19.01.11
"Eine Kirche ohne Gott braucht am Ende kein Mensch"
Warum die Alt-Bischöfe recht haben und dem postmodernen Mainstream
in Kirche und Gesellschaft im Wege stehen
Im Gespräch mit Pastor Dr. theol. Dieter Müller, Initiativkreis Evang. Kirchenprofil
(MEDRUM) Nachdem acht evangelische Bischöfe in einem Offenen Brief an die Synoden der evangelischen Kirchen in Deutschland vor einer Zurechtdeutung der Heiligen Schrift gewarnt haben, rührten sich etliche Gegenstimmen, allen voran Alt-Präses Kock im Interview mit der Frankfurter Rundschau, und widersprachen den Bischöfen teilweise auch mit stillosen Äußerungen. In seiner Erwiderung stellt Pastor Dr. theol. Dieter Müller, Initiativkreis Evang. Kirchenprofil, einen erschreckenden Kompetenzmangel bei Kritikern fest und weist Diffamierungsversuche zurück. Im Gespräch mit MEDRUM erklärt Müller warum die Kritik inakzeptabel ist und warum die Bischöfe recht haben, wenn sie mahnen, am Wort Gottes festzuhalten. Denn, so Müller am Ende des Gesprächs: "Eine Kirche ohne Gott braucht kein Mensch."
Interview mit Pastor Dr. theol. Dieter Müller
MEDRUM: Pastor Müller, Sie haben die Kritik gegen die unterzeichnenden Bischöfe als inkompetent und diffamierend zurückgewiesen. Warum?
Pastor Müller: Offensichtlich haben manche Kommentatoren den Brief der 8 Altbischöfe zu homosexuellen Partnerschaften in Pastoraten nicht verstanden. Zudem zeigt sich in diesem Streit ein erschreckender Mangel an Kompetenz, auch bei tonangebenden Teilen des Leitungspersonals der evangelischen Kirchen. Die Reaktionen aus Teilen der Kirchen grenzen an Diffamierung und fallen auf die Urheber zurück, denn Bischof Prof. Dr. Wilckens ist als hochangesehener Bibelwissenschaftler Experte im Streit. Er ist allerdings zum "Störenfried" geworden, weil er als Bischof und Professor gegen den postmodernen Mainstream in Kirche und Gesellschaft beharrlich die Frage nach der Wahrheit stellt.
Worum geht es im Streit?
Pastor Müller: Im Kirchenstreit um die Homosexualität geht es um das christliche Menschenbild: Der Mensch ist zweifellos bipolar als Mann und Frau geschaffen. Nur zwischen Mann und Frau ist Sexualität ganzheitliche, in der Natur verwurzelte Lebensmacht. Nur wo Mann und Frau Sexualität nicht allein lustvoll, sondern auch offen für Kinder leben, gibt es Zukunft, nur da bewahren Menschen nachhaltig die Schöpfung. Das schützt Gott, wenn sein Wort grundsätzlich gelebte und bekennende Homosexualität Sünde nennt. Homosexualität ist alles andere als nachhaltig, sie ist Sexualität mit bedauerlichen Defiziten. Das scheinen fehlgeleitete Kirchenleiter beharrlich auszublenden.
MEDRUM: Was sind die Folgen, wenn homosexuelle Partnerschaften nicht nur in der Gemeinde, sondern auch im Pfarramt akzeptiert werden?
Pastor Müller: Die Menschen haben hohe Erwartungen an die Kirche, wenn sie ihr Kinder und Jugendliche im Unterricht, in der Jugendarbeit und bei Freizeiten anvertrauen. Pfarrerinnen und Pfarrer in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften repräsentieren aber eine sexuelle Minderheitensituation. Sie führt Heranwachsende in unnötige Verwirrungen in einer Lebensphase, in der die Sexualität noch sehr formbar ist. Die hier mögliche ideologische Verführung wollen die meisten Eltern nicht. Homosexualität ist die Abweichung von der Norm. Nur wenn ich das festhalte, kann ich den anders geprägten Menschen in seiner Würde tolerieren und das Leben schützen.
MEDRUM: Welche Auswirkungen hätte es für die Kirche, falls sie sich vom bisherigen theologischen Verständnis der Heiligen Schrift weiter lösen wird?
Pastor Müller: Kirche, die das in Gottes Schöpfung gut begründete und außergewöhnlich klare Wort ins Museum der Religionsgeschichte verbannt, verliert ihre Grundlage und gefährdet ihre Existenz, denn die Bibel zeigt außergewöhnlich deutlich, daß Gott bei solchen Manövern nicht mitspielt. Und eine Kirche ohne Gott braucht am Ende kein Mensch.
MEDRUM: Danke im Namen der MEDRUM-Leser für das Gespräch.
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Pastor Dr. theol. Dieter Müller ist Vorstandsmitglied der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordelbischen Kirche. Er begann bereits vor 15 Jahren sich intensiv mit Fragen der Homosexualität und Kirche zu befassen. Er nahm auch in der Debatte um sexuellen Mißbrauch kritisch Stellung zum Umgang mit dieser Problematik in der EKD. Müller schreibt in einem Kommentar, der im Juli 2010 in "idea" und "kath.net" erschien:
"Seit vielen Jahren hört man aus der evangelischen Kirche kein hilfreiches Wort zum christlichen Sexualethos. Es wäre hoch an der Zeit. Aber offenbar ist dies Feld zu heiß. Man steckt selbst zu tief drin. ... Auch in der evangelischen Kirche hoch geachtete Reformpädagogen wie der am 7. Juli verstorbene Gerold Becker und dessen Freund Hartmut von Hentig adelten den Missbrauch, indem sie sich von Platons Knabenliebe-Schwärmerei die philosophischen Weihen holten. ...Der Glaube an die Sozialwissenschaften hatte dem Wort Gottes die Sprache genommen. Vielen Bischöfen fehlte der Geist der Unterscheidung. Statt Stellungnahmen zu Ehebruch und Ehescheidung hörte man Worte zur Käfighaltung von Tieren oder zum Jagdschutz. Es war geistlich-theologisch zu simpel, Sexualität und Sünde weitgehend zu scheiden. Auch die sexuelle Verwahrlosung in Kirche und Gesellschaft werden wir im Gericht Gottes zu verantworten haben. Es ist an der Zeit, dass wir neu lernen, das Gottes Gericht mehr zu fürchten als die medialen Großinquisitoren."
In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war er Assistent an den Universitäten Kiel und Bochum und promovierte mit einer Dissertation zum Neuen Testament über die Auferstehungstradition bei Paulus.
Dieter Müller engagierte sich als Unterzeichner der Aktion des Gemeindehilfsbundes und Gemeindenetzwerkes "Kinder eine Gabe Gottes" für ein uneingeschränktes Ja der EKD zum Leben. Er gehört zum Initiativkreis Evang. Kirchenprofil, zu dem neben dem Autor der idea-Dokumentation "Kirche, Homosexualität und Politik", Oberkirchenrat i.R. Klaus Baschang, insbesondere gehören:
Weiter gehören zu den Unterstützern der Initiative:
Wer die Absichten des Initiativkreises Evang. Kichenprofil unterstützen will, kann sich der Initiative anschließen und in die Unterschriftenliste des Unterstützerkreises «Die Chancen nutzen - Kirchenprofil schärfen» eintragen:
Eingabeformular → Unterstützerkreis Kirchenprofil , URL: http://www.medrum.de/node/7600.
Information über → «Initiativkreis Evang. Kirchenprofil»
Faltblatt des Initiativkreises → «Die Chancen nutzen»
Kontakt: Email: → info.kirchenprofil@medrum.de
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Leserbriefe
Kirche ohne Gott
Im Wesentlichen auf den Punkt gebracht. Danke lieber Dieter Müller. Möge Gott helfen, die Wahrheit in die Kirchen hinaus zu tragen.