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Gründungsfeier des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland


30.07.13

Gründungsfeier des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland

„Ex oriente lux!" – Gottes Licht aus dem Orient, wo die Wiege der Christenheit stand

(MEDRUM) Mit einem ökumenischen Gottesdienst unter Beteiligung zahlreicher geistlicher Würdenträger feierte der Zentralrat orientalischer Christen in Deutschland e.V. in der evangelischen Matthäuskirche in München seine Gründung. Integration, Toleranz und Völkerverständigung stehen im Mittelpunkt, "Frieden durch Dialog" ist der Leitgedanke.

Gemeinsam mit wichtigen Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft fand am 27.07.13 in München die Gründungsfeier des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland in der Münchner Kirche St. Matthäus im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes statt. Der Gottesdienst wurde von Geistlichen verschiedener orientalischer Kirchen sowie Geistlichen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen zelebriert, insbesondere von:

  • Seiner Seligkeit Gregor III, Laham, Patriarch der melkitischen griechisch-katholischen Kirche
  • Seiner Exzellenz Bischof Michael von der koptisch-orthodoxenen Kirche
  • Seiner Exzellenz Patriarchalvikar Philoxenus Mattias Nayis,  Erzbischof Deutschland der syrisch-orthodoxen Kirche
  • Seiner Exzellenz Patriarchalvikar Julius Dr. Hanna Aydin, Erzbischof für gesellschaftliche, ökumenische und politische Angelegenheiten der syrisch-orthodoxen Kirche
  • Hochwürden Abuna Zaia Rafed Maroki von der assyrisch-apostolischen Kirche des Ostens.

Umrahmt von Chören etwa aus der äthiopisch-, koptisch-, oder eritreisch- orthodoxen Kirche überbrachten Patriarchen und Bischöfe Grüße und Segenswünsche zur Gründung.

In seiner Ansprache drückte Patriarch Gregorios III. aus Syrien den Wunsch aus, es möge sich erfüllen, was Jesus sagte, dass sich alle Kinder Gottes sammeln mögen. Dabei berief er sich auf Papst Johannes XXIII., der sagte, dass das, was die Christen eint, mehr sei, als das, was sie trennt. Er rief dazu auf, das erste Kennzeichen der Christen, die in Antiochia erstmals so genannt wurden, wieder zu leben: Die Liebe zueinander an der die Welt sie einst erkannte.

Mit einem Blick zum Altarbild der Münchner Matthäuskirche, das Kreuzigung und Auferstehung in der Kulisse Jerusalems zeigt, meinte der Patriarch, es sei interessant, dass die Westkirche von der Grabeskirche spreche, während die orthodoxe Kirche den selben Ort als Auferstehungskirche bezeichne. So seien beide Aspekte Kreuz und Auferstehung genannt. Alles das aber spielte sich in Jerusalem ab. Das Licht Gottes käme aus dem Orient – ex oriente Lux. Auch deshalb sei es so wichtig die Christen in den orientalischen Ländern zu unterstützen, denn hier stünde die Wiege der Christenheit.

Bischof Michael von der koptischen Kirche betonte, dass seine Kirche eine Märtyrerkirche sei, die ihr Kreuz gerne trüge, für alle Menschen bete und großes Interesse an der Begegnung mit anderen Christen habe.

Bischof Aydin von der syrisch-orthodoxen Kirche entpflichtete Simon Jacob vom Amt des Integrationsbeauftragten und führte ihn in sein neues Amt als Vorsitzender des Zentralrates ein. Dabei betonte er, das Ziel des Zentralrates sei die Religionsfreiheit für die Geschwister in der Türkei, Syrien und anderen Ländern, in denen sie unterdrückt werden. Er dankte neben Simon Jacob und dessen Frau, die ihn in den vergangenen drei Jahren während zahlreicher, durchaus gefährlicher Reisen auch in Krisengebiete der islamischen Welt, unterstützt und entbehrt hätte, auch der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Stephanus-Kreis, der aus Bundestagsabgeordneten besteht, die sich besonders für verfolgte Christen einsetzen. Sein Dank ging darüber hinaus an die deutschen Brüder und Schwestern, die sich dafür einsetzten, dass das Licht in der Wiege der Christenheit nicht ausgelöscht würde. Deshalb müsse der Zentralrat Schutz und Schild der Christen in der Heimat werden.

In der sich an den Gottesdienst anschließenden Feierstunde wurde die Arbeit Simon Jacobs besonders vom sichtlich beeindruckten Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, gelobt. Er war mit Jacob selbst im Irak unterwegs und erfuhr so von den Leiden der dortigen Christen aus erster Hand.

Als Vertreter der CDU/CSU-Fraktion sprach der Münchner Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer. Er betonte, dass Volker Kauder und er - etwa in Indien, dem Sudan, in Kairo aber auch der Türkei - immer wieder das Leid der dortigen Christen und das Unrecht der Unterdrückung benannt hätten. „Die Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht und nicht verhandelbar", so Singhammer weiter. Er sehe mit Sorge, dass sich im Fortschrittsbericht der EU-Kommission in der Frage der Religionsfreiheit insbesondere bei unserem Nachbarn Türkei wenig bis nichts bewegen würde. Besonders sorge er sich um das Kloster Mor Gabriel, dass seit Jahren bedrängt werde. „Ein EU-Beitritt der Türkei ohne volle Umsetzung der Religionsfreiheit ist nicht möglich!" Auf die Frage, was Politik hier zur Verbesserung der Situation beitragen könne, sagte Singhammer: „Die Unterdrücker suchen die Dunkelheit und scheuen das Licht. Deshalb reisen wir in diese Länder und ziehen das Problem ins Licht der Öffentlichkeit."

ImageDer Zentralrat wurde am 18.03.2013 in München gegründet und ist im Vereinsregister des Amtsgerichtes München unter der Bezeichnung „Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland e.V.“, kurz „ZOCD“, eingetragen (Bild links).  Es handelt sich hierbei um eine Laienorganisation von Christen aus orientalischen Ländern, die vorwiegend wegen der Verfolgungssituation aus ihren Ländern geflohen waren und eng mit den Leitungen der orientalischen Kirchen zusammenarbeiten. Zweck des ZOCD ist laut seiner Satzung: "Die Förderung der internationalen Gesinnung, der Volksbildung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedanken basierend auf den christlichen Werten der altorientalischen Kirchen."  Diesen Zweck will der ZOCD auf 4 Aufgabenfeldern verwirklichen:

  • Eine intensive Zusammenarbeit, in Form von Arbeitskreisen, mit Vertretern der Leitungsorgane der orientalischen Kirchen sowie der Kirchen des Ostens und Westens.
  • Gemeinsame Veranstaltungen mit deutschen und orientalischen Vereinen und Organisationen, die sich der religiösen, musikalischen und kulturellen Völkerverständigung verpflichtet fühlen.
  • Information der Öffentlichkeit durch Publikationen jedweder Art und einschließlich des Internets und Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Einrichtungen.
  • Öffentlichkeitsarbeit durch Informationsveranstaltungen über die Orientalischen Kirchen, insbesondere Probleme der orientalischen Christen in Deutschland und in ihren Heimatländern.

Ausgangspunkt für die Gründung des ZOCD war die Berufung von Simon Jacob zum Integrationsbeauftragten der Syrischen Kirche durch Bischof Hanna Julius Aydin und Bischof Anba Damian vor drei Jahren. Jacobs Integrationsarbeit ging in mehrere Richtungen. Zunächst ging es ihm darum, die verschiedenen Leiter orientalischer Kirchen zusammenzubringen. Neben der Integration der verschiedenen Glaubensrichtungen ging es auch um die Integration in der neuen Heimat und die Frage, wie man von hier aus die Glaubensgeschwister in den vorwiegend islamischen Heimatländern unterstützen und schützen könne.

Nach Angaben des Zentralrates leben heute in der Bundesrepublik Deutschland etwa 200.000 orientalische Christen, die sich nicht überwiegend als Menschen im Exil begriffen, sondern als Bürger, die sich erfolgreich um Integration in ihrer neuen Heimat bemühen.

Der ZOCD im Internet: zocd.de/der-zentralrat/


Leserbriefe

Ich protestiere gegen die Namensgebung des Zentralrats. Bin Deutscher sowohl nach Nationalität wie nach Staatszugehörigkeit. Und von der römisch-katholischen Kirche zur koptisch-orthodoxen konvertiert. Sehe mich nicht als orientalischen Christen - höchstens als Angehörigen des orientalischen Christentums. "Orientalischer Christ" ist eine Personenbezeichnung, es geht hier aber um ein Attribut für die Sache "Christentum". Korrekt müsste es also heißen: "orientalisch-orthodox" - somit "Zentralrat der orientalisch-orthodoxen Christen in Deutschland e.V." Ist da noch etwas zu retten?

Die Namensgebung halte ich trotz des bedenkenswerten Einwandes fuer berechtigt. Zu den Christen des Orients zaehlen nicht nur die Orthodoxen und Alt-Orientalischen Kirchen, sondern auch die mit Rom verbundenen Kirchen, vor allem die Maroniten und Melkiten und ebenso die Assyrische Kirche des Ostens , die weder der Orth. noch der Kath. Kirchenfamilie angehoert, aber auch einen kath. Zweig hat. Die Christen im "Mittleren Osten", die sich einer protestantischen Gemeinschaft angeschlossen haben, Lutheraner oder Anglikaner etc, haben ihre Nationalitaet hierdurch nicht aufgegeben und sind weiterhin Orientalische Christen.

Seid von Herzen in unserer Mitte gegrüßt, unsere geliebten Geschwister im Glauben, die Ihr auch heute noch, stellvertretend für uns, so viele Märtyrer zur Ehre unseres Herrn Jesus hervorbringt!