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Althoffs Irrtümer über die Kreuzzüge und Gründe für das Massaker von Oslo


19.08.11

Althoffs Irrtümer über die Kreuzzüge und Gründe für das Massaker von Oslo

Ein Kurzkommentar von Eduard Werner

(MEDRUM) Der Münsteraner Geschichtsprofessor Gerd Althoff hat in einem Beitrag in der „Frankfurter Rundschau" und in der „Berliner Zeitung" ("Gewalttätiges Erbe der Kreuzfahrer ") der katholischen Kirche eine Mitschuld am Massaker von Oslo zugeschrieben. Die Päpste bzw. die Kirche hätten versäumt, „das Unchristliche am Tun der Kreuzfahrer" zu verurteilen. Damit habe die Kirche zur „Legitimierung und Heiligung von Gewalt" beigetragen. Doch Althoffs These fußt auf mehreren Irrtümern.

Erster Irrtum

Der erste Irrtum betrifft Althoffs Bewertung der Kreuzzüge. Wenn er die mittelalterlichen Kreuzzüge schon verurteilen will, so sollte er vorher die moslemischen Angriffe unter die Lupe nehmen, welche den Kreuzzügen vorausgehen und diese Kriege zumindest mit verursacht haben.

Die Länder Nordafrikas waren schon ein halbes Jahrtausend christlich geprägt, bevor im 7. Jahrhundert der neue Islam dort das Christentum grausam zu verdrängen begann. Tausende christlicher Kirchen wurden zerstört oder islamisiert. Und die wenigen noch vorhandenen Christen wurden unterjocht. Die Moslems haben die den Christen heiligen Orte wie Bethlehem und Jerusalem blutig erobert. Dagegen haben später die Kreuzritter niemals eine den Moslems heilige Stadt wie Medina oder Mekka betreten. Sie wollten vor allem ihren bedrängten Glaubensbrüdern zu Hilfe kommen und die heiligen Stätten zurückerobern.

Islamische Herrscher haben etwa ein Jahrtausend lang Europa bedroht. Schon im 7. Jahrhundert ging die berühmte Bibliothek Isidors von Sevilla (560 - 636) an die Moslems verloren. Diese mussten 732 auch bei Tours in Frankreich abgewehrt werden. 883 haben die Moslems die Kloster-Bibliothek in Monte Cassino eingeäschert und im 10. und 11. Jahrhundert Rom bedroht. 1453 haben die Moslems Konstantinopel blutig erobert, 1683 standen sie vor Wien. Auf dem eroberten Balkan führten sie die Bubenlese durch, das heißt: Jede christliche Familie musste einen Sohn für die türkischen Janitscharen abliefern. Das gab in den Familien oft herzzerreißende Szenen. Überdies: Die vielen in Spanien neu eingerichteten Harems waren kein Fortschritt für die Menschenrechte. Wer die Kreuzzüge isoliert als dunkles Kapitel in der Geschichte des Abendlandes beschreibt, analysiert die wahren Zusammenhänge nicht.

Vor diesem Hintergrund ist Gerd Althoff zu fragen, ob er jegliche Gewalt für prinzipiell schlecht hält oder ob Gewalt nicht auch vor Unrecht schützen kann, ja schützen muss. Mit einem völligen Verzicht auf Gewalt und ohne das Recht auf Verteidigung könnte auch keine freiheitliche Demokratie lange existieren. Durften dieses Recht auf Verteidigung nicht auch die mittelalterlichen Kreuzfahrer für sich in Anspruch nehmen?

Zweiter Irrtum

Zweitens glaubt Althoff völlig zu Unrecht, dass eine päpstliche Verurteilung der Kreuzzüge heute einen norwegischen Freimaurer vom Typus Breivik von seiner Untat abgehalten hätte. Denn noch nie in der Geschichte hat sich ein protestantisches Land wie Norwegen an einem päpstlichen Urteil orientiert. Der Attentäter distanzierte sich sogar vom Christentum insgesamt.

Dritter Irrtum

Althoff übersieht zudem die sozialen Spannungen in den skandinavischen Städten. Viele Skandinavier empfinden heute - ob zu Recht oder zu Unrecht - ein Unterlegenheitsgefühl gegenüber Zuwanderern aus afrikanischen Ländern. Sie glauben nämlich, dass ihre Neubürger bei staatlichen Stellen und sogar bei Gerichten bevorzugt werden. Diese Überzeugung führt leider zu unterschwelligen Aggressionen gegen die Zuwanderer. Die Regierungen scheinen die Gefahren dieses Konfliktherdes bisher nicht bemerkt zu haben. Mit dieser Problematik haben die Kreuzzüge und ihre Bewertung durch die Päpste nichts zu tun. Dies ist ein dritter Irrtum von Althoff. Er verkennt die sozialen Spannungen in den skandinavischen Städten.

Die tatsächlichen Ereignisse und ihre wahren Zusammenhänge verdeutlichen, wie abwegig der Versuch ist, der katholischen Kirche eine Mitschuld an den Irrsinnstaten von Breivik zu geben. Breiviks Massenmord an unschuldigen und wehrlosen Menschen ist alles andere als ein Erbe der Kreuzfahrer.

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Eduard Werner ist promovierter Historiker und war langjähriger Mitarbeiter des Goethe-Instituts im In- und Ausland.


29.07.11 Frankfurter Rundschau Mythos Kreuzzüge: Gewalttätiges Erbe der Kreuzfahrer
01.08.11 Berliner Zeitung Das gewalttätige Erbe der Kreuzfahrer

 

Leserbriefe

Wenn nicht einmal ein Geschichtsprofessor die wahren Zusammenhänge der Kreuzzüge kennt, so ist dies eine abgrundtiefe Blamage und außerdem höchst problematisch, da dieser "Professor" Unwahrheiten lehrt. Allerdings werden heute auch bewußt Unwahrheiten über die Kreuzzüge verbreitet, um gegen das Christentum zu hetzen.

Solche Ereignisse wirken oft wie ein Rohrschach-Test: Der Mensch sieht und spricht aus, was in seiner Seele beheimatet ist, denn wovon das Herz voll ist, davon der Mund überfließt. Herr Althoff hat sehr wahrscheinlich ein sehr gebrochenes Verhältnis zur katholischen Kirche. Das geht auch ohne Kreuzfahrer!

"Und die wenigen noch vorhandenen Christen wurden unterjocht...". Das ist ein Irrtum, sofern von den wenigen die Rede ist. Wie das Beispiel Türkei zeigt, wurden die Christen über Jahrhunderte dezimiert. Nachdem der Irak und Somalia die Christen weitgehend vertrieben oder ausgemordet haben, kommen möglicherweise jetzt die Kopten in Ägypten dran. Ich gestehe, dass mich das beeindruckt und dass ich gerade deswegen der muslimischen Landnahme ablehnend gegenüber stehe.

Breivik hat durch seine Tat auch erreicht, dass die Schuldfrage betreffend die Zulasser dieser Landnahme, die er unglaublich brutal gestellt hat, nicht mehr diskutiert werden kann. Die Folge seiner Tat ist eine Solidarisierung mit den Angegriffenen (auch durch mich, das muss ich einfügen, um nicht falsch zitiert zu werden). So kann er möglicherweise in die Geschichte als "Brandbeschleuniger" der Ablösung unseres Kulturkreises eingehen.

Super, jetzt sind es nicht mehr die fundamentalistischen Christen, sondern die Kreuzfahrer. Oder doch die r.-k. Kirche, weil diese nicht mindestens einmal in der Woche sagt, dass Kreuzzüge nicht so gut sind? Kommen denn diese so super klugen Menschen nicht einmal auf die Idee, dass ein Mann mit 32 Jahren selbst für seine Taten verantwortlich ist. Wenn ich mich immer nach allem richte, was irgendwer sagt oder schreibt, da hätte ich vielleicht auch schon mal wen umgebracht. Die Bibel sagt: du sollst nicht morden. Danach habe ich mich zu richten.

Vielleicht sollte der nächste kluge Mensch mal in der Famiile des Täters forschen. Da ist ein Vater, der schon so 16 Jahre keinen Kontakt mit seinem Sohn hat. Könnte es nicht das sein? Aber nein, wir alle haben in unserem Leben die eine oder ander oder auch schwere Verletzung erlitten. Aber wir tragen ganz allein die Verantwortung für unser Tun - vor Gott.

Noch eine Idee: vielleicht fühlte sich der Mörder von der Polizei nicht ernst genommen, obwohl er da mehrere Male anrief? Er hat dann weitergemordet, weil niemand reagierte. Hat ihn das vielleicht beleidigt: die nehmen mich nicht ernst? Oder waren es doch die Freimaurer? Da war er doch Mitglied.

Hört auf damit, die Schuld von einem auf den andern zu schieben. Es gilt zu überlegen, wie so etwas früher zu erkennen ist. Und die Polizei zu schulen, um schneller einzugreifen. Aber wir leben nicht in totaler Sicherheit. Ich habe Mitleid mit den Hinterbliebenen und allen, die das miterleben mußten.

Das wirklich Üble in dieser ganzen Diskussion ist tatsächlich die weitgehende Unkenntnis über die gesamte Faktenlage. Die Faulheit der medialen, politischen und (LEIDER !) auch der kirchlichen "Eliten", die es scheuen, sich mit historischen Zusammenhängen zu befassen. Das würde ein klein wenig Recherche und ein wenig "Einlesen" in den Koran oder verschiedene Hadithen erfordern, aber dazu ist natürlich niemand bereit. Stattdessen hat man lieber eine kleine Schublade, aus der man dann die jeweils vom öffentlichen Mainstream geforderten Plattitüden herausholen kann. Nur nicht anecken, nur nicht gegen den Strom schwimmen, das könnte schmerzhaft werden. Vor allem von Kirchenleuten kann man eigentlich mehr "Leidensbereitschaft" erwarten, aber jetzt, da speziell in der evangelischen Konfession fast nur noch Kuschel- und Wohlfühlchristentum gepredigt wird, ist es wohl dafür zu spät. Schade auch.