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Empörung über Anne Will und Oskar Lafontaine

03.06.08 


Empörung über Anne Will und
Oskar Lafontaine

Das Trommelsolo des
Blechtrommlers Oskar Lafontaine

Ein Kommentar von Kurt J. Heinz

Es
ist ein ungleiches Paar, über das sich gestern Empörung ergoß. Anne Will, die
schon seit einiger Zeit in der Kritik steht, lieferte am Sonntagabend eine
Steilvorlage für den Linksaußen der Republik Oskar Lafontaine. Als ehemalige
Moderatorin der Sportschau sind ihr Steilvorlagen vertraut. Weniger vertraut
scheint sie und ihre Media GmbH, die bei der ARD unter Vertrag steht, mit den
Fakten zu sein, über die sie selbst und ihre Gäste sprechen. Auch scheint ihr
nicht bewusst zu sein, das sie als Moderatorin durch ihre Kompetenz für einen fairen geistigen Wettstreit und die Einhaltung von
Spielregeln sorgen muss. Friedberg Pflüger von der Berliner CDU ist empört und fordert die Absetzung von Anne Will.

Anne
Will und ihre GmbH verbreitete in ihrem Eingangsspot zur Sendung am
Sonntagabend fälschlicherweise die Suggestion, in Berlin sei der Schuldenberg
abgetragen worden. Rot-Rot hätte 60
Milliarden Euro Schulden geerbt und habe Berlin auf die Erfolgsspur geführt.
Dank Rot-Rot, sei Berlin nicht mehr so arm, aber immer noch verdammt sexy, hieß
es in dem Spot. Wendelin von Boch, der
sich vor der Sendung offenbar informiert hatte, wandte ein, dass die
Schuldensumme trotz Hauhaltskonsolidierung von 38 Milliarden auf 60 Milliarden
gestiegen sei. Er hatte keine Chance, dafür Bestätigung zu finden. Der einzige
in der Runde, der dies außer ihm - und sicher noch besser - wußte, war Klaus
Wowereit. Aber er schwieg. Es wäre wohl nicht opportun gewesen, wenn ausgerechnet
Wowereit, dessen Berliner Rot-Rot-Projekt Anne Will den Zuschauern als
"Erfolgsmodell Berlin" präsentierte, dadurch einen Erfolg von Rot-Rot
in Berlin selbst in Frage gestellt oder geschmälert hätte. Das muss man nicht,
mag Wowereit gedacht haben, auch nicht um der Wahrheit willen. So wundert es
nicht, wenn Friedbert Pflüger nun empört ist, denn als
Fraktionsvorsitzender der CDU im Berliner Senat weiß er, dass diese Fakten, die
Anne Will und ihre Media GmbH präsentiert hatte, falsch waren. Ein Fauxpas von
weit größerer Bedeutung als der Fehler, der Anne Will schon bei der Vorstellung
der Gäste unterlief, als sie Wendelin von Boch fälschlicherweise nicht als
Aufsichtsratsmitglied sondern als Aufsichtsratsvorsitzenden vorstellte.

Die
falschen Filmangaben über die Schuldenentwicklung Berlins hätten für die
Forderung Friedbert Pflügers längst nicht ausgereicht. Schlimmer als nur
falsche Fakten zu präsentieren ist der Fehlgriff Anne Wills, Oskar Lafontaine
nach Belieben um sich treten zu lassen. Er tat es mit sichtlichem Genuß. Die
Regierungspartei CDU sei verfassungsfeindlich, traf er die Union unter die
Gürtellinie, ein Tritt, den er gleich mehrfach austeilen durfte. Jung und
Schäuble sind erklärte Verfassungsfeinde, war der erste Streich, doch der zweite
folgte gleich: "Die CDU ist der eigentliche Verfassungsfeind." Und da
er schon mal mit dem Treten unter die Gürtellinie begonnen hatte, machte er
weiter: Die CDU verfolge verfassungsfeindliche Bestrebungen, darum müsste er
sie im Saarland nachhaltig vom Verfassungsschutz beobachten lassen, wenn er
dort Verantwortung trüge. Es gerät zu einem wahren Amoklauf, was Oskar bei Anne
Will inszenieren darf. Drei häßliche Fouls, Tätlichkeiten der üblen Art, die er
ungeahndet begehen kann.

So
ganz nebenbei teilt er noch einen weiteren Tritt aus, indem er das Ammenmärchen
verbreitet, die Union habe eine ganz überzeugte, linientreue Jungkommunistin
zur Kanzlerin gewählt. Um die Richtigkeit seiner Behauptung zu suggerieren,
präsentiert er als Beleg, dass Angela Merkel eine FDJ-Funktionärin der
hartgesottenen Art gewesen sein muss, die sogar in Moskau habe studieren
dürfen. Indes, wer ist sich schon der Tatsache bewußt, dass Angela Merkel, die
in jungen Jahren wie Millionen anderer Jugendlicher zur Jugendmassenorganisation
FDJ der ehemaligen DDR gehörte, sich mit jugendlicher Passion um kulturelle
Aktivitäten für ihre Altersgenossinnen und -genossen gekümmert hat? Wem ist
bewusst, dass Angela Merkel, sich im Unterschied zu vielen Linientreuen nicht
der sozialistischen Jugendweihe ihres Jahrganges unterzogen hatte, sondern sich
stattdessen konfirmieren ließ? Und wem ist schon bewusst, das Angela Merkel
nicht in Moskau, sondern in Leipzig Physik studierte? Ein Mißverständnis sei
das nur gewesen, wird diese Unwahrheit Lafontaines nach der Sendung
bagatellisiert. Und wem ist schließlich noch in Erinnerung oder wer weiß, dass
Angela Merkel im Gegensatz zu einem Gregor Gysi nie der SED angehörte? Auch
wird es wenigen in Erinnerung sein, dass sich Angela Merkel im Jahr der Wende dem
Demokratischen Aufbruch zuwandte, der den Sozialismus ablehnte und der Wende
zur freiheitlichen und sozialen Demokratie wesentliche Impulse gab. Wen
interessiert das alles? Oskar Lafontaine interessiert dies an diesem Abend bei
Anne Will ganz sicher nicht. Anne Will übergeht dies.

Oskar Lafontaine hat demokratische Spielregeln verletzt.
Das ist er gewohnt zu tun, wenn man zurückblickt. Er tat es in der SPD gleich
mehrfach. Sein prominentester und größter Tritt, der bei Millionen SPD-Wählern
und SPD-Genossen unmittelbar unter der Gürtellinie ansetzte, war sein
Nacht-und-Nebel-Abgang als Wirtschaftsminister und SPD-Vorsitzender. Eine
Eingebung, die dem Entschluss des Blechtrommlers Oskar vergleichbar ist, als
jener aus Protest beschlossen hatte, nicht mehr zu wachsen und fortan nur noch
blechtrommelnd mit der Welt zu kommunizieren. Lafontaine verweigerte sich mit
seinem Affront der Sprachlosigkeit all denen, die ihm vertraut und sich ihm
anvertraut hatten. Da half auch kein noch so großer Appell der Genossen.
Er hinterließ sie nach ihrem vergeblichen Bemühen um Verstehen in konsternierter
Ratlosigkeit. Dafür erhielt er von der SPD zurecht die Rote Karte.

Seine Blechtrommel erhielt Oskar Lafontaine jedoch erst
einige Zeit später. Nach der Verweigerung einer erneuten Gefolgschaft durch die
saarländische SPD und seinem Austritt aus der Partei wurde sie ihm von Gregor
Gysi gereicht. Gysi erkannte, dass das Bündnis der PDS mit der WASG die
strategische Chance bot, über die Hintertür in den alten Bundesländern Fuß zu
fassen.

Seither trommelt Oskar wie sein Romanvorbild. Auch beim
ihm ist der Wahrheitsgehalt seiner Geschichten oft zweifelhaft, in Teilen
nachweislich falsch, und - wie bei seinem Trommelsolo in der Sendung von Anne
Will - ebenso von neurotischer Infantilität geprägt wie die Geschichten des
Sonderlings Oskar Matzerath. Lafontaine hat sich mit seinem
Blechtrommelauftritt am Sonntagabend selbst zur Karikatur gemacht. Ob das der
Grund war, weshalb ihm Anne Will seine Blechtrommel nicht abnahm?

Niemand
sollte darauf warten, dass Oskar seine Blechtrommel freiwillig abgibt. Sie
müsste ihm schon aus den Händen genommen oder die Gelegenheit zu solchen Solos darf ihm nicht geboten werden. Die Genugtuung, dass er mit
seiner Blechtrommel, mit der er für Gregor Gysi bereits die Hintertür geöffnet
hat, jetzt auch noch gutgläubige Wähler an die Falltür der Linken führt, scheinen ihm
die Getretenen verständlicherweise versagen zu wollen. Auch dies ist bei Friedbert
Pflügers empörtem Protest über die Sendung von Anne Will angeklungen.

Leserbriefe

Wer sich derartig disqualifiziert hat, politische Sendungen so hilflos (oder bewusst falsch) zu moderieren wie Anne Will und wer sich - wie Oskar Lafontaine - derartig disqualifiziert hat, politische Verantwortung zu übernehmen und als politisches Wrack versucht, sich selbst wieder flott zu machen, hat es nicht verdient, öffentliches Gehör zu bekommen, d. h. eigentlich doch; denn nun ist es auch für den letzten "ehrbaren Demokraten" offenbar geworden, welcher destruktive, lügnerische und verleumderische Geist sich da als "politische Wahrheit" verkaufen möchte. Was jetzt aussteht, ist eine Bombardement gegen die ARD, die letztendlich diese "Entgleisung" mit zu verantworten hat. Bitte halten Sie in Zukunft nicht mehr mit Ihrer Meinung gegenüber der ARD zurück; denn wir haben nur die Medien, die wir bereit sind schweigend zu akzeptieren. Wussten Sie eigentlich, dass Ihre kritische Stimme in Form eines Leserbriefes bei ARD und ZDF immerhin für 5.000 "schweigende Zuschauer" gewertet wird? 1.000 Leserbriefe zählen für 5.000.000 "schweigende Mehrheit"!!! Ich jedenfalls will in Zukunft nicht mehr solche Entgleisungen durch meinen öffentlichen Fernseh- und Rundfunkbeitrag finanziert wissen.

http://www.segen-fuer-deutschland.de

Ich habe zwar die Sendung nicht gesehen, aber es ist doch erstaunlich, wie oft man diesem Demagogen die Möglichkeit sich in den Medien zu präsentieren gibt. Entweder wollen die seriösen nicht mehr kommen, was natürlich Unsinn wäre oder sie werden nicht eingeladen, denn hohe Einschaltquoten sind bei Lafontaine sicher. Halbwahrheiten und Behauptungen sind schon immer seine Waffe gewesen und was gesagt ist, hat der Wähler gehört ohne die Wahrheit nachvollziehen zu können. Das ist eine Schwäche der Anne Will. Sie hat meist keinen Experten in der Runde, der die Behauptungen dann richtig stellen kann.
Es ist ein Kasperltheater was hier abläuft. Es stimmt, Hart aber Fair ist um Welten besser und ich schaue diese Sendung wesentlich lieber an. Der Zuschauer kommt zu Wort. Die Vorbereitung ist qualitativ wesentlich besser. Die Fakten werden geliefert. Öffentlich rechtlich ist durch eine Frau, der bestimmte Qualitäten fehlen schlecht darstellbar. Gut reden und gut aussehen ist einfach zu wenig.

Ich kann nur empfehlen, an den CDU Mann und ans ARD viele mails zu schreiben.

Es ist enorm wichtig, den einen zu unterstützen und den anderen den Unmut zu zeigen.

Bitte, liebe medrum -redaktion, veröffentlichen Sie doch beide mailadressen.

Wie von Frau Lambrecht vorgeschlagen, werden die Mail-Adressen von Herr Friedbert Pflüger und der ARD hier angegeben:

pflueger@cdu-fraktion.berlin.de

zured@daserste.de

mail@annewill.de