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Gutscheine statt Betreuungsgeld


10.09.09

Gutscheine statt Betreuungsgeld

Bundeskanzlerin im EMMA-Interview: "Betreuungsgeld ... in Form von Gutscheinen für Musik- oder Sportangebote ..."

(MEDRUM) Im Wahlprogramm der CDU/CSU steht: ab 2013 soll ein Betreuungsgeld für Familien eingeführt werden, die ihre Kinder selbst betreuen. Im Interview mit der Zeitschrift EMMA (Ausgabe Ende August) sprach die CDU-Vorsitzende Angela Merkel von der Überlegung, einen Teil des Betreuungsgeldes nur in Form von Gutscheinen auszuzahlen.

Auszug aus dem EMMA-Interview:

"Emma: Ministerin von der Leyen hat mit Ihrer Unterstützung eine kleine Revolution ausgelöst mit dem Elterngeld und den Vätermonaten. Doch jetzt knickt sie und knickt auch die Kanzlerin ein. Sie stimmen trotz eigener Bedenken dem so genannten "Betreuungsgeld für Familien" zu. Das ist geplant für Familien, die ihre Kinder eben nicht in die Krippe oder den Kindergarten geben, sondern 24 Stunden am Tag bei Muttern lassen. Richtet sich eine solche Maßnahme nicht genau gegen die Kinder, die eigentlich die Chance bitter nötig hätten, auch außerhalb ihrer Familie gefördert zu werden? Und birgt das nicht die Gefahr, dass manche Ehemänner ihren Frauen mit dem Argument des Betreuungsgeldes die Berufstätigkeit erschweren könnten?

Merkel: Nein. Weder Frau von der Leyen noch ich knicken hier ein. Dagegen sprechen schon die Zahlen. Gut ein Drittel der Eltern der unter dreijährigen Kinder wünscht sich einen Betreuungsplatz. Wir können zwei Drittel der Eltern nicht unter Generalverdacht stellen, dass sie mit dem Geld nichts für Ihre Kinder tun wollen. Und ich möchte auch nicht zwei Drittel der Väter unter Generalverdacht stellen, dass sie ihre Frauen unterdrücken. Wir haben uns mit Bedacht für das Betreuungsgeld entschieden, dessen genaue Ausgestaltung noch diskutiert wird. So gibt es zum Beispiel den Vorschlag, einen Teil in Form von Gutscheinen für Musik- oder Sportangebote und so weiter zu geben, damit das Betreuungsgeld nicht nur eine Ergänzung zum Haushaltsgeld ist."

Unabhängig von der Ein-Drittel-Zwei-Drittel-Theorie kann festgehalten werden: Alle Bürger, die sich sorgen könnten, die Haushaltskassen von Eltern könnten angesichts einer auf sie hereinbrechenden Betreuungsgeldflut ab 2013 überlaufen, können unbesorgt sein. Wie die Gutschein-Idee zeigt, scheint die Kanzlerin auch an überfüllte Haushaltskassen und die Versuchung von Eltern zu denken, den Geldüberfluß zu allem Überfluß auch noch falsch auszugeben. In diesem Punkt scheinen die Vorstellungen einer kinderlosen Kanzlerin und erfahrenen FDJ-Sekretärin zumindest den Erwartungen der Abtreibungsaktivistin Alice Schwarzer gerecht werden zu können. Was allerdings Eltern mit Musik- und Sportgutscheinen zur Unterstützung der Betreuung ihrer Ein- oder Zweijährigen anfangen, bleibt vorerst das Geheimnis von Emma und der Kanzlerin.

Post scriptum: Die anderen Bundestagsparteien wollen selbstbetreuenden Eltern allerdings weder Betreuungsgeld noch Gutscheine gewähren. Sie unterstützen nur die "Krippenlösung".


Leserbriefe

Schon damals, als dieser Schwachsinn ruchbar wurde, habe ich sowohl die Bundeskanzlerin als auch die "Familien"ministerin schriftlich informiert, dass in dem Fall, dass das Betreuungsgeld in Gutscheinen ausgezahlt wird, ich auch meine Steuern künftig in Form von Gutscheinen zu bezahlen gedenke. Hab' leider keine Antwort bekommen...

Die vollständige Abgehobenheit der Alice-Schwarzer-Busenfreundin Merkel, die in dem Vorschlag gipfelt, Eltern von Kleinstkindern mit Sport-und Musik-Gutscheinen zu beglücken anstelle eines (ohnehin minimalen) Erziehungsgeldes, erinnert scharf an Königin Marie-Antoinette am Vorabend der französischen Revolution als sie angesichts einer Hungersnot im Volk, auf die man sie hingewiesen hat, gesagt haben soll: "Aber wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!" Wie es mit der armen Marie-Antoinette weiterging dürfte bekannt sein...