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Bischof Ackermann von BILD als Verlierer präsentiert


24.11.14

Bischof Ackermann von BILD als Verlierer präsentiert

Amtsenthebung eines Pfarrers, der nicht genügend für Einheit in der Pfarrgemeinde gesorgt haben soll, führt zu massiven Protesten aus seiner Pfarrgemeinde

(MEDRUM) Wem über die Person Bischof Ackermann bisher noch nichts bekannt war, kann jetzt in BILD etwas über sie lesen. Der Bischof von Trier wurde in der BILD-Rubrik Gewinner-Verlierer heute als Verlierer vorgestellt.

ImageProtest vor dem Bischofssitz

Im Bistum Trier gab es am Wochenende eine Demonstration vor dem Bischofssitz. Etwa 200 Gläubige hatten sich versammelt, um gegen eine Entscheidung von Bischof Stephan Ackermann zu protestieren. Die Teilnehmer der Versammlung kommen aus einer Gemeindegruppe, denen Bischof Ackermann kurzfristig den Pfarrer weggenommen hat. BILD: "Die Demonstranten zogen mit Spruchbannern von der Porta Nigra zum Trierer Dom. Grund: Ackermann hat einen beliebten Pfarrer seines Bistums willkürlich abgesetzt." Die Zeitung spricht von einer "Protest-Prozession" (Bild links).

Vertrauen in den Pfarrer, nicht in den Bischof

Die Gründe für den Protest gegen die Verfahrensweise des Bischofs wurden in einer eindringlichen Rede aus dem Kreis der Vertreter der Pfarrgemeinde dargestellt, die im Internetportal kath.net veröffentlicht wurde. "Wir kommen als eine Herde aufgewühlter Schafe, denen man den Hirten weggenommen hat", so die Katholiken aus der Pfarrgemeinde Beckingen. Der Pfarrer habe sie stets mit dem Vertrauen in die Kirche erfüllt. Jetzt, so die Gemeindemitglieder, müssten sie erleben, dass es gerade ihr Bischof sei, der ihr Vertrauen in diese Kirche schwer erschüttere. Weiter heißt es in der Rede über den Bischof: "Ausgerechnet er, der für uns der Garant der Einheit im Glauben sein soll, bestraft unseren Pfarrer wegen seiner klaren und eindeutigen Verkündigung, seiner Treue zur römischen Kirche und zu ihrer Tradition mit einer Amtsenthebung." Mit seiner Entscheidung stelle sich der Bischof hinter einige wenige Beschwerdeführer, denen der Pfarrer wegen seiner Treue zur Kirche ein Dorn im Auge sein. Sie seien fassungslos über des Bischofs Art und Weise des Umgangs mit ihnen. Sie fühlten sich behandelt wie Schafe, die dafür bestraft werden, dass ihr Hirte sie zu guten Weideplätzen geführt habe. Die Kritik der "Protes-Prozession" mündet in den schwerwiegenden Vorwurf an den Bischof, er missachte sie: "Sie missachten unsere Würde als mündige Katholiken. Sie herrschen über uns mit der Willkühr eines mittelalterlichen Lehnsherrn. Sie missbrauchen Ihre Autorität und zerstören eine aufstrebende Pfarreiengemeinschaft! Nur weil sich die Seelsorge dort nicht am Zeitgeist, sondern an der katholischen Tradition orientiert." (kath.net: 'Bischof Ackermann, Sie haben sich dem Geheul der Wölfe gebeugt!')

Bereits am 16.11.14 hatte die Zeitung DIE WELT über die Amtsenthebung berichtet. Demnach soll sich der Gemeindepfarrer von Beckingen geweigert haben, auf eine andere Stelle zu wechseln. Er soll eine Beschwerde angekündigt haben und dürfe bis dahin nicht in seine Gemeinde zurückkehren, sondern müsse bis zur Entscheidung im Dekanat Birkenfeld verweilen.

Drei Tage später berichtete Peter Winnemöller in kath.net über den zeitlichen Verlauf der Auseinandersetzung, die bereits im Frühjahr 2014 begonnen hatte. Pfarrer Eckert sei plötzlich aufgefordert auf sein Pfarramt zu verzichten. Es seien zunächst pastorale Gründe angegeben worden. Als sich Pfarrer Eckert geweigert habe, dem Wunsch des Bischofs aus ebenso "pastoralen" Gründen zu entsprechen, seien eine Handvoll Beschwerdeschreiben über Pfarrer Eckert aufgetaucht, die zur Grundlage eines Amtsenthebungsverfahrens wurden. Das Verfahren habe nun seinen unrühmlichen Abschluss gefunden, so Winnemöller.

Gründe des Bischofs

Michael Schneider-Flagmeyer schrieb dazu am 20.11.14 in kath.net: "Der Pfarrer von Beckingen, Christoph Eckert, wurde von Bischof Ackermann aus „pastoralen Gründen” seines Amtes enthoben. Er musste innerhalb von kurzer Zeit sImageeine Dienstwohnung verlassen und kam mit dem Nötigsten versehen bei 50 km entfernten Familienangehörigen unter. Er konnte sich nicht einmal von lieben Menschen verabschieden."

Noch am 12. November hatten die Messdiener der Pfarrgemeinde Beckingen freudestrahlend über ihren Aufenthalt in der Jugendherberge Tholey berichtet. "Auch Herr Pfarrer Eckert war wie immer mit Spaß und guter Laune dabei."

Bischof Ackermann hatte Mitte November in einem Schreiben an die Pfarrgemeinden vorgebracht, er habe die Entwicklungen in den Pfarrgemeinden mit Sorge verfolgt, insbesondere "Parteiungen". Pfarrer Eckert sei verantwortlich, in seiner Gemeinde für Einheit zu sorgen. Diese Aufgabe habe der Pfarrer nicht gewährleistet. Darum, so Ackermann, wolle er einen personellen Neuanfang setzen. Dem widerspreche nicht, dass der Pfarrer auch viel Segensreiches geleistet habe, was er durchaus anerkenne.

Ackermann ohne Überzeugungskraft

Die Teilnehmer der Protest-Prozession und offenbar viele Menschen in der Gemeinde konnte Bischof Ackermann mit seinen Vorstellungen nicht überzeugen. Nach der Verlesung des Briefes, in dem Bischof Ackermann den Gläubigen seine Entscheidung mitteilte, äußerten etliche Angehörige der Pfarrgemeinde ihr Unverständnis über die bischöflichen Entscheidung und Verfahrensweise im SR (Bild links). Offenbar sieht eine große Mehrheit seine Entscheidung als Unrecht. Bei ihrem Protest vor seinem Bischofssitz forderten sie von Bischof Ackermann, Unrecht wieder gut zu machen und selbst für die Einheit in ihrer Gemeinde zu sorgen. "Lösen Sie Probleme vor Ort und nicht an Ihrem Schreibtisch", forderten sie den Bischof auf.

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Dr. Stephan Ackermann wurde 2009 zum Bischof von Trier ernannt. 2010 übernahm er die Aufgabe des Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für alle Fragen im Zusammenhang des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich. Seit Oktober 2011 ist Bischof Ackermann Mitglied der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz.


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Leserbriefe

Die nahezu allseitige Empörung über die Amtsenthebung und das vollmundige Lob über den Pfarrer ist auffällig und lässt mich fragen: Wird hier der Öffentlichkeit vielleicht der wahre Grund für die Aktion den Bischofs verschwiegen? Was steht wohl in der "Handvoll Beschwerdeschreiben"? Womöglich etwas, was wegen der seelsorgerlichen Schweigepflicht nicht publiziert werden darf?

Der wahre Grund der Amtsenthebung, ist der vom Bischof erhobene Vorwurf der "Gemeindespaltung" und sonst nichts. Ich kenne Pfarrer Eckert seit seiner Zeit als Kaplan und ich kenne das Bistum Trier seit zwanzig Jahren. Da lag nichts weiter vor. Die Beschwerden waren, dass der Pfarrer zu katholisch agieren würde. Seine Zelebration sei "zu würdig", seine Predigt "zu katholisch". Es würde nicht ihrem Bild von Kirche entsprechen. Das war's, das genügt im Bistum Trier. Punkt aus.

Wer als Geistlicher katholisch ist, fliegt in Trier besser ganz tief unter dem Radar der Modernisten, sonst wird er abgeschossen. Da der Bischof von Trier selbst nicht mehr so recht zu unterscheiden weiß, was katholisch ist, und was nicht, wie er neulich in einem Interview zu erkennen gab, braucht er eben ein nicht-katholisches Kriterium wie den "Dienst an der Einheit", um den Pfarrer abzuschießen. Wenn es irgendeinen einen triftigeren Grund gäbe, könnten Sie gewiss sein, dass er offengelegt worden wäre, weil der Pfarrer noch katholisch war.

Der gleiche Bischof hat die Beurlaubung eines Priesters wieder aufgehoben, der einem Jugendlichen Geld für sexuelle Dienste angeboten hatte, nachdem das Strafverfahren wegen geringer Schuld gegen eine Zahlung von 6000 Euro eingestellt wurde. Der Pfarrer durfte wieder praktizieren (Katholische Initiative entsetzt über Bistumsentscheidung). Das meine ich, wenn ich sage, dass der Bischof gar nicht mehr weiß, was katholisch ist. Die "Einheit" die er meint und von seinen Pfarrern fordert, ist die in "Friede, Freude, Eierkuchen", aber gewiss nicht die im katholischen Glauben.


Bischof Ackermann meidet eher den Geruch der Schafe. Er hat ja für die Firmungen drei Weihbischöfe. Persönlich erscheint er eigentlich nur bei irgendwelchen besonderen Anlässen.

Andererseits hatte er ausreichend Zeit den Homosexuellentreff in Trier mit seinem Kaplan aufzusuchen und auch die Presse war dazu offensichtlich vorab informiert. Das Gleiche galt für seine Aufwartung bei der Agentur für Arbeit , wo er sich ausreichend Zeit nahm, deren Arbeitsweise kennenzulernen.

Ein Hirte, der dem Betroffenen keine Möglichkeit gibt, ihn belastenden Informationen seine Sicht der Dinge entgegenzustellen, ist in meinen Augen ein Spalter statt eines Friedensstifters. Dies widerspricht grundsätzlich der Vorgehensweise eines Christenmenschen. Dies um so mehr, wenn seine väterliche Entscheidung als Bistumsleiter gefragt ist.

Ein Bischof, der in einem wirklichen oder vermeintlichen Konflikt nicht wenigstens beide Seiten anhört, stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus. Es ist dies ein Mindestmaß an Fairness, das man mit Recht von einem Vorgesetzten erwarten darf, von einem Kirchenmann sowieso.

Wenn Bischof Ackermann über genügend Zeit verfügt, irgendwelche Gruppen mit seinem Besuch zu beehren, sollte er sich ebenso die Zeit nehmen, ein klärendes Gespräch mit einem Priester, auch wenn dieser einfach nur katholisch ist, zu führen. Und diesen Priester Hals über Kopf wegzuschicken, ohne ihm Gelegenheit zu geben, sich zu verabschieden, ihn dazu noch zu degradieren, ist mehr als stillos! Es scheint Bischof Ackermann an der nötigen Liebe zu fehlen.

Es ist ein Skandal, daß ein Pfarrer, der sich, wie es der Beitrag darstellt, der Lehre der Kirche verpflichtet fühlt und der in seiner Gemeinde angesehen ist, mit fadenscheinigen Gründen seines Amtes enthoben wird. Bei Ackermann überrascht dies allerdings nicht, denn erst vor wenigen Monaten entfachte er bereits mit einem anderen Skandal Wirbel, als er die gesamte Katholische Morallehre in Frage stellte, wofür er in teils scharfer Form von einigen seiner bischöflichen Amtsbrüder zurechtgewiesen wurde und von Kardinal Brandmüller, indirekt zum Rücktritt aufgefordert wurde.

Unabhängig von den tatsächlichen unbekannten Hintergründen: Der Grundsatz "audiatur et altera pars" ist sowohl zwingende Rechtsvorschrift als auch ein zwingendes Gebot der Fairness. Der Bischof hätte also die beiden steitenden Parteien gegeüber stellen müssen!

Wenn ich diese Ereignisse hier lese, dann frage ich mich, was immer auch geschehen sein mag, wo der versprochene Gehorsam bleibt? Was nützt es uns, wenn wir uns beklagen, dass da vielleicht ein zu frommer Priester leiden muß? Was nützt die noch so würdige Feier der Hl. Messe, wenn der Gehorsam auf der Strecke bleibt? Was nützt es, wenn wir den Hirten des Bistums Trier öffentlich schmähen?

Das ist wahrlich nicht im Sinne des Herrn. Wer mir nachfolgen will, nehme täglich sein Kreuz auf sich. Wir hören diese Worte wohl öfters im Evangelium, doch wenn's dann mal ernst wird, sind diese Worte schnell vergessen. Das Endergebnis solcher öffentlich ausgetragener Konflikte und Auflehnungen gegen die Obrigkeit geht immer zu Lasten der Gesamtkirche.