26.09.13
Katrin Göring-Eckardt dankt ab (als Präses in der EKD)
Grüne Kirchenfrau gibt das Amt als Präses der Synode frei und geht bei den Grünen aufs Ganze
(MEDRUM) Die bei der Bundestagswahl gescheiterte Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, legte am Donnerstag ihr Amt als Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nieder. Während die grüne Kirchenfrau vom Ratsvorsitzenden für ihre Arbeit an der Spitze der EKD belobigt wurde, kämpft sie bei den Grünen um ihr politisches Überleben als Spitzenpolitikerin.
Ratsvorsitzender lobt Göring-Eckardts Verdienste um den Reformprozess
Die Träume der Grünen, gestärkt aus der Bundestagswahl 2013 hervorzugehen, haben sich nicht erfüllt. Katrin Göring-Eckardt, die sich neben Jürgen Trittin bei der Urwahl der Grünen als Spitzenkandidatin durchsetzte, ließ für einen Wahlerfolg sogar ihr Amt als Präses der Synode der EKD bis zur Wahl ruhen. Sie hatte sich jetzt zu entscheiden, ob sie ihr Amt wieder aufnimmt oder niederlegt. Am Donnerstag gab sie nun bekannt, dass sie das Amt an der Spitze des evangelischen Kirchenparlamentes mit sofortiger Wirkung niederlege. Als Begründung gab sie an, dass sie sich ganz der künftigen Entwicklung ihrer Partei widmen will. Zuvor hatte Göring-Eckardt in den Medien Erstaunen erregt, als sie es im Interview mit BILD am Sonntag ablehnte, sich über eine vermeintliche Trennung von ihrem Ehemann zu äußern. Auch gegenüber der evangelischen Nachrichtenagentur idea hatte die Kirchenfrau wiederholt mitteilen lassen, darüber sage sie nichts. Was habe sie zu verbergen, fragte idea.
Aus Anlass der Niederlegung ihres leitenden Kirchenamtes belobigte der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Nikolaus Schneider, die scheidende Synoden-Präses. Sie habe sich um den Reformprozess in der EKD verdient gemacht. Über die Nachfolge für das Präses-Amt der Synode soll im November 2013 bei der Tagung der Synode durch Wahl entschieden werden. Bis zu dieser Neuwahl werden die beiden Vizepräsides, Günther Beckstein und Klaus Eberl, weiter die Aufgaben des Präses-Amtes der EKD-Synode wahrnehmen.
Ganz auf das kirchliche Altenteil will sich Göring-Eckardt allerdings nicht zurückziehen. Synoden-Mitglied will sie bleiben. Dazu meinte sie: "Und ich freue mich darauf, auch weiterhin als Mitglied der Synode an der Zukunft der evangelischen Kirche in Deutschland mitzuwirken.“ Zu den Kennzeichen der von ihr christlich begründeten Haltung gehört neben der Befürwortung der "Homo-Ehe" auch die Kritik an der Präimplantationsdiagnostik (PID). Göring-Eckardt meinte dazu in einem Beitrag in der FAZ im Januar 2011: "Ein bisschen christliches Menschenbild gibt es nicht, ein bisschen PID darf es nicht geben."
Schelte aus der Partei: "jämmerlich versagt"
Wenig Beifall erhielt Göring-Eckardt als grüne Spitzenkandidatin. Der grüne Europaabgeordnete Werner Schulz meinte beispielsweise, sie habe "jämmerlich versagt". So hat sich seit dem Wahlabend nach dem Rücktritt der Parteiführung auch Widerstand gegen Göring-Eckardt formiert. Wie MEDRUM berichtete, hat die Grünen-Politikerin nach dem enttäuschenden Ergebnis der Grünen bei der Bundestagswahl 2013 (die Grünen sind im künftigen Bundestag nur noch viertstärkste Fraktion nach der Union, der SPD und der Linkspartei), angekündigt, dass sie in der kommenden Legislaturperiode Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen werden will. Vor diesem Hintergrund sind Parteigenossen dem Anspruch Göring-Eckardts entgegengetreten. Eine Kampfkandidatur zeichnet sich ab. Auch die Grünen-Wirtschaftsexpertin Kerstin Andreae will Fraktionschefin werden.
"Machtpoker" von Göring-Eckardt
Für Beobachter kommt der parteiinterne Widerstand nicht überraschend. Angesichts ihrer Mitverantwortung für das schlechte Wahlergebnis nannte die WELT die Ankündigung Göring-Eckardts, erneut eine Spitzenfunktion bei den Grünen übernehmen zu wollen, ein dreistes Manöver. Göring-Eckardt wird in Anbetracht der anhaltenden Kritik in ihrer Partei in der Tat eine Menge Kraft und ebenso Glück brauchen, wenn sie weiter an maßgeblicher Stelle bei den Grünen mitwirken will. Ob dies in einer Oppositions- oder Regierungsrolle der Grünen sein könnte, ist aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im neuen Bundestag noch nicht absehbar. Die Grünen könnten rechnerisch betrachtet sowohl in eine Koalition mit der Union wie in eine rot-rot-grüne Koalition eintreten. Die Welt schrieb zu Göring-Eckardts politischen Ambitionen, sie gehe im "Machtpoker aufs Ganze".
26.09.13 | Göring-Eckardt nicht mehr EKD-Präses | MDR |
26.09.13 | Andreae fordert Göring-Eckardt heraus | NTV |
26.09.13 | Göring-Eckardt geht im Machtpoker aufs Ganze | WELT |
25.09.13 | Göring-Eckardt: Schwarz-grüne Koalition wäre unglaubwürdig | Deutschlandradio |
25.09.13 | Das dreiste Manöver der Katrin Göring-Eckardt | WELT |
23.09.13 | Berlins Grünen-Urgestein Ströbele für Rot-Rot-Grün | Berliner Morgenpost |
23.09.13 | Grüne: Gesamte Führung tritt zurück | FAZ |
02.07.11 | "Da bin ich gerne radikal" | TAZ |
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Leserbriefe
Eule oder Nachtigall
Das Wirken in der EKD von Frau Göring-Eckardt kann als Erfolg wie als Katstophe gesehen werden, je nach dem welche Erwartungen an das Leitungsamt gestellt werden. In der Politik entscheidet der Wählerzuspruch über die Leistung und in der Kirche? Wenn man sich dem Bemühen anschliesst weltoffen und angepasst dem Zeitgeist aufzutreten, dann mag Herr Schneider recht haben wenn er von Erfolg spricht. Aber nur er. Denn auch hier gilt das messbare Ergebnisse an geretteten Seelen, an vollen Kirchen, an dem Wort Gottes das in aller Munde ist. Wie, was? Davon nicht viel oder gar nichts? Dann wollen wir nur hoffen, die GRÜNEN schauen sich ihre Kanditaten genauer an.
An Ihren Früchten sollt ihr sie erkennen
Dass diese Person nun zurückgetreten ist kann ich nur befürworten. Vor diesen Menschen hat uns Jesus schon gewarnt: "An Ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Dass die evangelische Kirche sie auch noch beweihräuchert, ist eine Schande. Mit diesem Verhalten schlagen wir unserem Herrn Jesus erneut ins Gesicht. Hat die evangelische Kirche ihre Bibeln ausgetauscht oder was wird hier als Leitfaden genommen? Das Wort Gottes wird hier so mit Füßen getreten, wie es eben nur geht. Ich hoffe, ein jeder weiß, dass der Tag der Rechenschaft bevor steht. Dann wird Jesus sagen: "Geh weg, ich kenne Dich nicht!" Das ist endgültig.