der Humanistischen Union, früher gar Vorstandsmitglied, heute Beirat und im Kuratorium der Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität (AHS), die die AG Pädo betrieb, die 1991 als Arbeitsgruppe des Bundesverbandes für Homosexualität (BVH) gegründet worden war. Sowohl die AHS als auch die AG Pädo sind Organisationen, die sich für die Legalisierung von Sex mit Kindern einsetzen. Schon ein etwas merkwürdiges "Umfeld" für eine amtierende Bundesjustizministerin - meine ich!

Gehörte zu diesen Kreisen nicht auch die Schlüsselfigur des Missbrauchs an der Odenwaldschule, Gerold Becker, dessen Lebensgefährte ja ebenfalls zum Beirat der Humanistischen Union gehörte? Halten Sie es für berechtigt zu sagen, wie es in der kürzlich gesendeten ARD-Dokumentation „Geschlossene Gesellschaft" dargelegt wurde, dass es regelrecht Netzwerke gibt?

Späth: Laut Homepage des ISIP „tummelt" sich Lautmann gegenwärtig unter Fritz Sacks Leitung an besagtem Institut. Geschäftsführerin ist Daniela Klimke und offenbar ist auch sie, wie Sack, Lautmann und andere nicht zuletzt an Fragen des Sexualstrafrechts interessiert. Auch sie ist Mitglied der Humanistischen Union. Im Beirat des ISIP finden sich, wie gesagt, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, auch Beirat der Humanistischen Union, und Herta Däubler-Gmelin, Mitglied der Humanistischen Union, aber weiter auch der Vorsitzende der Europäischen Polizeigewerkschaft Hermann Lutz und Joachim Jäger von der Polizei-Führungsakademie, sowie der ehemalige Präsident des Bundeskriminalamtes Horst Herold. Sogar ein ehemaliger Richter des Bundesverfassungsgerichtes, Prof. Winfried Hassemer, findet sich auf der Beiratsliste des Institutes wieder. Entweder stören diese Prominenten sich nicht daran, dass die Professoren Sack und Lautmann Kreisen nahestehen, ja zum Teil angehören, die Sex mit Kindern legalisieren wollen oder sie wissen es nicht.

Das alles scheint aber kein Problem. Während man bei anderen Politikern und Themen umgehend eine Distanzierung und den Austritt des betroffenen Politikers aus derartigen Kreisen fordern würde, bleibt an Frau Leutheusser-Schnarrenberger nichts kleben. Die scheint teflonbeschichtet. Alles läuft ab ...

Diese Verflechtungen pädophilieverharmlosender oder pädophiliefreundlicher Kräfte mit staatlichen Stellen und Mitteln verdient viel mehr öffentliche Wahrnehmung und Kritik. Zündstoff genug für eine öffentliche Debatte liefert das Buch „Die Missbrauchte Republik - Aufklärung über die Aufklärer", das im Oktober letzten Jahres erschienen ist.

Können Sie Ihre Kritik an einem konkreten Beispiel illustrieren?

Späth: So manche Absonderlichkeit bekommt im Lichte dieser Verbindungen einen unguten Hautgout. Prof. Winfried Hassemer beispielsweise ist derselbe Richter, der im Verfahren des Bundesverfassungsgerichtes ein befremdliches Sondervotum zur Frage der Strafbarkeit der inzestuösen Geschwisterliebe abgab. Er konnte im Interview mit dem Spiegel am 13. Mai 2009 in der Geschwisterliebe nichts Strafwürdiges erkennen und wollte gar - um ein ganz anderes Thema anzuschneiden - milde Strafen für sogenannte Ehrenmorde, weil die Täter schließlich aus einem anderen Kulturkreis stammen. Ein Argument, für dass vor allem die Opfer, sicher zu Recht, nicht das geringste Verständnis hätten.

Zurück zu Frau Leutheusser-Schnarrenberger. Die FDP-Politikerin hat jetzt die Forderung erhoben, der Papst solle bei seinem Deutschland Besuch Missbrauchsopfer treffen. Wie passt das mit ihrer Zugehörigkeit zu einem Umfeld zusammen, das Sie so deutlich kritisieren?

Späth: Für meine Begriffe passt das überhaupt nicht zusammen. Vielleicht wird irgendwer die Sache irgendwann aufgreifen und diese politisch brisanten Verflechtungen beleuchten. Hoffentlich nicht auch erst nach ein bis zwei Jahrzehnten...

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Buchhinweis

"Die missbrauchte Republik - Aufklärung über die Aufklärer"

Die Autoren des Buches leuchten nicht nur Ursachen und Verbreitung sexuellen Kindesmissbrauchs ohne Rücksichtnahmen aus. Sie dokumentieren auch mit erschütternden Belegen, wie in Deutschland rund dreißig Jahre lang eine kleine, aber verblüffend einflussreiche Lobby sexuelle Aktivitäten von Erwachsenen mit Kindern weitgehend straflos stellen wollte, ja sie geradezu angepriesen hat. Ein großer Teil der Berichterstattung über sexuellen Missbrauch hatte vor allem die katholische Kirche im Visier, fragte aber nur selten nach der Rolle der selbsternannten Aufklärer der 68er Bewegung. Doch hinter einer reformfreudig-aufklärerischen Fassade verbargen sich mitunter Strukturen, die eher an organisierte Kriminalität erinnern. Das Buch enthält neben einem ausführlichen Dokumentationsteil Beiträge prominenter Autoren und Journalisten wie Oberkirchenratspräsident a.D. Prof. Dr. Menno Aden, Gabriele Kuby, Weihbischof Prof. Dr. Andreas Laun, Jürgen Liminski, Christa Meves, Prof. Dr. Harald Seubert und Dr. Albert Wunsch.

„Die missbrauchte Republik - Aufklärung über die Aufklärer"


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