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Das Gender-Studienzentrum der EKD - Instrument einer narzisstischen Abkehr vom reformatorischen Zeugnis


21.05.14

Das Gender-Studienzentrum der EKD -

Instrument einer narzisstischen Abkehr vom reformatorischen Zeugnis

Ein Kommentar von Rolf-Alexander Thieke

(MEDRUM) Mit einem Festbankett zu Ehren der Eingeweihten beging die EKD mitten in der Passionszeit die Einweihung des Gender-Studienzentrums. Die EKD dokumentiert dieses Ereignis in ihrem Internetportal unter www.ekd.de/aktuell [1]. - „Die heutige EKD-Führung verkennt erneut ihren originären Auftrag“ - so jedenfalls könnte man die Vorgänge beschreiben. Ist sie Allotria-verliebt?

Feministische Machtergreifung
Wer sich das Geschehen und die Inhalte dieser EKD-amtlichen Informationen näher ansieht, erkennt - sofern er theologisch noch der reformatorischen Bildungs- und Bekenntnistradition verpflichtet ist: am 7. April 2014 haben führende Verantwortungsträger an die Stelle reformatorischer Evangeliums-Verkündigung eine postmoderne Sozialphilosophie in die Mitte gerückt. Mitten in der Passionszeit, die unsere ganze Existenz eigentlich aufs Innigste mit dem abgründigen und rettenden Leidensweg Jesu Christi verbinden soll, wurde in würdiger Kirche ein Festmahl gestaltet, um ein geschlechter-narzisstisches Sozialparadigma auf den Schild zu heben. Was den Anschein beglückender Moralität für sich hat, entspricht aber, nur modisch verpackt, jener von Luther abgelehnten Werkgerechtigkeit: ihr geht es in Wahrheit nicht um Gottes eigene, sich erbarmende Gerechtigkeit, die neues Leben und ewiges Heil stiftet; im Mittelpunkt steht vielmehr sogenannte Geschlechtergerechtigkeit - Imageim Zeichen einer feministischen Macht­ergreifung, der sich die Männer zu fügen haben. Und es zeigt sich: nicht wenige Kirchen-Männer der EKD haben sich ihr schon heute willig ausgeliefert und unterworfen.

Gefeiert wurde dieser Paradigmenwechsel besonders von einigen Führerinnen, die sich vor über 20 Jahren zu einem „langen Marsch“ durch die Evangelische Kirche auf den Weg machten. Für sie ist die ursprüngliche theologische Mitte der EKD heute de facto allenfalls noch historisch von Interesse. Rechtzeitig zum 500. Gedenken der Reformation zielt die Eröffnung dieses Studien­-Zentrums ohne viel Federlesens, quasi beiläufig, auf Abkehr von der geistlichen Kernbotschaft der Reformation. Was wie traurig-üble Ironie der Kirchengeschichte klingt, ist hier erkennbar Wirklichkeit geworden.

Ego-Trip statt Geist Jesu Christi
Die Abkehr vom reformatorischen Zeugnis geschieht dabei nicht etwa im theologisch kontroversen, lauteren Diskurs - etwa im Geist jener großen biblisch-theologischen Disputationen, wie sie gerade von Martin Luther und Philipp Melanchthon vorbildlich praktiziert wurden. Nein, es geht vielmehr schlicht um feministisch-positionelles Flagge-Zeigen und, ganz einfach, ein Umbiegen biblischer Texte, wie es gerade in die eigenwilligen Vorgaben passt. Und schon gibt es in der „evangelischen“ Kirche immer mehr Männer, die in diese Art „kirchliche Erotik-Falle“ hineintappen. Mancher fühlt sich gar ritterlich und geschmeichelt. Dass diese Art von kaltem, Macht­-orientiertem Feminismus nur das  Gegenstück zur arroganten Macho-Mentalität ist, wird ihnen nicht mehr bewusst. Vom Geist Jesu Christi, der uns einlädt zu selbstvergessenem Dienen (ein jeder mit den Gaben und Grenzen, die ihm eigen sind, damit wahrer Gottesdienst draus wird), bleibt in diesem Narzissmus-Projekt nichts übrig, was auf Dauer lebensdienlich wäre. Die Inhalte dieser „neuen“ Existenz der Alten Eva und des Alten Adam werden so gewählt, wie sie dem Ego am besten passen.

Defizite beim EKD-Ratsvorsitzenden

Hochrangiger freundlicher Zeuge dafür ist, wie wir seit Juni 2013 wissen und wie es seine Ansprache vom 7. April 2014 neu dokumentiert, der EKD-Ratsvorsitzende. Sein weltmännisches Auftreten lässt sich mit einem Verzicht auf reformatorisches biblisch-theologisches Urteil und Bekenntnisbindung gut verbinden. Herzenswarme Offenheit für alles Mögliche und Unmögliche macht zusätzlich alles sympathisch. Im Zeichen der wachsenden Säkularisierung der EKD möchte er nun - auf Kosten theologisch-ökumenischer Wahrheit - „allen alles werden“, wie Paulus es niemals vermochte. Erneut zeigt sich die seit Jahren vorbereitete innerkirchliche atmosphärische Wende. Sie wurde von interessierten Kreisen mit langfristig angelegter, personalpolitischer Strategie gefördert. Und dies „mit gutem Gewissen“: das neue narzisstische Credo war und ist schon so internalisiert, dass es gar nicht mehr nötig schien, sich etwa explizit auf kontroverse Diskurse einzulassen, die noch echt sind und Anstrengung sowie innere Hörbereitschaft erfordern. Es gilt: „Nur dies nicht!“ Und: „Möglichst den Anschein von Harmonie erwecken.“ Sukzessiv wurden einfach Personalstellen besetzt und so - z.T. subkutan - vollendete Tatsachen geschaffen: zugunsten jener, „die auf unserer Seite stehen“. Auf dieser personellen Basis, bis in der Spitze der EKD, konnte man nun nach Jahren auch öffentlich positionell explizit werden, um die intendierte "neue Mitte" zu proklamieren: die Vorgänge und Hintergründe zur „Orientierungshilfe“ des Rates der EKD und die ausgebuffte Taktik bei der Präses-Wahl der EKD-Synode im November 2013 geben Illustrationen. Die Sonne bringt es an den Tag.

Die Argumentationsfiguren in der Rede des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider (z.B. seine Kritik an der Journalistin Birgit Kelle) zeigen, dass er  s e l b e r  noch immer nicht verstanden hat, was in der Gender-Philosophie alles sonst noch mit-verpackt ist. Es rächt sich, wenn solche Verantwortungsträger in hohen Positionen nicht solide informiert sind, wenn sie Zusammenhänge darum nicht mehr hinreichend reflektieren können und wenn sie schließlich hochgradig von eigenen Gefühlen und Projektionen bestimmt sind. Dann gibt es kaum noch ein Entrinnen gegenüber jener Gefahr, für feministische Strategien instrumentalisiert zu werden. Auch die schätzenswerte Gabe der Sensibilität wird so zur Gefährdung, zur Falle, zum Einfallstor für Verführungen und Irrwege.

Fäulnis und Zerfall in der EKD
Wer sich kirchengeschichtlich in Sachen „Sektenbildung“ einigermaßen gebildet hat, wird mit diesen Ereignissen eine Art Déjà-vu-Erlebnis verbinden. Die persönlich betroffenen und befangenen Frauen und Männer aber wissen von alledem nichts. Und vor allem: in ihrer Euphorie sehen sie für sich und untereinander nicht den geringsten Grund, selbstkritische Fragen zu stellen und Fragen zuzulassen. Lautere und theologisch seriöse Gesprächspartner, von denen man ggf. noch lernen könnte, will man nicht mehr ins persönliche Gespräch ziehen, falls die eigene Position neu bedacht werden müsste. An die Stelle rationaler Diskurse treten Willkür oder Scheinveranstaltungen wie Symposien, aus denen man theologisch und praktisch keine schlüssigen Konsequenzen mehr zieht. Zum Traurigsten gehört dann nur noch der Versuch, theologische Gegenüber, die einem als Gegner nicht behagen, mit diskreditierenden Etiketten zu belegen. Vieles erinnert da an ein hellsichtiges Wort einer bekannten Landessynodalen vor Jahren, die warnte, es zeige sich die Gefahr, dass sich "zweierlei Kirchen unter einem Dach" entwickeln. Der damalige Protest-Sturm wird jetzt EKD-weit gründlich beschämt. Im Vorfeld des 500. Reformationsgedenkens zeigt die EKD deutliche Signale für eine vorbereitete Kirchenspaltung von oben!  Die viel gerühmte Freiheit der Evangelischen Kirche, die in ihrer festen Bindung an Schrift und Bekenntnis verortet war, und die Freiheit von Christen „allein in Christus“, die aus schuldhaften Bindungen wie falschem Stolz befreite, verkommt auf kirchlichen Führungs­ebenen immer mehr zu einem theologisch profil-feindlichen Pluralismus des anything-goes. Noch mag die Institution EKD finanziell halbwegs gut dastehen, aber der innere geistliche Loyalitätsverfall ist weit gediehen! Ganz leise wird die EKD zu einem Koloss auf tönernen Füßen. Vor Selbstbetrug zu warnen, gehört da - gleichzeitig mit der Verkündigung des Gnaden-Angebots Gottes für jene, die noch hören wollen - zum Auftrag der Christus-Zeugen in heutiger Situation. Das Wunder von Ostern lässt immer neu aufmerken und hoffen, kaum aber für jene, die sich dezidiert als lernunwillig zeigen.      

Der alternative Weg

Wer die Nöte von Menschen kennt und gar Generationen-Gerechtigkeit will, muss fragen: Wäre es nicht unendlich segensreicher, unter Jugendlichen, zwischen Mädchen und Jungen, das achtungs­volle Miteinander in rechter Nähe und Distanz zu fördern; zwischen Männern und Frauen den guten, gelingenden Brückenschlag zu ermöglichen; ihr Miteinander in Wertschätzung und echter Freude zu gestalten; gelingendes Leben in jungen Ehen zu stiften; bös zerstrittene Ehepartner miteinander in ein gutes Gespräch zu bringen; seelische Verletzungen klug und liebevoll aufzuarbeiten; getrennt oder geschieden lebende Ehepartner miteinander tief zu versöhnen; den Kindern getrennter Ehepartner ein  neues, gemeinsames Zuhause zurück­­zugeben; Müttern und Vätern ein glückliches Familienleben mit ihren Kindern zu eröffnen; den Kindern ein Leben mit leiblichen Schwestern und Brüdern zu ver­schaffen; zwischen alleinstehenden Menschen Christus-zentrierte Freundschaften zu stiften; selbst­bezogene Lebensentwürfe zu hinterfragen und hinter sich zu lassen und - schließlich - allerlei alte Rechtfertigungen für böse Gedanken und Taten unter die Vergebung Jesu Christi zu stellen, kurz: das Leben des Alltags in begnadeter Ehrlichkeit vom lebendigen Gott selbst rundum erneuern zu lassen? Gesegnet ist, wer so dereinst Seine Ewigkeit zu schmecken bekommt!

Rolf-Alexander Thieke ist Theologe, Pfarrer und Religionslehrer im Ruhestand. Geboren in Cottbus, studierte er Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg und Göttingen. Nach Aufenthalten in der Schweiz, in Frankreich und in Großbritannien war er ab 1973 im Dienstauftrag in der Badischen Landeskirche für den gymnasialen Religionsunterricht tätig. Ab 1987 war er Schulpfarrer am Internat Schule Schloss Salem sowie an weiteren Schulen am Bodensee. Seit 2005  begleitet er pädagogische Projekte in Kinshasa/Kongo. Thieke engagierte sich im Initiativkreis Evang. Kirchenprofil und ist Mitautor der Erklärung „Für die Freiheit des Glaubens und die Einheit der Kirche".




[1] http://www.ekd.de/aktuell/edi_2014_04_07_studienzentrum_genderfragen.html

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Studientag Genderismus

 

ikbg-logoZur Thematik  "Gender-Theorie" veranstaltet die Internationale Konferenz Bekennender

Gemeinschaften (IKBG) am 19. Juli 2014 einen Studientag in Schwäbisch-Gmünd. In den Blick werden dabei besonders die "Nebenwirkungen" und Gefahren des Genderismus genommen.

Veranstaltungstitel: Bildung Ja – Indoktrination Nein. Genderideologie gegen Vernunft und Glauben.
Referenten: Prof. Dr. Manfred Spreng, Dozent Dr. Werner Neuer und Gabriele Kuby.
Termin: 19. Juli 2014
Ort: Schwäbisch Gmünd (Schönblick, Forum I)
Tagungsbeitrag (inkl. Mittagessen und Kaffee): 15.– Euro
Information zur Tagung: → IKBG_Flyer

Die Veranstalter bitten um baldmögliche Anmeldung an:

Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften IKBG/ICN
Sekretariat: Brigitte Guntermann
Postfach 1203
17162 Teterow (Mecklenburg)

Telefon: 039933 / 739-848, Fax: 039933 / 739-859

E-Mail: sekretariat@ikbg.net


08.04.14 Gender-Studienzentrum der EKD eine "bekenntniswidrige" Einrichtung MEDRUM
03.04.14 Studienzentrum der EKD für Gender-Fragen komplett MEDRUM
03.01.14 Ab sofort: Geschlechtergerechte Besetzung von Gremien in der EKD MEDRUM

 

Leserbriefe

Es ist ganz fürchterlich, dass die EkD sich nicht mehr an die Bibel hält. Auf diese Weise wird das Christentum von innen zersetzt und wider den Heiligen Geist Gottes gehandelt und das in der Kirche. Es sollten sich die richtigen Christen zu Wort melden und sich nicht mundtot machen lassen durch die weltliche politische Korrektheit.