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Kontroverse um Marburger Kongreß geht weiter


05.05.09

Kontroverse um Marburger Kongreß geht weiter

Offener Brief der Publizistin Gabriele Kuby an Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD)

(MEDRUM) Die Kontroverse um den Marburger Kongreß "Psychotherapie und Seelsorge" geht weiter. Während das Marburger Aktionsbündnis "Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus" seine Forderung bekräftigt hat, den Kongreß nicht stattfinden zu lassen, wendet sich heute die Publizistin Gabriele Kuby in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Marburg Egon Vaupel und appelliert an ihn, dem Druck auf ihn und den Kongreß nicht nachzugeben.

Die Sprecherin des Marburger Aktionsbündnisses Nora Nebenberg hat in einer Pressemitteilung die Kritik am Kongreß bekräftigt. Die von Volker Beck, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90 / Die Grünen, bereits erhobene Forderung, die Seminarveranstaltungen mehrerer Referenten abzusetzen, ist dem Aktionsbündnis nicht ausreichend.

Das Aktionsbündnis dazu in einer Pressemitteilung: "Dem Bündnis 'Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus' ist das zu wenig." Nora Nebenberg betonte erneut: "Unser Protest richtet sich explizit gegen den Kongress als ganzen. Nicht drei Seminare oder ReferentInnen sind das Problem, sondern die homophobe Grundausrichtung der evangelikalen Bewegung. Statt religiös-fundamentalistischen Positionen eine Bühne zu bieten, sollten Stadt und Universität sich für Gleichberechtigung und die Bekämpfung von Homophobie einsetzen."

"Homophobie" sei "menschenverachtendes" Denken - und habe als solches "in einer Universität und anderen öffentlichen Räumen nichts verloren". Homosexualität sei "weder krankhaft noch einer Therapie zugänglich". Der wissenschaftliche Mainstream habe das schon vor 30 Jahren erkannt - "die Evangelikalen offenbar immer noch nicht.", erklärte Nebenberg.

Dieser Forderung tritt die Initiative "Für Freiheit und Selbstbestimmung" entschieden entgegen. Mit einer öffentlichen  Erklärung traten mehr als 370 Bürger und eine Vielzahl namhafter Personen am 20. April 2009 an die Öffentlichkeit und forderten, dem Druck auf den Marburger Kongreß nicht nachzugeben. Die Unterzeichner sehen in der Aktion gegen den Kongreß und seine Referenten einen Angriff auf Grundfreiheiten. Eine der Erstunterzeichnerinnnen, die Publizistin Gabriele Kuby, hat sich heute in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Marburg gewandt und ihn darin bestärkt, sich nicht dem Druck auf den Kongreß zu beugen.

Auszug aus dem Offenem Brief von Gabriele Kuby an Oberbürgermeister Egon Vaupel vom 05. 05.2009:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Vaupel,

der Kongreß „Psychotherapie und Seelsorge", der vom 20 - 24. Mai in Marburg stattfinden wird, beschäftigt seit Wochen die Öffentlichkeit. Sie wurden von einigen Stellen aufgefordert, dem Kongreß keine Räume zur Verfügung zu stellen und sich von bestimmten Referenten zu distanzieren. Das Aktionsbündnis "Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus" fordert sogar, den Kongreß insgesamt zu verbieten. Dies stellt einen Angriff auf fundamentale Frei-heitsrechte dar, die in der Verfassung garantiert sind.

Gegen solche Forderungen haben sich Bürger und Personen des öffentlichen Lebens mit der Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung - gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände" ausgesprochen. Ich gehöre zu den Erstunterzeichnern dieser Erklärung, die am 20. April 2009 veröffentlicht und von vielen namhaften Persönlichkeiten unterzeichnet wurde. Daher möchte ich Sie über die Resonanz dieser Initiative informieren.

Die Zahl von mehr als 370 Erstunterzeichnern hat sich seit der Bekanntmachung vervielfacht. Mehr als 400 Professoren, Ärzte, Ingenieure, Theologen, Pfarrer, Pastoren, Publizisten und Medienschaffende haben sich dem Appell angeschlossen, dem Druck der Lesben- und Schwulenverbände und ihrer Verbündeten auf den Oberbürgermeister der Stadt Marburg und den Präsidenten der Marburger Philipps Universität nicht nachzugegeben. Dazu gehören Prof. Dr. habil. Robert Spaemann, der Staats- und Verfassungsrechtler Prof. Dr. em. Martin Kriele, die Religionsphilosophin Prof. Dr. habil. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Prof. Dr. phil. Dr. theol. Thomas Schirrmacher, die Philosophin Prof. Dr. Edith Düsing, der Weihbischof von Salzburg, Prof. Dr. Andreas Laun, die Bundesvorsitzenden der Christdemokraten für das Leben, Mechthild Löhr, die Professoren Wolfgang Ockenfels, Manfred Spieker und Peter Beyerhaus, der Direktor des österreichischen Institutes für Ehe und Familie, Prof. Günter Danhel, der evangelische Theologe und ehemalige Landesbischof der württembergischen Landeskirche, Dr. Theo Sorg, der CSU-Rechtsexperte des Deutschen Bundestages, Norbert Geis.

Der ehemalige Richter des Bundesverfassungsgerichtes, Prof. Dr. Ernst-Wolfgang Böckenförde, erklärte zu dieser Initiative:

„Ob die in der Erklärung der Initiative vertretenen Thesen und Behauptungen zutreffen, kann ich selbst nicht beurteilen. Es ist aber in einer freiheitlichen Ordnung, die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit gewährleistet, unerträglich, eine öffentliche Auseinandersetzung darüber zu behindern und einige Personen mit einem Redeverbot belegen zu wollen."

Die Unterzeichner kommen aus mehr als 500 Städten und Gemeinden des Bundesgebietes, aber auch aus dem Ausland, aus Österreich und der Schweiz, aus Belgien, England, Frankreich, Italien, Norwegen sowie Kanada und den USA, wo die Entwicklung in Deutschland mit Sorge beobachtet wird. ...

Täglich schließen sich der Erklärung viele weitere Unterzeichner an. Sie alle sind dankbar, daß Sie sich dem Druck, den Kongreß nicht stattfinden zu lassen, nicht gebeugt haben.

Ich bitte Sie, Herr Oberbürgermeister, und vertraue darauf, daß Sie das Ihre tun werden, damit in Marburg auf dem Kongreß „Psychotherapie und Seelsorge" im Geist der Freiheit ein offener Dialog über wichtige und kontroverse Fragen geführt werden kann, und so die freiheitliche Tradition Ihrer Stadt verteidigen.

Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Kuby, M.A.

Oberbürgermeister Vaupel sah bisher keinen Grund, dem Kongreß keine Räume zur Verfügung zu stellen. Einem Zeitungsbericht zufolge soll er sich allerdings von einzelnen Vortragsveranstaltungen distanziert haben. Auf Anfrage von MEDRUM wurde dies jedoch weder dementiert noch bestätigt.

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Über Gabriele Kuby

ImageGabriele Kuby ist Soziologin und zeigt als Buchautorin, Publizistin und Vortragsrednerin Sackgassen der modernen Gesellschaft auf, aus denen sie Auswege durch den gelebten Glauben an Jesus Christus aufzeigen will, dessen Gnade sie durch die Sakramente der Kirche immer angeboten sieht.

Sie ist Autorin des Buches "Die Gender Revolution - Relativismus in Aktion" -> weitere Information


-> Online-Unterzeichnung der Initiative


MEDRUM-Artikel -> Initiative "Für Freiheit und Selbstbestimmung" findet großes Echo

MEDRUM-Artikel -> Aktionsbündnis bekommt Zulauf

MEDRUM-Artikel -> Weihbischof von Salzburg, Andreas Laun: Es besteht Handlungsbedarf!

MEDRUM-Artikel -> Interview mit Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz

MEDRUM-Artikel -> Religionsphilosophin der Homophobie bezichtigt

MEDRUM-Artikel -> Norbert Geis (CSU) im Interview des Tages mit Tagespost


 

Leserbriefe

ich finde der Kongress soll unbedingt und in aller Freiheit stattfinden. Wie ist es möglich in unserem Staat solches einfach zu verbieten. Ich wehre mich dagegen und stelle klar solchen Meinungen nicht weiteren Raum zu bieten.

Am 30. Dezember 1989 habe ich im Westfalen-Blatt Bielefeld den marxistischen Überbau nach dem Sturz der Berliner Mauer für ungültig erklärt. Niemand ist es bisher gelungen, diesen Beweis zu knacken. Aber auch meine These, damit Hegels ganze Dialektik pulverisiert zu haben, blieb bisher unwidersprochen.

http://person.yasni.de/burkhard-raub-143550.htm

Evangelikale sind Menschen, die die Bibel als Grundlage für ihr Leben und ihren Glauben ansehen. Das ist den Christen aller Konfessionen gemein. Die Bibel benennt ganz klar Sünde beim Namen. Homosexuelles Verhalten ist danach eindeutige Sünde. Das heißt jedoch nicht, dass man Menschen, die so leben, verachtet. Das tun auch gerade Christen nicht, die nämlich die Gnade und Liebe Jesu und Gottes über ihrem eigenen Leben und ihrer eigenen Schwäche erfahren habe. Christen sind im tiefsten Sinne homophil, dem Menschen und dem Leben in Liebe zugewandt. Homosexualität jedoch erzeugt in einem Menschen ungute Bindungen und Abhängigkeiten. Menschen, die ihre Homosexualität ausleben, haben eine deutlich geringere Lebenserwartung als der Durchschnitt. Kann das gut sein? Ist das ein gutes Zeichen über diese Art der Lebensführung? ("An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" steht in der Bibel. Aus der gesegneten Liebe zwischen Mann und Frau entsteht das Wunder des Lebens.) Es gibt genug Menschen, die mit Gottes Hilfe wirklich befreit wurden von unguten Bindungen auch der Homosexualität; auch auf dieser Website gibt es ein Beispiel in einer Leserzuschrift. Diese Menschen gehen nun erfüllt und glücklich durch ihr Leben. Deutschland ist ein freiheitliches Land! Es darf hier keine Denk- und Redeverbote geben - und Menschen, die die sachlichen Meinungsäußerungen Anderer unterdrücken wollen, müssen klar in ihre Schranken gewiesen werden!

Rosebrock

http://www.glmk.de

Ich möchte darum bitten, dieses Forum nicht als Plattform für pro/contra Homosexualität zu benutzen. Es geht hier ausschließlich um Meinungs- und Redefreiheit sowie um die Freheit der wissenschaftlichen Forschung, die durch die Aktionsplattform in undemokratischer Weise behindert werden soll. Dagegen ist Stellung zu beziehen, und zwar in aller Deutlichkeit!
Es ist in Europa insgesamt die Tendenz zu beobachten, unpopuläre (weil angeblich fundamentalistische) Standpunkte diskriminieren zu wollen. Der wesentlich bessere, weil demokratischere und wissenschaftlichere Ansatz wäre, mit diesen Positionen in einen wissenschaftlichen Dialog zu treten und sie, wenn möglich, zu entkräften. Das das so nicht geschieht ist meines Erachtens nur ein stillschweigendes Eingeständnis der wissenschaftlichen Dilletanz der Aktionsplattform, der Grünen und anderer Aktivisten die lautes Geschrei mit Demokratie und aggressives Gehabe mit wissenschaftlicher Überlegenheit verwechseln.

Sehr geehrter Leserbriefschreiber, ich finde Sie haben sehr gut und richtig argumentiert. Für diese Meinungsfreiheit und Vielfalt sollten wir uns stark engagieren. Heinz Ulrich

Das aktuelle Verhalten des LSVD legt die Vermutung nahe, als befänden sich solche Homosexuelle, die sich anders orientieren wollen, entweder a) grundsätzlich nicht im Bereich des Möglichen oder b) als sei die Homosexualität auf qualitativer Ebene nicht gleich-, sondern höher zu bewerten als die Heterosexualität und potentielle ``Abtrünnige'' verdienen es daher nicht, dass man sich Gedanken über ihr psychisches Wohlergehen macht. Auch als Homosexueller würde ich bitte jederzeit die Möglichkeit haben wollen, eventuell aufkommende heterosexuelle Neigungen ausleben zu dürfen, vielleicht auch unter Inanspruchnahme therapeutischer Maßnahmen. Würde der LSVD wirklich für die Interessen von Homosexuellen eintreten, hätte man sich wohl eher für diesen Kongress ausgesprochen - und nicht der eigenen Glaubwürdigkeit geschadet. Den Absolutheitsanspruch der Ideologie der Kongressgegner zu akzeptieren würde schlicht und ergreifend die Herbeiführung eines Szenarios befördern, in welchem sich heterosexuelle Menschen irgendwann für ihre Heterosexualität rechtfertigen müssen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand, der an dem Kongress teilnimmt oder ihn auch nur befürwortet, eine "krankhafte Angst vor Homosexualität / vor Homosexuellen" hat. Der beschimpfende Vorwurf einer "Homophobie" entlavt daher viel eher eine psychische Störug der Kritiker; sie leiden an Homomanie!