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AUF-Partei nennt Vorwürfe an Eva Herman "substanzlos"


09.08.10

AUF-Partei nennt Vorwürfe an Eva Herman "substanzlos"





Streit um Äußerungen über Zusammenhang zwischen moralischen Entgleisungen, Strafe Gottes und Verderben

(MEDRUM) Die AUF-Partei unterstützt Eva Hermans umstrittene Äußerungen anlässlich der tragischen Ereignisse bei der Loveparade in Duisburg, bei der durch Ausbruch einer Panik 21 junge Menschen ums Leben kamen und mehrere Hundert verletzt wurden. Während Hermans Deutung des Unglücks als eventuelles Eingreifen Gottes überwiegend auf massive Kritik stieß, erfährt sie bei der AUF-Partei Rückendeckung. Die Vorwürfe, sie habe die Opfer verhöhnt, seien substanzlos, schreibt Markus Widenmeyer, stellvertretender Vorsitzender, in einer Stellungnahme im Internetportal der AUF-Partei.

In Analogie zu einer Erzählung in der Bibel über die Städte Sodom und Gomorrha übte Eva Herman unter der Artikelüberschrift "Sex- und Drogenorgie Loveparade: Zahlreiche Tote bei Sodom und Gomorrha in Duisburg" scharfe Kritik an der Loveparade. In Wahrheit sei die Loveparade kein "friedliches Fest fröhlicher junger Menschen", wie es Bundespräsident Christian Wulff behauptet habe, sondern eine "riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie". Über die Teilnehmer der Loveparade schrieb Herman: "Sie wussten, was sie erwartet, haben sich freiwillig dazu entschieden, hierher zu kommen." Die Ex-Tagesschausprecherin zeigte sich über ein vermutetes Ende der Loveparade-Veranstaltung erleichtert: "Für die Zukunft sind jedoch ganz andere Weichen gestellt. Mit dem gestrigen Tag dürfte das amtliche Ende der Loveparade besiegelt sein. Eventuell haben ganz andere Mächte eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen. Grauenhaft allerdings, daß es erst zu einem solchen Unglück kommen mußte."

Hermans Gedanken über das Eingreifen "anderer Mächte" fußen auf einer biblischen Erzählung, nach der die beiden Städte Sodom und Gomorrha wegen ihres sündhaften Lebens durch ein Strafgericht Gottes vernichtet wurden. In der Bibel antwortet Gott auf die besorgte Frage Abrahams "Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?": "Und wenn auch nur zehn Gerechte in Stadt sind, werde ich sie um der zehn willen verschonen." Die Hoffnungen Abrahams erfüllten sich jedoch nicht, weil sich nicht einmal zehn Gerechte fanden. Die Anspielung Eva Hermans auf dieses vernichtende Strafgericht Gottes - unmittelbar nach dem schrecklichen Tod vieler Menschen - löste heftige Reaktionen in den Medien aus:

  • TAGESSPIEGEL: "Es sind 20 Menschen ums Leben gekommen! Elendigst! Zerquetscht! Niedergetrampelt! Es waren Menschen, die vorher fröhlich waren, die feiern wollten. Tot! Und diese schreckliche Eva Herman faselt von Gottesurteilen."
  • STERN: "Eva Herman kann es nicht sein lassen. 19 Tote und über 500 Verletzte forderte die Loveparade in Duisburg, das friedliche Fest endete wegen eines offenbar mangelhaften Sicherheitskonzepts in einer Katastrophe, das Land steht unter Schock. Und was tut die Ex-"Tagesschau"-Sprecherin? Sie nutzt die Gelegenheit, um sich wieder mit religiös verbrämten Weltanschauungen ins Gerede zu bringen.
  • BILD: "Eine Verhöhnung der Opfer. Die Skandal-Moderatorin Eva Herman (51) verglich auf der Internet-Seite ihres Verlages das Loveparade-Drama mit Sodom und Gomorrha: 'Das Ende der Loveparade dürfte mit dem gestrigen Tag besiegelt sein! Eventuell haben hier auch andere Mächte eingegriffen, um dem schamlosen Treiben ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!' "
  • TAZ: "Sie ließ sich Zeit. Erst einen Tag nach dem Unglück bei der Love Parade in Duisburg meldete sich Eva Herman zu Wort, ehemalige Tagesschau-Sprecherin und inzwischen so etwas wie eine Staubsaugervertreterin für das gesunde Volksempfinden der Nachkriegszeit. Auf der Internetseite des Kopp-Verlages schreibt Herman, die Tode könnten eine Strafe Gottes für hemmungsloses Feiern sein.
  • WELT: "Die ehemalige 'Tagesschau'-Sprecherin lässt sich über die Loveparade aus. Ihr Artikel wirkt zynisch, krude - oder schlicht übergeschnappt.Sie sei überzeugt, schreibt Herman, 'von der Anwesenheit unseres Schöpfers, in dessen Gesetzen und Geboten wir nun einmal leben. Dazu gehört auch, dass man sich mit dem Thema der Saat und Ernte befasst.' 19 Todesopfer – Saat und Ernte? Herman fügt hinzu: 'Dass ich damit in dem Zusammenhang des Artikels nicht etwa die verstorbenen jungen Menschen persönlich meine, versteht sich von selbst.' Nicht persönlich, die Tragödie von Duisburg als abstrakte Größe – das darf man überheblich nennen."
  • RHEINISCHE POST: "Eva Herman schwadroniert über die Loveparade. Die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Herman hat eine eigene Sicht auf die Dinge. Nun hat sie die tragischen Ereignisse in Duisburg zum Anlass genommen, der Welt ihre Sicht der Dinge mitzuteilen. 19 Tote bei der Loveparade in Duisburg, mehr als 340 Verletzte. Es dauerte nur wenige Stunden, bis die ehemalige Tagesschau-Sprecherin die Nachricht verarbeitet und analysiert hatte. ... Wer die letzten Anstandsnormen feiernd und tanzend einstürzen lässt, und wer dafür auch noch von den Trägern der Gesellschaft unterstützt wird, der ist nicht weit vom Abgrund entfernt."
  • SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Was in Wahrheit eine organisatorische Fehlplanung war, verbunden mit dem Image-Wahn, die Ruhrmetropole durch einen solchen Massen-Event auf die Höhe von New York zu hieven, erscheint in Hermans Visionen als eine Art Warnung von oben. Das Unglück habe, so die 51-Jährige, zur Folge, dass sich die jungen Menschen künftig überlegen werden, ob sie sich noch einmal auf eine solche 'Massenparty' einlassen. So weiß Herman: 'Für die Zukunft wurden jedoch Weichen gestellt: Denn das amtliche Ende der 'geilsten Party der Welt', der Loveparade, dürfte mit dem gestrigen Tag besiegelt worden sein!' "
  • FOCUS: "Während kurz nach der Tragödie von Duisburg erste virtuelle Kondolenzbücher im Internet eröffnet wurden und sich Trauernde über Twitter meldeten, setzte sich auch Eva Herman an ihren Computer. Noch am Wochenende veröffentlichte sie auf der Homepage ihres Verlages, des Kopp-Verlages, einen mit dem Titel 'Sex- und Drogenorgie Loveparade: Zahlreiche Tote bei Sodom und Gomorrha in Duisburg' überschriebenen Text, in dem sie weniger die Sicherheitsvorkehrungen denn die Loveparade, deren Teilnehmer und daran anschließend die Unmoral der heutigen Gesellschaft anprangerte."
  • Ein Leser schrieb dazu im FOCUS: "Da mag E.H. ja für etwas Rechtschaffenes kämpfen. Und ich stimme zu, die Gesellschaft ist übermäßig sexualisiert, ja, auch Anstand und Moral werden allzu oft verletzt und nicht beachtet. Alles richtig und nichts Neues. Nur Ort, Zeit und Anlass der Kritik von E.H. stören mich ganz gewaltig. Muss sie denn unbedingt jetzt, da soviele Angehörige und Freunde von Opfern unfähiger Veranstalter unsagbar trauern, mit derartigen Sprüchen und (Selbst)Schuldzuweisungen kommen? Das ist unsensibel, geschmacklos und reißerisch von einer Frau, die gerne mal wieder auf die Titelseite und ins Gespräch kommen möchte. Ist ihr gelungen, auf eine sehr häßliche und verachtenswerte Art."
  • IDEA: "Es steht jedem frei, sich bei der Katastrophe von Duisburg an Vorstellungen von der Hölle erinnert zu sehen ... Oder auch beim schamlosen Treiben auf der Love-Parade mit Sex, Drogen, Alkohol und anderen Exzessen an Sodom und Gomorrha zu denken. Es steht uns aber nicht zu, vorschnell Spekulationen anzustellen, dass bei der Love-Parade 'andere Mächte' eingegriffen hätten, 'um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen', wie es Eva Herman tut. Denn die Katastrophe ist zu allererst das Ergebnis mannigfacher menschlicher Unvernunft."
  • Die JUNGE FREIHEIT sieht die Äußerungen von Eva Herman gelassener: "Diese Kritik ist legitim, obwohl natürlich wahrscheinlich die meisten Teilnehmer der Loveparade sich eher das Spektakel ansehen wollten als direkt an der „Drogen-, Alkohol- und Sexorgie“ teilzunehmen. Ob sie für diese Kritik die „letzten Tage“, „Sodom und Gomorrha“ und die „Bibel“ bemühen muß, ist letztendlich zum einen Geschmackssache, zum anderen aber ist die Bibel der Maßstab ihrer Werte."

Zu den Äußerungen von Eva Herman nahmen auch Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen Stellung. So wies der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Nikolaus Schneider, Eva Hermans Analogie zu einem Strafgericht Gottes zurück: "Es gibt in der Bibel genügend Beispiele, in denen Jesus davor warnt, solche Ereignisse mit einer Strafe Gottes gleichzusetzen." Präses Schneider wies auf Jesus hin, der klargemacht habe, daß solche Ereignisse nichts mit den Sünden des Einzelnen zu haben und stattdessen jeder bei sich selbst nachschauen solle. Diese Empfehlung könne man Eva Herman nur geben, so der Ratsvorsitzende auf Anfrage der Osnabrücker Zeitung. Als Bischof der katholischen Kirche äußerte sich der Salzburger Weihbischof Andreas Laun zur Frage, ob die Tragödie von Duisburg als Strafgericht Gottes angesehen werden kann. Laun erklärte unmißverständlich, daß er die Loveparade für sündhaft hält und sprach von einer "Art Aufstand gegen die Schöpfung und gegen die Ordnung Gottes". Diese Feststellung stieß zwischenzeitlich auf erhebliche Kritik, beispielsweise im Spiegel, obwohl Laun keinen Zweifel daran ließ, daß es keinem Menschen zustehe zu behaupten, die Toten in Duisburg seien Opfer einer Strafe Gottes. Laun geht sowohl in einem ersten Kommentar in Kath.Net wie in einer danach folgenden Klarstellung auf Distanz zu dem Gedanken, das Unglück in Duisburg könne als Strafe Gottes bezeichnet werden: "Auch steht es keinem Menschen zu, über die Toten zu urteilen und darüber hinaus zu behaupten, ihr Tod sei eine – natürlich gerechte – „Strafe Gottes“ für die Sündigkeit der Love-Parade, in deren Verlauf das Unglück geschah! Übrigens, wer Sünde und Gottesstrafe meint so direkt zuordnen zu können, sollte sich wundern über seine eigene Gesundheit und vielleicht sogar darüber, dass er selbst noch am Leben ist – und zufrieden sein, dass Gott allein der Richter ist, kein Mensch!" Wer die bestürzende Schilderung eines jungen Mannes kennt (Bericht in BILD), dessen 25 Jahre junge Frau Anna, Mutter des gemeinsamen 4-jährigen Söhnchens, an seiner Seite vor dem Zugang zur Veranstaltung ums Überleben kämpfte, der schildert, wie er alles in seiner Macht Stehende versuchte, um die geliebte Mutter seines Sohnes aus einem erdrückenden Menschenknäuel zu retten, und am Ende dennoch hilflos erleiden mußte, daß der geliebte Mensch seinen Verletzungen erlag, kann den Einspruch des Bischofs nachvollziehen, hier dürfe niemand von einer Strafe Gottes sprechen.

Eine deutlich andere Position bezieht die AUF-Partei. Die Partei für Arbeit, Umwelt und Familie nimmt die Ex-Tagesschausprecherin Eva Herman in Schutz. Die AUF-Partei wirft den Kritikern vor, ihre Empörung sei "öffentlich zur Schau gestellt". Ihre Vorwürfe seien substanzlos. Hermann habe lediglich Tatsachen dargestellt und nicht daran erinnern dürfen, daß unmoralisches Verhalten Strafe und Verderben nach sich ziehen könnte. In einem so bezeichneten Montagskommentar "Moral und Öffentlichkeit - Eva Hermann und die „Loveparade" vom 02.08.2010 schreibt Markus Widenmeyer:

"Bei der sogenannten „Loveparade" in Duisburg sind rund 20 Menschen bei einer Massenpanik gestorben. Ausgelöst durch einige kritische Kommentare zur „Loveparade" schlägt der ehemaligen Tagesschausprecherin Eva Hermann nun eine breite, öffentlich zur Schau gestellte Welle der Empörung, der Verachtung, ja des Hasses entgegen."

"Sie (Eva Herman) hat erstens Tatsachen über die „Loveparade" geschildert, Tatsachen, die von vielen anderen nicht geschildert werden. Und sie hat zweitens ethische und insbesondere christliche Normen an die Veranstaltung angelegt. Dabei hat sie in teils deutlichen Worten, aber korrekt zum Ausdruck gebracht, dass die Veranstaltung weit von diesen ethischen Normen abweicht und hat, diesen Normen entsprechend, einen sittlichen Verfall festgestellt. Und sie hat sich drittens überlegt, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen diesen moralischen Entgleisungen und dem Unglück, das einige Teilnehmer ereilt hat. Nun sind sicherlich Vorwürfe, wie der, dass Frau Hermann die Opfer „verhöhnt" habe, substanzlos. Möglich ist hingegen, dass manche die dabei von Hermann erwähnten Tatsachen über die „Loveparade" lieber nicht hören wollten."

In der Vergangenheit trat Herman mehrfach als Rednerin bei Veranstaltungen der AUF-Partei auf. Ihre nächste Rede ist in Anlehnung an den "Marsch für das Leben" in Berlin angekündigt, der vom Bundesverband Lebensrecht am 18. September unter Mitwirkung der AUF-Partei durchgeführt wird (MEDRUM-Bericht). Herman wird neben der Bestseller-Autorin Christa Meves und der Vorsitzenden des Deutschen Familiennetzwerkes, Maria Steuer, als Rednerin bei einem Politik-Forum der AUF-Partei in Berlin sprechen, bei der auch der Bundesvorsitzende der AUF-Partei, Dieter Burr, Redner sein wird. Veranstalter des Forums ist der Arbeitskreis "Lebensrecht und Familie" der AUF-Partei, der als Mitglied des Bundesverbandes Lebensrecht auch zum Veranstalterkreis des Marsches für das Leben gehört.

Eva Herman veröffentlichte ihren umstrittenen Artikel im Internetportal des Kopp-Verlages, in dem auch das Buch "Götterdämmerung" des umstrittenen Autors Erich von Däniken erschienen ist. Von Däniken prophezeit darin: »Der Jüngste Tag der Erkenntnis steht bevor!«. Dabei beruft sich von Däniken auf die Prophezeiung der Maya, nach der am 23. Dezember 2012 der Gott »Bolon Yokte« zu uns herniedersteige.


09.08.10 Der Westen Weihbischof rechtfertigt sich für Loveparade-Kritik
08.08.10 Süddeutsche Zeitung "Ein Aufstand gegen die Schöpfung"
07.08.10 kath.net Weihbischof Laun: Klarstellung der Klarstellung
06.08.10 kath.net Weihbischof Laun: Love-Parade, Sünde und die Strafe Gottes
01.08.10 Osnabrücker Zeitung EKD: Unglück keine Strafe Gottes
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27.07.10 WELT Eva Herman und die "Wolken der Entfesselung"
27.07.10 Tagesspiegel "Eva Herman ist eine schamlose Person"
26.07.10 Rheinische Post Eva Herman schwadroniert über die Loveparade
26.07.10 FOCUS Eva Herman und die Strafe Gottes
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MEDRUM → Strafen Gottes?

MEDRUM → Loveparade-Unglück keine "Strafe Gottes"

MEDRUM → Liebe und Trauer der Massen?

MEDRUM → "... um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen"

MEDRUM → Loveparade des Grauens in Duisburg

MEDRUM → Eva Herman: "Die Angriffe stärkten mich, denn unser Schöpfer hat mich nie verlassen."

Leserbriefe

Danke für den Hinweis zum Kommentar Markus Widenmeyers, dem ich mich voll inhaltlich anschließe. Danke auch für die übersichtliche Zusammenfassung der MSM-Artikel, die ja durchwegs von Geifer triefen. Die Leserkommentare aber – z. B. zu A. Hildebrandt in Welt-Online vom 27.7. – lassen sich kein X für ein U vormachen, sondern verurteilen überwiegend die Hetze gegen Eva Herman. Und schade, dass Medrum gerade auf die Ausreißer des Kopp-Verlages hinzeigt.