26.10.11
Der Weltbildverlag im Kraftstrom Satans
Deutsche Bischöfe verlieren Glaubwürdigkeit, wenn sie der Verweltlichung tatenlos zusehen
Ein Kommentar von Eduard Werner
(MEDRUM) Seit der Papst in seiner Freiburger Rede eine Entweltlichung der Kirche in Deutschland anmahnte, kocht auch die Auseinandersetzung um das Programm des Weltbild-Verlags wieder hoch. Ist es in Ordnung, wenn ein Verlag, der der katholischen Kirche gehört, auch pornographische, esoterische und satanistische Produkte vertreibt?
Der Konzern "Weltbild" gehört 14 deutschen Bistümern, dem Verband der Diözesen und der Militärseelsorge in Berlin. Schon vor zehn Jahren beschwichtigte Bischof Lehmann gegenüber dem Börsenblatt des Buchhandels: Es treffe zwar zu, dass das eine oder andere Buch nicht ganz so sei, wie man es von einer katholischen Buchhandlung erwarte. Man könne sich jedoch vor der modernen Welt nicht verschließen.
Die Proteste von konservativer Seite verstummten jedoch nicht. Bischöfliche Kommissionen mussten sich weiterhin mit anstößigen Titeln befassen, ohne dass eine Änderung des Verlagsprogramms eingetreten wäre. Schließlich übersandte eine „Initiative Katholisches! Weltbild" am 27. April 2008 an alle beteiligten Bischöfe eine 70-seitige Dokumentation, in der eine Auswahl der pornographischen, esoterischen und satanistischen Produkte des Weltbildverlags vorgelegt wurde. Die Hälfte der angeschriebenen Bischöfe bestätigte den Eingang der Dokumentation. Einige Bischöfe ließen durch ihre Finanzreferenten abwiegeln: Man könne nicht das letzte Unkraut ausreißen; man werde auch einen Filter einbauen, der die Aufnahme anstößiger Artikel in das Sortiment verhindern werde. Außer etwas Kosmetik ist jedoch beim Verkaufsprogramm im Internet nicht viel geschehen. Ein halbes Jahr später wurde im Internet sogar auf ein neues satanistisches Buch aufmerksam gemacht, in dem Ratschläge erteilt wurden, wie man sich dem Satan weihen solle. („Im Kraftstrom Satans. Der Pfad der dunklen Einweihung")
Auf einer Vollversammlung der deutschen Bischofskonferenz wurde schließlich „Das Problem Weltbild" heftig diskutiert. Die Bischöfe, die für Korrekturen im Verlagsprogramm eintraten, haben sich jedoch nicht durchgesetzt. Die Öffentlichkeit wurde mit Hinweisen auf neue Filter beruhigt. Als an der Existenz von Filtern Zweifel aufkamen, kündigte der Weltbild-Konzern an, dass er verkauft werden solle. War diese Verkaufs-Ankündigung nur eine Beruhigungspille oder bestanden wirklich Verkaufsabsichten? Die Jahresbilanz des Weltbild-Konzerns beläuft sich regelmäßig auf etwa 1,7 Milliarden Euro. Das ist eine so eindrucksvolle Höhe, dass ein Verkauf der Firma recht unwahrscheinlich erschien. Jedenfalls trat in den Auseinandersetzungen um das höchst befremdliche Verlagsprogramm eine gewisse Ruhe ein.
Wie die Mehrheit der Bischöfe angesichts der Ungeheuerlichkeit etlicher Produkte ihr Gewissen beruhigen kann, ist für einen normalen Laien völlig unverständlich. Die Bischöfe riskieren ja nicht nur ihre persönliche Glaubwürdigkeit, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Kirche. Was für eine Katastrophe!
Vor diesem Hintergrund darf es niemanden verwundern, wenn DIE WELT ihre Leser fragt: "Ist es legitim, wenn die katholische Kirche mit Schmuddelliteratur Geld verdient?" Die Antwort an die katholischen Bischöfe ist eindeutig. 75 Prozent der Umfrageteilnehmer sagen: Nein! Es ist zu hoffen, dass die neuerliche Diskussion die Bischöfe wachrüttelt und sie das Unkraut endlich ausreißen, bevor es noch weiter in die Höhe schießt.
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Eduard Werner ist promovierter Historiker und war langjähriger Mitarbeiter des Goethe-Instituts im In- und Ausland. Er ist Mitbegründer des Forums Deutscher Katholiken.
26.10.11 | WELT | Katholische Kirche macht mit Pornos ein Vermögen |
21.10.11 | Radio Vatikan | Keine Pornographie bei Weltbild |
18.10.11 | kath.net | 2500 Erotik- und Pornoangebote beim 'katholischen' Weltbild-Verlag |
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Leserbriefe
Kirche kein Vorbild
Weltbild ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Immer mehr und immer undifferenzierter bei gleichzeitiger Reduzierung von Arbeitsplätzen. Weltbild macht nicht den Unterschied und legt sich keinerlei Grenzen auf. Kirche in Deutschland ist kein Vorbild, solange die Entscheidungsträger christliche Grundwerte verraten.
Man kann nicht Satan vermarkten und Gott dienen
Den unguten Geruch verströmt der Weltbild-Konzern schon lange. Bischöfe, die von gläubigen Laien moralisch geschubst werden müssen, können auch keine guten Hirten sein. Pecunia non olet? Doch, dieses Geld stinkt! Da gibt es nichts heftig zu diskutieren, da gibt es nur ein klares Nein. Man kann nicht Satan vermarkten und Gott dienen.
Nicht wegschauen und verdrängen
Danke für diesen nüchtern-erschütternden Einblick in Realitäten, die ansonsten vielen Christen in diesem Land verborgen blieben! Eine der heute gängigen Devisen lautet: "Wegsehen!" und: "Nur nichts zur Sprache bringen, wenn man selber Unannehmlichkeiten bekommen könnte!". MEDRUM hat jetzt hoffentlich dazu beigetragen, dass nicht mehr weggeschaut und Verhängnisvolles immer weiter verdrängt werden kann!
MfG, Rolf-Alexander Thieke, Pfr. und Rell.
Sündiger Weltbildverlag
Ich bekomme regelmäßig den Katalog des Weltbildverlages, der sehr gute, günstige und vielseitige Angebote hat, weshalb ich schon manches bestellt habe. Bislang ist mir noch gar nicht aufgefallen, dass der Verlag "pornographische", "esoterische" und "satanische" Produkte vertreibt. Dank der christlichen Saubermänner weiß ich das nun. Ich frage mich allerdings woher der Scharfblick, überall sofort und zielsicher das Sündhafte zu entdecken - oder besser, das Haar in der Suppe zu finden - herrührt.